Ansatz und Intonation

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von mrbrightside, 3.März.2012.

  1. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    ich würde gerne eure Meinung hören zu einer Theorie, die mich schon lange beschäftigt.
    Ich spiele Altsaxophon in unserem örtlichen Musikverein. Das musikalische Niveau ist mäßig und die meisten Musiker sind wenig ambitioniert.

    Ich komme gleich zum Punkt der mich beschäftigt: Bei Proben, bei der die Gesamtintonation schlecht ist, geht mein Ansatz rasend schnell in die Knie.

    Ich versuche dann ständig meinen Ton so an zu passen, dass die Intervalle stimmen. Dies ist aber ein endloser Prozess. Denn wenn der Ton dann z.B. zum Trompetenregister stimmt, ist er gegenüber dem tiefen Blech wieder daneben.
    Ich bin also die ganze Zeit am nachintonieren.

    Könnt ihr das bestätigen? Ist euch das auch schon aufgefallen?

    Als Lösung kommt wohl auch nur in Frage, immer eine solide Grundstimmung mit dem Stimmgerät zu erzeugen.
     
  2. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Ja, ich kenne das so ähnlich. Allerdings ermüdet bei mir eher die harmonische Aufmerksamkeit, so dass ich langsam selber die Orientierung verliere.

    Allerdings ist die Grundkorrektur ja die Aufgabe des Leiters, meine ich.

    Grüße
    Brüllo
     
  3. noten-schussel

    noten-schussel Ist fast schon zuhause hier

    Wenn die Ambition bei den anderen Musikern fehlt, ist man da als Einzelner chancenlos.
    Das gefährliche, wie Brille in etwa andeutete, ist dass die Toleranzgrenze eben nicht nur kurzfristig, sondern sogar dauerhaft sinkt.
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Grundsätzlich ist die Intonation in solchen Bands, wie auch in Big Bands sehr schwierig. Manchen Musikern fehlt das geschulte Ohr um Fehler zu hören oder schlimmer noch einige Bläser haben selber noch nie Intonationsübungen gemacht (oder keine Zeit das zu üben).
    Das man die perfekte Intonation in einer Band mit mehreren Bläsern mit einem Stimmgerät hinbekommt ist allerdings fraglich. Mein Big Band Leiter an der Uni hat immer gesagt es gibt in einer Big Band nicht die absolute korrekte Intonation sondern man muss versuchen die Intonation untereinander optimal aufeinander abzustimmen. Derjenige, der laut Stimmgerät genau stimmt, hat laut seiner Aussage nicht unbedingt auch recht (wenn wir mal Abweichung von einem Viertelton mal aussen vor lassen).
    Wenn allerdings das Leistungs- und somit auch das Intonationsniveau der Musiker sehr stark auseinander geht funktioniert das Prinzip, nach meiner Erfahrung, nicht mehr.

    Die Gefahr ist gross, daß Du Dir die Intonation dauerhaft versaust.
    Da helfen dann nur Intonationsübungen mit der ganzen Band (gibt es Bücher zu z.B. im Hal Leonard Verlag).

     
  5. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Danke für die Antworten.

    @Saxhornet: Ich kenne die Aussage, dass das Stimmgerät keine perfekte Intonation hervorbringt.
    Aber zumindest eine solide Grundstimmung könnte man herstellen. Damit könnte man dann zumindest vermeiden, dass einige Musiker einen viertel Ton zu hoch sind und dies auch nicht korrigieren können, weil sie es nicht hören.
    Den letzten Feinschliff kann natürlich kein Stimmgerät geben. Aber eine deutliche Verbesserung der Grundintonation auf jeden Fall denke ich.
     
  6. flar

    flar Guest

    Moin, moin mrbrightside
    wie schon von anderen vor mir geschrieben ist es mit steigender Anzahl der Musiker auch zunehmend schwieriger eine korrekte Stimmung ein zu halten. Wenn unter „wenig ambitionierte Musiker“ Leute zu verstehen sind die nur einmal in der Woche zur Probe ihr Instrument aus dem Koffer holen, vergiß es, keine Chance! Ich spiele im Moment aus Zeitgründen leider in keinem festen Orchester, sondern helfe überall aus wo jemand gebraucht wird. Es gibt da einige Gruppen bei denen ich grundsätzlich keine Zeit habe weil die einfach zu gut für mich sind, die sind so gut das nicht einmal der Dirigent es für nötig halt den Haufen einzustimmen. Könnte ja sein das er es vergessen hat, also mal dezent nach gefragt, die Antwort:“ ist doch nur ein Frühschoppen da lohnt das eh nicht“. Ist schon merkwürdig, die bezahlen (gut nicht all zu viel) mich damit sie Komplett sind und keine Stimme fehlt, aber eingestimmte Instrumente sind nicht wichtig. Ich trinke ja gern mal einen Schnaps vor dem spielen und auch mal ein Bier in der Pause, aber das ich mir Mucken schön saufe habe ich schon vor zwanzig Jahren auf gegeben, also habe ich für solche Truppen einfach keine Zeit.
    Ich will Dir Deinen Musikverein ja nicht madig machen, aber vielleicht währe für Dich ein Vereinswechsel ein gute Alternative, bevor Du selbst so ein Sch%!§egal Gefühl beim Musik machen bekommst, wie es einige Deiner Kollegen offensichtlich schon haben.
    Viele Grüße Flar
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Jedes Ensemble, das über noch nicht so fortgeschrittene Mitspieler verfügt, MUSS am Anfang der Probe gemeinsame Intonationsübungen machen, bei denen die Musiker lernen, auf die Töne der anderen zu hören.

    Dafür hat sich beispielsweise das gemeinsame Spielen von Tonleitern bewährt, das kann man auch gut mit rhythmischen Übungen verbinden:

    1. Jeden Ton einen ganzen Takt aushalten (evtl. mit Sforzando)
    2. Jeden Ton nur eine Halbe
    3. Erster Ton auf den Schlag, nächster auf die 2+, nächster auf die nächste Eins, usw.
    3. Jeder Schlag ein Ton
    4. Tonleiter als Achtellauf
    5. Tonleiter als ternäre Achtel
    usw.

    Das muss nur fünf Minuten in Anspruch nehmen (man braucht ja nicht jedes Mal das ganze Programm abzuspulen), doch es übt das Zusammenspiel und das Aufeinander hören ganz ungemein! :)

    Wenn ein Dirigent (resp. Bandleader) darauf verzichtet, obwohl es im Ensemble deutliche Schwierigkeiten in Rhythmik und Intonation gibt, dann ist er entweder taub oder unmotiviert... :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  8. Henri

    Henri Schaut öfter mal vorbei

    Ja,ja, die liebe Intonation. Alte Weisheit unter Laienspielern: je mehr Leute, desto schwieriger die Intonation. Da gibts nur eins: üben und hören!
    Wie lautet der alte, sarkastische Witz (der sicherlich schon Goldene Hochzeit feiert)?
    "Was ist eine chromatische Tonleiter?"
    Antwort: Wenn 13 Saxer unisono spielen......
    Henri
     
  9. montreal

    montreal Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    ich habe mich erstmal zurückgehalten, aber die Aussage von Flar hat mich jetzt doch zur Stellungsnahme motiviert.
    Ich spiele nicht mehr als Dauerlösung mit einer Truppe, die merklich unter meinem Niveau ist. Ich habe an mir selbst festgestellt, dass ich mich in solchen Situationen auf dem Sax zurückentwickelt habe, da ich keinen akuten Übungsbedarf gesehen habe und ein erheblicher Teil meiner eigentlichen Übungszeit durch die Band abgedeckt war.
    Ich kann auch aus leidvoller Erfahrung sagen, dass es fast unmöglich ist, "Musiker" mit geringen Ambitionen auf ein für ein empfindliches Gehör erträgliches Level zu bringen. Das bedeutet immer wieder von Probe zu Probe und Auftritt zu Auftritt : Frust!

    Deshalb mein Rat (analog zu Flar): nach einer anderen Truppe umsehen, wenn es Dich ausreichend nervt.
    Gruß Thomas
     
  10. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Genau.

    Wenn Du das hörst, was alle anderen scheinbar nicht hören (oder was sie nicht kümmert), dann solltest Du dort nicht bleiben.
     
  11. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich persönlich würde die gleichen Konsequenzen ziehen. Verbesserungsvorschläge bei einer völlig musikunambitionierten Truppe kommen meistens nicht so gut an. Man ist da dann sehr schnell der Außenseiter und Klugscheißer.

    Ich spiele deshalb seit etlichen Jahren in solchen Formationen mit, in denen ich mich selbst qualitätsmäßig ständig am "Riemen reißen muss" und somit ständig gefordert und gefördert werde. Qualitätsmäßig gewinnt dadurch mein Saxophonspiel.

    Daher spiele ich lieber in einer ambitionierten und fitten Truppe "nur" die 2. Stimme als in einer ausschließlich bier- und biermusikorientierten Formation die 1. Stimme mit Aufgaben als Feld-, Wald- und Wiesensolist. :cool:
     
  12. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Danke für die Antworten.

    Ich plane eigentlich nicht deswegen den Verein zu verlassen. Ich wollte in erster Linie meine Theorie bestätigt haben :)

    Es ist auch nicht so, dass die Truppe völlig unambitioniert ist.
    Ich denke das Problem ist, dass wir zu schwierige Stücke spielen. Wenn zu viele noch mit den richtigen Tönen und dem richtigen Rhythmus kämpfen, bleibt nicht mehr viel Kapazität übrig um auch noch auf die Mitmusiker zu hören. Das merkt man vor allem bei neuen Stücken. Da wird dann munter drauf los gespielt. Meist alles im forte und jeder ist sich selbst der nächste.
     
  13. flar

    flar Guest

    Hallo alle zusammen
    ich hoffe ich bin nicht falsch verstanden worden und wirke jetzt wie ein musikalischer Snob.
    Ich habe überhaupt kein Problem damit wenn es mal nicht so gut läuft oder vielleicht auch die musikalischen Fähigkeiten bei einigen Mitspielern noch nicht so weit entwickelt sind das sie alles fehlerfrei spielen können. Was ich aber erwarte ist das sich alle Beteiligten die größt mögliche Mühe geben das es gut klingt. Klappt es dann nicht finde ich das zwar auch nicht schön, kann es aber akzeptieren, so was passiert. Ferner habe ich auch überhaupt kein Problem mit Feld – Wald- und Wiesenauftritten, auch da kann man vernünftige Musik spielen!
    Was mich immer sehr stört sind Leute die die Musik die sie gerade spielen nicht ernst nehmen, völlig unabhängig von der Musikrichtung!

    Viele Grüße Flar
     
  14. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Full ack :)
     
  15. rbur

    rbur Mod

    Wie man Intonation trainieren kann, wurde ja schon beschrieben.

    Wenn die anderen Register untereinander nicht stimmen, ist natürlich auch die Frage, mit wem du nun am besten intonieren sollst. Zu allen passen kannst du ja nicht. Wenn du dir hier immer ein anderes Register aussuchst, dann kommst du auch nicht weiter, als wenn du immer das gleiche nimmst.
    Seid ihr mehrere Saxe? Dann passe dich doch denen an. Oder versuche, in Registerproben an der Intonation zu arbeiten.

    Die Gesamtintonation zu verbessern ist der Job des Dirigenten, vielleicht solltest du ihn auch mal darauf ansprechen.
    Dass der Umgang mit mehr oder weniger ambitionierten Leuten ein harter Job ist, ist klar. Aber dieses Thema ist an sich ja schon mehrere Threads wert.
     
  16. jenszahn

    jenszahn Kann einfach nicht wegbleiben

    Moin,

    ich kenne das Problem auch. Was immer gut hilft ist eine Aufnahme, denn die zeigt gnadenlos die Intonationsprobleme!

    Es könnte aber auch sein, dass deine Mitspieler folgender Meinung sind! "Lieber 5 Minuten geschähmt als 1 Stunde geübt" - Dann hast du leider keine Chance und du musst es ertragen oder auch ein Bier trinken oder dir was besseres suchen.

    Grüße Jens
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden