Ausbildung in Musikvereinen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von michale, 28.September.2008.

  1. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    Hallo an alle,

    wie ich so zwischen den Zeilen gelesen habe, haben hier im Forum doch einige Leute (wie ich auch) Ihre Ausbildung im Musikverein angefangen - in meinen Augen ist Lernen ein lebenslanger Prozess. :-D

    Ich will jetzt keine "Schimpflawine" über Musikvereine lostreten aber folgende Punkte würden mich mal brennend interessieren:

    - hattet Ihr Einzel- oder Gruppenunterricht?
    - im nachhinein betrachtet - findet Ihr Eure Ausbildung als extrem unvollständig?
    - hat der Verein im Unterricht mit Saxophonschulen gearbeitet oder wie in meinem Fall mit der Arbanschule für Trompete?

    Neugierige Grüße
    Michale
     
  2. Sax_Addict

    Sax_Addict Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Michale,
    ja, auch ich bin ein Musikverein'ler ;-)

    Meine Ausbildung habe ich vom ehemaligen Dirigenten (kein Berufsmusiker sondern eher ein "hausgemachter" Dirigent, selbst ein "Kind des Musikvereins") in Einzelstunden erhalten, damals allerdings zunächst auf der Klarinette.
    Wir haben in mehreren Jahren die Bände der Robert Kietzer (?) Schule "durchgeochst". Als dann in der "großen Kapelle" der 2. Tenorsaxer ging, wurde ich kurzerhand auf's 2. Tenor gesetzt, nicht ohne mir vorher ein Tenorsax in die Hand zu drücken mit den Worten "Is eh dasselbe wie die Klarinette, die Griffe sind nur ein bisschen anders".

    Im Unterricht eignete ich mir fortan das Repertoire der Kapelle an.

    Im Nachhinhein betrachtet fand ich meine Instrumentalausbildung lückenhaft, gerade beim Wechsel auf das Saxophon.
    Ein prof. Lehrer (ein "Berufsmusiker") hätte mir mehr beibringen können.

    Mittlerweile findet die Instrumentalausbildung bei uns im Verein aber teilweise in Kooperation mit Musikschulen statt, so dass sich der Ausbildungsstandard da schon sehr verbessert hat. Alles steht und fällt mE mit dem Engagement des Vereins. Der Blasmusikverband bietet zudem auch sehr viel Weiterbildungsmöglichkeiten an.

    Schöne Grüße
    Sax_Addict
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Hallo Sax_Addict,

    das ist inzwischen weit verbreitet - beispielsweise die Musikschule Rauenberg, an der ich als "Honorar-Lehrkraft" unterrichte, hat entsprechende Kooperations-Abkommen mit den Musik-Vereinen von Malsch, Malschenberg, Mühlhausen und natürlich Rauenberg selbst.
    Die Schüler bekommen vom Verein einen Zuschuss zum Unterrichts-Honorar (sofern sie bzw. die Eltern Vereins-Mitglieder sind) :-D gleichzeitig stellt der Verein auch Räumlichkeiten vor Ort zur Verfügung, sodass die Kinder nicht so weit zum Unterricht fahren müssen.

    Gelegentlich bekommt man als Lehrer Rückmeldungen vom Verein darüber, wie sich der Schüler dort macht bzw. welche Mankos dort auffallen, ansonsten hat man aber Freiraum zur Gestaltung des Unterrichts und muss nicht stur das gerade anliegende Repertoire pauken.

    Ich halte eine derartige Zusammenarbeit für eine gute Sache, denn es gibt auch jede Menge Negativ-Beispiele - mancherorts werden erwachsene Klarinettisten als Ausbilder eingesetzt, die selbst aus dem Sax keinen geraden Ton rausbekommen, oder Jugendliche mit selbst erst wenigen Jahren Spiel-Erfahrung müssen plötzlich den Nachwuchs "übernehmen", wobei sich auch sehr schön Irrtümer und Fehler verbreiten... :-(

    (Letzteres kann aber auch durch prof. Musiklehrer und sogar an Hochschulen passieren - wir sind alle nur Menschen!) :roll:


    Grüße,
    Rick
     
  4. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Sax_Addict,

    was Du da als Unterricht hattest ist ja nicht so toll...

    Bei mir war es da etwas besser, habe aber damals auch mitbekommen, dass viele einfach nach den Bedürfnissen des Vereins "versetzt" wurden (Bsp. Trompete - Tenorhorn).

    Wir hatten damals leider auch keinen Berufsmusiker als Lehrer, aber (zum Glück) blieb uns das Repertoire der Kapelle zumindest im Unterricht erspart. (Hätte wohl viele zu sehr frustriert)
    ;-)

    Zum Glück, wie ich dem Beitrag von Rick entnehme, bessert sich die Lage stellenweise langsam aber sicher... :-D

    Viele Grüße
    Michale
     
  5. masch

    masch Ist fast schon zuhause hier

    Also ich habe vor fast 35 Jahren meine Instrumentalausbildung, damals auch an der Klarinette, im Musikverein erfahren. Ich muss sagen, das mein damaliger Klarinettenlehrer wirklich gut war. Trotzdem hätte mir ein "berufsmäßiger" Lehrer sicherlich mehr beibringen können. Nun waren das in den 70ern allerdings auch andere Zeiten als heute.

    Heute unterrichte ich selber für den Musikverein. Aber nicht ohne mich vorher selbst weitergebildet zu haben. Zu etwas muss die Mitgliedschaft im Dachverband ja gut sein. Es gibt dort Lehrgänge, die auf so etwas vorbereiten. Auch an anderen Instrumenten wird durch gutes Personal ausgebildet. Darüber hinaus gibt es durch die recht enge Zusammenarbeit mit der örtlichen Kreismusikschule mehr Möglichkeiten als früher.

    Es hat sich also durchaus etwas getan im Bereich Ausbildung in den Musikvereinen. Das kommt nicht zuletzt auch dadurch, das hier festgestellt wurde, das es für alle Seiten wertvoller ist, vernünftig ausgebildete Mitmusiker/innen im Orchester zu haben.
     
  6. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte auch einige Jahre Unterricht bei einem ehrenamtlichen Ausbilder, der aktiv bei uns im Musikverein mitspielt. Vielleicht hätte mir ein Berufsmusiker mehr beibringen können, aber dafür war der Unterricht sehr persönlich. Bis heute Frage ich meinen früheren Lehrer immer wieder um Rat, doch bin ich auf der Suche nach einem neuen professionellen Lehrer, um eben noch besser zu werden.
    D1 und D2 hab ich problemlos absolvieren können, D3 folgt in wenigen Wochen. Auch darf ich mich seit Anfang diesen Jahres Kreis-Musik-Mentor nennen, was ich mir durch einen Lehrgang verdient habe.

    Seit wenigen Wochen unterrichte ich selbst 3 10-jährige Saxophonschüler. Ich versuche ihnen natürlich so viel wie möglich, nach bestem Wissen beizubringen. Wenn jemand Tips zur Ausbildung hat, was man unbedingt beachten sollte, immer her damit.
    Auch heute bei unserem Holzbläserausbildertreffen haben wir uns darüber unterhalten, wie wir den Unterricht gestalten und wer welche Probleme mit seinen Schülern hat, sodass wir von den Erfahrungen anderer mitprofitieren können.
     
  7. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Hi, wir haben derzeit drei Ausbilder, eine gute Musikerin, eine Musikstudentin und einen studierten Posaunisten.
    Klappt bei allen sehr gut. Das Ziel des Vereins ist es ja erstmal, die Schüler auf "Vereinsniveau" zu bringen, d.h. das Mitspielen in der Kapelle muss möglich sein.
    Die darüber hinaus interessierten nehmen dann nach der Vereinsausbildung normalerweise bei Profis Unterricht. Bei den weniger interessierten ist es letztendlich egal, ob sie ursprünglich bei einem Laien oder bei einem Profi Unterricht hatten, denn sie hören in der Regel einfach auf zu üben.

    PS: Musikvereinler bitte in die mySaxSpace Gruppe eintragen:
    http://www.saxophonforum.de/modules/yogurt/tribe.php?tribe_id=4
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Das klingt gut - ich wollte auch prinzipiell nichts gegen vereinsinterne Ausbilder gesagt haben!

    Da gibt es durchaus sehr gute, einfühlsame und durch Erfahrung kompetente Leute, während nicht jeder professionelle Instrumentallehrer (mit oder ohne Hochschul-Diplom) automatisch besser sein muss.
    Es kommt immer auf den Einzelnen an! ;-)

    Aber bitte nicht um jeden Preis!
    Es gibt da erschreckende Fälle, wie z. B. ein Trompeter, der schon in jungen Jahren ganz gut hoch kam und eine rasche Auffassungsgabe hatte, weshalb man ihn (zu) früh bei den "Aktiven" an die erste Stimme setzte. Das Ergebnis war ein für lange Jahre versauter Ansatz (den er später nur mit harter Arbeit wieder korrigieren konnte!), weil er praktisch dauerhaft überfordert wurde... :-(

    ...Oder sie hätten durch einen besseren Unterricht mehr Erfolgserlebnisse und eine dauerhaftere Motivation bekommen? :roll:

    Abtörnenden Unterricht durch lustlose Lehrer gibt's allerdings auch zu oft an Musikschulen, ich möchte da gar nichts beschönigen.

    Außerdem machen wohl alle Jugendlichen in der Pubertät eine Phase durch, wo Althergebrachtes in Frage gestellt wird, das geht gern auch auf Kosten des Vereins.
    Aber manche kehren dann nach Jahren wieder zur Musik (und zum Verein) zurück, wenn sie sich erinnern, dass es doch auch Spaß gemacht hat...! :)


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  9. S4ndm4n

    S4ndm4n Ist fast schon zuhause hier

    Guten Abend!

    Ich mache mittlerweile mit einigen Saxern Musik, die ihre Ausbildung aus dem Musikverein haben.

    In Sachen Noten sind diese Leute meist recht fit - die Schwachpunkte bemerken die meisten erst, wenn sie zu einem professionellen Lehrer gewechselt haben.
    Im Ganzen finde ich die Ausbildung nicht sonderlich "schlecht" - die Ausbilder bildeten eben das aus, was im Verein gebraucht wird. An jeder Kreismusikschule kann man genauso an einen schlechten Lehrer geraten.

    Da ich das musikalische Ziel dieser Vereine nicht immer mit meinem unter einen Hut bringen kann, halte ich nicht viel davon bei einem Lehrer anzufangen, der seine musikalischen Erfahrungen nur auf einen Musikverein beschränkt. Es gibt heute allerdings vielfach wirklich gute Leute, die sowohl auf dem Instrument als auch in der Theorie was aufm Kasten haben.

    Ich wurde vor ein paar Wochen nach einem Konzert gefragt, den Unterricht für einen örtlichen Musikverein zu übernehmen. Nun unterrichte ich zwei neunjährige Mädels aufm Altosax und versuche meine Erfahrungen bestmöglich weiterzugeben und dieses "Vereinsklischee" abzulegen. Vorschriften bezüglich des Inhalts wurden mir keine gemacht.

    Die meisten der mir bekannten Musiker, die ihre Ausbildung im Musikverein begonnen haben berichteten mir, sie hätten mit dem Saxophonbuch von Klaus Dapper begonnen. Ich halte dieses Werk für eine sehr gute Schule.

    Viele Grüße
    Jazzbee
     
  10. Rick

    Rick Experte

    Zum "Dapper" gibt es unterschiedliche Meinungen - ich persönlich halte nicht so viel von der Methodik dieses Werks (auch wenn ich z. B. die Testberichte des Autoren sehr schätze).

    Andererseits ist aber auch so eine "Schule" eigentlich nur ein Medium, über das der Lehrer mit dem Schüler kommuniziert.
    Welche Teile man behandelt oder überspringt, wie man sich gemeinsam mit den Texten und Übungen auseinandersetzt, welches Zusatzmaterial man verwendet, ist im Endeffekt wichtiger als das Lehrbuch selbst.
    Man kann nicht alle Schüler über einen Kamm scheren, also muss man schon mit jedem individuell arbeiten, wobei das Material immer nur eine Basis darstellt.

    Ein guter Lehrer kann auch mit einem miserablen Buch (was "der Dapper" beileibe NICHT ist!) noch etwas anfangen, letztlich spielen im Unterricht der eigene didaktische Ansatz sowie der "Draht" zum Schüler die größeren Rollen, finde ich.


    Viel Erfolg
    wünscht
    Rick
     
  11. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Ich meinte damit, dass der Verein eventuell den Unterricht bezuschusst (was in unserem Falle fast zum Ruin geführt hätte) oder zumindest mit Räumlichkeiten und Organisation Einsatz bringt. Deswegen finden wir es zwar gut, wenn der Schüler weiter macht, möchten aber über die Orchesterreife hinaus das nicht noch weiter finanzieren.
     
  12. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Nicht ganz optimale Denkweise imho. Jeder Musiker, der über dem Orchesterniveau spielt, zieht die anderen mit! Wenn man in jedem Registern nur einen "besseren" Musiker sitzen hat, hebt das das Niveau der Kapelle meist deutlich. :)
     
  13. Neelix

    Neelix Schaut nur mal vorbei

    Also ich bin Resultat einer Nachwuchsaktion unseres Vereins, der sonst ausgestorben wäre. Wir sind ein relativ kleines Dorf und brauchen Leute von außerhalb um überhaupt existieren zu können. Problem ist bei uns, das die "Azubis" dann irgendwann studieren gehen und weg sind...
    Ich bin der einzige/erste, der im Musikverein regulär mitspielt, die Anderen sind jünger oder langsamer als ich :-D
    Wir bekommen alle Einzelunterricht, viele von uns bei der selben Lehrerin. Die Gute ist quasi berühmt dafür, dass sie einen lokalen Musikverein zu einem Niveau gebracht hat, dass schon fast unheimlich ist. Die haben einen Sound, das ist unglaublich :-D .
    Wir alle werden unterstützt vom Verein, und war mit 40%.
    Jaaa ich finde das auch toll :-D
    Ich finde meine Ausbildung bisher überdurchschnittlich streng und sehr vollständig, wobei ich ja schon spielen konnte bevor ich da angefangen habe...
    Ich hab mir das Spielen mit Dirko Juchems "Saxophon spielen- mein schönstes Hobby" beigebracht. Bisher die betse Schule, die ich in den Händen gehabt habe. Unerreicht. Im Moment dümpeln wir irgendo im hinteren Teil des zweiten Bands von "Hören, Spielen & Lesen" rum. Am liebsten würde ich den Sch.... verbrennen, das ist echt schrecklich. Vom Verein her spiele ich zweite Stimme Es-Alt also kann man das allein schlecht üben. Improvisieren bringe ich mir grade selber bei sonst hätte ichs wahrscheinlich hingeschmissen. Also ich würde keinem Kind zumuten wollen mit diesen Schulen das Spielen zu lernen. Ich weiß nicht, wer von euch diese "... spielen, mein schönstes Hobby" kennt, aber ich find die Schulen echt klasse. Ich habs mir nur damit beigebracht, die Lieder werden auf der Play-Along-CD erst mit deiner Stimme und dann ohne gespielt und das war einfach perfekt. Wenn ich allein diese Begleitung von der H,l und s höre ....
    Macht echt keinen Spaß damit zu üben. Andererseits muss man erst mal ein gewisses Grundwissen haben, um aufbauen zu können...
    Das einzige, was ich bisher bemängeln könnte, ist die Ausbildung mit dieser Schule- und ausschließlich damit.
    Achja und außerdem das wir nur einmal in der Woche proben :-D
     
  14. rinaldo

    rinaldo Ist fast schon zuhause hier

    Auch ich bin als Jugendlicher im Musikverein "ausgebildet" worden und habe sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht:
    -- Ich habe mit Flügelhorn angefangen (da war ich so 12 oder 13) bei einem Blasmusiker der alten Schule und passiert ist genau das was Rick beschrieben hat:
    Nur mit dem Unterschied, dass meine Lippenmuskulatur "durchgeblasen" war (da ist heute --nach mehr als 30 Jahren -- noch ne Delle zu spüren).
    Deshalb habe ich überhaupt erst mit Saxophon angefangen!

    -- Sax gelernt habe ich zusammen mit 4 anderen Gleichaltrigen beim 1.Tenoristen des Vereins. Der war etwas "moderner" und obwohl kein Profi auch ein recht guter Lehrer. Das Lernen in der Gruppe hat auch viel Spass gemacht, da man schon recht schnell zusammen spielen konnte. Ich weiss aber noch, dass ich immer ein wenig neidisch war auf 2-3 Leute, die nebenher noch Unterricht an der Musikschule hatten. (War in der nächst größeren Stadt 7km entfernt und ohne Auto für mich nicht erreichbar).

    Auf jeden Fall habe ich im Musikverein "Sekundärtugenden" gelernt, wie z.B. pünktlich sein, Notenmappe in Ordnung halten, kleine Notreparaturen bei Instrumentenpannen durchführen etc. Ein bischen mehr davon würde ich mir bei so manchem Mitmusiker heute wünschen.
     
  15. simplysax

    simplysax Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte mal 3 Jahre in einer Big Band gespielt... Der BandUnterricht dort war so wie gar kein Unterricht.
    Ich bin sowieso Autodidakt und hatte eigentlich nie einen Lehrer über den Schulunterricht hinaus.
    Aber noch hat mich niemand von der Bühne gepfiffen :cool:

    Musik steckt in Dir oder nicht, aber ein guter Lehrer holt es schneller aus Dir raus...
    lg mg
     
  16. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    Sehr interessant was Ihr da schreibt.

    Einig (?)sind wir uns in folgenden Punkten:
    - Ohne den Verein wäre es so manchen nicht so leicht möglich gewesen Sax zu lernen?
    (Da bin ich selbst ein Beispiel für) ;-)
    - in den letzten Jahren hat sich (zum Glück) einiges in der Jugendarbeit verbessert :-D
    - die wirklich "schlimmen Fälle" sind Ausnahmen. :cool:
    - in wenigen "Fällen" unterrichtet ein Lehrer (Dirigent) den gesamten Nachwuchs :-D

    wieviele von Euch hatten denn Einzelunterricht / Gruppenunterricht?

    Neugierige Grüße
    Michale
     
  17. saxklassik91

    saxklassik91 Ist fast schon zuhause hier

    Also kurz zu meinen Erfahrungen mit der Ausbildung beim Musikverein:

    Als ich angefangen hab sax zu spielen, hat man natürlich erst beim Musikverein einen Ort weiter nachgefragt. Es gab damals keinen der mich ausbilden konnte. So bin ich in die Musikschule mit auswärtigenzuschlag von 30% -> sauteuer. Über die Mitgleidschaft in diesem MV, der wiederum zur gemeine der Musikschule gehört, konnte ich wieder n paar Prozente gut machen...
    Obwohl der Verein seit öh knapp über 50 Jahren besteht bin ich inzwischen erster(!) Ausbilder am Saxophon geworden(vor 3 Jahren). Der Verein hat eine katastrophale Jugendarbeit "geleistet". Der Ausbilder an Trompete/Flügelhorn war eine Katastrophe, Flöte..., Klari...ich will die nicht persöhnlich angreifen, aber die hatten durch die Bank keine Ahnung(damals alles Aktive). Die selber waren nach D1 damals (wenn überhaupt) "top" ausgebildet. Sprich man wusste die Griffe und das reichte zum Lehrer werden.
    Gut heute, sprich Veränderung in den letzen 5 (!!!!!!)Jahren:
    Ausbilder sind jetzt teilweise von einer Berufsfachschule für Musik, die in der Nähe liegt. -> Super Lösung!
    Die schlechtesten Lehrer haben aufgehört jeah...
    Es bleiben noch ein paar vereinsinterne Lehrer, zu denen ich auch zähle(obwohl ich momentan eher passives Mitgleid bin ;-) ).
    So weit so gut das war die meist nur 3jährige Instrumentalausbildung.

    Musikalische Früherziehung gibts auch noch.
    Da muss natürlich die kleine Tochter des Vorstands mit 15 Jahren Blockflöte unterrichten, da die des ja so gut kann, weil sie schon in der Grundschule mal die Griffe gelernt hat.
    Was soll das denn bitte?!

    Noch zum Einzel-/Gruppenunterricht:
    Ich hab bislang nur Einzelunterricht gegeben, und hab die Muttis immer so lang vollgeredet, bis sie mir glaubten dass ihre Kids dann besser lernen.

    Fazit: Einiges hat sich hier verbessert, aber bei manchen Dingen könnt ich immer noch an die Luft gehen :-x

    Lg Saxklassik
     
  18. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich spiele momentan auch in einem Bläserorchester, das als Verein organisiert ist. Aber es hat wenig mit den landläufig bekannten "Musikvereinen" zu tun. Wir sind nur Erwachsene, die hobbymässig spielen wollen (und auch recht erfolgreich in der Region auftreten). Es gibt keine eigene Ausbildung und auch keine Nachwuchsarbeit.

    Das führt mich zu der Frage, die ich hier gern in den Raum stellen würde: wie kriegen die "richtigen" Musikvereine denn Nachwuchs für die "unbeliebten" Instrumente ??

    Wir sind selbst momentan in der Schwierigkeit, dass gleichzeitig der letzte Posaunist, der einzige Baritonspieler und die einzige Basstuba ausgefallen sind. Damit sind wir nicht mehr spielfähig. Und wo in aller Welt kann man noch solche Instrumente finden ?? Welches Kind lernt noch Basstuba oder Bariton ?? Saxophone hingegen gibts im Überfluss ...
     
  19. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    Hi Florentin,

    ich denke die "unbeliebten" Instrumente werden meist durch "Versetzen" von Schülen besetzt (Trompete - Bariton,...).

    Viele Grüße
    Michale
     
  20. mrbrightside

    mrbrightside Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann mal für unseren Musikverein sprechen:
    Wir beim Musikverein Grombach (1250 Seelendorf) haben dieses Jahr wieder 12 Anfänger in die Ausbildung gesteckt. (Zugegeben aus den umliegenden Ortschaften kommen auch welche dazu)
    Alle 2 Jahre machen wir bei unserem Musikfest ein "Instrumenteausprobieren für alle Interessierten". Da können die Kids dann mal alle Instrumente anspielen und sich so entscheiden, was sie denn später mal spielen möchten. Die meisten unserer Anfänger sind immer zwischen 8 und 12 Jahre alt. Zusätzlich zu dieser Allgemeinen Einladen gehen wir im Vorfeld in die Grundschule in die 3.+4. Klasse und stellen die Instrumente und den Musikverein ebenso vor. Außerdem geben wir den Kindern gleichzeitig noch einen Zettel für die Eltern mit, auf dem wichtige Informationen stehen.
    Mit den etwas unbeliebteren Instrumenten ist das eben so eine Sache. Seitdem wir im Jugendorchester auch Tenorhornisten und Posaunisten haben, stieg das Interesse gewaltig! Früher hatten wir eben keine und was die Kinder nicht bei den Auftritten gesehen haben interessierte sie dann auch nicht. Auch der St. Martins Umzug im November prägt sich schonmal in die Köpfe der ganz kleinen Kinder ein, die dann später gern auch ein Instrument lernen wollen.
    Nahezu alle Musikverläge schicken Baritonstimmen auch im Violinschlüssel mit, sodass sie von Tenorhörnern spielbar sind.
    Mit der Tuba gibt's da natürlich ein Problem: Man kann einem 10-jährigen Anfänger schließlich keine Tuba in die Hand drücken! Im Jugendorchester spiel' ich deshalb Bari-Sax und kümmer mich um den Bass :)
    Wenn die älteren Tenorhornisten dann soweit sind steht es ihnen natürlich frei sich ein Bariton oder eine Tuba zu kaufen und so die Kapelle zu unterstützen.

    Probleme mit Jugendarbeit haben wir Gott sei dank nicht, da wir eben alle 2 Jahre etwa 10 neue Jungmusiker dazubekommen.
    Um das Ganze mal in Zahlen zu fassen:
    Wir haben 50 Jungmusiker im alter von 8-19 Jahren (inkl. der ganz frischen von diesem Jahr)
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden