Bald offene Lippe

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Kroko, 19.Februar.2022.

  1. Klavisax

    Klavisax Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo,
    ist ja schon viel genannt worden, möchte aber meine eigene Erfahrung schildern.

    Ich bin Anfänger seit 1 Jahr und hatte im August auch eine offene Unterlippe.
    Habe dann etwas online rumgelesen und entnommen, dass es wohl am Ansatz liegt.
    Schlecht ist der klassische mit Einklemmung der Unterlippe, besser der moderne, offene Ansatz.

    Nun meine Erkenntnisse (auch als gelernter Arzt):
    Am Blatt liegt es nicht, habe die Kanten abschmirgelt und hat nur das Blatt zerstört und nichts gebracht.
    Es handelt sich um eine ischämisch bedingte Epithelnekrose, d.h. durch anhaltende Minderdurchblutung der Unterlippe kommt es zum Absterben der Haut bzw. Schleimhaut und man bekommt eine offene Wunde.

    Die Minderdurchblutung wird durch den anhaltenden Lippendruck des Ansatzes verursacht. Ganz einfach!
    Wenn man intensiv übt, wird einem das nicht mehr bewußt und der normalerweise resultierende Schmerz wird nicht mehr wahrgenommen.

    Meine Lösung:
    Abheilen lassen ohne zu Spielen. Dauert nur ca. 10 Tage, weil Kopf und Gesicht extrem gut durchblutet sind.
    Blistex Lippenstift reicht, alles andere erledigt die Selbstheilung.
    Am Ansatz arbeiten und auf lockeren Ansatz achten.
    Als Anfänger verkrampft man leicht, habe ich bemerkt. Seither achte ich bewußt auf die Entspannung der Lippen in Pausen und auch zwischen den Übungen. Seither hatte ich das Problem auch nicht mehr.

    Ein Grundsatzproblem kann es ja wohl auch nicht sein, weil Profis stundenlang täglich über Jahrzehnte spielen und offensichtlich keine offene oder vernarbte Unterlippe haben.

    Meine Empfehlung:
    Wirklich zunächst vollständig abheilen lassen und erst dann wieder spielen, auch wenn es schwer fällt.
    Und keine Angst, es handelt sich um keine tiefere Verletzung und daher gibt es keine Narbenbildung.

    Das sind natürlich keine validierten Studienergebnisse über Lippenläsionen von Saxophonisten, aber für mich persönlich sind die Ursachen geklärt.

    Schöne Grüße, gute Besserung und weiter viel Spaß.

    Harald alias Klavisax
     
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  2. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Und warum tut man sich das alles an?:cool:
     
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  3. womonos

    womonos Schaut öfter mal vorbei

    Moinsen! Stelle an Blättern verschiedener Hersteller hin und wieder sehr scharfe Kanten fest.
    Entgrate diese dann mit dem Rees-Geek oder einer Cutter-Klinge, die ich "stumpf" über die Kante führe.
    Klangveränderungen habe ich bisher nicht festgestellt, vermtl. da der Materialabtrag minimal ist.
    Der Unterlippe tut's gut.
     
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  4. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Weil Sie es kann.;)
     
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  5. SaxFlute

    SaxFlute Ist fast schon zuhause hier

    So extrem war tatsächlich nur die alte Garde. Die haben in den 1950ern mit "17 Mann" Schützenfest gespielt. Darunter drei Schlagzeuger. Da kam es auf jeden einzelnen an.
    Motivation? Für das Fest, die gute Laune, den Verein, das eigene gute Taschengeld (früher wurde noch ausgezahlt und das muss sich gelohnt haben, sonst wären die Musiker nicht Sa-Mo inklusive Übernachtung bei Gastfamilien vor Ort unterwegs gewesen)

    Heute jammert "die Jugend" doch eher mal rum, wenn's irgendwo zwickt. Den Zusammenhang zwischen mehr üben und weniger Schmerzen haben da einige noch nicht durchschaut. :cool:
     
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Klavisax

    M.E.n. gibt es 4 Ursachen für Lippenverletzungen.

    1. Beim klassischen Ansatz, bei dem die Unterlippe über den unteren Schneidezähnen liegt, drücken sich diese von innen in die Unterlippe. Als Klarinettist hatte ich irgendwann so eine art schwiele. Bis dahin gibt es Schmerzen, vereinzelt blutet es auch.
    2. Bei beliebigen Ansatz kann es zu Verletzungen durch ein rauhes Blatt kommen. Besonders, wenn man noch dazu an lippenherpes leidet bzw dazu neigt, kann das zu spielpausen führen.
    3. Analog zu 2 scharfe Kanten am Blatt. Mein Problem damit waren speziell kunststoffblätter
    4. Zu hoher Druck, auch bei beliebigem Ansatz. Hattest du beschrieben. Lösung, üben und darauf achten.

    Gerade am Anfang sind die Lippen an mechanische Beanspruchung nicht gewöhnt. Trockenes Wetter, ev. auch Aufenthalt in der Kälte draußen begünstigen Probleme. Mir hilft eincremen (ich nehme melkfett, auch wenn man das offiziell nicht schlucken soll, aber ich habe das Zeug, nehme es als korkfett,...Lippenbalsam geht natürlich auch), regelmäßig spielen und eine Kontrolle neuer Blätter auf o.g. Eigenschaften.
     
  7. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Das ist ja nicht sooo tragisch weil man ja immer wieder mal Pause hat. Die Lippenprobleme bei solchen Festivitäten kommt im Normalfall vom zu großen Druck der Lippen auf die Kornflasche :)
    Wenn der Ansatz zu Ende geht und man mach auf der Klarinette dann mit Biss weiter ist das natürlich Mist. Lippen verletzen und klingen tut da dann eh Besch….. sollte man meiden eigentlich….
    (Das Belastendste was ich in dieser Richtung erlebt habe war als man mich ein paarmal für Frühschoppen zu so Egerlandmuggen überredet hat: Die Noten sind auf kleinen Zetteln, zwar tausend Widerholungen an unmöglichsten Stellen, aber gut…. Die Sachen sehen nicht schwer aus mal angeguckt und gut. In der Probe wird klar auf was ich mich eingelassen habe: Der Klarinettist spielt IMMER, ist alleine, kann NIE pausieren weil da was fehlt, jede 64stel Pause wäre willkommen, Du wirst IMMER gehört…. Spätestens nach einer Stunde vertüttelst Du eine Wiederholung, der Ansatz reicht nicht ewig bei dieser Dauerbeschallung…. Fazit: vorher viel Ansatz trainieren, ein weniger anstrengendes Setup wählen, oder den Profis überlassen…. ) :)
    LG
    Thomas
     
  8. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Irgendwie sollten wir doch nicht mit Druck von unten sondern mit Lippenspannung arbeiten ….
     
  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das schaffst du als Anfänger nicht.
    Und auf der Klarinette (deshalb habe ich das auf mich im Zusammenhang mit diesem Instrument bezogen) brauchst du deutlich mehr Spannung als auf dem Saxophon, so dass die Gefahr der druckerzeugung aus dem kiefer noch höher ist.
    Wenn du natürlich schon in der Lage bist auf dem Saxophon nur mit lippenspannung zu arbeiten, kannst du diesen punkt dann streichen.
     
  10. Kroko

    Kroko Schaut nur mal vorbei

    Herzlichen Dank für die vielen wertvollen Beiträge!

    Also noch ein paar genauere Details zu meinem Equipment:

    Mundstück: Vandoren AL3
    Blatt: Vandoren JAVA 3
    Ich spiele Saxophon seit 1,5 Jahren
    Normalerweise übe ich so ungefähr 35-50 Minuten, wenn ich alleine übe. Da ist aber oft auch Anhören dabei und Studieren im Kopf - also keine reine Spielzeit.
    Vor dem Saxophon hab ich noch kein anderes Blasinstrument gespielt.

    Beim Musikverein bin ich jetzt ein paar Monate und da waren immer ca. 2 Stunden Probe.
    Allerdings war bei der letzten Probe am Freitag ein anderer Kapellmeister da, mit dem musste alles recht schnell gehen und wir haben fast durch gespielt. Nachdem ich noch kein einziges der Stücke kannte, die der Kapellmeister spielen möchte beim Konzert (die anderen schon, sind alles alte Klassiker für sie), hab ich den Rhythmus und die Farbe der Stücke nicht sofort gehabt und musste manche Sachen (gemeinsam im Register) herausüben. Andere hatten da Pause..

    Das Mundstück und das Blatt bin ich eigentlich schon gewöhnt - mit den beiden spiele ich andauernd. Und ich hatte vorher noch keine Probleme damit. Das JAVA Reed hab ich jetzt auch schon ein paar Monate - ist mein liebstes.

    Zigarettenpapier - daran hab ich auch gedacht, das hatte ich am Anfang manchmal, weil mir die Schneidezähne weh getan haben. Das hab ich jetzt nicht mehr. Ich hab die angefangene Packung Papiere noch in meinem Koffer, aber in Wirklichkeit brauch ich sie nicht mehr, denke ich.

    Vielleicht könnte ich die Kanten wirklich brechen.. Verändert das den Ton, der dann mit dem manipulierten Reed produziert wird?

    Ach ja - ich war an dem Tag schon irrsinnig müde. Ich hatte einen langen Arbeitstag und hab da echt nur durchgepowert, um irgendwie ans Ziel zu kommen. Mein Geist und Körper waren generell nicht in Topform.
     
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  11. Badener

    Badener Strebt nach Höherem

    Das mit den scharfen Kanten und dem Abschmirgeln kann ich bestätigen.
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Kroko

    2 Stunden am Stück, wenn man es nicht gewohnt ist, und noch relativer Anfänger ist, ist sportlich.
    Jetzt zu Hause sich langsam an 2 Stunden Spielzeit heranarbeiten, weil das dürfte etwa die Dauer eures programms werden (war bei uns damals so, also so 2 bis 3 Stunden am Abend). Da kommst du also nicht drumherum (du kannst mit dem vorturner ev absprechen am anfang nicht jedes Stück mitzuspielen. Wenn er die Problematik mit dem Ansatz kennt versteht er das)
    Notfalls zur Probe ein weicheres Blatt verwenden.
    Alle neuen Blätter nass machen, richtig trocknen lassen (dann richten sich die fasern auf) und mit 400er Schleifpapier vorsichtig abziehen.
    Das war mein Vorgehen mit der Klarinette. Mit der Zeit hören die Probleme auf. Irgendwann waren 6 stunden und mehr z. B. im Karneval kein Thema.
    Blätter behandle ich aber immer noch wie oben.
     
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  13. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Irgendwie sollten wir mit gutem Luftstrom/Stütze, leichtem Druck von unten und nicht mit Lippenspannung arbeiten.

    Würde ich zumindest sagen.

    Aber: Alles eine Frage der Ansatzphilosophie. Wer gut klingt und sich dabei nicht weh tut macht auf jeden Fall was richtig.
     
  14. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Bei Kunststoffblätter bei Holz eher selten, aber immer dann wenn ich das Blatt etwas versetzt an der Spitze einspanne. Spielt sich mit schwerer Ansprache, klemmt dann manchmal regelrecht die Unterlippe ein. Echt unangenehm.

    Aerophon
     
  15. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @Kroko
    Kanten brechen ??

    Nix da brechen !
    Mit -400-er Schleifpapier (die Zahl gibt die Körnung an, im Baumarkt wird dir geholfen)
    ganz leicht die Seiten des Blättchens etwas "rundschleifen"

    Vlt. noch ganz ganz wenig die Vorder- und Rückseite mit dem Papier "behandeln".

    Dabei aber nicht an die Blatt-Spitze kommen.

    VG
     
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  16. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @bthebob
    Kanten brechen ist ein "stehender" Ausdruck- in Mechanikerkreisen gängig :) Aber du hast natrülich schon recht, einfach leicht verrunden mit Schleifpapier, 400er ist ganz ok.
    Was ich oft machte um die Blätter oben schön glatt zu bekommen: Einfach mit der Oberseite des mit dem Daumen abgestützten Fingernagel ein paar mal drüber "polieren" Wird schön glatt.
    @Kroko
    Ich denke, 2h ist natürlich schon sehr sportlich, wenn man sich das nicht gewöhnt ist. Deine Mundstück-Blatt Kombi scheint mir so ja ganz o.k. Ev. versuchst du halt doch mal eine halbe Stärke weniger, vor allem wenn du längere Zeit spielen musst.

    Viel Erfolg
    antonio
     
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  17. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @antonio
    Mist .... jetzt hab' ich mich als "Kopfarbeiter" geoutet:D
    Aber sei bedankt, wieder was gelernt !

    VG
     
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  18. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @Kroko
    Hab' eins noch vergessen.

    Irgendein gebräuchliches Balsam aus der Drogerie
    auf die Lippen raufschmieren .... ich mach's so seit längerem.
    Halbe Stunde vorm Spielen.
    Ist beim Start dann gut eingezogen.

    VG
     
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  19. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Ich hatte das "am Anfang" (da bin ich nach 2,5 Jahren immer noch) auch mal mit einem Blatt, das eingerissen war. Da gab es sogar eine blutige Unterlippe. Ich hab das nicht gemerkt, hab weiter vor mich hin gespielt und wunderte mich irgendwann über den Geschmack im Mund (und die roten Flecke am Weinglas) :)

    Noch musste ich kein Blatt entgraten, aber seit dem beschriebenen Erlebnis (da spielte ich gerade mal ein Jahr oder noch weniger) lasse ich automatisch viel mehr "los" im Ansatz. Letztlich in einer Combo-Probe hab ich mal nicht aufgepasst und statt des üblichen Sabber am Zeigefinger (Tenor halt) hatte ich hellrote Brühe an der Hand (und an der Hose vom Abwischen). Gleicher Effekt - zu fest zugebissen, Lippe auf. Mittlerweile heilt das aber schneller und geht nicht mehr so tief wie beim "ersten Mal". Die Muskulatur ist besser ausgearbeitet, die dünnen Äderchen in der oberen Hautschicht zwar immer noch empfindlich, aber man merkt es schneller / früher und kann gegensteuern. Blistex oder ChapStick werden Deine Freunde - rechtzeitig vor dem Spiel.
     
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  20. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @scenarnick
    Dafür auch hilfreich ....
    Immer in den ersten Minuten beim Einspielen auch mal versuchen:

    Bewusst "Rumspielen/Ausprobieren" verschiedener Lippenspannungen/Positionen u.ä
    Bei einfachen Longtones.

    -Faxen machen- mit dem eigenen Ansatz.
    Man verliert dabei den oftmals hemmenden "Respekt" vor diesem "Tier"

    Nebeneffekt:
    Ich freu' mich dabei immer wie ein Kind,
    wie einfach sich die Töne verändern lassen.:)

    VG
     
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