Hallo Freunde Zurzeit höre ich mir oft die CD von Coltrane "Coltrane for Lovers". Da sind ausnahmslos schöne Jazzballaden drauf. Speziell das Stück "Nancy" hat es mir seit Wochen angetan. Da ich das Stück in F-Dur kannte, bzw. spielte, war die Grundlage vorhanden, um das Thema in G-Dur wie Coltrane's Version zu üben. Letzten Freitag war ich beim Saxlehrer und ich konnte das Geübte vortragen. Nach ein paar Mal spielen, sagte mein Lehrer, dass es klanglich wie Coltrane's Version anhört. Zuerst dachte ich mich er will mich veräppeln, da ich nicht bewusst auf dieses Klangbild kopieren will. Jeder hat sein eigener Klang. Nun frage ich mich, kann es sein, dass durch Musikhören der Körper automatisch unbewusst das Gehörte nachahmt Ist es möglich, dass man dadurch gezielt ein eine Referenz/Vorbild sich klanglich nähert, obwohl das Setup völlig anders ist? Bin gespannt auf eure Erfahrungen! Eventuell hat jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht. LG, Manuel
Saxkai5 schrieb am 1. Februar im Thread "Schöner Ton?!" Folgendes . . . Ich persönlich stehe dem skeptisch gegenüber, kann dies aber nicht mit einem Arsenal an Argumenten begründen. Wenn überhaupt, können dies ganz erfahrene Saxophonisten, die einen so trainierten Ansatz haben, dass sie andere Saxophonisten imitieren oder kopieren können. Kleiner Zusatz: Eine klangliche Annäherung halte ich durchaus für möglich, auch wenn man nicht ein professioneller Saxophonist ist. Was man unter "nah" dann jedoch versteht, müsste genau bestimmt werden. Und genau das alleine ist ja schon wieder immens schwierig.
Hallo Manuel, davon bin ich absolut überzeugt, habe das schon bei mir, Kollegen und Schülern festgestellt. Je konkreter Deine Wunschvorstellung vom Sound ist, desto eher wirst Du ihn auch umsetzen - weil der Körper einfach unbewusst das Spiel danach beurteilt, ob es so klingt, wie es soll. Schöne Grüße, weiterhin viel Erfolg! Rick
Ich schließe mich Rick an. Erklären kann ich es nicht. Aber wenn ich etwas spielen will wie Jemand muss ich mir das ganz oft anhören und mitspielen. Dann fängt man unterbewusst an Dinge zu verändern, die ich nicht benennen kann. Das habe ich bei mir wie bei anderen auch beobachtet. Und letztendlich hat man sein Ergebnis.
Das kann man gut und gerne auf die gesamte musikalische Sozialisation übertragen. Wie oft habe ich schon klassisch trainierte gute Musiker getroffen, die schon als Kinder fast ausschließlich "ernste" Musik gehört und gespielt haben und die, wenn sie als Erwachsene ihren Faible für Jazz entdecken, unglaubliche Schwierigkeiten haben, Sound und Spielweise für sich zu entdecken. Sie klingen bei aller Virtuosität "zickig" und ungelenk ohne Ende und brauchen Jahre intensiven HÖRENS von Jazz, um z.B. swingen zu lernen. Gruß, Herman
Ich denke, gerade wenn man noch relativ neu am Sax ist, beeinflusst das, was man hört, den Sound besonders stark. Schließlich weiß ich als Neuling ja nur daher, was für verschiedene Sounds mit dem Sax überhaupt möglich sind. Und wenn ich das weiß, entscheide ich mich, in welche Richtungen ich meinen Sound entwickeln will, z.B. wenn mir das Sax auf einer bestimmten CD besonders gut gefällt. Ich finde, das ist eine ganz normale und gute Entwicklung.
@Trötamanski: Bezüglich Klanganalyse bin ich da eher skeptisch. Sobald man einem Ideal nachgeht, analysiert, sich vorstellt, was man ändern muss, glaube ich, dass es schwieriger wird. Einfach weil man dann einfach zuviel nachdenkt (Ausser Du bist durch und durch ein Profi!), und willst die Kontrolle übernehmen über dein Spiel und lässt dich nicht gehen. Gut möglich, dass ich komplett falsch liege. Was ich interessant finde, und eigentlich für mich persönlich eine Bestätigung ist, dass der Klang definitiv zu 80-90% von Dir persönlich stammt. Nicht ganz aber beinahe egal welches Setup Du hast. Klar muss das Instrument gut in der Hand liegen und man muss sich damit wohl fühlen, einfach eine positive Verbindung zum Instrument haben. LG, Manuel
@manono: ich glaube du liegst wirklich falsch. das ding ist, dass es jeder für sich entscheiden muss letztendlich. Es gibt Dinge die man man einfach nachfühlen muss und andere die man intellektuell nachfühlen muss. Zum ersten zähle ich zum Beispiel die Gestaltung des Timings und zum zweiten die Gestaltung von Vibrato. Aber nur für mich persönlich.
Hallo wiesenleger, habe mich anscheinend falsch ausgedrückt. Ich meine auch, dass vieles intuitiv passiert, nach Gefühl. LG, Manuel
Manono schrieb: Dieses Gerücht hält sich wirklich hartnäckig. Diese Aussage zu generalisieren, ist Quark. Es kann sein, dass Profis mit ganz unterschiedlichem Setup nach einer gewissen Einspielzeit sich "ihrem" Sound annähern, aber auf alle trifft dies garantiert nicht zu. Das, was gleich bleibt, ist die Artikulation, die Spielweise - einverstanden - aber das ist nicht der Klang.
Klang ist nicht gleich Klang. Wenn ich auf meine Kanne je ein JAVA Red und ein F.Hemke schnalle habe ich zwei völlig gegensätzliche Klänge. Da kann ich püsten soviel ich will, ich werde nie einen identischen Klang erzeugen können. Mit dem Hemke klinge ich zwar dunkel und brummig, aber ich bin klanglich meilenweit von meinem Klangideal (hier: Max Greger ) entfernt. Ich denke wenn wir von Klang oder Sound sprechen, sehen wir die Gesamtheit aller klangerzeugenden/beeinflussenden Elemente. Und da die Mund- u. Rachenanatomie (Zahnstellung u.s.w.) eines Menschen wohl genauso einmalig sein wird wie sein Fingerabdruck, kann ich mir nicht vorstellen den gleichen Sound wie z.B. Greger, Coltrane oder Webster zu erzeugen. Durch hören werde ich die Art der Musik in mich aufnehmen, sie verinnerlichen und hoffentlich auch verstehen um sie umsetzen können ! Aber klingen wie Parker ? LG Frank
Hallo Saxkai! Diese Beobachtung habe ich aber gerade bei vielen Schülern gemacht: Neues Equipment-Teil gekauft, zuerst großer Unterschied und große Begeisterung, doch irgendwann die Ernüchterung: Man klingt wieder so wie vorher, es hat sich nichts dauerhaft geändert. ABER wenn man sich dauerhaft ein bestimmtes Sound-Ideal vornimmt, dann entwickelt man sich tatsächlich allmählich dahin, auch mit dem gewohnten Equipment. Nun möchte ich hier aber keine "Naturgesetze" aufstellen - mag sein, dass es bei anderen Menschen nicht so ist, dass es auch Leute gibt, die sich Sound dauerhaft kaufen können. Bloß sind mir solche Wunder noch nicht begegnet... Definieren wir einfach mal "Klang". J. E. Behrendt sprach in seinem Jazzbuch von der "Sonorität" eines Saxofonisten. Vielleicht vergleichbar der Stimme eines Menschen - egal ob auf unterschiedlichen Aufnahmen oder am Telefon, Funkgerät etc., meistens erkennt man eine Stimme, auch wenn sie unterschiedlich gefiltert ist. So eine Filterfunktion mögen manche Equipment-Teile durchaus besitzen, aber sie ändern eben nichts an der grundsätzlichen "Stimme" des Saxers. Und genau wie sich Sprecher auch auf unterschiedliche Mikros usw. einstellen können, um damit optimal rüberzukommen, tut es eben der Spieler mit seinem Equipment. Das ist kein "Voodoo", sondern praktische Lebenserfahrung. Nur ein sehr sturer, womöglich sogar tauber Mensch könnte diesen unbewussten Effekt ohne Schwierigkeiten umgehen. Grüße, Rick
@ Rick Hierzu ein aktuelles Beispiel. Letzten Mittwoch habe ich wieder mit Saxowolf und Tomaso zusammen gespielt. (sozusagen das "Bloody Beginner Terzett" ) Tomaso spielt ein Yamaha 82 Z und es hatte für mich einen sehr schönen Klang. Also fragte ich ob wir mal die Instrumente tauschen wollen. Gesagt getan. Tomaso auf meinem Selmer ich auf seinem Yamaha...Es klang genauso wie vorher...auch Saxowolf konnte keinen Unterschied feststellen. Für mich einmal mehr ein Beleg für Deine immer wieder vorgebrachte These: "Der Musiker macht den Ton..." LG Dreas
Moin Rick und Dreas, ich glaube nicht an eine Stimme des Saxers - jedenfalls nicht vergleichbar mit der Gesangs- oder Sprechstimme eines Menschen. Die Anatomie des Spielers hat Einfluss auf den Klang, aber nicht so wie das Sax als Klangkörper. Entscheidend im Körper ist der Luftstrom (und dessen Kontrolle), aber den kann man verändern - wenn man kann - je nachdem, wie man den Klang möchte. Wie die Zähne stehen, oder wie groß mein Kiefer ist oder mein Bauch, spielt keine wirkliche Rolle. Der eigentliche Ton entsteht erst, wenn die Luft den Körper verlassen hat. @Dreas: solche Saxophon-Tauschaktionen habe ich schon zu genüge hinter mir - mit ganz anderem Ergebnis. Das was du beschreibst kann ich erst beurteilen (und glauben), wenn ich es live hören würde. Ich glaube eher, die Ähnlichkeit liegt in Dingen wie individuellem Anstoß, Vibrato, Ziehen der Töne, Spielen ähnlicher Tonfolgen etc. Ich rede aber vom reinen Ton mit seiner Obertonstruktur.
ouh - da muss ich dir aber ganz gewaltig widersprechen. Den größten Einfluss auf den Klang hat definitv der Bläser. Dieser ist abhängig von der individuellen Anatomie des Rachenraumes in Verbindung mit der Lippenstellung und natürlich der Stütze. Die Erfahrung von Dreas habe ich auch schon gemacht. Ein befreundeter Musiker und ich haben die Instrumente getauscht (Yanagisawa und Yamaha) - die vom Prinzip schon sehr unterschiedlich sind. Nach dem Tausch waren wirklich nur minimale Unterschiede im Klang hörbar. Natürlich hat jeder von uns den unterschiedlichen Blasdruck und auch eine etwas andere Ansprache wahrgenommen. Aber der Sound war weitestgehend identisch. Ich war selbst über das Ergebnis sehr erstaunt, weil ich etwas ganz anderes erwartet habe.