Begriffsdefinition zu Projektion gesucht

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von clari_sax, 3.April.2009.

  1. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Moin, zusammen,

    ich finde in der Literatur im Zusammenhang mit dem Klang eines Instruments immer wieder die Verwendung des Begriffs "Projektion". In der Akustik ist mir aber die Bedeutung nicht klar, wer kann mich aufklären? Vielen Dank im Voraus?

    LG - CJ
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo CJ,

    zu Deinem Thema hatten wir Mitte letzten Dezembers eine aufschlussreiche Diskussion mit dem Ergebnis, dass es sich wohl um das vom Gesang bekannte Phänomen der Tragweite handelt - hier nachzulesen: Projection

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  3. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    Und als kleine Ergaenzung von Dipl.-Ing. zu Dipl.-Ing.: in der Akustik hat der Begriff weder Bedeutung, noch Definition, geschweige denn Gebrauch.
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    In der Mathematik und Physik hat der Begriff Bedeutung, Definition und Gebrauch, aber irgendwie ganz anders :hammer:

    Gruß,
    xcielo
     
  5. rbur

    rbur Mod

    Projektion ist also, wenn das Sax aus dem Koffer fällt
     
  6. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    ...geht in etwa in eine ähnliche Richtung, daher nicht absolut Off Topic:

    Hat jemand eine wissenschaftlich definierte Erklärung für den Begriff *Lyrik* in der Musik? Man spricht da von *lyrischem Sound* o.ä.
     
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Das ist doch einfach ...

    [color=FF0000]wenn es sich reimt[/color]

    Gruß,
    xcielo
     
  8. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Peter,

    http://www.die-lyrik.de/lyrik.htm:
    Der Begriff Lyrik stammt vom griechischen Wort "Lyra" (Zupfinstrument mit fünf bis sieben Saiten) und bezeichnete ursprünglich die von der Lyra begleiteten Gesänge, wobei der Einzelliedvortrag (monodische Lyrik) und der Gesang eines Chores (Chorlyrik) unterschieden wurde.

    LG Johannes
     
  9. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @xcielo & altruist:

    Danke für eure Hilfe :)

    Aber eine verbindliche Definition, die einen Bezug zu einem Saxophon-Sound (ich hab von Profis vernommen, dass z.B. Jan Garbareks Soprano Sound *lyrisch* sein soll...) herstellt, hab ich immer noch nicht gefunden... :-?
     
  10. Bostonsax

    Bostonsax Strebt nach Höherem

    Nunja also ich würde Spontan mir lyrisch, romantisch melodiös verbinden. Weich warm nicht kratzig nicht aggressiv^^

    Grüße Bostonsax
     
  11. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Peter,

    mit lyrisch ist, so denke ich, "gesanglich" gemeint. Dem Begriff bin ich vor allem bei Singstimmen begegnet, z.B. beim lyrischen Sopran. Vermutlich werden die Begriffe aus dem Stimmfach auf Musikinstrumente übertragen, die man ja auch gesanglich spielen soll. Bei Jan Garbarek ist vielleicht der lyrische Klang seiner Folk Melodien auf dem Sopran gemeint. Diese Melodien werden im Ursprung Lieder gewesen sein.

    LG Johannes
     
  12. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Super, jetzt bin ich doch ein wenig mehr im Bilde. Herzlichen Dank an alle!

    LG - Chris
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Eine gute Projektion soll aussagen, dass sich ein Saxophonklang in der Entfernung gut abbildet. Ähnlich einem lichtstarken Diaprojektor.

    In erster Linie bezeichnet der etwas modernistische Begriff also die Lautstärke eines Instrumentes. Wie weit ist es hörbar oder wieviel Kraft muss ich aufbringen, dass das Instrument sich durchsetzt.

    Für mich bleibt der Begriff verfehlt, weil er für eine Qualität steht, die ich nicht sehe. Will ich laut sein, so brauche ich ein offenes Mundstück, ein nicht zu weiches Blatt und einen guten Ansatz.

    Anders herum: wenn mein Instrument nicht dicht ist, ich ein eher zurückhaltendes Temperament besitze, das Mundstück nicht zum Sax passt, mein Ansatz schlecht ist, ich Smooth Jazz und Subtones spielen will, in ein Mikro hauchen oder sehr intim rüber kommen möchte, dann ist Projektion eher nicht angesagt.

    Es ist also nicht eine messbare Qualität und keine Qualität persé. Vielleicht hat es am ehesten mit Effektivität zu tun. Wenn ich ordentlich reinhaue und es kommt nix raus, dann hab ich wenig Projektion.

    Lautstärke an sich erklärt noch nicht alles am Phänomen, weil ein weicher Ton auch laut sein kann und ein schneidend empfundener Ton schon leise große Durchsetzungskraft hat. Das hängt mit der Lautstärke verschiedener Komponenten im Klang des Instrumentes zusammen.
    Eine E-Gitarre setzt sich im mittleren Frequenzspektrum durch. Wenn du über den gleichen Verstärker (der auf diesen Frequenzbereich spezialisiert ist) per Mikro singst, ist die Projektion gleich null, du klingst Sch...e, quäkig und verstopft. Für die Stimme brauchst du mehr Bass und Höhen zur Durchsetzung (Projektion).

    So ist eine große Projektion sicher günstig, wenn du dich in der Bigband solistisch durchsetzen willst; um im Satz zu verschmelzeln, ist sie eher ungünstig.

    Ich würde lieber über Ansprache und Lautstärke als über Projektion reden.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo ppue,

    entschuldige, dass ich widerspreche, aber wir waren damals in dem anderen Thread zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich eben gerade NICHT um die schiere Lautstärke handelt, sondern um die "Tragfähigkeit" (Stichwort "Sängerformant").

    Ein tragfähiger Klang ist eben nicht besonders laut, aber sehr weit zu hören - das hat anscheinend etwas mit den physikalischen Eigenschaften der Luft zu tun, also damit, wie ihre Schwingung (und ein Ton ist ja nichts anderes) angeregt wird.

    Es gibt Frequenzen, die kannst Du meilenweit hören, aber wenn Du direkt vor dem Tonerzeuger stehst, sind sie nicht die lautesten. :-o

    Gute Sänger, Redner und Theater-Schauspieler schulen ihre Stimme, um diesen Effekt zu erzeugen, damit sie im großen Konzertsaal noch bis in die hinterste Reihe zu hören sind, ohne dafür schreien zu müssen.
    Im Zeitalter der Mikrofone und Verstärkeranlagen ist dieses Können nicht mehr so gefragt, weshalb es wohl allmählich in Vergessenheit gerät. :-(

    Bei einem Instrument kann man anscheinend über die Korpus-Bearbeitung (bzw. das Mundstück-Design) einen ähnlichen Effekt erreichen. :roll:

    Außer, die Mitspieler haben auch Instrumente mit guter Projektion! ;-)

    Hier noch eine interessante Seite mit Hörbeispielen zum Sänger-Formanten:
    http://www.stimme.at/ics/cn_service/stimmTipps.asp?gotoId=179


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  15. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    "Projektion" ist 99% vom Raum abhängig und der Position des Spielers und des Zuhörers.

    Die Absorptionskurve in Luft ist ziemlich banal und hebt keine besonderen Frequenzen hervor - das passiert alles durch die Umgebung.

    Der Raum ist das wichtigste Gut der Musik, und das entscheidenste Attribut beim Hören, sowie der dominanteste Part heute üblicher Signalketten - wird leider von so gut wie allen Musikern, Hi-Fi Fetischisten, Konzertgängern und Veranstaltern, "Audiophilen", Instrumente testenden/bewertenden, Messungen anstellenden, über Projektion diskutierenden etc. Personen vergessen.

    Im Freifeld ohne Raum haben übrigens alle Instrumente und Schallquellen die gleiche "Projektion": p ~ 1/r

    Am ehesten würde ich den Begriff noch für Richtcharakteristik heranziehen. Allerdings sind wir dafür im falschen Forum: eine Trompete hat einen gerichteten Klang - ein Saxophon jedoch nicht.

    Gruss Chino
     
  16. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chino,

    da muss ich leider auch Dir widersprechen - hasdt Du Dir m al die Hörbeispiele auf der von mir im letzten beitrag verlinkten Website angehört - da wird genau deutlich, worum es beim erwähnten "Sänger-Formanten" geht, nämlich um mitschwingende Oberton-Frequenzen.
    Und darauf hat besonders das Mundstück einen wesentlichen Einfluss!

    Langwellige Frequenzen tragen weiter als kurzwellige, das weiß jeder, der sich mal von weitem einem Open-Air-Konzert genähert hat... ;-)

    Das ist richtig, hat aber nichts mit diesem Phänomen zu tun.

    Unter Freiluftbedingungen (ohne reflektierende Wände) haben besonders Bläser enorme Vorteile gegenüber Streichern, Klavieren, Zupf- und Schlaginstrumenten - das liegt neben der von Dir erwähnten Richt-Charakteristik ebenfalls am "Formanten". :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  17. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Hm, also mit der Luft hat es bestimmt zu tun! Ich spielte einige Male in New Orleans, La., wo der sagenhafte Buddy Bolden zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Horn so zum Klingen gebracht haben soll, dass man es bis auf die andere Seite des Lake Pontchartrain gehört hat.

    Ob diese alte Sage nun stimmt oder nicht, ich habe jedenfalls jedesmal festgestellt, dass meine Instrumente dort deutlich voluminöser und raumgreifender, nicht unbedingt lauter, zu klingen schienen. Dies Erklärung dürfte in der einmaligen Mischung aus extrem hoher Luftfeuchtigkeit, verbunden mit für unsere Verhältnisse hohen Temperaturen liegen. Und natürlich an der einmaligen Atmosphäre dieser Stadt ... :cool:

    LG - Chris
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Hi Rick,

    der Sängerformant ist ein Bereich in den Obertönen, der bei geschulten Sängern ausgeprägt und lauter ist. Es hat mit nichts anderem als mit Lautstärke zu tun. Es gibt keine geheimnisvolle Schwingung, die besser durch die Luft dringt als andere, außer dass tiefe Frequenzen weiter hörbar sind als hohe (wie du schon schrubst). Das stimmt, weil die schnellen kleinen Wellen durch Reibung schneller ihre Energie verlieren.

    Die Sängerformanten sind aber nun gar nicht tief, sondern liegen um die 3000 Hz. Die Sänger gebrauchen sie, um sich in einem Ensemble oder gegenüber einem Orchester durchzusetzen. Bei Sängern mit Sängerformanten ist dieser Bereich um die 3 kHz schlicht weg lauter als bei anderen.

    Außer Tonhöhe und Lautstärke hat der Ton keine weiteren Parameter, die man zur Untersuchung der Tragfähiglkeit heranziehen könnte. Außer der schon erwähnten Richtcharakteristik. Die Unterschiede im Abstrahlungsverhalten von Saxophonen sind aber verschwindend gering und fallen nicht in Betracht.

    Wenn denn Projektion Tragfähigkeit hieße, dann hat der verstärkte E-Bass wohl die größte. Da spricht komischer Weise aber niemand von Projektion, weil hier ein subjektiv empfundenes Element nicht so sehr von Bedeutung ist: die Obertöne.

    Und noch einmal: es ist vielleicht richtig, dass ein Mundstück gewisse Obertonbereiche lauter klingen läßt und dass dieses Mundstück solistisch besser hörbar ist; der größte Blödsinn bleibt aber, dieses als Qualität an und Pfirsich zu verkaufen.
    Es ist ganz einfach möglich, ein Mundstück zu konstruieren, dass sich mit schneidendem Quäkesound von allen anderen Instrumenten absetzt. Es hätte eine super Tragfähigkeit, sprich Projektion, würde nur Scheiße klingen.

    Nein, es bleibt ein Modewort mit zweifelhaftem Inhalt, der eher emotional mit einem Klangerlebnis in Verbindung gebracht wird und wohl möglich auch noch den Begriff Ansprache mit hinein fühlt. Wenn er denn für Tragfähigkeit über eine Strecke stünde, dann möchte ich mal den sehen, der die Strecke bisher abgemessen hat. Keiner von denen, die hier über Projektion sprechen, hat jemals ein Experiment gemacht, wo heraus gekommen wäre, dass ein Mundstück den Klang weiter trug als ein anderes. Das wird aber ständig behauptet. Und das ist einfach Unfug.

    Ich habe gar nichts gegen gefühltes Wissen und gefühlte Erfahrung. Ist mit das Wichtigste beim Saxspielen. Ich finde sogar die Farbe eines Instrumentes wichtig für den Spieler. Das Doofe an so Wörtern wie Projektion ist gerade, dass sie vorgeben, sich auf wissenschaftliche und damit nachweisbare Größen zu beziehen.
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Hi PPue,

    richtig, aber das ist ja nun mal keine Frage der KOMPLETTEN Lautstärke, sondern des Obertonspektrums.
    Und genau darum geht es meiner Ansicht nach bei der Projektion, nämlich um gewisse mitschwingende Frequenzen.

    Das hat nichts mit dem eigentlichen KLANG zu tun - ein "Formanten-Mundstück" muss keineswegs heller oder gar greller klingen als ein weniger durchsetzungsfähiges, es braucht eben bloß dieses gewisse "Mitrauschen" im von Dir genannten 3khz-Bereich.

    Ich benutze fast nur solche Mundstücke, weil ich die Durchsetzungsfähigkeit in manchen Ensembles einfach brauche (mag elektrische Sax-Verstärkung nicht so gerne), muss jedoch zugeben, dass sie "pur" nicht so toll klingen, eben aufgrund dieses Rauschens, was man im Solospiel oder im Kontext mit leiser Begleitung zu deutlich, fast schon störend wahrnimmt.
    Gerade etwa für Klassik würde ich solche Teile eher nicht benutzen (bzw. empfehlen). :-(

    Du vergisst das Obertonspektrum, wie gesagt! ;-)

    Gar kein Blödsinn, sondern schon längst Realität. :p

    Das hängt nach meiner bisherigen Beobachtung auch stark vom Material ab, so kommt mir Kunststoff am wenigsten "projektil" vor, hingegen Kautschuk sehr stark.
    Metall ist so dazwischen, aber grundsätzlich lauter, finde ich.

    Das ist eben die Kunst - ein SCHÖN klingendes Mundstück mit super Tragfähigkeit zu entwickeln. :cool:

    Nun gut, unter streng Physik-wissenschaftlichen Bedingungen wohl nicht, aber man bekommt das ja auch so beim Spielen mit, wenn man in einem Ensemble mal mit dem einen, dann mit dem anderen Mundstück spielt. :roll:

    Bei diesem letzten Punkt bin ich völlig mit Dir konform - wenn jemand vortäuscht, es handele sich bei solchen Qualitäten wie "Projektion" um objektiv quantifizierbare Eigenschaften, womöglich noch unabhängig von Spieler und Instrument, so ist das sicherlich Unfug. :lol:

    Aber als Beschreibung einer TENDENZ des Mundstücks kann man mit dem Begriff schon etwas anfangen, finde ich - wenn denn wirklich klar ist, was man damit meint. :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, da nähern wir uns doch schon an, außer: das Obertonspektrum bestimmt den Sound und die Formanten gehören eindeutig zum Sound. Und all das besteht nur aus Tonhöhe und Lautstärke.

    Das meine ich, wenn ich sage, es gibt keine weiteren physikalischen Parameter. Durch beide ist der Ton erschöpfend beschrieben. Da Formanten zu hören sind, ordne ich sie dem Klang zu.

    Hier eine normale Saxphrase:

    normale Phrase

    Und hier die Gleiche mit einem Filter im 3000 Hz-Bereich. Das bedeutet, die Lautstärke in diesem Tonhöhenbereich ist um 15 dB gesenkt:

    Phrase mit Absenkung bei 3000 Hz

    Bitte laut abhören, dann ist der Soundunterschied gut zu hören. Hier wurde also am 'Sängerformanten' manipuliert. Man hört aber auch gut, dass es noch höhere Obertöne gibt, die den Klang eines Saxophones beinflussen.
     
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