Liebe Gemeinde In meinem Workshop sollte ich über das Thema "The Girl from Ipanema" improvisieren. Es ist wie verhext, ich finde einfach nichts Passendes dazu ... Fantasie futsch ... und je länger ich studiere, desto unkreativer werde ich (auch nach mehreren Tagen und Nächten). So denke ich mir, vielleicht kann mir jemand von Euch eine kleine "Erleuchtung" verpassen oder hat sogar einen downloadbaren Hinweis? Das wäre toll! Lg aus der Schweiz Markus
Was speziell stresst dich denn an diesem Song? Ansonsten ist Impro kein Problem? Tolle Tipps: hören wie Stan Getz die Melodie umspielt, Guidetonelines, immer locker bleiben
Hallo Mathias Was mich stresst ist vielleicht der Umstand, dass man dieses Stück so gut kennt, dass einem nicht anderes als eben diese tolle Melodie in den Sinn kommt, es ist richtig "eingebrannt". Markus
Hi Markus, Matthias' Tipp ist genau richtig. Du solltest mit kleinen (eigenen) Schritten auf die Aufgabe zugehen. Natürlich ist immer ein "Angstfaktor" im Spiel, wenn man sich an berühmtes bzw. sehr populäres Material traut. Hier habe ich mal einen Youtube Link für Ipanema: http://www.youtube.com/watch?v=WR6ol1WFu5Y Vielleicht kannst du dir bei Matthew ein wenig Inspiration holen? Gruß Uli
@ mac57 schick mir doch mal deine email-Addy - ich habe eine Impro für Alto-Sax als pdf-file. ich habe vor einigen Jahren mal eine Impro auf den genannten Titel gemacht. Weiß nicht, ob ich´s irgendwo mal aufgefangen habe oder ob´s mir selbst eingefallen ist - klingt auf jeden Fall (für mich) gut und umschreibt das Thema sehr klangvoll.
Alle Tipps sind ja schonmal nicht schlecht. Wenn dir absolut nichts einfällt und du das Lied nicht spielen mußt, dann laß es einfach. Denk dir sowas wie "scheiß Lied" und spiel ein Anderes.
Falls du die Möglichkeit hast: transponiere das Playback mal in eine andere Tonart (z.B. Eb oder Bb). So haben die Finger eine mehr oder weniger neutrale Ausgangslage. Dies hilft in sehr vielen Fällen. Ich empfehle so oder so, bei einfacheren Standards (z.B. When The Saints...) über verschiedene Tonarten zu improvisieren.
Dieses Thema interessiert mich auch Ich frage mich ja immer zuerst, wie ein Stück aufgebaut ist, versuche hinter die Stufenfolgen zu kommen, um dann darauf die entsprechenden Skalen zu sehen. Girl from Ipanema hat ja zwar nicht allzuviele Akkordwechsel, trotzdem sehe nicht so ganz, wie das Stück Akkord-mässig aufgebaut ist. @Peter - kannst du dazu mal was sagen Darüber zu improvisieren scheint mir nicht ganz einfach... LG antonio
Hallo, wir eher harmonisch-melodisch denkenden Mitteleuropäer sollten m.E. versuchen, den Zugang zu Latin-Musik wie Bossa (bei anderen Formen des Jazz natürlich auch) nicht zuerst über harmonische Analyse zu bekommen, sondern 1. über einen interessanten Rhythmus, 2. nochmal über einen interessanten Rhythmus, und erst 3. über eine schlüssige Melodie nachzudenken: Synkopen, Akzentverschiebungen, Artikulation und und und ... das keineswegs langweilige Thema von "One note Samba" spricht doch Bände, oder? Gruß HeinTS
Wau, recht herzlichen Dank Euch allen für die Tipps. Gerne klicke ich mal die Links an und gehe nochmals ganz sachte an die Linien ran .. mit vielleicht weniger Respekt! Lg Markus
@yts62 Vielen Dank für Dein Angebot, ich habe versucht, Dir meine Emailadresse zu senden bin aber nicht sicher, ob diese angekommen ist. In meinem Profil habe ich sie eingetragen, Du könntest sie also dort abrufen. Ich nun kurz mal eine Woche im Urlaub. LG Markus
ist doch super, wenn Dir immer die Melodie kommt! Dann probier doch mal mit der Melodie im Ohr, Dich an das Stück mit einfachen Variationen heranzutasten. Das ist nicht so schwer und das Resultat ist gut. LG
"La Garota De Ipanema" wurde von einem Pianisten geschrieben, nämlich Antonio Carlos Jobim, und tatsächlich ergeben die Akkorde vom Klavier aus gesehen am meisten Sinn. (Alle Akkordfolgen sind klingend notiert.) A-Teil Fmaj - G7 - Gm7 - C7alt. - Fmaj (- C7alt.) Das sind einfach folgende Stufen (ähnlich wie beispielsweise der A-Teil von "Take The A-Train"): I II (zur größeren Spannung als Dur) II (richtig als Moll, also eine "Eindunkelung" des vorigen Akkords) V (gern für größere Spannung vielfältig alteriert, oft sogar gleich als Tritonus-Substitut gespielt) Bei G7 denke ich skalenmäßig F lydisch (mit B statt Bb), bei C7alt. am bequemsten Gb mixolydisch (C Ganzton geht auch). Der B-Teil ist hingegen komplizierter, weil er u. a. auf Rückungen basiert. Da hängen die Akkordfolgen immer paarweise zusammen: 1. Paar: F#maj - B7 2. Paar: F#m7 - D7 3. Paar: Gm7 - Eb7 (Halbtonrückung zum 2. Paar) 4. Paar: Am7 - D7alt. 5. Paar: Gm7 - C7 alt. 1. Paar: Der Teil beginnt mit einer Halbtonrückung nach oben, vom A-Teil aus gesehen: Fmaj -> F#maj Da ergeben sich also für die Improvisation schon mal reizvolle Möglichkeiten der Sequenzierung von Melodien durch Rückung. B7 (H7) kann man nach dem F# auch als "Eindunkelung" auffassen, indem man F#m dorisch darüber denkt. 2. Paar: Ich ändere mein voriges F#m dorisch in F#m äolisch, das ich für D7 in F#m äolisch b5 alteriere, indem ich den vorigen Skalenton C# zu C erniedrige. 3. Paar: Gleiches Spiel wie beim 2. Paar, nur einen Halbton höher - Gm äolisch (über Gm7) wird zu Gm äolisch b5 (über Eb7), also aus dem Ton D wird Db. 4. Paar: Hier startet schon die Rückführung nach F-Dur (für den folgenden A-Teil) in Form einer alterierten III-VI-II-V-Kadenz. Am7-D7 ist natürlich eine II-V-Verbindung zu G, also spielt man das Am dorisch, das anschließende D7 wird gern als Tritonus-Substitut, als Ab7, interpretiert. 5. Paar: Siehe oben - Gm dorisch, dann C7 als Tritonus-Substitut Gb7. In der Hoffnung, das "Ipanema-Girl" damit ein wenig "entmystifiziert" zu haben, Rick
Hallo Rick Danke für die Analyse - uiuiui, ja der B-Teil, genau das habe ich befürchtet . Das ist ja der blanke Wahnsinn, da drüber zu spielen, da wechseln ja dann die Skalen dauernd oder? In meinen Augen definitiv kein Stück für Anfänger oder Leute welche (noch) nicht so gewandt sind in Improvistion. LG antonio
Hallo Antonio! Gern geschehen! Ja und nein. Was ich versucht habe zu verdeutlichen ist, dass sich von Akkord zu Akkord eigentlich nur wenige Töne ändern, das meinte ich mit dem "pianistischen Ansatz" - man sollte also vorwiegend auf diese Änderungen achten und kann damit sehr schön die Wechsel herausarbeiten. Theoretisch-analytisch gesehen ist die Bridge durchaus anspruchsvoll, doch rein praktisch eben gar nicht soooooooooo schwer - wenn man mal den Bogen raus hat und weiß, worauf man zu achten hat. Das ist sicherlich richtig. Aber wenn man mit Musik, speziell Jazz, Geld verdienen möchte, kommt man an diesem Background-Jazz- bzw. Lounge-Klassiker nicht vorbei. Und durch die Beschäftigung damit lernt man sehr viel über quasi-modale Changes-Improvisation! Schönen Gruß, Rick