Der große Bruch?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von freejazzer, 3.September.2006.

  1. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo!

    Ich bin momentan in einer schwierigen Phase bei meinem Saxohonspiel und wollte einfach mal eure Erfahrungen darüber hören...

    Ich habe dieses Jahr Abi gemacht und bin kurz danach auf eine fünfwöchige Reise gegangen, danach wurden mir vier Weisheitszähne entfernt und jetzt werde ich aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Berlin ziehen. Das heißt im Klartext, dass ich seit fast zwei Monaten kein Saxophon mehr in der Hand hatte und mir langsam Sorgen mache, in Zukunft einfach den Anschluss ans Instrument zu verlieren. Ich habe jetzt noch einen Monat hier, in dem ich aber auch nach drei Tage die Woche zu Hause bin und maximal 1-2 die Woche eine Stunde nehmen könnte. In dieser Zeit könnte ich vielleicht die Basics wieder aufs alte Niveau bringen und mir Tipps fürs Üben ohne Lehrer geben lassen. Danach könnte ich vielleicht 1x im Monat meine Lehrer sehen, wie die Übemöglichkeiten in Berliner WGs aussehen, weiß ich nicht...

    Mein Lehrer hat auch mal erzählt, dass bei ihm viele nach der Schule aufhören und dann eher wieder die Altersklasse ab Mitte Dreißig wieder anfängt, praktisch wenn man aus dem ganzen Gewusel rund um den Beruf etwas heraus ist und sich mal wieder nach erfüllenden Sachen sehnt (siehe Midlife-Crisis). Ich hatte mir aber eigentlich vorgenommen, mein Leben lang Saxophon zu spielen... und in Berlin gbe es sicher so viele Möglichkeiten... gefährlich ist auch, dass man sich so schnell wieder an das Leben ohne Saxophon gewöhnt, erst wenn ich dann mal wieder reinblase, merke ich, was mir da die ganze Zeit entgangen ist...

    Wart ihr nicht auch schon einmal in solch einer Phase?

    Grüße
    freejazzer
     
  2. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Hi Freejazzer,

    ich sag da für meinen Fall nur eins: Studium.

    Ich hab damals in meinem Abi die mündliche Prüfung durch ein kleines Vorspiel bestritten, dafür extrem viel geübt. Danach während meines Zivildienstes auch, weil es einfach sonst recht langweilig war. Dann kam das Studium - und die Zeit für das Sax ging.

    Mag sein, dass durch weiss ich was die Motivation oder schlicht und einfach die Zeit, um sich dem Instrument widmen zu können, weniger wird. Was dann extrem hilft, ist, wenn du in Orchestern oder Bands spielst. Denn dann ist ganz einfach an dem Tag um die Uhrzeit Probe - keine Diskussion. Sicher, das kann einem das Üben daheim nicht wirklich ersetzen, aber es kann einem ein wenig die Kondition erhalten und den Reiz auf die Musik weiterhin fördern.
    Was ich persönlich gemerkt habe: Seitdem ich weniger Zeit habe, übe ich wesentlich effektiver. Früher hatte ich eben mal 6 Stunden, die ich irgendwie totschlagen musste. Saxophon spiele ich ja ganz gerne - also mach ich es damit. Jetzt habe ich vielleicht eine Stunde alle zwei Tage. Trotzdem bilde ich mir ein, dass ich technisch nicht schlechter, und musikalisch inzwischen sogar wesentlich weiter bin als zu der Zeit, in der ich extrem viel geübt habe. Denn irgendwie sind mit der schwindenden Zeit für die Musik der Spaß daran und das Gefühl dafür sehr stark gewachsen.

    Ich denke, man muss einfach akzeptieren, dass es Phasen gibt, in denen es wesentlich wichtigere Sachen gibt, denen man sich widmen muss. Doch trotzdem hat man weiterhin eine wunderschöne Möglichkeit, seine - wenn auch vielleicht weniger gewordene - freie Zeit zu verbringen. Also mach dir keinen Kopf - wenn du Saxophon spielen möchtest, wirst du das auch weiterhin tun :)
     
  3. Gast

    Gast Guest

    hat jetz nicht unbedingt viel mit dem thema zu tun:
    wohin genau ziehst du in berlin?
    ..

    naja vielleicht kann sich ja eine mitspielgelegenheit ergeben, sodass man auch so ein bisschen dran bleibt
     
  4. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Hehe, das weiß ich noch nicht genau, habe gerade vor zwei Tagen meine Zulassung für die Charité erhalten (da dauert das immer ziemlich lang...)
     
  5. Susej

    Susej Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi freejazzer

    Ich möchte die Aussage von Schorsch mit Nachdruck unterstreichen... Studium war bei mir ein grosser Bruch, der idealerweise mit einer Band/Projekt etc. aufgehoben wird. Dadurch kommt die Selbstdisziplin schlicht einfacher auf ein gutes umsetzbares Niveau und je nach Zielsetzung übst Du dann auch wieder (täglich?!) zwischen den Proben, nicht zuletzt deswegen, weil das "Kollektiv" auf Dich zählt.
    Keine Angst, mit ein bisschen Selbstinitiative kannst Du den "Bruch", der m.E. total normal ist, aufheben. Auch wenn die Pause länger dauern würde, sobald man wieder intensiver spielt wird man vom Horn wieder einverleibt. Man braucht nur den richtigen Einstieg - wenn man den sucht, findet man ihn auch.

    Cheers,
    Markus
     
  6. AceTheFace

    AceTheFace Ist fast schon zuhause hier

    Auch bei mir gab' es den Bruch zu Beginn des Studiums. Nach drei Jahren und einem Konzertbesuch hat es mich dann aber wieder gepackt und ich hab' mir die Zeit fürs Saxen einfach wieder genommen. Eine BigBand und einen Lehrer gesucht. Seitdem hat mein Leben wieder einen Sinn ;)
    Es ist aber so gewesen, dass ich als ich wieder angefangen habe auch nicht unbedingt mehr Zeit hatte als zu Beginn des Studiums, aber ich hab' mir die Zeit einfach genommen weil ich unbedingt saxen wollte. Anscheinend war das Bedürfnis danach in den ersten Jahren des Studiums einfach nicht groß genug.
    Evtl. brauchst du ja auch nur einfach wieder so ein Wachrüttelereignis (Konzert...)?

    Gruß,
    Ace
     
  7. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt immer Brüche im Leben. Aber das macht nichts!! Bitte löst euch doch von der elenden Vorstellung, dass man an EINER Sache sein Leben lang undunterbrochen dran bleiben muss! Muss man nicht - NEIN!!!

    Klar, wenn man Musik studieren möchte, dann muss man das, wenn man Profi-Musiker werden will, dann muss man das, dann studiert man aber auch nicht was anderes, sondern Musik. Oder macht eine Tontechniker-Ausbildung oder whatever....

    Für ALLE anderen gilt: Es gibt Zeiten im Leben, da sind andere Sachen wichtiger. Wenn man aber eine inner Berufung zu seinem Instrument hat, kehrt man zurück. Und wenn man mal recht gut war, findet man sehr, sehr schnell wieder rein.
    Für die meisten hier wird es kein Beinbruch sein, weil sie hauptberuflich KEINE Musik machen. Also nehmt es doch nicht sooo ernst, sondern richtet euch nach euren inneren Wichtungen.

    Es gibt 2 Dinge im Leben bei mir, die sind mir sehr, sehr wichtig, aber auch die habe ich zeitweise vollkommen aus den Augen verloren. Die Wirren der Jugend, ausprobieren wollen, nicht zu früh festlegen.

    Das waren die Pferde und meine Flöte(n). Ich habe zu beidem wieder zurückgefunden. Es hat mir sicher nicht geschadet.

    Profimusikerin werde ich allerdings keine mehr, aber das macht gar nichts, für einen Dilettanten spiele ich ganz gut!
     
  8. Susej

    Susej Nicht zu schüchtern zum Reden

    Wir müssen differenzieren, ob man etwas ein paar Monate probiert oder einige Jahre mit Freude ausgeübt hat. Es ist alles andere als eine "elende Vorstellung", dass man schleichende Entwicklungen hinterfragen sollte. Wenn man nach 9, 10 Jahren plötzlich aufgrund äusserer Einflüsse viel weniger spielt, wie das bei mir der Fall war, dann ist das m.E. schade. Da sollte man sich gegen Aufbäumen, wenn's dann wirklich nicht stimmt, dann kann man immer noch aufhören und den Bruch als Bruch akzeptieren und sich andersweitig beschäftigen. Wieviele Leute jammern ständig rum, dass sie bei Instrumenten "damals" nicht "durchgebissen" hätten...
    Sich "nur" auf eine "innere Berufung" verlassen ist mir persönlich zu heikel.

    Aber nichts für ungut, just my two cents :)
     
  9. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    susej, ja es gibt natürlich diese 2 Seiten.

    Aber Angst vor Brüchen sollte man nicht haben, wenn das Ziel nicht dem Lebensunterhalt dient.

    Ein Mitbewohner von mir (24) macht sich auch schon Vorwürfe, dass er nicht GLEICH Musik studiert hat. Ja, die Chancen, dass er den großen Wurf macht, sind mit über 20 schlechter, als wenn man mit 15 schon bei Jugend musiziert Preise gewonnen hat. Das ist eine Tatsache.

    Auf der anderen Seite, bindet man sich manchmal zu viel an's Bein, weil man ALLE Handlungsstränge weiterverfolgen möchte. Dann ist ein sauberer Schnitt manchmal die bessere Entscheidung.

    Zuweilen denke ich natürlich auch: warum habe ich damals blos nicht mehr weitergespielt? Egal, Ich spiele JETZT wieder und das ist das Wichtige.

    Rein nach Lust und Laune zu spielen, bringt ja auch nicht so viel. Etwas Überblick und Disziplin ist schon auch wichtig. Da gebe ich dir vollkommen recht.
     
  10. Susej

    Susej Nicht zu schüchtern zum Reden

    Du hast natürlich auch recht, ich erlebe gerade wieder im Umfeld, dass man sich auch zu wenig fokusieren kann und genau, wie Du sagst, sich zuviel auflädt - mit dem Resultat, dass alles darunter leidet. Da braucht es dann zwingend diese "Brüche".
     
  11. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich hab leider keine Erfahrung mit dem Problem, da ich auch in der gleichen Phase bin wie freejazzer. Ich spiele seit 9 Jahren Floete und seit 3 Sax. Ich habe mich aber entschlossen, Elektrotechnik zu studieren. Ich denke jetzt, dass ich mit dem Saxophonspiel nicht aufhoeren werde und ich immer wieder Zeit fuers Üben finden werde.
    Viele andere Musiker sagen mir aber von eigener Erfahrung, dass man im Laufe der Zeit sein Instrument vernachlässt. Ich hoffe es wird nichts so passieren. Das Wichtigste ist, dass ich mir jetzt keine Gedanken darüber mache. Jetzt will ich Saxophon spielen und ich spiele es. Wenn ich schon dieses Jahr mein Studium beginne, werde ich sehen wie viel Zeit ich fürs Saxen ausgeben kann.

    Ich bin mir auch nicht sicher, dass ich nicht einen Fehler machen, dass ich nicht den Beruf Musiker gewählt habe. Ich hoffe ich mache keinen Fehler. Von Bückern und von der Erfahrung von Profimusiker hab ich ein wenig Ahnung von dem Leben eines Musikers. Deshalb habe ich mich entschieden, nicht Saxophon zu studieren.

    Schliesslich wird nicht jeder Miles Davis oder John Coltrane.

    Ich würde dich eher raten, dir keine Gedanken darüber zu machen. Alles wird sich in Ordnung bringen. :) Du hast du selbst, die Entscheidung getroffen, nicht Musik zu studieren. Also, es ist selbstverständlich, dass andere Dinge in deinem Leben wichtiger als das Saxophon sind.
     
  12. feo

    feo Ist fast schon zuhause hier

    moin,
    ich studiere jetzt n Jahr und ich habe wesentlich weniger Sax gespielt als in den *rechne* 5 Jahren davor.
    Das liegt am Studium, denn wenn ich hauptsächlich irgendwelche anderen Dinge im Kopf hatte passierte es im im letzten Jahr häufiger, dass ich ne Woche, oder auch 2 das Sax nicht einmal angefasst habe .. sehr schade, aber manchmal hatte ich _wirklich_ keine Zeit. Und wenn ich dann mal Zeit hatte war ich auch froh, mal einfach so rausgehen zu können, oder rumzuhängen.
    Zum Glück kann ich einfach zu Hause üben, denn oben wohnte bis vor kurzem eine Geigenbauerin, die hat auch immer viel Lärm gemacht.. und noch hat sich auch sonst niemand beschwert.
    Ne BigBand, die mir "passt" habe ich erst im April gefunden und leider fanden seitdem nicht viele Proben statt.
    Aber mittlerweile habe ich wieder ein gutes Gefühl, ich denke, ich werde dranbleiben und ich denke auch, ich werde mich noch steigern können ;-)
    Mein nächstes Ziel ist es, einen Lehrer zu finden, der mir passt, dass ist mir in Göttingen nicht geglückt, ich vermute, ich muss mich in Hannover oder Kassel umgucken, dass ist dann zwar ein bisschen Fahrzeit, aber das macht mir glaube ich nichts.
    lass dich nicht entmutigen, ich kenne
    1. superviele Mediziner, die verdammt gut ein Instrument spielen
    2. viele Musiker in Berlin .. also wird es dir auch nicht schwer fallen eine Band oder so zu finden!

    also, Kopf hoch,
    das wird schon, vielleicht wirst du Phasen haben, in denen du gar nicht spielst (und dich hinterher wieder drüber ärgern, dass du nicht gespielt hast.), aber ich vermute mal, wenn du es wirklich willst, weiterzuspielen, wirst du es auch tun.
    schöne Grüße,
    feo
     
  13. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Ja, mehrfach....es gibt ja die schöne Theorie, dass es etwa alle 7 Jahre diese Brüche gibt. Ich finde das unterdessen ganz normal, dass Sachen, die mir vor 10 oder 20 Jahren extrem wichtig waren, nun in der Hintergrund getreten sind. Dafür gibt es neues. Also keine Angst vor der Veränderung. Man kann das ja auch Entwicklung nennen ;-)

    Wenn ich Dich richtig verstehe, bist Du gerade an so einem Punkt. Alles wird neu, nur das Saxophon soll bleiben, so eine Art Heimat. Das finde ich auch gut, Du wirst schon finden, wie das alles zusammem passt. Und wenn es wirklich (zeitweise) nicht passt, muss das keine Katastrophe bedeuten.

    Auch Leute wie Sonny Rollins, Miles Davis oder Charles Lloyd haben jahrelang kein Instrument angefasst.

    Schönen Gruß
    saxfax
     
  14. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich glaube auch selbst David Liebman hat nicht Musik studiert, sondern Geschichte...:)
     
  15. spike

    spike Ist fast schon zuhause hier

    Liebman hat allerdings fruh angefangen mit'm sax spielen und hat wahrscheinlich während seiner (Geschichte) Studien-Zeit gleichzeitig bei u.A. Joe Allard studiert. gruss - spike
     
  16. Gast

    Gast Guest

    Hey!
    Sehr "schönes" Thema... Ich hab auch während meine Zivizeit sehr viel Saxophon gespielt und fange nun an zu studieren.
    Ich habe beschlossen, bei einer neuen Funkband mitzumachen und bei einem Saxophonquartett.
    Das sind beides Sachen, die mich musikalisch weiterbringen und die örtlich am nächsten sind, so dass der Zeitaufwand nicht so groß ist. Wenn alles klappt, sind die Proben am Wochenende. Dann ist zwar das Wochenende immer kapott aber das ist vielleicht auch besser so :)
    Naja ich bin jetzt mit physikalischer Technik/Biomedizin angefangen und denke, dass ich in Zukunft auch eher am schreibtisch sitze, als das ich Sax spiele... aber ich werd nicht aufgeben!!
     
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