die deutsche jazzdebatte 2012

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von prinzipal, 24.Januar.2012.

  1. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    jo... jetzt gleiten wir ganz vom Thema ab...die Grundeinkommensthematik habe ich noch nie kapiert... ich las "Grundeinkommen für künstlerische Berufe" :lol:
     
  2. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo Thomas,

    zum Grundeinkommen gibt es im www einen 70min. Film, da werden Sie geholfen.... :-D

    Du hast Recht , mein Satz

    kann missverstanden werden. Ein "Grundeinkommen für künstlerische Berufe" war meines Wissens nie im Gespräch.

    Es sollte heißen, besonders, auch, vor allem für künstlerische Berufe...

    Liebe Grüße

    Chris
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Hybris...
     
  4. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    die frage nach dem totdozieren des jatzes stellt sich tatsächlich.

    wer mal in die höchst unterschiedlichen ba/ma studienordnungen für jazz reingeschaut hat, merkt, wo es noch - kurzfristig- kreativer zugeht oder wo die stückelisten und kreativitäts- credits jede phantasie töten.

    einige jazz studiengänge wollen sich jetzt auch endgültig richtung werbemusik und populismus umorientieren, während im klassik- bereich unentwegt mit hohem prozentsatz vollständig marktungängige musik generiert wird.

    das muß aber irgendiwe so sein ...

    :roll:
     
  5. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    wer hätte gedacht, daß die debatte so schnell vercrowded wird und sich selbst argumentativ überholt ...

    völlig uverständlich bleibt mir, warum man jazz nicht einfach als kunst darstellt. das ist dieses phänomen nämlich. niemand interessiert sich für ausnahmen mit dem us - etikett jazz oder sonstwas - und das ist schon seit 35 jahren so - und deswegen wars das auch mit der sog. jazzdebatte - solange es keine kunstdebatte ist und wenigstens zum beispiel die tierzüchter für ihre groben vergnügungen ordentlich geschröpft werden. die züchten nämlich keine kunst ... oder haben banken und öffentliche stätten gezüchtete tiere im foyer ?

    na, schau wir mal noch ein bißchen ...

    ;-)
     
  6. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Daran sieht man doch, dass es die Jazzer auch nicht so ernst nehmen.
    Innerhalb einer Woche war die Jazzdebatte vorbei. Was immernoch ungeklärt ist: Wo fängt Jazz an und wo hört er auf?
    Muß man ja wissen, wenn man ihn fördern soll.
    Zeitgenössische klassische Musik klingt doch eigentlich genauso wie Modern Jazz, oder?
    Schräg, keine Melodie, nicht viel Schönes.
    Und wieso ist Jazz eigentlich Kunst? Ich dachte immer das ist eine Musikrichtung.
     
  7. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem


    wer ist "man"?



    SlowJoe
     
  8. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    tja, man ist jeder. immerhin ist die durchgegenderte neusprache ja noch kein strafbewährtes gesetz.

    ja, und maler sind nicht immer kunstmaler, aber nicht alle künstler maler ...

    geht auch.

    :-D
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Endlich habe ich etwas Zeit, um mich nachträglich noch mal mit dem Thema zu beschäftigen.

    In der ganzen "Debatte" kommen für mich nach wie vor zwei Punkte viel zu kurz:

    1. Solidarität unter den Musikern
    2. Kunstsubvention als solche

    Zu 1. habe ich mich ja schon geäußert - wir wären viel einflussreicher und stärker, wenn wir mehr zusammenarbeiten würden, anstatt sich nur immer gegenseitig als Konkurrenz anzusehen und die "Butter vom Brot zu klauen".

    Es gibt verschiedene Erscheinungsformen von Jazz, verschiedene Geschmäcker bei Musikern und Publikum.

    Wenn man diese elenden und völlig sinnlosen Rufmorde alla "der und der ist ein RICHTIGER Jazzer im Gegensatz zu dem und dem" mal beiseite lassen könnte, wäre meiner Ansicht nach schon viel Zeit und Energie gewonnen.
    Und wenn man sich dann noch gegenseitig hülfe und Gigs zuschanzte, anstatt sich Connections abjagen zu wollen, ebenfalls.
    So lange noch Dinge passieren, wie das Erlebnis, dass ein "Kollege" zu einem Hotel-Bankettleiter geht, wo ich regelmäßig Gigs hatte, und den verdutzten Mann fragt: "Wieso spielt denn der Rick hier? Ich bin doch viel besser, engagieren Sie lieber mich", so lange erübrigt sich jede weitere Diskussion, finde ich. :roll:

    Aber nun zum Punkt 2, der staatlichen Unterstützung von Kunst.

    ANGEBLICH kann man heutzutage schlechter von Kunst leben als früher (was ich aber nicht so wahrnehme).
    Ich frage mich, warum ausgerechnet bestimmte (unpopuläre) Künstler eine schützenswerte Spezies darstellen sollen - andere Berufe sterben ja auch aus (ich kenne zum Beispiel viele ehemalige Drucksetzer...), weil sich Technologie und Gesellschaft weiter entwickeln.

    Viele Maler und Fotografen arbeiten neben ihrer "reinen Kunst" kommerziell für Werbung oder Presse, das war schon immer so und hat sich meiner Ansicht nach gut bewährt.

    Hier wurden Parallelen zur Wissenschaft gezogen - da gibt es immer wieder Skandale und Probleme, weil Hochschulen mit der Wirtschaft zusammenarbeiten und Institute, Labors mit der Industrie, um zu überleben, denn die vorhandenen staatlichen Fördergelder reichen hinten und vorne nicht; warum soll es da ausgerechnet Künstlern, gar Jazzern besser ergehen? :-o

    Es gibt die Künstlersozialkasse, die GEMA, GVL, also bereits einiges an öffentlicher Unterstützung; dass diese nicht immer begrüßenswert ist, steht auf einem anderen Blatt.

    Durch die Abgabenpflicht für die genannten Einrichtungen wird es nämlich im Gegenteil gerade den Musikern immer schwerer gemacht, an "Aufträge" zu kommen - ein Veranstalter überlegt es sich heute tatsächlich zweimal, ob er Live-Musik engagiert, wenn er dafür neben der Gage noch weiteres Geld für Aufführungsrechte sowie überhaupt für die Beschäftigung von Musikern berappen muss.
    Radio oder DJ kommen da wesentlich günstiger - der Musiker, der doch eigentlich von den genannten Einrichtungen profitieren soll, ist also im Endeffekt der Dumme. :-(

    Ich persönlich MÖCHTE überhaupt nicht großartig staatlich gefördert werden, denn solche Förderung bedeutet in der Regel Einschränkungen, zumindest bestimmte Vorgaben.
    So ist unser Öhringer Jazzclub aus mehreren Gründen (laut Mitgliederbeschluss) gerade NICHT dem Verband der baden-württembergischen Jazzclubs beigetreten, denn für die Zuschüsse verlangt man umgekehrt auch Beiträge und die Erfüllung einiger Bedingungen, wozu wir nicht bereit waren.

    Staatliche Förderung ist immer mit Bürokratie, Formularen, Bedingungen und dem Wohlwollen einzelner Beamter (oder Politiker) verbunden - bis ich mich da durchgekämpft habe, habe ich auch meine private Nische gefunden, in der ich mein Auskommen habe und nebenbei noch aus Herzenslust alles spielen kann, was mir eben KEINE kommerziellen Erfolge bietet. :-D

    Andere Musiker haben einen "Geldberuf" - da kenne ich zahlreiche Schul-Lehrer und Lehrgangsdozenten (etwa für PC-Anwendungskurse), die ausgezeichnete Jazzer sind und es sich durch ihr gesichtertes Einkommen eben leisten können, nebenbei "unpopulären" Jazz zu machen.

    Vor nicht allzu langer Zeit habe ich auf der Vernissage einer fantastischen Fotografin gespielt, die nach ihrer Ausbildung (Kunststudium) einfach einen gut verdienenden Ingenieur geheiratet hatte - das geht auch.
    Und Jules Verne hatte erst durch seine vermögende Ehefrau genügend Muße zum Schreiben seiner bahnbrechenden Romane. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  10. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, gegen die populische fortführung der vernichtung eines jeden sozialsystems vorzugehen wäre eine edle aufgabe der german jazzdebatte gewesen.

    gerade das aber unterblieb.

    aber denken wir mal richtig: gäbe es keine KSK, GEMA, überhaupt krankenversicherung, rentenversicherung, pfegeversicherug ...

    ... müßte man einfach 1-2 nullen an die jetzt gezahlten gagen dranhängen, und alles wäre in butter. außer natürlich für die veranstalter, die armen vorteilsmitehmer ...

    dann hätten wir verhältnisse wie in den wunderbaren zeiten der usa, als das alles schon einmal in echt gespielt wurde...

    oder etwa nicht ?

    aber die gänzliche unsolidarität unter musikeinnen und musikern wurde richtig als solche festgestellt.

    aber wenn alles "frei" ist, warum brauchen wir die dann ?

    dann wären die solidarischen musikerinnnen und musiker nichts als eine weitere mafia. und verboten.

    aber die hüte könnte man moderner machen ...

    :-D
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Hallo Markus,

    aus Deinem obigen letzten Blog-Link (Du weißt schon: "Wer von was oder wem lebt" in der Rubrik "Von einigen Jazzmusikern am meisten gehasste Beiträge") möchte ich mal hier einen Abschnitt zitieren, den ich sofort unterschreibe, weil er meiner Ansicht nach den wichtigsten Aspekt sehr gut auf den Punkt bringt:

    [color=6600CC]oder böser gefragt: warum muß man im ernst erwarten, daß steuerzahler geld für etwas ausgeben, das die überwiegende mehrheit überhaupt nicht interessiert ? könnte es gar elitär sein, wenn „meine“ musik niemanden erreicht, ich aber entweder geld oder – noch schlimmer – zuneigung einfordere damit man über daseinsprobleme nicht mehr reden muß ? oder meinen musikunterricht vom staat bezahlt bekomme ?

    ein blick auf die lebensbedingungen der menschen überall in der welt sollte derlei gegreine bitte sofort verstummen lassen.[/color]

    Quelle:
    http://zajakonzerte.wordpress.com/2012/02/05/wer-von-was-oder-wem-lebt/

    Diese Vernichtung sehe ich aber so nicht in der Gesellschaft - bestenfalls eine gewisse Modifizierung, Angleichung an die aktuelle demografische Entwicklung.

    Angesichts der Tatsache, dass selbst in den raubtierkapitalistischen USA vielleicht bald ein allgemeines bürgerliches Gesundheitssystem eingeführt werden könnte, meine ich sogar ansatzweise einen gegenteiligen Trend zu erkennen (um es mal alles möglichst vorsichtig auszudrücken). ;-)

    Aber wieso sollten wir so weit gehen oder sollte es so weit kommen?
    Auch da sind wohl einige Modifizierungen angebracht, aber Abschaffung wäre unnötig, finde ich.

    Durchaus, doch DAVON sind wir in unserem butterweichen Sozialstaat wahrhaftig noch weit entfernt - zum großen Glück!

    Danke - und ich befürchtete schon, unter Verfolgungswahn zu leiden, weil mir keiner zustimmte! :)

    Auch "freie" Kunst muss gemacht werden. :cool:

    Aber ich stimme den provokativen Schlussfolgerungen aus Deinem Blog zu - nicht jede vorgeblich künstlerische Äußerung muss unbedingt überleben, bewahrt und beschützt werden.
    Das sollte freilich nicht gleich in unkritische Verehrung des Massengeschmacks ausarten, da werden sich wohl hoffentlich noch einige Zwischentöne und Abstufungen der Polarität finden lassen.

    Außerdem ist selbst der Massengeschmack Wandlungen unterworfen - ganz zart ahne ich derzeit eine leichte Renaissance des Live-Konzerts und sachte Hinwendung zu handgemachter nicht-elektronischer Musik... :roll:

    Warum denn, die haben doch so etwas Kriminalromantisches! :-D


    Schöne Grüße nach Essen,
    Rick
     
  12. Kommissar-Speciale

    Kommissar-Speciale Ist fast schon zuhause hier

    erstaunlich wie viel bla bla hier zusammen kommt....

    bitte nennt den thread in "geistige mülldeponie" um
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Wenn es dir nicht gefällt und du inhaltlich nix beitragen kannst oder willst, halt doch einfach die Klappe und stänkere hier nicht rum!

    Herman
     
  14. Rick

    Rick Experte

    "Totgeredet" wurde besagte Debatte ja nun wahrhaftig nicht, eher ignoriert, würde ich sagen.
    Oder siehst Du das grundlegend anders?

    Wie kommst Du auf diese exklusive Idee, wie würdest Du das genau begründen?
    Stören Dich das Ansprüche der Initiatoren, die Reaktionen darauf oder die Debatte an sich?


    Auf Antworten sowie sachlich fundierte Beiträge gespannt:
    Rick
     
  15. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Soweit F.v.Weizsäcker

    Damals hatten wir noch Bundespräsidenten... :-(

    Der Umfang sowie die Verteilung der Kulturförderung ist in der Praxis eine politische Sache, wenn man so will eine ideologische, zensierende.

    Die Karten für Theateraufführungen werden in vergleichsweise astronomischen Größenordnungen gesponsert.

    In Augsburg werden für Renovierungen und Erweiterungen der Spielstätten bis 2018 etwa 90 Mio.€ eingeplant(!), das trotz sinkender Besucherzahlen.

    Auf der anderen Seite müssen Live-Clubs schließen, weil sie kein Geld für Schallisolierung haben.

    Natürlich hilft es Niemandem, wenn die geförderten und nicht geförderten Gruppen gegeneinander ausgespielt werden.

    Die Kassen sind leer.....dieses Argument kommt immer, wenn die Entscheidungsträger etwas nicht fördern WOLLEN.

     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also ich verfolge diesen Thread mit großem Interesse.

    Nach meiner Meinung absolut keine "geistige Mülldeponie"
    (höchsten der Beitrag vom Kommissar gehört dahin :) ).

    Die Diskussion zeigt für mich einmal mehr die Problematik
    von Subventionen.

    Sie verzerrt Marktstrukturen, ist immer ungerecht (wer am lautesten schreit,
    bekommt am meisten), öffnet Tür und Tor für Klientepolitik,
    ruft ein unangemessenes Anspruchsdenken auf den Plan.

    Gäbe es keine Subventionen, (wir reden immerhin von einigen
    100 Mrd. im Jahr), ließe sich die Steuerlast drastisch reduzieren.

    Damit hätte jeder Bürger selbst mehr Möglichkeiten das zu unterstützen,
    was ihm wichtig ist.

    Und jeder wüsste, das er Kunden, ein Publikum, für seine Aktivitäten
    benötigt.

    Wofür zahlen wir im Prinzip Steuern? Um das zu finanzieren,
    was wir individuell nicht honbekommen.

    Infrastruktur, Bildung, Gesundheit und Sicherheit.

    Wofür zahlen wir HEUTE unsere Steuern?

    Zu nahezu 80% für Zinsen, Transferzahlungen/Subventionen.

    Kein Wunder, dass unsere Schulen sanierungsbedürftig sind,
    das Gesundheitssystem allen Ecken knirscht, nicht in modernes
    Verkehrswesen investiert werden kann.

    Nur eine Abschaffung aller Subventionen wird es nie geben,
    da die Politik dann ein zentrales Feld aufgeben müsste, auf
    dem man sich profilieren kann.


    LG

    Dreas
     
  17. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Der Bundespräsident, den Du hier zitierst, hiess übrigens [color=3300FF]R[/color]ichard mit Vornamen.

    Cheers
    HanZZ
     
  18. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    die aber auch nicht unbeding richtig gelegen haben, deren Aussagen zumindest nicht ewig gelten (wobei doch ewig eine seehr lange Zeit ist)

    Nachdem die Bahn zwischenzeitlich ein privates Unternehmen ist (sein sollte, na ja, irgendwie, wenn auch nicht wirklich), ist die öffentliche Förderung eines Bahnhofes natürlich eine Subvention.

    Es hat sich anscheinend in den letzten paar Jahrhunderten (... tausenden?) nicht viel geändert. Wer gut leben will, muß den Königen, Fürsten, Politikern gefallen oder die Massen oder zumindest die Marktbesucher soweit begeistern, dass es mehr oder weniger reichliche Almosen erhält.

    Zu jeder Zeit gab es Künstler, die (aus meiner Sicht) scheußliches Zeug produziert haben und kommerziell erfolgreich damit waren. Von den früheren hört man glücklicherweise nichts mehr, die aktuellen laufen den ganzen Tag im Radio.

    Gruß
    Mini
     
  19. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Danke! (Ich wollt ja nur sehen, ob alle aufpassen... :lol: )
     
  20. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Ist ja schön, dass der gute Richie den Spruch losgelassen hat, leider hat er vergessen, sich in seiner Amtszeit auch um die Umsetzung zu kümmern.
     
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