Die herkömlicher Art ein Instrument zu erlernen fragwürdig?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von macpom, 24.August.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    @ Bluefrog

    ""was heißt denn schon covern? Die schönsten und tiefgründigsten Stücke im Jazz sind oft "Cover-Versionen", denke z.B. an "My favourite things" von Coltrane! Ein Liedlein, aus dem Trane ein Meisterwerk gemacht hat.

    Als ich im Klarinettenunterricht den zweiten Satz aus dem Mozartkonzert spielen sollte, dachte ich: Dass ich DAS spielen DARF, das großartigste Stück aus der ganzen Klarinettenliteratur! Man kann das auch als Verbeugung vor dem Meister sehen.""


    >>>>>> "COVERN" Bedeutet, einen Song SO nachzuspielen, dass jeder ihn als solchen erkennt.
    Wenn ich z.B. den Pink Panther" verjazze....IST und BLEIBT es der Pink Panther...AUCH wenn ich ihn eben in MEINER persönlichen Version vortrage....ODER ??
    Ich benutze also erkennbar jemand anderem seine Vorlage...
    wobei ich sie bezülich des JAZZ immerhin noch auf eigene Art interpretiere........das ist ja fast schon wie ""Selbstgemacht"" ....aber eben nur FAST.
    Die Grenzen sind da wahrlich fliessend.

    Du beschreibst ja selbst sehr schön den " anderen " Film...
    Man kann sich auch vor einem Meister verbeugen, indem man ihn möglichst gut zu interpretieren versucht.....

    Das wäre dann der perfekte Fälscher von Kunstwerken aus meinem vorigen Posting...die Leute haben bestimmt auch höchsten Respekt vor ihren Vorbildern....und ICH habe den höchsten Respekt für ihre Handwerksfähigkeit.................dennoch würde ich ihnen NIE ein Bild abkaufen.

    Ich persönlich stehe eben auf ORIGINALE !! ;-)

    Grinsfeix

    CBP
     
  2. Gast

    Gast Guest

    @ Saxfax

    ""

    wenn ich das lese, denke ich, nu' laß' mal gut sein, muß das alles so absolut dastehen? Du bist sicher in der glücklichen Lage, eigenen Kram spielen zu können. Prima. Aber man kann aber auch glücklich sein, ein Stück von XY zu spielen, es sich zu eigen machen, zu "interpretieren", sich "in den Affect zu setzen" (wie Leopold Mozart schrieb). Das ist weder besser noch schlechter. Der Rest ist Ideologie.""



    Moin Holger....


    Genau DAS sage ich doch die ganze Zeit...es hat rein garnix mit ""Absolutheit"" PER SE zu tun.....als mit verschiedenen musikalischen Denkweisen, Erwartungshaltungen und Gundansätzen.

    Ich beschreibe halt MEINE Denkweise...MEINE Herangehensweise und MEINE Umsetzung...

    DA bin ich absolut und ""hardcore""...aber , dass das nicht allgemeingültig sein muss , ist ja wohl klar....habe ich von vornerein eingeräumt......

    Ich finde es nur wichtig , immer wieder zu betonen, dass man als Saxer und / oder / auch Musiker auch Gaaaaanz andere Wege beschreiten kann ....... und diese im Normalfall bei gängigem Unterricht gerne verschollen bleiben......ooooder gar kaputtgemacht werden. ( KÖNNEN )

    GLG

    CBP
     
  3. Gast

    Gast Guest

    PS

    @ Saxfax


    Nur mal als Beispiel hintendran:

    Hätte ich regulären Flötenunterricht genommen, würde ich nach drei Jahren wohl immer noch in dem verzweifelten Bemühen stecken, irgendwelche Klassik- Standarts auf die Reihe zu bekommen.

    Ich habe es NICHT getan...und spiele inzwischen Salsa und Latin-MELODIEN.....Jamme öffentlich erfolgreich herum und habe auch schon ne CD auf Flute am Start......

    Das hat alles nix mit Absolutismus oder gar Selbstdarstellung zu tun ......

    Das könnte JEDER....( mit ein wenig Talent ) ....so er nur aus dem gegebenen Schema ausbricht.

    Andere wollen jedoch genau das NICHT ! .... OK.....dann sollen sie eben Üben und üben .....
    wie gesagt : Jedem das Seine !!

    LG

    CBP
     
  4. Gast

    Gast Guest

    @CBP
    Du beschreibst den Unterschied zwischen einem kreativen und unkreativen Musiker und nicht zwischen einem ausgebildeten oder unausgebildeten.

    Ich habe traditionellen Querflöten-Unterricht gehabt und habe trotzdem auf alles gejammt was kam. Die Tatsache, dass ich wusste, was ich spiele hat mich davon nicht abgehalten.

    Inspiration ist nicht abhängig vom Wissensstand!

    Ich verabschiede mich hiermit aus der Diskussion, da sich das Thema mittlerweile im Kreis dreht.
     
  5. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Lieber CBP!

    Trotz gegenteiliger Beteuerungen scheinen Interpreten in Deinem Verständnis Nachäffer und Epigonen zu sein. Da hat ewiator schon Recht, wenn er meint, dass Du den „Unterschied zwischen einem kreativen und unkreativen Musiker“ beschreibst.

    Bei einem Gespräch zwischen zwei Verrückten wie Glenn Gould und Dir über das Interpretieren von Musik wäre ich gerne dabei. Leider ist Glenn Gould schon seit 30 Jahren tot.
    „Verrückt“ drückt übrigens eine freundliche Wertschätzung aus.
     
  6. Gast

    Gast Guest


    @Trötomanski
    ( und Ewiator)

    Der Vergleich > Kreativ versus UNkreativ in Bezug auf herkömmliche Ausbildung oder eben nicht stimmt nicht so GANZ ...obwohl er sehr interessante Aspekte enthält.

    Bleiben wir jedoch mal dabei....dann würde ich behaupten ( zumindest aus meinem Erfahrungsstand heraus ) dass Leute, die von Anfang an "klassischen " Unterricht hatten , ihre Kreativität oft weitaus schwerer einzusetzen in der Lage sind.

    Daß Ewiator dennoch mit seiner Flöte überall mitjammen kann, ist cool....SO sollte es sein ! > Aber es ist leider nicht die Norm.
    Allzuviele Leute kommen auf eine Jamsession und fragen als erstes nach Noten....oder danach , welche bekannten Songs man denn nachspielen wolle.....ich denke, das hat fast jeder von uns schon erlebt.Es gab ja kürzlich hier im Forum sogar in einem Thread die Frage, welche Noten man für den Sommerfest-Jam habe.

    Ich denke, das, was man zuerst lernt, prägt einen halt auch......man KENNT es eben und hält daran fest.

    Das hat weniger damit zu tun, dass solche Leute evtl "unkreativ" sind.....aber sie sind doch oft im gewissen Sinne eingeschränkt in ihrer Entfaltung.

    Es ist ein bisschen wie "Malen nach Zahlen"......oder das Zusammenbasteln eines vorgefertigten Modellbausatzes.....Am Ende steht jeder mit dem gleichen Bild da oder dem gleichen Modell da.....>>>> Das ist zwar im gewissen Sinne "kreativ" >>>> nämlich besser, als es gleich fertig zu kaufen...aber es geht eben noch MEHR.

    Dass Du mich als "Verrückt" einstufst, also " abgerückt von der Norm ", ehrt mich sogar ein wenig.
    Wären wir alle genormt....würden wir uns gegenseitig zu Tode langweilen

    Genauso geht mir das mit nach klassischem Muster perfekt nachgespielter Musik....es ist eine KUNST das hinzubekommen...aber in MEINEN Ohren eben eine eher langweilige.

    Es gibt Restaurants, wo man immer wieder neue Gerichte kennenlernen kann.....DA gehe ich hin....es gibt auch solche mit "gutbürgerlicher Küche"....wo man immer das Gleiche serviert bekommt > vom Sauerbraten bis hin zum Wiener Schnitzel mit Pommes....die meide ich eher, auch wenn der Koch seine Kreativität im Anordnen der Pommes auf dem Teller ausgelebt hat.

    Ich habe Respekt vor dem Koch, Maler, Musiker....der das jeden Tag auf s Neue genauso hinbekommt....aber ich würde es eben dennoch nicht kaufen.

    So ist nunmal MEINE Grundhaltung....und es wäre ja schlimm, wenn die JEDER hätte...dann wären wir ja schon wieder genormt !!

    Kicher
     
  7. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das ist doch lediglich die Beschreibung von keinem guten Flötenunterricht der an den Wünschen des Kunden vorbeigeht.
    Es gibt keinen regulären Flötenunterricht nach standarisierten Vorgaben. Das hängt vom Lehrer ab, wie immer. Ich habe auch Flöte gelernt und wir haben uns von Anfang an auf die Musik Brasiliens konzentriert weil ich die gerne mag und erst jetzt setze ich mich mehr mit Klassik auseinander an der Flöte weil ich auch die Musik sehr schätze und da jetzt Bock drauf habe.
     
  8. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Zitat:

    CBP schrieb:

    ...

    Es gibt Restaurants, wo man immer wieder neue Gerichte kennenlernen kann.....DA gehe ich hin....es gibt auch solche mit "gutbürgerlicher Küche"....wo man immer das Gleiche serviert bekommt > vom Sauerbraten bis hin zum Wiener Schnitzel mit Pommes....die meide ich eher, auch wenn der Koch seine Kreativität im Anordnen der Pommes auf dem Teller ausgelebt hat.

    ...
    Kicher



    Wenn es mir aber irgendwo so richtig gut geschmeckt hat , gehe ich da auch gerne hin in der Erwartung, dass es mir wieder genauso(!)richtig gut schmeckt.

    Das eine (öfter mal was Neues) schließt das andere (das bewährte gute wiederholen) ja nicht aus, oder?


    Cheerio
    tmb
     
  9. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Das Problem an dieser Sache ist nicht, dass es unterschiedliche Wege gibt.

    Das Problem einzig und allein ist, dass man immer denkt die jeweils andere Methode sei totaler Quatsch.
    Seien es negative Erfahrungen oder generelle Skepsis gegenüber fremden Herangehensweisen. Wie so oft im Leben: "Jedem das Seine!"
     
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ CBP

    Und nochwas Benjahmin,

    immer nur aus Prinzip alles anders machen zu wollen, gegen den Strom zu schwimmen, ist aus meiner Sicht genauso "vernagelt" wie die Position "das geht nicht, das haben wir noch nie so gemacht".

    Es gibt durchaus Dinge die sich bewährt haben, die darf man dann auch so lassen, genauso wie man seinen Blick über den Tellerrand nicht verlieren sollte.

    LG

    Dreas
     
  11. Gast

    Gast Guest

    @Saxhornet

    Mit "Klassik-Standarts" habe ich mich wohl etwas mißverständlich ausgedrückt. Ich meinte nicht KLASSISCHE Musik
    sondern die "klassischen" Übeetüden und Lernstücke, wie man sie in den meisten Lehrbüchern findet.

    Ansonsten....mal von der anderen Seite aufgerollt...hast Du natürlich Recht : WENN man einen Unterricht hat, der genau den Bedürfnissen / Wünschen des Kunden / Schülers entspricht, wäre das ideal.
    Hier geht es ja aber um die "herkömmliche" Art, ein Instrument zu erlernen ..... und die ist ja meist alles andere als das.
    Ich habe z.B. als kleiner Knirps ein paar Jahre Akkordeonunterricht gehabt...konnte auch den einen Tango oder den anderen Walzer spielen....gebracht hat mir das jedoch GARnix. Meinem Bruder erging es auf dem Piano/Keyboard nicht anders.....
    Nun würde ich nicht unbedingt behaupten, dass das SCHLECHTER Unterricht war....anderen hätte das vielleicht voll was gebracht....MIR jedoch nicht. Ich konnte schon damals aus dem Akkordeon mehr rausholen, wenn ich auf eigene Faust gespielt habe.
    Hätte ich nen Lehrer gehabt, der DAS gefördert hätte....wie Du es propagierst....dann wäre ich heute vielleicht kein Saxer sondern Akkordeonspieler
    Solche Lehrer trifft man in der Regel aber weder im Musikverein noch an den gängigen Musikschulen....da bekommt man eben die "herkömmliche" Einheitsausbildung und gut ists
    ( oder eben auch NICHT )

    Ich habe ja selbst eine Zeitlang unterrichtet.... und immer versucht, meinen jeweiligen Schülern einen auf sie zugeschnittenen individuellen Unterricht zu bieten .... aber sowas ist ja wahrlich nich der gängige Fall....und um letzteren geht es hier ja hauptsächlich.

    Ausbildung, Schule, Musikunterricht usw usf. sind ja meist doch eher auf Massenkompatibilität zugeschnitten, was nicht immer zu individuellen Glanzleistungen führt.

    Unser Lehrling baute seinerzeit als Gesellenstück eine Trompete ( oder war s ein Fluegelhorn ? )....das Ding war perfekt nach Plan gebaut und brachte ihm den Gesellenbrief ein....spielen liess es sich jedoch beschissen bis garnicht.

    Das lag weder an dem Meister, der dem Lehrling das nötige Handwerkszeug dazu beigebracht hatte....noch an dem Lehrling, der seine ihm gestellte Aufgabe sehr gut erfüllte....nämlich nach PLAN zu bauen....sondern eher daran, dass der PLAN nicht gut war.
    Hier sehe ich eben die Parrallele zum herkömmlichen Unterricht.

    LG

    CBP
     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    @CBP:
    Als Leidtragender und nun Verantwortlicher darf ich Dich informieren, dass sich der Musikschulunterricht in den letzten 30 Jahren sehr verändert hat, da das Personal im Schnitt doch besser geschult ist.
    Womit ich kämpfe, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema ist, dass sich der Unterrichtserfolg messbar zeigen muss (Wettbewerbserfolge..)
    Das wird als Rechtfertigung für Förderung der Musikerziehung bei uns leider immer mehr verlangt.

    Grüßle
     
  13. Gast

    Gast Guest

    @Dreas

    """"
    @ CBP

    Und nochwas Benjahmin,

    immer nur aus Prinzip alles anders machen zu wollen, gegen den Strom zu schwimmen, ist aus meiner Sicht genauso "vernagelt" wie die Position "das geht nicht, das haben wir noch nie so gemacht".

    Es gibt durchaus Dinge die sich bewährt haben, die darf man dann auch so lassen, genauso wie man seinen Blick über den Tellerrand nicht verlieren sollte ""



    Dreas, da hast Du VOLLKOMMEN Recht.....und genauso wie die einen meinen, NUR mit Unterricht kämen sie weiter....so meine ich genau das Gegenteil......da sind wir alle gleich "vernagelt", was DAS betrifft.
    Ich vertrete da halt eine sehr extreme Position...genauso wie die der "anderen" Seite es tun.
    Beides kann man nicht verallgemeinern......aber ich wehre mich gegen die eher allgemeine Meinung, dass man mit der herkömmlichen Musikalischen Ausbildung auch zum Ziel kommt......frei nach dem Motto: "Wenn ich meinem Kind Unterricht verpasse, wird es ein guter Musiker werden"

    DAS hat sich nämlich auch tausendfach NICHT bewährt....und viele potentielle Talente sind bereits damit versaut worden.

    LG
    CBP
     
  14. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi Dreas,

    an was genau denkst Du da...bezogen auf das Thema?

    LG

    Chris
     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Chris,

    ich meinte das zwar eher allgemein.

    Bezogen auf´s Thema so z.B.:

    Es hat sich bewährt, dass ein Musiker irgendwann auch Noten beherrschen sollte, also wäre es blöd das abzuschaffen.

    Es hat sich bewährt ein Instrument auch technisch zu beherrschen, also sollte man das auch nicht abschaffen.

    (Ich lese gerade ein Buch über die Geschichte der Musik des 20. Jahrhunderts. Da kommt immer wieder vor, dass Musiker xy zunächst keine Noten konnte, aber irgendwann sehr wohl dann doch Noten und Blattspielen gelernt hat.)

    LG

    Dreas
     
  16. Gast

    Gast Guest

    @ Mugger

    """Benutzerinformationen

    @CBP:
    Als Leidtragender und nun Verantwortlicher darf ich Dich informieren, dass sich der Musikschulunterricht in den letzten 30 Jahren sehr verändert hat, da das Personal im Schnitt doch besser geschult ist.
    Womit ich kämpfe, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema ist, dass sich der Unterrichtserfolg messbar zeigen muss (Wettbewerbserfolge..)
    Das wird als Rechtfertigung für Förderung der Musikerziehung bei uns leider immer mehr verlangt."""


    >>>> SIEHSTE..... und damit geht es schon los...oder eben immer weiter.
    MESSBAR heisst ja, an idealisierten Standarts verglichen....quasi alles über einen Kamm geschert und verglichen ( gemessen)...........alle malen nach Zahlen und wessen Bild das schönste ist....der hat gewonnen....ergo nicht der beste Maler....sondern der beste Zahlenleser...denn DAS ist MESSBAR....alles andere ist Geschmacksfrage.

    Gruselig !!

    CBP
     
  17. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Siehste, Benjahmin, das sehe ich anders, das könnte nach meiner Denke eben nicht jeder, dazu sind Menschen doch zu unterschiedlich.

    Natürlich hängt neben der individuellen Voraussetzung ("Begabung") ganz viel an der jeweiligen Biographie. Und die kann man nur begrenzt beeinflussen.

    Musik funktioniert in der Auseinandersetzung mit Regeln, das können Noten sein, Leadsheets oder aber auch nur ein Stil, wenn Du Salsa spielst. Auch Freejazz hat Regeln, die Negation bestehender Regeln (bloß kein gleichmäßiges Metrum...) ist auch nichts anderes. Man kann auch Bachs C-Dur-Präludium kreativ spielen - oder eben mechanisch runterspulen.

    Besten Gruß
    Saxfax
     
  18. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dreas,

    wenn ich mir so anschaue, womit in der Szene aktuell am allermeisten Geld verdient wird, bekomme ich diesbezüglich allmählich meine Zweifel...

    Immer mehr DJs, Pop-Produzenten, Sample-"Künstler" usw. sind geradezu stolz darauf, weder Musiktheorie noch überhaupt ein Instrument zu beherrschen.
    Umgekehrt wird virtuoses Solo-Spiel von der Bevölkerungsmehrheit als "sinnloses Gedudel" empfunden. :roll:

    Die Jugendlichen folgen dem Trend und "spielen" lieber PC und mp3-Player anstatt eines Instruments.
    Üben ist völlig "retro", mit entsprechender Software, die sogar oft preisgünstig angeboten wird, kann sich heute jeder einen "Hit" basteln.

    Ich habe am meisten erwachsene Schüler, immer mehr Keyboard- als Saxofon-Anfänger, viele Musikschulen im Umkreis klagen über Nachwuchs-Mangel.

    Wenn das so weiter geht, kennt man bald akustische Instrumente vorwiegend aus historischen Filmaufnahmen, dann ist unsere Diskussion hier nur noch ein "Greisen-Thema". :-D


    Elektronisch-virtuelle Grüße,
    Rick
     
  19. saxhornet

    saxhornet Experte

    @CBP
    Es ist toll daß Du deinen Weg gefunden hast und damit deine Musik machen kannst, die keine Regeln, Noten und theoretischen Grundlagen benötigt.
    Hierbei handelt es sich aber um deinen Mikrokosmos den Du einfach nicht generell auf andere und alle Musik übertragen kannst, denn ausserhalb dieses Mikrokosmos gibt es weitere und die benötigen eben andere Kenntnisse um sich dort zurechtzufinden.

    Ich habe von den ganzen Musiksachen die es so gibt auch sehr viel unterschiedliches Zeug gemacht und darunter viel auch "freie" Musik. Meine Erfahrung ist, das kann toll sein aber auch langweilig werden, genauso wie bei notierten Stücken, kein Unterschied. Es geht immer nur darum was Du draus machst.
    Wenn ich jetzt an meine Stücke denke, die ich so schreibe, dann würde das ohne Notation nicht gehen, da sie gerne auch mal komplexer sein können (wobei das Ansichtssache ist, da ich und meine Musiker die eigentlich recht easy finden (wir können Noten lesen und haben die notwendige Theorie aus Harmonielehre und Gehörbildung gelernt)). Die Songs wären mit einfach mal drauflosspielen nicht umsetzbar, mit ihren leicht komplexeren Harmoniefolgen und Modulationen und vielleicht Arrangements. Wenn ich meinen Kollegen jetzt 10 Stücke mündlich beibringen müsste, nehmen ich doch lieber Noten und wir können gleich anfangen zu arbeiten. Jetzt kann man fragen: Muss es so komplex sein? Nein, aber so höre ich die Songs in meinem Kopf, so will ich daß sie klingen und ich und meine Musiker finden sie nicht komplex, denn wir habe das notwendige Hintergrundwissen damit wir verstehen können was passiert und müssen es dann nicht mehr schwer finden.

    Ich wage es allerdings zu bezweifeln daß die meisten Spieler über eine etwas komplexere Nummer ein (mich) überzeugendes Solo abdrücken können ohne die Noten (Harmonien) vorher zu kennen oder die harmonischen Zusammenhänge zu begreifen bzw. ohne die theoretischen Vorkenntnisse zu besitzen, selbst wenn Sie ein absolutes Gehör hätten (welches ein Fluch sein kann)und das hat gar nichts damit zu tun wie gut Jemand spielen kann. Wenn Du aber die Zusammenhänge kennst und begriffen hast kannst Du Dich da schon eher auch mal mit dem Ohr durchhangeln. Ich habe aber auch schon namenhafte Musiker dabei schlecht abschneiden sehen wenn sie bei Stücken einer fremden Band eingestiegen sind und den Song und die entsprechenden Harmonien nicht kannten (speziell in einer anderen Stilistik als die die sie sonst spielen).

    Die ganze Diskussion (wenn es mal eine Diskussion wäre) hier beruht eh auf dem Irrtum, daß es eine Norm für Unterricht gibt und wie er abgehalten wird. Da gibt es aber keine Standards, keine Regeln oder Bücher an die man sich hält. Wer also von herkömmlichen Unterricht redet sollte erstmal definieren was in seinen Augen herkömmlicher Unterricht sein soll und wie er darauf kommt. Ich weiss es nicht und ich bin ausgebildeter Instrumentalpädagoge. Nimm 5 Kollegen von mir und jeder bringt Musik einem Schüler anders bei. Manchmal passt es, manchmal nicht.

    Herkömmlichen Unterricht mit Notenlesen lernen und mit sich mit Theorie zu beschäftigen gleichzusetzen erscheint mir wie ein Gedanke der nicht konsequent zu Ende gedacht wurde. Mann kann nicht den einen Mikrokosmos ablehnen und dann den anderen Mikrokosmos als einzige Lösung propagieren. Das ist so als wenn Du nur Vollmilch- oder Zartbitterschokolade mögen und essen darfst aber nicht beide.

    Was mich wirklich stört ist allen Musikern, die über Standards improvisieren oder Klassikern die Stücke nachspielen alle Kreativität und Originalität abzusprechen. Das ist boniert, kurzsichtig und intolerant und genau das was Du, CBP, dem "herkömmlichen" Unterricht und Lehrern vorwirfst.Wer sagt denn daß das was Du (CBP) machst wirklich kreativ und originell ist? Mal als Hinweis, die europäische Musikkultur kennt 12 verschiedene Töne mit einer begrenzten mathematischen Anzahl der Möglichkeiten der Verknüpfung dieser Töne, noch weniger wenn es "melodisch" (was auch immer das ist) klingen soll. Ich könnte jetzt wahllos Kombinationen zusammenwürfeln, wäre das kreativ?
    Könnte es nicht eher sein daß ob man etwas als kreativ und originell ist wieder auch vom eigenen Geschmack abhängt? Bitte etwas mehr Toleranz hier.

    Vielleicht liegt auch viel Ärger bei einigen Leuten darin daß Ihr Unterricht anders abläuft als erwartet aber ehrlich, man hat doch einen Mund und kann sich da doch gegenüber dem Lehrer auch äussern. Ich finde das immer gut wenn ein Schüler mir so hilft. Man sucht gemeinsam den Weg. Problematisch kann es natürlich sein wenn man in einer Gegend wohnt wo die Auswahl an Lehrern gering ist und man da dann gar keine Wahl hat als zu diesem einen Lehrer zu gehen. Wenn dann da der Unterricht nicht gut ist, ist das sicherlich sehr frustrierend. Unterricht ist halt nicht gleich Unterricht.



     
  20. Gast

    Gast Guest

    @Saxhornet

    Ich glaube, da verkennst Du die Situation ein wenig......

    In meinen bisherigen Bands, Musikprojekten usw usf. wurde und wird ja keinesfalls wild drauf losgedudelt. Wir hatten oft ein SEHR durchstrukturiertes Programm, wo exakt auf Punkt und Tonart gespielt wurde....NUR dass dieses nicht nach herkömmlicher Art vorgegeben war, notiert oder auch nur in Akkordschemen vorhanden.
    Die Stücke wurden zusammen entwickelt...einer kam mit nem neuen Basslauf, einer der Bläser erfand flugs ne neue Line dazu....der Drummer hatte sofort eine gute Idee dazu....usw usw.
    So haben wir öfter mal einen kompletten Song binnen einer Stunde fertig entwickelt und einstudiert gehabt....und KONNTEN den dann auch, weil jeder sein eigenes Herzblut
    darin hatte. In sehr vielen meiner Projekte, war ich der Einzige, der überhaupt Noten lesen KONNTE und WENN ich mal mit einer selbstnotierten Line ankam, musste ich sie eher besser selbst kurz vorspielen > DANN war alles klar.

    Dabei sind die Sachen ebenfalls nicht immer "simpel" gewesen...wechselnde Harmonien, 9/4 Takte im Wechsel mit2/4
    und einem ployrhythmischen Percussionsapparat dagegen gehörten durchaus dazu.
    Da ich in der Zeit meines Saxerlebens ca 150 verschiedene Bands oder Kurzprojekte durchlaufen habe.....und sie mehr oder weniger ALLE so funktionierten, mag das zeigen, dass ich mit meiner Herangehensweise garnicht so alleine dastehe.
    Der Mikrokosmos, den Du ansprachst, IST also garnicht so "Mikro" sondern unter der Hand ganz schön MAKRO und beinhaltet die unterschiedlichsten Stilrichtungen.

    Das mag an meiner Biographie liegen, wie Saxfax es nannte...
    wer sehr viel in der Welt herumreist, der trifft auch immer wieder auf Gleichgesonnene der unterschiedlichsten Genres....das ist dann eben ""Selbstunterricht durch Learning by Doing "

    Ein "absolutes Gehör" habe ich übrigens nicht....ich kann nur ziemlich spontan jede Tonart oder jeden Wechsel auf dem Sax nachvollziehen ... WAS das nun für ein Wechsel oder welche Tonart das nun war, dass müsste ich später kurz nachrechnen, um es herrauszufinden >>> wieviele Kreuze oder Bs waren das doch gleich ??
    Aber das MUSS ich garnicht tun, da ich es eher intuitiv erfasse. Wenn Du mich fragen würdest....HEY....in welcher Tonart habe Ihr dieses oder jenes Stück gespielt....wohin habt Ihr gewechselt...?? >>> Ich müsste oft sagen : Keine Ahnung ! > Aber es geht so und so ...hör mal :...........

    Um es kurz zu machen: Ich bin wahrlich nicht der einzige Musiker, der erfolgreich so arbeitet.

    Es gibt unter meinesgleichen eine Menge "anarchischer Dudler".....denen dürftest Du gerne auf die Finger hauen....denn sie befinden sich oft ( auch noch zu Unrecht ) in dem von Dir angesprochenen (elitären) Mikrokosmos....aber es gibt auch ne Menge "Klassisch" ausgebildeter Musiker, die ausser Notenfressen nix mehr können....und denen haue ICH eben auf die Finger.

    So....und wenn Du nun schreibst, dass Musikunterricht sich heutzutage gewandelt hat ( sinngemäss) und sich etwas entfernt hat von den üblichen Etüdenpaukereien....dann ist das erfreulich zu lesen, > einen aktuellen "Up to date" - Einblick habe ich da gerade nicht.
    Dennoch verwundert es dann ja umso mehr, dass hier Leute fragen : ( übertrieben ausgedrückt ) " Hat jemand die Noten für "Happy Birthday"" .........sind denn soooo viele Schlechte Lehrer unterwegs.....gibt es eben DOCH sooo unpassenden Unterricht ?....Und wie soll der Anfänger erkennen, wo er da gerade gelandet ist ??

    > Es mag ja sein, dass Du das anders handhabst ( Respect ! )
    > Aber glaube doch bitte nicht, dass Du damit eine Norm darstellst !!

    Damit will ich nochmal auf den Ausdruck ""herkömmlicher Unterricht "" zurückkommen.........den gibt es nämlich immer noch tausendfach - wennicht Millionenfach....
    Ob sich das in Schulbands abspielt ( vornehmlich England und den USA) ....oder in Musikvereinen....in Kirchenposaunenchören....in Workshops diverser renommierter Musikschulen ( die ich Spasseshalber selbst mal besucht habe )........es ist immer das Gleiche....> Man bekommt aufoktruiert, wie man WAs zu spielen habe....und zwar NICHT unbedingt, weil es der Sache dient....sondern weil es eben so IST...BASTA !

    SELBST mit besagter Ausbildung und dem Einfügen in die Gegebenheiten klingt es dann oft auch entsprechend gruselig.


    LG

    CBP
     
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