Die herkömlicher Art ein Instrument zu erlernen fragwürdig?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von macpom, 24.August.2012.

  1. Rick

    Rick Experte

    Wenn ich mich da noch mal kurz einmischen darf:

    Meiner Ansicht nach ist es in der Pädagogik überall ähnlich, sei es nun an den allgemeinbildenden Schulen, an den Universitäten, bei musikalischem Privatunterricht oder sonstwo - es gibt nämlich Lehrer, mit denen man klar kommt, mit anderen nicht, außerdem gibt es Lehrer, die sich in Schüler hinein versetzen können, die mit Fantasie etwas rüberzubringen vermögen, andere wiederum nicht.
    Und es gibt gaaaaaanz viele verschiedene inhaltliche Ansichten. :roll:

    Nicht zuletzt ist das eine Frage erstens der Erfahrung und zweitens des Engagements - will der Lehrer dem Schüler wirklich etwas beibringen oder will er bloß mit möglichst wenig Aufwand seine Zeit absitzen?

    Beispielsweise habe ich öfter Anfragen von Leuten, die bereits in Bands spielen und einfach noch ein paar Licks, etwas Technik oder Theorie lernen möchten.
    Da geht es dann um ganz konkrete Inhalte, da muss ich nicht "bei Adam und Eva" anfangen.
    Und wenn sie keine Noten lesen können, machen wir das eben auswendig.

    Andere wiederum bitten mich um Literaturtipps, wollen Etüden und ganz viel aufgeschrieben bekommen.

    "Jedem Tierchen sein Pläsierchen" - da muss ich flexibel sein, tolerant und mich nach den Kundenwünschen richten.
    Oder es spricht sich rum, dass ich nicht in der Lage bin, auf die Leute einzugehen, dann habe ich bald immer weniger Schüler, denn die Kokurrenz ist nicht ganz gering. ;-)

    Ich kenne aber auch Kollegen, zum Beispiel an städtischen Musikschulen mit vorzugsweise klassischem Hintergrund, die schlicht und ergreifend dazu nicht in der Lage wären:
    "Hä? Blues Licks? Was soll das denn sein?"

    Dafür haben die aber ganz andere Qualitäten, achten auf andere Gesichtspunkte, bei denen kann ein Schüler durchaus etwas lernen, aber eben etwas Anderes.

    Man sollte abschätzen, was man wie lernen möchte, sich ausreichend umhören und dann den Lehrer nehmen, der einem liegen könnte.
    Manche Schüler fahren sogar mehrere hundert Kilometer weit, kommen dafür nur unregelmäßig, holen sich etwas Wissen und Anregung ab, das geht ja auch.

    Musikunterricht ist im Endeffekt nur ein normaler Dienstleistungsbereich, dessen sollten sich beide Seiten bewusst sein.
    Es gibt genügend gute Angebote, man muss sich heutzutage nicht mehr an eine Musikschule oder einen einzelnen Lehrer binden. :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  2. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi,

    es geht ja nicht um guten oder schlechten Unterricht.

    Was ich fragwürdig finde, ist der STANDARD (ich nehme mal an, dass das nach wie vor die Regel ist) von Anfang an den Instrumentalunterricht mit Noten abzuhalten.

    Die Konzentration auf die Noten behindert eine Konzentration auf Griffe, Atmung, Ansatz, Haltung und vor allem den Ton.

    Weder der PC noch der Mensch sind multitaskingfähig. Beide müssen ständig hin-und her schalten. Dieses Vorgehen verursacht Stress und Ermüdung und ist nicht ökonomisch.

    Zudem fördert es die Passivität, weil gelernt wird auf den Impuls Note zu reagieren. Ohne Note kein Impuls, kein Ton.

    Gelernt wird die Verknüpfung von Symbol und Griff, der Ton erklingt mehr oder weniger zufällig. Eine Verknüpfung von Griff und Ton findet nicht bewusst statt, weil die Konzentration auf dem Lesen liegt, nicht auf dem Hören.

    Soweit meine Gedanken dazu,

    Liebe Grüße

    Chris


     
  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es gibt keinen Standard. Wer sollte den denn festlegen. Ich habe Instrumentalpädagogik studiert und kann Dir keinen Standard definieren. Wenn es den aber angeblich gibt sollte ich dann den nicht nach so einem Studium definieren können?

    +1
    Man muss überhaupt nicht gleich mit Noten anfangen, man kann aber mann muss überhaupt nicht. Wenn jemand schon einige Jahre vorher Klavier gelernt hat und wenig Probleme mit Atmung, Griffen und Ansatz hat (kommt vor) kann man zusätzlich mit Noten ruhig anfangen (speziell wenn nach Noten spielen auch gewünscht wird).
    Aber ich gebe Dir recht wenn jemand blutiger Anfänger ist werde ich einen Teufel tun und ihm gleich auch noch das Notenlesen aufdrücken. Das wäre zu viel Input auf einmal fürs Hirn und hilft nicht dem Schüler.
    Wann ich dann mit Noten anfange hängt davon ab was der Schüler will und wie er sich entwickelt.
     
  4. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Ich sage das mal so in den globalen Raum hinein.


    Man braucht nicht `Noten technisch` geschriebenes Gefühl, das wirkt zwar
    „ordentlich“ und „akkurat“ …..aber eben auch `gestelzt` .

    Man benötigt mehr `inspiratives` wie `intuitives` Gefühl!

    Natürlich kann man dem Publikum etwas vorführen was eine Leistungsskala hat
    oder die heutigen Verhältnisse widerspiegelt, was dann eben so ordentlich wie akkurat
    beklatscht wird.

    Man macht musikalisch etwas vor, dem Publikum etwas vor, …..für eine gewisse Zeit, aber nicht für immer und alle Zeit, denn das Publikum merkt sehr genau ob etwas inspirativ ist oder `Charisma` hat.

    Führt nicht einfach Musikstücke vor, führt ein Teil eurer Gefühle, eures Lebens vor.

    DANN kann das Publikum etwas in eurer Musik entdecken, ansonsten ist es nur eine
    ganz nette `Ware` .

    Grüße the Steamer
     
  5. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier


    Ach.... und wie, denken die Herren, soll ich dann jemals lernen, Saxophon zu spielen??????

    :hammer:


    Cheers
    HanZZ
     
  6. Knut.R

    Knut.R Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo,
    nach meiner unmaßgeblichen Meinung gibt es viele Wege zur Musik. Das zeigen die bisherigen Beiträge. Wenn jemand Noten lernen möchte, soll er es tun, wenn er einen Lehrer braucht, soll er einen suchen und wenn er irgend etwas besonders interessant findet, soll er sich damit beschäftigen.
    Aber fragen, wie andere gelernt haben, sollte man schon, vielleicht ergibt sich die eine oder andere Anregung.
    Viele gute Musiker, die ich gefragt habe, meinen, man solle möglichst das nachspielen, was von andere Musiker, die einem gefallen, auf CD zu finden ist. Hierbei findet sich das gesamte Spektrum von "einfach" bis "unspielbar".
    Also, auf gehts.
    Herzliche Grüße
    Knut
     
  7. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    @CBP

    Das ist doch wunderbar. So ähnlich läuft es immer beim jazz, wenn was Neues gemacht wird. Nur, dass es ein Vorteil wäre, das ganze - hinterher - nicht aufzuschreiben, leuchtet mir nicht ein. Ich habe z.B. ein furchtbar schlechtes Gedächtnis und bin froh, wenn ich ein paar Notizen habe. (Ich bin nicht in der Lage, eine gelungene Impro zu wiederholen und konnte auch noch nie ein Gedicht komplett auswendig lernen)

    Aber mit dem Unterricht hat das jetzt nichts zu tun.

    Grüße
    bluefrog
     
  8. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    "(Ich bin nicht in der Lage, eine gelungene Impro zu wiederholen)"
    sei froh, wiederholt wäre es nämlich keine impro mehr.
     
  9. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    @bluefrog

    Doch hat etwas mit dem Unterricht zu tun!
    Wir werden sehr früh dahingehend gelenkt, dass wir in zahlen, Wörtern und Buchstaben denken und uns erinnern.
    Viel einfacher ist es in Bildern, Melodien und Gerüchen zu denken und auch viel besser zu merken.
    So ist es relativ einfach sich ein Gedicht zu merken, wenn die beschriebenen Bilder klar und erfühlt sind, sich nur die Wörter zu merken ist wesentlich schwerer.

    Ich kann heute noch etliche Gedichte aus meiner Schulzeit auswendig, ich hatte einen begnadeten Deutschlehrer, der in den Goethes Bildern schwelgte und die Begeisterung auf uns zu übertragen wusste.
    Leider war mein Musiklehrer ein vollpfosten....

    Lg
    Edo
     
  10. Gast

    Gast Guest

    @Chrisdos

    KORREKT !!

    @The Steamer

    KORREKT !!

    @ Saxhornet

    ""Es gibt keinen Standard. Wer sollte den denn festlegen. Ich habe Instrumentalpädagogik studiert und kann Dir keinen Standard definieren. Wenn es den aber angeblich gibt sollte ich dann den nicht nach so einem Studium definieren können?"""



    DOCH...es GIBT diesen Standart....wenn junge Musiker ihr Musikvereinsabzeichen in Silber, Gold, Platin oder Schlagmichtot machen sollen....

    DOCH > es gibt diesen Standart, wenn man zur Zulassung eines Musikstudiums auf beliebigem Instrument auch das Klavier beherrschen muss....

    DOCH ; es gibt diesen Standart, wenn hier jemand fragt : Welches MPC muss ich kaufen , um wie Paul Desmond zu klingen ?

    Diese Standarts gibt es immer und überall....in diversesten Formen.....
    bis hin zu dem Extrem dass mein über 70-jähriger Vater zu mir sagt: Also Dein Instrument haste ja VOLL im Griff...aber spielste das auch nach NOTEN ???

    NEIIIIN...tue ich NICHT......"""Ach soooo...na dann ist s wohl DOCH nicht so tolle """

    Das alles zielt auf eine Unterwerfung unter "gängige" - "messbare"" Normen ( Standarts) ab.....und nicht auf selbstgekochte Delikatessen.

    War es nicht Wilhelm Tell-....der Armbrustschütze...der sagte : Die Axt im Hause erspart den Zimmermann ??

    WAS für ein kluger Spruch !!! >>>> in Deutschland insbesondere gilt jedoch : "" Aber NUR wenn die Axt im Hause auch nach Lehrbuch hackt "

    Sorry Saxhornet....ich will Dir wahrlich nicht an den Karren pinkeln....ich kenne Dich ja nichtmal persönlich....
    aber mit dem Spruch, die "Standarts" betreffend, haste Dir selbst ein Bein gestellt.

    Es ist doch ähnlich wie mit dem Freischwimmerabzeichen....
    man MUSS diverse Kriterien erfüllen ( Standarts )....und wenn man die nicht bringt, ist s ESSIG...EGAL wie gut man ansonsten im Wasser unterwegs ist.

    Es ist jedoch relativ müßig - darüber mit studierten Musikern zu diskutieren......das kenne ich schon zum Erbrechen.....das ist in etwa wie Don Quichote gegen die Windmühlen anreitet und zur Schlacht zieht.... wobei ICH noch nichtmal eine Konfrontation suche...sondern eine Angleichung............


    KOMISCHERWEISE griff der von mir bereits vormals erwähnte STUDIERTE Schlagzeuger und Percussionist, der ausser dem NYMBUS : ICH bin Profimusiker" nicht viel zu bieten hatte....viel lieber auf MICH zurück.....als auf seine studierten Kollegen......das Publikum gab ihm Recht .

    Standarts existieren also viel mehr, als man sich ihrer bewusst sein mag.....man merkt es erst DANN, wenn mal jemand ausbricht aus dem Schema......DA lieber Saxhornet mache Dir mal nix vor !!

    Alleine schon ein Musikstudium erfüllt ja wohl etliche Standarts und Vorraussetzungen......sont bekommt man keinen Abschluss.....kein Diplom......

    Ich habe Altenglisch studiert....LEIDER.... ich hätte es besser lassen sollen....denn seitdem rede ich meine FAST-Muttersprache weitaus nicht mehr so flüssig....denke viel zu viel nach dabei und füge mich gängigen Normen ( Standarts eben )............


    LG

    CBP
     
  11. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,

    Österreicher, oder pflegt man das in D auch zu sagen?

    Grüßle
     
  12. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    @mugger

    Kein ösi
    Aber ein häufiger Besucher des Landes!
    Is halt schön da!
    Lg Edo
     
  13. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    die kunst beim improvisieren ist nämlich, blitzschnell vergessen zu können. hatte ich vorhin vergessen :) zu ergänzen.
     
  14. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    ich brauch gar nicht zu vergessen was ich spiele, weil ich merk mir einfach nichts.
     
  15. Gast

    Gast Guest

    @ Zwar

    ""

    ich brauch gar nicht zu vergessen was ich spiele, weil ich merk mir einfach nichts.
    """


    UND DANN sage jemand nochmal , dass ICH Extrem sei....ich behalte die GUTEN Sachen wenigstens im Koppe !.....
    DU musst sie jedesmal NEU erfinden....


    DAS nenne ich künstlerische Hirnleistung !!!!!!

    Kicherfeix

    CBP
     
  16. noten-schussel

    noten-schussel Ist fast schon zuhause hier

    Ist doch wohl Unsinn vergessen zu wollen, was man bislang improvisiert / gespielt hat. Wie will man da ein Stück, bzw. eine Improvisation aufbauen.

    Da sind wir ja schon wieder bei "Oh mein Gott - ich will auf keinen Fall wissen, was ich da spiele".

    Es lebe der Alzheimer!

    LG, Norbert
     
  17. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    hallo notenschüssel.DU sollst gar nichts aufbauen.ES baut sich auf und DU folgst gehorsam!
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Hallo,
    so wie Michelangelo sagte, dass er nur die Schale der Skulptur entfernen würde :)
    Interessante Diskussion, einen eigenen Thread wert.

    Grüßle
     
  19. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    ja, so ähnlich sehe ich das.der hauptjob des improvisierenden musikers ist, sich nicht einzumischen, mit seinem, im vergleich zu dem was passieren kann, beschränkten intellekt nicht die entwicklung zu stören.
     
  20. noten-schussel

    noten-schussel Ist fast schon zuhause hier

    OMG! Wo bin ich hier???

    LG, Norbert :-?
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden