Die ideale Übungsstunde (zu Hause)

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 25.Juni.2023.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ein Thema, das mich immer wieder umtreibt, da ich nicht in einer Stunde Saxophon spielen lernen kann wie Masataka Kono. ;)

    Was wäre der ideale Ablauf für eine Übestunde zu Hause? Angefangen damit, dass man vielleicht nur eine halbe Stunde zum Üben hat, weiter dann mit einer Übesession von 45 Minuten bis zu einer ganzen Übungsstunde von tatsächlich 60 Minuten. Wenn man mehr Zeit hat, kann man zwar auch mehr Zeit investieren, aber ich glaube, für die meisten ist eine halbe bis eine ganze Stunde realistisch.

    Wenn ich beispielsweise nur 30 Minuten habe, werde ich nicht 10 Minuten mit Longtones und 10 Minuten mit Overtones und 10 Minuten mit Tonleitern verbringen (o.ä.). Ich möchte dann ja auch ein Erfolgserlebnis mit einem kleinen Stück haben. Nur sozusagen die Basics des Saxophonspiels, die für die Weiterentwicklung, um Noten vom Blatt zu spielen, in einer Band mitzuspielen (ohne Solos, nur Noten) am wichtigsten sind.

    Was würde ein/e gute/r Saxophonlehrer/in von einem/r Schüler/in erwarten, damit sie/er gut für die nächste Stunde vorbereitet ist?

    Es geht jetzt nicht darum, beispielsweise Improvisieren zu üben oder gewisse Chord Changes. Das wäre dann weiterführend. Mit geht es nur darum, wie bekomme ich/bekommt jeder, der das möchte, das meiste aus einer Übungsstunde zu Hause heraus. Was ist sinnvoll und was bringt eigentlich nichts, wenn man kein Profi ist oder nicht gleich jeden Tag 2-3 Stunden übt?
     
    Zuletzt bearbeitet: 25.Juni.2023
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  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Da gibt es wohl keinen goldenen Weg, der für alle gilt. Manche sind regelrechte Etüdenfresser, andere üben lieber an konkreten Stücken und Dritten sind Phrasierung und Tonbildung am wichtigsten.
    Ich würde bei Amateuren meist das vorschlagen, wo ich a) das größte Defizit sehe und b) den meisten Spaß erlebe. Beides geht meistens nicht direkt überein und man muss da einen Mittelweg finden.

    Das meiste, was du aus einer Übestunde rausholen kannst, ist nicht das Weiterkommen, sondern der Spaß an der Sache.
     
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  3. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Ich meine meine Übezeit(ich sage extra nicht Stunde) in % gerechnet
    10 % lange Töne zum aufwärmen
    20 % Tonleitern
    20 % Rhytmusübung
    30% Stücke
    Und zum schluß ganz wichtig 20% freie Improvisation

    und da kann man manche Sachen vereinen und alles flexibel gestalten,aber das war so 5 Jahre mein Grundsatz
     
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  4. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Die ideale Übungsstunde?
    Du fängst voll konzentriert an.
    Du hast eine Vorstellung davon, was Du in der Stunde erreichen willst. Hast eine Tonvorstellung im Kopf, wie es klingen soll.
    Hast Die Ohren offen, hörst darauf was Du von Dir gibst. Du bist Dir gewahr, was Deine Finger machen.
    Du übst nicht das, was Du sowieso kannst, sondern das was Du brauchst. Nicht alles gleichzeitig, sondern fokussiert.
    Du lässt Dich nicht von den allgegenwärtigen digitalen Verlockungen ablenken (Nein, auch vom Saxophonforum nicht und schon gleich nicht von 'Better Sax'!)
    Du hörst rechtzeitig auf, bevor (!!) es Dir keinen Spass mehr macht - damit Du auch morgen wieder Spass hast.
    In einem kleinen Review überlegst Du Dir, was Du gemacht hast und legst Dir schon mal das Programm für die nächste Stunde bereit.


    Mach das jede Stunde so und dann brauchst Du Dich gar nicht an irgendwelche Prozentsätze zu klammern.

    Ansonsten, aus berufenerem Munde: https://www.improvisation-academy.ch/know_gen_practising.html

    Grüße,

    Wanze
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Derlei Rezepte gibt es hunderte, schließt aber nicht aus, dass es einem Spaß macht, sich ein halbes Jahr ausschließlich mit Bebop zu befassen. Dann macht man ein halbes Jahr einfach nichts anderes. Wer will denn festlegen, was da gerade richtig ist, außer das eigene Gefühl (oder das des Lehrers)?

    Ich habe völlig unterschiedlich strukturierte Stunden mit Üben verbracht, aber mir niemals einen Ablauf vorgegeben.
     
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  6. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Das Üben reflektiert für mich immer auch meine Gefühlswelt. An unterschiedlichen Tagen übe ich sehr unterschiedliche Dinge, je nachdem, was gerade für mich besonders wichtig ist. Man muss dabei natürlich trotzdem achtsam und konzentriert sein (um das böse Wort Disziplin zu vermeiden), aber *was* man übt, ist, meine ich zunehmend zu erkennen, gar nicht so wichtig, wie viele meinen. Viel wichtiger ist, wie man sich beim Üben fühlt, dass man die Musik auch wirklich an sich ranlässt und nicht nur irgendetwas abarbeitet.
     
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  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Dem ist wohl so. Dumm ist dann leider oft, daß nur geübt wird was Spaß macht und nachher sich der Schüler wundert warum seine Probleme nicht weg gehen........
     
  8. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    ...und schiebt dann die Schuld dem Lehrer zu!
    Dafür sind die Lehrer ja da, um sich zu beschweren.:cool:
     
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  9. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Ich mach das ganz unkompliziert. Wenn ich z.b. triller üben möchte spiele ich missmarple. Möchte ich langsamer Töne üben spiele ich das eine von Bach, möchte ich allerdings hohe Töne üben spiele ich die Moldau.

    Ansonsten spiele ich das was mir gefällt. Mein Unterricht ist ja im Sommer zu Ende und ich hab noch zwei Hefte die ich bis dahin durchgearbeitet haben möchte wenns klappt. Ab dann geht's alleine weiter.
     
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  10. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich bin persönlich immer dann mit Lehrern unzufrieden gewesen, wenn ich nur Sätze wie "Du machst das sehr gut, mach einfach weiter so" gehört habe. Am meisten gefreut habe ich mich, wenn ich wirklich etwas abliefern musste und z.B. eine Phrase 20 mal spielen sollte, immer wieder korrigiert bzw. auf Fehler hingewiesen.
    Möglicherweise bin ich in dieser Hinsicht speziell, aber ich kann mir durchau vorstellen, dass es viele Lehrer auch zu gut mit den Schülern meinen, weil sie niemandem auf die Füße treten wollen.
     
  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Die Titelmusik der BBC-Verfilmung von Miss Marple zitiert übrigens zu Beginn ein Motiv aus dem ersten Satz von Schuberts Rosamundestreichquartett (-:
     
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Eher, dass manche Lehrer es zu gut mit sich selbst meinen und jedem Konflikt aus dem Weg gehen wollen.

    Wenn mir jemand (der fachkundig ist) sagt, ich mache pauschal etwas „toll“, werde ich misstrauisch.
     
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  13. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Naja, auf der anderen Seite haben heutzutage sehr viele Kinder und Jugendliche kaum noch eine Frustrationstoleranz. Wenn der Lehrer es dann wagen sollte, den Ansatz einer Kritik zu äußern, sind die Kinder dann schnell vom Musikunterricht abgemeldet.

    Ist an den allgemeinbildenden Schulen auch so. Da sind die Lehrer von lauter kritikunfähigen Hochbegabten umgeben. Da gibt es sofort Zoff mit Eltern und z.T. auch mit Schulleitung, wenn man das als Lehrer ein wenig anders sieht.
    Die Schulpolitik unterstützt das Ganze und setzt die automatische Schulterklopfmaschine in Gang. Je mehr 1er Schüler, desto erfolgreicher die Schulpolitik. Noch Fragen?:cool:
     
  14. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Und lustigerweise leiden gerade die Begabten darunter, weil das Niveau des Unterrichts durch diesen Mechanismus abfällt und sie weniger Input bekommen
     
  15. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ja, ist so!:cool:
     
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich schreib mal, wie Greg das sieht. Ich kann das zu einem Teil unterschreiben, auch wenn ich mir die Frage der TE selbst nie stellen musste. Gottseidank hatte ich aber auch meistens genügend Zeit zu üben, und nur selten ist es an Bequemlichkeit meinerseits gescheitert.

    1. Die richtigen Noten
    2. Rhythmus
    3. Artikulation
    4. Dynamik
    5. Vibrato (Klassisch, Jazz, Terminal)
    6. Timbreveränderungen

    Bei allem was ich übe versuche ich möglichst viele Bestandteile in meinen Übevorgang (Stück, Pattern etc.) einfließen zu lassen.
    Teilweise halte ich eine "Diät", wo ich für eine Zeit nur einen Bestandteil gezielt übe, das ist aber eher selten.

    Es ist also egal, ob ich eine klassische Etüde oder ein Jazzstück spiele, um das Stück gut zu performen muss ich fähig sein, nicht nur 2 oder 3 der oben genannten Punkte unter einen Hut zu bringen (was bei Anfängern/mäßig Fortgeschrittenen meist das Problem ist), sondern nach Möglichkeit alle.
     
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  17. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich oute mich mal.

    Weder übe ich systematisch, noch zielgerichtet, nicht nach Plan und nicht sehr diszipliniert, sondern immer spaßorientiert, früher auch schon mal zum Aggressionsabbau.

    Ich übe auch nichts spezielles, sondern fast immer frei improvisiert, ganz selten mal Passagen, die ich wirklich können soll/muss nach Noten.

    Allerdings habe ich da so meine Pappenheimer, von denen ich weiß, dass sie mir schwer fallen, bspw. Fis-Dur, Eb-Moll, oder lange melodiöse Bögen ausgestalten, oder Offbeat-Phrasierung, oder ppp oder Toptones, oder Klangfarben, usw.

    Diese werden je nach Anforderung oder Missstand intensiver geübt, aber IMMER musikalisch, d.h. ich versuche, mir passende Linien/Melodien zu spielen, in denen das jeweils vorkommt. Momentan beiße ich mir bspw. an den verminderten Skalen die Zähne aus. Sind nur 3, aber wollen einfach nicht in meine Finger, Klar, rauf und runter kann ich die alle dudeln aber irgendwie sinnvoll damit was anfangen krieg ich so gar nicht hin.

    Ok, manchmal muss auch mal der Holzhammer her. Also Metronom an und time üben, Rhythmik, oder mal ganz langsam 4 Kreuze auf der Bassklari (grrrrrh), oder, weil ich es gerade können sollte, spanische Phrasen singen und dazu präzise Clave oder Güiro spielen.

    Man könnte es auch so formulieren:
    Ich habe so viele Baustellen, dass ich mir über ein Übungsprogramm keine Gedanken machen muss. Ich hechel eigentlich immer nur den Anforderungen hinterher ;-)

    Aber den Spaß am Spielen/Üben lasse ich mir durch Nichts nehmen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  18. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe im Grunde immer eine absichtlich kurze und möglichst konkrete Liste im Hinterkopf, was ich "bei Gelegenheit mal üben müsste".
    Sich immer den ganz großen Bogen vorzunehmen, alles in allen Tonarten und nebenbei noch Coltrane und Parker kopieren, taugt vielleicht als Endziel, aber nicht als Plan für's nächste halbe Jahr.
    Gemeint ist stattdessen sowas wie
    "Lick Nummer x für die drei dom7 Akkorde im Bb-Blues in die Finger kriegen"
    "Intonationsübung y ausprobieren"
    "Harmonieschema z auswendig lernen"

    Wenn ich dann wirklich übe, brauche ich mich im Prinzip nur zwischen 2 oder 3 Möglichkeiten zu entscheiden, die mich kurz- und mittelfristig weiterbringen.
    Man kann das natürlich auch etwas weiter treiben und sich einen gezielten Plan entwickeln mit Einzelpunkten, die dann auf ein größeres Ziel hinauslaufen.
    So könnten ja z.B. auswendig gelernte Stücke und Licks auf einen bestimmten Künstler abzielen, dem man sich musikalische annähern möchte.

    Ich würde es nur mit dem Austüfteln eines Plan nicht übertreiben, denn die meisten Pläne halten nur bis zum ersten Kontakt mit der Realität stand.
     
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  19. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Und das ist für uns Hobbymusiker doch das wichtigste
     
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  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich verstehe nicht ganz, warum Schwierigkeiten zu umschiffen immer mit Spaßferne zu tun haben soll.
    Wenn ich etwas nicht kann, dann freue ich mich doch. Zumindestens dann, WENN ich es kann, und natürlich auch über den Weg dorthin.
    Wurscht ob über den Topspin beim Tennis oder das G''''.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 26.Juni.2023
    Saxoryx, 47tmb, Nilu und 5 anderen gefällt das.
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