Die Panik vor der Vollendung - ich kann das Album nicht fertigmachen :(

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Juju, 16.Juni.2015.

  1. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Caris hat ihre fertig:rolleyes: ....
    jetzt DU .o_O egal
     
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  2. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Alles wird gut. Es ist wie mit einem Kind, was man loslassen muss, immer mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Und dennoch denkt man ich hab so viel falsch gemacht in der Erziehung und eines Tages steht das Kind auf eigenen Beinen und oft ist dann vieles vergessen. Let go!!!!
     
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  3. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Lass doch mal jemanden reinhören, dem Du vertraust, der Ahnung von der Musik hat, der aber weniger involviert ist als Du oder gar nicht
    Wahrscheinlich wird er sagen: " Weiß gar nicht was Du hast, für mich klingt's ok". Und dann schickst Du es ab.
    Grüße, Philipp
     
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  4. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    ...einfach raus damit!!! Trau Dich!
    Du wirst immer irgendwelche Dinge heraushören die Deine Zuhörer niemals bemerken :)
    Verstecken gilt nicht:p

    LG und immer :cool: bleiben
    Dabo
     
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  5. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Die Ambivalenz des Begriffes "perfekt" und seine deutsche Entsprechung "vollendet" verdeutlicht dein Dilemma. Gäbe es eine Sammlung von Fehlern und Nicht-Perfektion in cineastischen Meisterwerken, selbst in Hitchcock-Filmen, wenn es wirklich etwas gäbe, das im übertragenen Sinne "vollendet" ist? Nein. Deine Szene ist im Kasten, ist vollendet, kann allenfalls noch mit elektronischen Mitteln oder dem großen Aufwand von Overdubs aufgerollt werden. Lass den Film beginnen, freue dich an dem, das dich zufrieden stellt und nutze den Rest, um daran zu lernen.
    Hic Rhodus hic salta.
     
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  6. summertime

    summertime Ist fast schon zuhause hier

    Wenn Babys Mamas Bauch erst verlassen, wenn sie perfekt sind ...
    ......
    .....
    ...
    .. würde die Menschheit aussterben. Und sind es nicht die kleinen Macken an Menschen und Gegenständen, die wir so schätzen? Also, Mut zur Lücke, Augen zu und durch. Das nächste Projekt wartet bereits.

    VLG

    Jürgen
     
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  7. Isachar

    Isachar Guest

    Hallo Nightwatchman

    In meinem Job gibt es tausend Sicherheitsvorschriften,die sich je nach Location auch noch ständig ändern.
    Eine Theaterkulise hat andere Bestimmungen als eine Bandbühne, hier muß ein Schäkel doppelte Tragkraft haben als das zu tragende Gewicht,da dann die dreifache usw.
    Auch hat jede Location ihre eigenen Tücken: Hier muß man so beleuchten, dort anders. Jede Band, jede Theatergruppe,jeder Regisseur hat völlig andere Vorstellungen. Gleichzeitig arbeitet man jedesmal mit anderen Kollegen und viele machen alles anders oder haben keine Ahnung.
    Wenn dann abends die Show starten soll, kommt man schnell ins Schwitzen: Hat man alles richtig gemacht? Ist alles perfekt? Gibt es nicht doch noch etwas zu korrigieren? Je mehr man nachprüft und kontrolliert,desto weniger ist man zufrieden und möchte am liebsten nochmal von vorne anfangen. Geht aber nicht, weil das Publikum steht schon an der Abendkasse.
    Ich denke,vielleicht ist das bei Dir gerade ähnlich.
    Ab einem bestimmten Punkt muß man einfach akzeptieren, daß die Sau eben einen Ringelschwanz hat den man nicht mehr geradeziehen kann.(Zitat von einem Kollegen,den ich sehr schätze)

    Ich habe eine Zeitlang die Bühne beim Musical "könig der Löwen" als Aushilfe mitgestaltet und hatte keine Ahnung,was meine Vorgänger da gemacht hatten.Alles mußte schnell gehen und perfekt sein. Abends habe ich mir die Fingernägel abgekaut vor Sorge, daß ich was falsch gemacht haben könnte. Das hatte ich sogar ! Statt gelber Lampe hatte ich an bestimmter Stelle einen roten Spot installiert. Was war danach ? Man ließ ihn so,weil das auch klasse ausschaute !
    Man kann sich halt auch Kopfscheu machen vor lauter Perfektionswahn !

    Immer cool bleiben!

    Gruß
    Isachar
     
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  8. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Perfektion ist der schlimmste Feind kreativer Arbeit (So meine Erfahrung und Überzeugung).

    Juju du bist gut! Also lass einfach los...

    LG
    antonio
     
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  9. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Hi Juju,
    ja, lass einfach los.
    Ich freue mich schon auf Dein Album (das soll jetzt den Druck nicht erhöhen). Du hast einen tollen Ton, eine schöne Phrasierung, eine saubere Technik - ein gutes Gespür. Das wird sicher eine runde Sache. Denk an die alten Jazz-Hasen, die bei den vielen Live-Aufnahmen nachträglich nüscht mehr machen konnten. Genug ist genug - Ihr erzählst doch eine Geschichte mit dem Album. Lupenrein ist langweilig und doch auch irgendwie unwirklich.
    Yes, you can ;)
    Lieben Gruß aus Berlin!
     
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  10. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Stimmt!
    Wir sind keine Computer.
     
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  11. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Mir waren die unperfekten Alben bisher immer lieber und als die glatt gestriegelten. (Geht mir bei Konzerten auch so)
    Charakter hat was mit Kante zu tun...schleif sie nicht alle ab! ;-)
     
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  12. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    all thumbs up
     
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  13. flar

    flar Guest

    Moin, moin Juju

    Wenn Dich keiner mit der Veröffentlichung jagt, sie also nicht raus muß, mach einen Rohmix davon, knall den Kram in die Ecke und laß ihn ein halbes Jahr liegen! Dann nimmst Du Dir die Rohmischung und hörst es in aller Ruhe an und was Dir denn nicht gefällt schmeißt Du raus und machst es nochmal, wird vermutlich sehr viel weniger sein als Du jetzt denkst.

    Das klappt nur dann wenn man vorher nicht weiß gleich kommt er, aber halbes Jahr läßt vieles vergessen und beim hören ist man dann manchmal so gebannt und freut sich an einer schönen Linie die man vergessen hatte das man den minimal verspäteten Akkord in der Begleitung gar nicht mehr wahr nimmt.

    Sollte Dich doch jemand jagen, laß es Dave oder jemanden anders der Dich und Deinen Geschmack gut kennt zu Ende bringen. Veröffentliche die CD und wenn Du sie längere Zeit nicht mehr gehört hast wird sich vermutlich ein ähnlicher Effekt einstellen wie oben beschrieben!

    Viele Grüße der schlau schnackende Ralf, der natürlich noch nie eine CD veröffentlicht hat!
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo Juju!

    Ja, das kenne ich sehr gut, so ziemlich von jeder Produktion.
    Anfangs dachte ich wirklich, das könne man doch nicht veröffentlichen, das muss doch jeder hören, doch ich konnte/musste diesen Punkt überwinden (Abgabetermin) und habe dann erlebt, dass gerade die Dinge, die mich selbst störten, von anderen praktisch nicht wahr genommen wurden, ja teilweise sogar gut ankamen! :eek:

    Und es wurde ja bereits erwähnt: Viele atmosphärisch schöne Klassiker enthalten "unperfekte" Stellen; ich könnte Dir bei jeder Basie-Aufnahme aus den 1950ern (die ich derzeit mal wieder mit Begeisterung höre) zahlreiche Beispiele nennen, besonders auch im Mix und Mastering (Lautstärke-Balance zwischen den Instrumenten nicht immer ausgewogen, manche Frequenzen nervig überbetont, usw.). Nichtsdestotrotz macht die Musik Laune, man hört, dass da gute Musiker zugange waren, auch wenn nicht JEDE Passage absolut astrein gespielt ist.

    Nimmt man das wahr (wenn man sich viel damit beschäftigt hat)? Ja.
    Stört es? Nein, auch da gebe ich meinen Vorrednern Recht: "perfekt" produzierte, dabei jedoch langweilige Musik nervt mich viel mehr.

    Hör' Dir mal die Platte "Soul Bossa Nova" von Quincy Jones (1964) an: Viele kleine Unsauberkeiten bei Intonation und Ensemblespiel, wurde anscheinend relativ hastig eingespielt und abgemischt, dennoch zeitlos fantastische Musik!

    Mittlerweile habe ich für mich eine gesunde "Rutscht mir doch den Buckel runter"-Haltung entwickelt und lasse, wie schon mal erwähnt, BEWUSST kleine Fehlerchen in den Aufnahmen, die man durch Overdubs oder dergleichen leicht beheben könnte, um damit auch zu zeigen, dass eben gerade NICHT getrickst wurde.
    Tatsächlich sind aber solche Stellen nach einiger Zeit sogar diejenigen mit dem meisten Charme, ich konnte mich auch an Solos gewöhnen, die mir anfangs überhaupt nicht gefallen hatten, weil ich sie richtiggehend "lieb gewonnen" habe: Klingt nicht wie erwartet, doch das macht den besonderen Reiz aus. :p

    Ja, man geht natürlich ins Studio und betreibt den ganzen Aufwand, um das Optimum herauszuholen. Doch als Künstler muss man auch das Ergebnis als "Zeitdokument" akzeptieren, was Peter Wespi ansprach. Speziell Jazzmusiker, die ja durch die Improvisation besonders dem Augenblick verpflichtet sind, sollten da nicht übereifrig sein. ;)


    Alles Gute,
    viel Erfolg,
    wünscht
    Rick
     
  15. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    los jetzt die Welt wartet :mad:
     
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  16. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Irgendwann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Da hilft dann nur noch nen Schritt zurück machen, bzw. eine Pause, sich mit anderen Dingen beschäftigen bis man wieder die Distanz hat.
    Aber 99,9% der Arbeit ist ja gemacht. Von daher kann das Baby raus!
    Good Luck!
     
  17. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . .mmh, es wird ja jetzt öfters geraten, einfach das Ganze rauszugeben, und ev Fehler zu akzeptieren.
    Ich selber würde, wenn keine dringenden Termine anstehen, es im Moment ruhen lassen, Abstand gewinnen (wie lange das auch sein mag, 2 Tage/Wochen oder Monate), und dann grössere Fehler schon noch grade biegen.

    Lieber noch etwas warten, sich mit etwas anderen beschäftigen, und dann entspannt den letzten Schliff geben, so das dann noch sinnvoll erscheint. Wenn man sich Jahre später noch über diesen oder jenen Verspieler ärgern sollte, das wäre eben ärgerlich.
    Vielleicht zeigt sich aber auch mit dem Abstand, das die Aufnahmen schon ok sind, wie sie jetzt sind.

    Soweit meine 2 Cent. Auf jeden Fall viel Glück!


    http://swing-jazz-berlin.de/
     
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  18. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Was sagt denn eigentlich Dein Mann Dave dazu?
     
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  19. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ich glaube nicht, dass da noch "größere Fehler" drin sind ;-)

    Zitat: "Wir haben neu gemischt und gemastert,..."

    Es steckt also schon viel Korrekturarbeit drin. Und eigentlich hat "man" (also alle Beteiligten, denke ich) beim Mastern auch schon gesagt: " Jo, das isses!". Oder?

    Cheerio
    tmb
     
  20. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ihr seid große Klasse! :thumbsup::thumbsup: Vielen vielen Dank für's Mut machen, das habe ich jetzt gebraucht, einfach einen kleinen Anstupser, und jetzt habe ich mich nochmal überwunden und das Ding fertiggemacht :)


    Jemand hat mir vor einigen Wochen gesagt "you don't finish a mix, you abandon it" - da ist schon was dran.
    Die Verschlimmbesserungsphase hatten wir vor einigen Wochen, da habe ich dann ein Veto eingelegt ;)

    Dave ist noch tiefer drin, da er beim Mischen und Mastern im Pilotensitz war - Er hat mich teilweise bewußt ausgesperrt, damit ich frische Ohren behalte...
    Ich hatte einen "Supervising Producer" für die Tage im Studio, das hat sich auch als sehr wichtig erwiesen, denn er hat alles katalogisiert, was im Kontrollraum angekommen ist, Buch geführt über alle Takes inklusive Stärken und Schwächen und Geschwindigkeitsunterschiede, und ein Großteil der Compiles sind dann schon direkt Abends im Anschluß an die Sessions durchgeführt worden, das war auch gut so, weil da noch alles frisch war. Den Rest der Compiles bzw. deren Feinschliff haben Dave und ich dann im Januar und Februar gemacht und die Tracks konsolidiert, nachdem feststand, dass da nichts mehr besser gemacht werden konnte.
    Danach ging es nur noch ums Mischen.

    Das hoffe ich so sehr, dass ich wieder in der Lage sein werde, die Musik zu hören, die mir so am Herzen liegt - derzeit fühlt es sich so an, als hätte ich mich gnadenlos an meiner Lieblingsspeise überfressen und wenn ich sie nur ansehe wird mir schlecht ;)
    Wir haben auch ohne Ende verglichen, und das stimmt, es sind so viele "Fehler" in meinen Lieblingsaufnahmen, und da stört es mich kein Stück!
    Im Studio ist es auch so, dass besonders die Solisten meistens das beste Solo in den ersten zwei Takes abliefern, danach geht es eher bergab. Es gab ein Stück, da haben wir endlos ganze Takes gespielt, und es ist interessant, diese Kurve bei den Solisten zu beobachten von "genial, innovativ und kraftvoll" bei den ersten Takes zu "souverän abgeliefert aber nicht mehr" zum Ende hin. Wenn Dave als Bandleader ins Studio geht, gibt es von seinen Stücken in der Regel nur ein oder zwei Takes. Bei Produktionen, wo er als Sideman dabei ist, tritt die Endlos-Takes-Situation manchmal ein, und für ihn ist das der totale Horror, weil die Spontaneität verloren geht.
    Bei den alten Platten sind es meistens auch nur ein oder zwei Takes gewesen, und diese Spontaneität macht sie so wunderschön.


    Dave hält sich bewußt zurück, da ich das Album produziere. Wir besprechen natürlich alles, aber die letztendliche Entscheidung liegt bei mir.

    Ich frage mich oft, gerade beim Mix und Mastering, ob die CDs, die wir meistens von den alten Aufnahmen haben (oder gibt es hier eingefleischte Vinyl-Fans?), tatsächlich die Klangeigenschaften haben, die die ursprünglichen Masterbänder hatten - ich würde mir die soo gerne mal anhören! Die Aufnahmen sind ja analog entstanden und später künstlich in die Digitalwelt überführt worden. Die CDs von den alten Aufnahmen, gerade wenn sie in den 80er/90er Jahren auf den Markt kamen, sind oft ganz seltsam gemastert. Manchmal sind die neu gemasterten Aufnahmen scheinbar dem Lautstärke-Krieg zum Opfer gefallen, man kann oft sogar hören, wie der Kompressor pumpt (zumindest gehe ich davon aus, dass das nachträglich geschehen ist...). Und immer diese höhenlastigen EQs, eigentlich ist das gar nicht angenehm für's Ohr...
    Ein Abgabetermin kann auch ein Segen sein - dann muss man einfach einen Schlussstrich ziehen ;) So geschehen mit dem 5-Saxes Album vom Januar, bei dem ich auch mitgespielt habe, das ist schon fertig...

    LG Juju
     
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