Dolnet Imperial - 20 Jahre im Koffer

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von bluemike, 29.Januar.2014.

  1. breath_less

    breath_less Ist fast schon zuhause hier

    zum Vorgang des "Einbrennens"

    -> Das Polster wurde in der Klappe "eingeschwommen" (H
    Heißkleber oder Schellack).

    Jetzt wird die Klappe noch einmal erwärmt und das Polster fest auf auf das Tonloch gedrückt, damit sich der Abdruck bildet?

    Wann wird das denn am besten gemacht? Direkt nach dem Einkleben des Polsters oder ein - zwei Tage später?
     
  2. Gast

    Gast Guest

    @Breath_less

    Also: Polster einkleben, Klappe montieren - Lage des Polsters checken >>>evtl nochmals die Klappe erwärmen und das Polster ausrichten - so dass es passig zum Tonloch liegt ( gerne hinten etwas mehr, wie Bluemike schrieb )

    DANN die Klappe nochmal ordentlich heiss machen und das Polster auf das Tomloch drücken ( das ist der Einbrennvorgang )
    Am Tonloch bzw am Polster bildet sich dabei ein feuchter Rand ... bzw ein feuchter Abdruck des Kamins im Polster.
    Diesen lässt man zugeklammert abkühlen und Trocknen...fertig !

    Am besten macht man das mit mehreren Klappen gleichzeitig ( jeweils rechte oder linke Hand ) und in einem Durchgang. Man braucht dazwischen nicht zu warten...erst recht nicht mehrere Tage ;-) ;-)

    LG

    CBP
     
  3. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ja...und bitte immer mit eingehängten Federn..um die Endsituation mit den Spannungskräften zu simulieren.

    Und auch die frischen Kopplungskorken prüfen.

    Werden die beim Einbau zu schwach/dünn gewählt, stimmt die Feineinstellung, wegen der punktlastigen Stauchung plötzlich nicht mehr.

    Meine Korkstreifchen werde deshalb immer vorgepresst (kleiner Schraubstock mit glatten Backen) um die Weicheit und die Elastizität des Korks im Vorfeld schon teilweise zu mindern.

    Viel Erfolg weiterhin !

    Greets Wuffy
     
  4. Gast

    Gast Guest

    @Wuffy

    1 Plus für Deine Ergänzungen !

    So detailliert wollte ich diesen Thread jedoch garnicht missbrauchen ;-)

    Kicher

    CBP
     
  5. GelöschtesMitglied5507

    GelöschtesMitglied5507 Guest

    Nee, nee geht mal ruhig weiter in die Tiefe, das interessiert mich z.B. sehr. ;-)

    LG cweg
     
  6. Gast

    Gast Guest

    @ Cweg

    OK...

    dann gebe ich da noch ein Löffelchen Senf mehr dazu >

    Das Zudrücken der stark erhitzten Klappe - auf das Tonloch - um den Abdruck im Polster einzubrennen - KANN auch die Lage des Polsters wieder verändern ( weil der Lack, der es verklebt ja auch wieder richtig flüssig wird ).....hier ist also wahrlich Erfahrung und etwas Fingerspitzengefühl angesagt.
    Eine erhitzte Klappe samt Polster einfach zuzuklammern wird zwar unter den gegebenen Umständen immer einen perfekten Abdruck ergeben...KANN aber dennoch zu Nachjustierung der Polsterdichtigkeit verpflichten, wenn das Polster seine Lage bei dem Vorgang verschoben hat.

    Sollte also ein Polster im Lack nicht stabil genug liegen, um seine Position während des Einbrennvorganges zu halten.....so muss es durch Papierstreifen unterlegt werden ( welche bitte gut eingelackt werden sollten )

    Das sind dann die Feinheiten...die zu einer langlebigen Polsterung führen die ab sofort spielbar ist UND auch so bleibt.

    Meine derzeitigen Polster begleiten mich nun seit rund 10 Jahren um die Welt....und werden es wohl auch nochmals locker die halbe Zeit dazu schaffen....

    Gutes Materilal, richtig montiert und gepflegt kann eeeewig halten !!!

    Nur braucht es dazu eben auch Jahrelang antrainiertes Feingefühl der Materie. Gaaanz so einfach ist das alles eben nicht !

    LG

    CBP
     
  7. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich hab nun mal ne Frage:
    Warum muss das Polster eingebrannt werden? Ich kenn das mit den Einbrennblechen, um die Polster gegebenfalls zu "bügeln". Aber was bringt es den Klappendeckel zu erwärmen?
    Ich habe auch schon einige Saxe gepolstert und da habe ich einfach das Polster exakt ausgerichtet, dass es zeitgleich umschließend abdeckt. Im Idealfall mit ausgehängter Feder durch das Eigengewicht der Klappe. Wenn das nicht der Fall war, war entweder der Heißkleber nicht exakt verteilt, die Polsterdicke nicht richtig, der Deckel verwunden oder das Tonloch nicht plan.
    Ich kann zwar noch nicht über 10 Jahre berichten, aber mein Tenor, welches ich tagtäglich verwende ist jetzt seit 3 Jahren top in Schuß. Lediglich die Palmkeypolster musste ich mal erneuern, da sie von der Substanz hinüber waren.
     
  8. Gast

    Gast Guest


    @ Mato

    Klar kann man auch ohne Abdruck polstern - es gab sogar hin und wieder Kunden, die wünschten das explizit so ---- bei Querflöten ist das Kaltpolstern ( also ohne Abdruck) die höchste Kunst und verbessert angeblich sogar die Klangabstrahlung der Polster.
    Das grosse und entscheidende ABER liegt jedoch beim Sax in den sehr unterschiedlichen Klappen / Polstergrössen.
    Grosse Polster ( mit viel Filzmasse ) setzen sich schneller/ leichter/ tiefer, als kleine > und so kann es beim Polstern ohne Abdruck daher viel eher zu Kopplungsproblemchen kommen. Zudem möchte ich behaupten, dass Polster ohne Abdruck schneller unter den Folgen von Verquellung leiden.
    Polster MIT Abdruck sind schlichtweg zuverlässiger.

    Was das Aushängen der Feder betrifft - so dass die Klappe alleine durch ihr Eigengewicht deckt - so ist das ein guter und recht hoher Qualitätsanspruch doch auch hier sehe ich ein "ABER" - denn bei den meisten gängigen Saxen sind die Achsen m.E. nach zu dünn - alias zu biegsam. Lange Achsen - vor allem solche, die auf Spitzschrauben laufen,ziehen/ biegen sich alleine durch den Federdruck oft in eine andere Lage - dementsprechend die Klappe ebenso.
    Das gleiche gilt für ältere Saxe, wo viele Klappen oft auf einer einzigen Schraubachse "aufgefädelt" sind - durch den Federdruck mehrerer Klappen kann sich die gerne auch mal verziehen - so dass voll montierte und gefederte Klappen > Also der zu bespielende 1:1 Zustand,
    am ehesten dazu geeignet ist, Dichtigkeit und Funktion zu garantieren.

    Eine Klappe die OHNE Feder dicht ist kann daher durchaus MIT Feder daneben liegen.
    Regelreche SEHEN kann man das z.B. an den Tief H und Hbs von Baris oder
    Tenören....wenn man da mal laaaangsam die Feder aus oder einhängt, sieht man bisweilen direkt, wie die Achse nachgibt. Auch die G-Achse ist bisweilen ein guter Kandidat dafür.

    Es gibt bekanntlich viele Wege nach Rom ...einige behaupten ja sogar, ALLE Wege führten dorthin
    >> Aber wenn man effektiv und nachhaltig zuverlässig arbeiten will, dann sind die von Wuffy und mir genannten Schritte schon nicht ganz unwesentlich.

    Ich muss natürlich auch sagen, dass ich die Geschichte aus der Handwerklichen Sicht betrachte > Das Polstern einer Hupe sollte nur wenige Stunden in Anspruch nehmen ( das POLSTERN...nicht das Generalüberholen und den ganzen Aufwand drumherum ) - und das Ergebnis muss sofort spielbar sein - OHNE sich zu verändern > sonst hat man vom Kunden ewig Nachregulierungsbesuch.

    Die von mir beschriebene Verfahrensweise hat sich ja nun seit einigen Jahrzehnten bewährt - daher denke ich mir, dass man es als Privatbastler doch eigentlich genauso machen könnte / sollte.

    Zu Deiner letzten Frage : Den Klappendeckel zu erwärmen...ergo auch das Polster, bringt bei Kontakt mit dem kalten Tonlochkamin den Effekt, dass sich die Feuchtigkeit des Leders wie bei einem Kondenseffekt dort zusammenzieht und eben den feuchten Abdruck in das heisse Leder "brennt". Richtig gemacht, geht der nie mehr zurück > und wenn man sich den Polsterabdruck im Querschnitt wie ein auf dem Kopf stehendes " U " vorstellt,der sich quasi im Mikrobereich über den Tonlochrand stülpt, dann kann man sich auch vorstellen, dass diese Polster dichter sind.

    SO -- ich bin ja fast der Meinung, dass die lieben Moderatoren unsere letzten Postings hier in einen neuen Thread verbasteln könnten - so dass wir mit unserem Gefachsimpele hier nicht den Dolnet-Restaurations-Thread verseuchen

    LG

    CBP
     
  9. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Hallo CBP,

    ja, das leuchtet mir ein. Danke für deine ausführliche Erläuterung...da habe ich wieder was gelernt. :)
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Hi,

    die Restauration des alten Kübels nähert sich dem Ende:
    nachdem wir viel zu tun hatten, haben wir es endlich geschafft - das Dolnet ist spielbereit. Ein paar Dinge wurden geändert und wenige Details werden noch im Nachhinein gemacht. Der S-Bogen wurde gestützt, da er Risse vorwies und ein paar Wellen, Filze und Federn wurden ausgetauscht.
    Das Dolnet klingt gut - ein cremiger Klang, sehr schneidend im hohen Register und trotzdem voluminös im unteren Register.

    Damit Ihr Euch eine Vorstellung vom Klang machen könnt, werden wir demnächst zwei Aufanhmen online stellen - einmal der Vergleich zwischen dem Dolnet und meinem Conn, einmal der Vergleich zwischen dem Dolnet und Mikes B&S Silber.

    Ich werde dann noch ein paar Bilder vorher/nachher im direkten Vergleich posten, wenn das Dolnet ganz fertig ist.

    Fotos von der bisherigen Entwicklung:

    [img width=300]http://s14.directupload.net/images/140311/5nldh7rz.jpg[/img]

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/9kh9vpxj.jpg[/img]

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/r969eez4.jpg[/img]

    [img width=300]http://s7.directupload.net/images/140311/hqvvb299.jpg[/img]

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/zd7t3gmz.jpg[/img]

    [img width=300]http://s14.directupload.net/images/140311/rc87lmzj.jpg[/img]

    [img width=300]http://s14.directupload.net/images/140311/ytoitq64.jpg[/img]

    [img width=300]http://s7.directupload.net/images/140311/apafrk45.jpg[/img]

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/2mpamrqr.jpg[/img]


    Dolnet neben Conn und B&S Silber:

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/ofbf283m.jpg[/img]

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/5xz74wst.jpg[/img]

    [img width=300]http://s7.directupload.net/images/140311/wj28t5qy.jpg[/img]

    [img width=300]http://s1.directupload.net/images/140311/zunlpq9s.jpg[/img]

     
  11. Gelöschtes Mitglied 7743

    Gelöschtes Mitglied 7743 Guest

    Ich bin immer wieder erstaunt, was man aus "hoffnungslosen" alten Kannen so zaubern kann. Alle Achtung. Bin gespannt auf die Hörproben.
     
  12. Gast

    Gast Guest

    @BCJ

    ""Alte Hoffnungslose Kannen"" SIND eben oft garkeine solchen.

    Oft genug erlebt man ja auch NEUE hoffnungslose Hupen.

    Als Langjähriger Instrumentendoc weiss ich recht gut das Gefühl einzuschätzen, wenn man einen Koffer öffnet und eine ""MUMIE"" darin vorfindet.....

    Da denkt man bisweilen instinktiv :Oh Jehmine...das wird nix ! >>>> Ich weiss aber aus Erfahrung, dass da DURCHAUS wieder was draus werden kann.
    ;-)

    Wie abgeratzt so manche Hupe aussieht, wenn man sie in die Finger bekommt, ist ja nicht unbedingt ein Kriterium ihres technischen Zusatandes.

    Da hat manch ein neumodischer Hochglanz-Unfallkandidat MEHR Arbeit in sich, als ein abgetakelter Oldtimer....auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer so wirkt.

    LG

    CBP
     
  13. Gast

    Gast Guest

    So, das erste Video ist schon fertig.

    Wir haben uns darum bemüht, das Dolnet im langsamen Tempo zu zeigen. Mike spielt natürlich das Dolnet und ich mein Conn.

    Viel Spaß damit!

    [youtube=425,350]https://www.youtube.com/watch?v=jHddfjAyjFU[/youtube]
    https://www.youtube.com/watch?v=jHddfjAyjFU


    PS: Schnellere Nummer kommt noch nach.
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Sehr schön!

    Gratuliere!

    Liebe Grüße,
    Ww.
     
  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Glückwunsch !!

    OP gelungen, Patient lebt..und wie !! :sensatio:

    Big & Great...Horns, Playing and Players :applaus:

    Lgr Wuffy
     
  16. GelöschtesMitglied5507

    GelöschtesMitglied5507 Guest

    Michael klingt gewohnt klasse, auch auf dem Dolnet. Ich glaube fast, dass er auch auf einer Gießkanne so klingen könnte. ;-)

    Sehr schönes Horn, die Aufarbeitung hat sich definitiv gelohnt.

    LG cweg
     
  17. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    hi ihr zwei!

    glückwunsch zur gelungenen sax-wiederbelebung!

    mensch sara, du spielst ja wie eine ganz große!!!
    einfach genial! bin schwer beeindruckt!!!

    liebe grüße
    annette
     
  18. Saxobert

    Saxobert Ist fast schon zuhause hier

    Das Wecken aus dem Dornröschenschlaf hat sich wirklich gelohnt, auch wenns eine Schweinearbeit war. Wäre schade drum gewesen, wenn es weiterhin im Koffer dahinvegitieren müßte!
     
  19. Volli

    Volli Schaut nur mal vorbei

    Wow!

    Kein Wunder, dass Du es nicht weggeben wolltest, hatte mal bei Dir deswegen angeklopft :-( :-( :-(

    Ich liebe die Dollis, habe inzwischen die ganze Linie von 1900 bis 1970.

    In Eurem Video kann man, glaube ich, ganz gut die "Seelenverwandschaft" von Dolnet und Conn erkennen. Vom Charakter ganz ähnlich, wobei das Dolnet ganz entschieden mehr die "Sau rauslässt".

    Liebe Grüße

    Volker
     
  20. Gast

    Gast Guest

    Erstmal danke für die netten Worte.

    Nun, wie versprochen die schnellere Nummer. Mike am Dolnet und ich am B&S Silber.

    https://www.youtube.com/watch?v=uKT4Kw1Uf30


    Und somit ist die Restauration am Ende. Ich hoffe, unsere detaillierte Dokumentation hat Euch gefallen.

    Liebe Grüße!
     
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