Dorisch Moll - verstehe ich nicht????

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Macsax, 22.Juli.2012.

  1. Tino

    Tino Kann einfach nicht wegbleiben

    Für wirkliche Anfänger ist das wahrscheinlich alles sehr kompliziert.
    Ich stelle oft fest, dass Anfänger viel fragen und Angst haben, einen Ton zu spielen, der womöglich außerhalb der regulären Skalen liegt. Da schwingt so was wie "Musik ist heilig, da darf man bloß keinen falschen Ton spielen, sonst blamiere ich mich" mit.
    Meine persönliche Erfahrung ist, je häufiger man "verbotene" Töne spielt, umso "normaler" kommen die einem vor. Selbst kleine Sekunden, wenn man die nicht zu lange aushält, klingen für mich nicht mehr so "falsch" wenn man sich dem Klang öfter aussetzt bzw. in produziert.

    Schöne Grüße
    Tino
     
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ flar

    Hallo Ralf,

    gut erklärt, aber mir als Anfänger fällt es auch schwer dem zu folgen,
    da hat Tino schon Recht.

    Ich habe erstmal für mich abgespeichert, dass Aebersold, wenn er von
    Moll spricht i. d. R. dorisch meint.

    Also die zweite Stufe der Dur Tonleiter ist dorisch. C-Dur gleich
    D-Moll. Identisches Tonmaterial, Grundton D statt C.

    In seinem Heft "Minor & Major...learn to improvise Jazz" sieht
    man das ganz deutlich.

    Leider ist er in seinen Heften nicht konsequent.

    Aber so reduziert bin ich bishe klar gekommen.

    LG

    Dreas
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Jetzt mal ohne Äbersold und trotzdem noch einfach: Wenn in C-Dur Dm oder Dm7 auftaucht, z.B. vor G7, dann ist man mit Dorisch auf der sicheren Seite.

    Wenn aber ein Stück in Dm steht, u.a. mit Akkorden wie Gm und A7 - dann wäre ich mit Dorisch seeehr vorsichtig, das H als sechste Stufe der dorischen Dm-Leiter passt hier eher selten bis gar nicht.

    Gruß, Herman
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Aber, Andreas, ich finde D-Moll ist wieder verwirrend.

    D-Moll ist die parallele Tonart zu F-Dur. Deshalb sollte man D-dorisch aus meiner Sicht nicht D-Moll nennen. Und von C-Dur ist die paralle Molltonart a-moll.

    Die Dorischen Tonleitern sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zunächst mit einer kleinen Terz anfangen (D--->F) und sich darauf eine große Terz aufbaut (F--->A). Das ist das Wesen von Molltonarten, z.B. a-moll: kleine Terz---> große Terz (a--->c, c--->e). Wahrscheinlich wird aus diesem Grund dorisch mit Moll gleichgesetzt. (Durtonleitern dagegen große Terz--->kleine Terz, z.B. C-Dur: C--->E, E--->G)

    Herzliche Grüße,

    Joe

     
  5. flar

    flar Guest

    Moin, moin Joe60
    genau so ist es! Und wenn man da noch wieder eine kleine Terz drauf setzt hat man die kleine sieben (D-F-A-C).

    Viele Grüße Flar
     
  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    An die Fachleute!!

    Kann man das so ableiten oder ist das zu einfach gedacht??

    Wenn wir von der C-Dur (C ionisch)ausgehen, dann ist

    D-Dorisch eine Moll-Tonart (wegen kleine Terz D-F)
    E-Phrygisch eine Moll-Tonart (wegen kleiner Terz E-G)
    F-Lydisch eine Dur-Tonart (wegen großer Terz F-A)
    G-Mixolydisch eine Dur-Tonart (wegen großer Terz G-B(H))
    A-Äolisch eine Moll-Tonart (wegen kleiner Terz A-C)
    B(H)-lokrisch eine Moll-Tonart (wegen kleiner Terz B(H)-D)

    Besten Gruß
    tmb

     
  7. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Dorisch ist eine Molltonleiter. Es gibt je eben nicht nur äolisch, sondern zig andere Molltonarten...die b3 (und die reine 5) ist entscheidend. Es ist also völlig richtig bei dorisch auch von Moll zu reden.

    @flar
    Bisher hab ich im Jazz noch nicht gesehen, dass ein Stück komplett über melodisch/harmonisch Moll aufgebaut ist. (Soll natürlich nicht heissen, dass es das nicht gibt!)
    Oftmals wird in den Stücken hin und her geswitcht. Krasses Beispiel ist Round Midnight von Monk.
    Prinzipiell hab ich bei einem Stück noch nie als Tonika durchgängig einen Moll-Major7 gesehen. Die Dominante dagegen so gut wie immer in Dur, um eben die Leittonwirkung zur Dominante zu bekommen. Die IIb5-Vb9-I ist ja eigentlich gar keine "echte" Mollkadenz.
     
  8. Gast

    Gast Guest

    Mato, wenn Du mich zitierst:

    und dann schreibst:

    Mato:
    , dann weiß ich nicht genau, was Du damit sagen willst. Mir scheint, Du siehst da einen Gegensatz.

    Ich sehe ihn nicht, denn ich habe ja dieselbe Ansicht geäußert:
    Ich habe nur gesagt, man solle D-Dorisch nicht D-Moll nennen.

    Herzlichen Gruß,

    Joe

     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hmmm......... D-Moll ist eine Tonart mit 1b oder ein Dreiklang.

     
  10. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Unter Vorbehalt, weil ich meine folgenden Bemerkungen nicht noch einmal auf zweifelsfreie Richtigkeit überprüft habe:

    Es gibt in unserem Tonsystem nur zwei Tonarten, oder wie man auch sagt, Tongeschlechter: Dur und reines Moll! Diesen Tonarten entsprechen die Skalen (Kirchentonleitern) ionisch und äolisch.

    Die Zuweisungen wie "dorisch zu moll" oder "mixolydisch zu Dur" sind richtig, aber m.E. würde ein gestrenger Theoretiker sagen, dass dorisch bspw. eben keine Tonart ist.

    Lokrisch wird immer gerne, soweit ich mich erinnere, hinsichtlich einer konkreten Zuweisung ausgeklammert und mit einem Sonderstatus bedacht, obwohl die Moll-Terz natürlich schon charakteristisch ist.
     
  11. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    Ich kann der Diskussion folgen, verstehe aber nicht ganz, inwiefern das für die Improvisation relevant ist.
    Das H kann wie das C oder Cis oder das E oder Eb im D- musikalisch korrekt sein und ergibt sich aus der Logik der Linie, die man spielt.

    Grüßle
     
  12. flar

    flar Guest

    Und schon wieder moin, moin

    @ 47tmb ich würde sagen das Du abslut richtig liegst, aber ich würde mich nicht umbedingt als Fachmann bezeichnen da das bei mir doch alles eher Laientheater ist.

    @ mato ich gebe Dir vollkommen recht das die meisten Jazzstücke natürlich nicht in einem Schema durch laufen, ich habe die II/V/I Verbindung mal als einen kleinen Auszug von sagen wir mal zwei oder drei Takten gesehen. Davor und danach kann alles mögliche stehen.
    Das IIb5/Vb9/I keine "echte" Mollkadenz ist sehe ich allerdings anders. Bei der II ist die kleine Terz entscheidend für den Mollkarakter die, wie auch immer geartete, Quinte ist eher schmückende Dreingabe, auch wenn sich wie hier ein Tritonus ergibt(Grundton/erniedrigte Quinte). In einem Vb9 Akkord ist die große Terz enthalten und sorgt für den Durkarakter und auch die kleine Septime ist üblicher Weise (so kenne ich das zumindest) enthalten, sie wird nur nicht mit ausgeschrieben, also ist auch der leitende Tritonus verhanden! Bei diesen Akkorden fällt allerdings die Quinte oft unter den Tisch, da sie eigentlich nicht notwendig ist. Deshalb würde ich schon sagen das es sich um eine "echte" Mollkadenz handelt. Aber vielleicht sollten wir da doch lieber einen wirklichen Fachmann zu Rate ziehen, ganz sicher bin ich mir nämlich nicht.

    Viele Grüße Flar
     
  13. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Wenn wir schon Musik mit dem Kopf lernen wollen, brauchen wir etwas mehr Präzision.

    Ausgangspunkt ist die C-Durtonleiter, die nur aus Ganzton- und Halbtonschritten besteht.

    Spielt man die C-Durtonleiter jeweils von einem anderen Ton ausgehend, erhält man die 7 Kirchentonleitern. Jede hat ihren charakteristischen Klang, weil durch die Verschiebung der Halbtonschritte ständig neue Intervallkombinationen entstehen.

    Tonarten: Es hat sich kulturell so entwickelt, dass als Tonarten nur die ionischen und äolischen Tonleitern gelten, genauer die im Quintenzirkel zusammengefassten 12 Dur- und 12 Molltonarten.

    Die Bezeichnung D-Moll für eine Tonleiter ist eben ungenau bis falsch, weil sie nicht definiert, welche der 5 gängigen Molltonleitern (dorisch, phrygisch, äolisch, harmonisch, melodisch) gemeint ist.

    Um das Mollchaos etwas zu lichten, ist es hilfreich zu sehen, dass bei 4 der 5 Tonleitern sich nur die 6 und die 7 ändern.
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Moll ist nicht alles, was unten eine kleine Terz hat. Moll ist eine komplette, historisch gewachsene Leiter, die (im "abendländischen" Kulturkreis) dem ebenso festgelegten Dur gegenübersteht.

    Ich würde das Mollchaos also dadurch lichten wollen, dass ich die äolische Leiter Moll nenne und keine andere der sogenannten Kirchentonleitern.

    Harmonisches und melodisches Moll sind intellektuelle Konstrukte, künstliche Produkte durch Vermischung mit Durharmonik und -melodik.

    Herman
     
  15. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Spätestens, wenn Du Umspielungen spielst, also den Melodieton von nem 1/2 Ton höher oder tiefer anspielst oder dies auch noch kombinierts bist Du im Bereich skalenfremden Töne. Und es klingt alles andere als falsch und ist nix zum blamieren. Im Gegenteil, das bringt individuelle Würze. Da spielt einer / eine nicht einfach nur ne Skala, sondern da "spielt"(!)(im Sinne von kindlicher Freude, Neugier und Experimentierlust) jemand.

    Cheerio
    tmb
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich habe hin und wieder gelesen, das "dorisch" oder "phrygisch" als "mollähnlich" bezeichnet werden.

    LG

    Dreas
     
  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    So das wird jetzt wohl etwas länger aber hier wird so viel durcheinander geworfen.

    einige existierende Mollskalen (plus Ableitung):

    aus Dur:
    dorisch (2.Stufe) Moll b7,9,11,13
    phrygisch (3.Stufe) Moll b7, b9,11, b13
    aeolisch (4.Stufe) Moll b7, 9, 11, b13

    aus melod. Moll:
    melodisch Moll (1.Stufe) Moll 7, 9, 11, 13
    dorisch b9 (2.Stufe) Moll b7, b9, 11, 13

    aus harmonisch Moll:
    harmonisch Moll (1.Stufe) Moll 7, 9, 11, b13
    dorisch #11 (4.Stufe) Moll b7, 9, #11, 13

    aus harmonisch Dur:
    melodisch Moll #11 (4.Stufe) Moll 7, 9, #11, 13

    Es gibt weitere Möglichkeiten, die habe ich mal weggelassen.

    lokrisch und seine Varianten sowie verminderte habe ich bewusst weggelassen denn das ist für mich eine gesonderte Gruppe da diese verschiedene sehr gegensätzliche Funktionen übernehmen können (sowohl als II aber auch als Ersatz für die V etc.).

    welche Skalen sind jetzt erstmal wichtig und wofür:

    dorisch für II-7 im Rahmen von Akkordfolgen
    Sondersituation (wird sehr selten für I- oder I-6 benutzt da ihr die Tonikawirkung fehlt, es kommt trotzdem manchmal voraber nie für I-maj7)

    phrygisch für III-7 im Rahmen von Akkordfolgen wie z.B. III-7 VI7 II-7 V7 (Imaj7). Die III ist dann ein Ersatz für eine I Maj7 (ionisch)im Rahmen eines Turnarounds (I maj7, VI7, II-7, V7). Hier ist das Tonmaterial bei phrygisch und ionisch gleich (z.B. Turnaound in C dann für die III-7 E phrygisch als Ersatz für die I maj7 mit C ionisch)

    aeolisch wird gerne für VI-7 benutzt (im Turnaround z.B.)
    selten auch mal für I- (aber nie für I-maj7).

    melodisch Moll:
    ideal für I-6 oder I-Maj7, Tonikafunktion
    (wird allerdings auch anderweitig als Substitut für andere Skalen gerne benutzt, das sprengt aber hier den Rahmen)

    harmonisch Moll:
    wird von Anfägern gerne benutzt über Moll II V I für die ganze Akkordfolge. Das ist mit Vorsicht zu geniessen und meiner Meinung nach zwar möglich aber nicht die beste Lösung. Harmonisch Moll wird eher genutzt als Grundlage der in ihr enthaltenen Skala Mixolydisch b9 b13 die in einer Moll II V I auf der V Stufe gut benutzt werden kann.



    Natürlich ist noch mehr möglich aber ich wollte nur mal einen Überblick über die häufigsten geben.
    Was man wann benutzt hängt also zu einem grossen Maaße davon ab zu verstehen welche Funktion der Akkord hat. Deswegen ist Harmonilehre so wichtig. Natürlich kann man mit einer guten Melodie auch andere Skalen wählen. Wer also an einer Stelle, wo phrygisch eine gute Wahl wäre, mit dorisch eine gute Melodie spielt kann das machen, wenn er aber wenn der Pianist dann eine b9 im Voicing spielt auf einer 9 als Melodie stehen bleibt sollte mit Dissonanzen (was durchaus gewünscht sein kann) rechnen.

    Hoffe es hilft jemandem.
     
  18. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Danke, diese Auflistung hilft bestimmt vielen.

    Kleine Korrektur:
    aeolisch ist 6. Stufe!
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Warum soll das alles "Moll" sein? Nur wegen der kleinen Terz? :-?

    Dann heißen also die mixolydische und die lydische Skala wegen der großen Terz "Durtonleitern"?

    Wir subsummieren also jetzt alle Leitern unter Dur und Moll. Die Verminderte ist Moll und die Ganztonleiter ist Dur. Richtig?

    Herman
     
  20. flar

    flar Guest

    Moin, moin Herman
    ich glaube wir müssen zwischen Leitern und Skalen unterscheiden.

    Viele Grüße Flar
     
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