Dünner Ton

Dieses Thema im Forum "Tenor Special" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 7.Dezember.2023.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Hallo, alle

    Ich spiele derzeit 1,5er Blätter (habe ich neulich ausversehen in @TonScotts Thread falsch geschrieben) auf einem 6er Mundstück und fühle mich auch einigermaßen wohl auf dem Tenor.
    Da das Alt gerade kaputt ist, spiele ich seit ein paar Wochen ausgiebig Tenor, davor habe ich Tenor eigentlich nie gespielt, nur für Bandproben mal rausgeholt.

    Jedenfalls bin ich heute auf meinen sehr dünnen, volumenarmen Sound in den Höhen hingewiesen worden und überlege, ob ich nicht tatsächlich mal zukünftig am Tenor geradezu, ja, üben möchte.

    Drei Fragen dazu:

    Wäre es billige GAS-Manier, zu härteren Blättern zu greifen?

    Welche Übungen mögen da helfen? Das gleiche Zeug wie am Alt?

    Welche Tenorspieler kennt ihr mit einem fetten Sound in den Höhen, die nicht wie Coltrane oder Brecker klingen? Mir fallen spontan Dexter Gordon und Stan Getz ein, teilweise Sonny Rollins, aber ehrlich gesagt klingen mir die meisten Tenoristen in den hohen Lagen ,,zu fett", bzw. vor allem zu hell, zu ,,schneidend", deswegen suche ich gerade nach Vorbildern mit amtlichem aber dennoch sanften Ton.

    Anbei eine Aufnahme vom Üben für den TOTM November, damit ihr eine Idee von meinem Sound habt, auch, wenn es nur mit dem Handy aufgenommen ist und ich darauf wenig hohe Töne spiele.



    Wie @Ton Scott vor einer Weile schonmal richtig diagnostiziert hat, leide ich derzeit unter dem Ziegenvibratosyndrom. Ich weiß nicht ganz, woher es kommt, wahrscheinlich hängt es mit meiner pathologischen Affinität für Schmalz und Kitsch in der Musik zusammen.
    Drei Möglichkeiten kann ich mir ausmalen:

    1) Zu viel Patrick Bartley und Coleman Hawkins gehört (und das, obwohl mein Hauptnahrungsmittel immer noch der Präsident ist)

    2) Zu wenig an Stütze und Longtones gearbeitet

    3) Eine Kombination aus beidem

    Das Seltsame ist, dass es mir sogar gefällt, aber wenn ich versuche, es nüchtern zu hören, auch mir aufgeht, dass es extrem häufig ist und auf eine alberne Art theatralisch wirkt.
     
    Siggi und GelöschtesMitglied11524 gefällt das.
  2. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Die Phrasierung ist etwas langweilig und auch einiges mehr gibt es zu kritisieren, aber lasst uns erstmal über Sound sprechen, damit ich fürs Üben in dieser Beziehung etwas mitnehmen kann.
     
  3. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Klingt korrekt, aber es könnte noch an Soundsubstanz und Wärme zugelegt werden, auch unten!

    Positiv hervorzuheben, dass es sehr locker und unangestrengt klingt. Und genau deshalb sehe ich da Potential mit der Blattstärke etwas höher zu gehen. Versuch es doch mal mit 2,0.
    Blattstärke 1,5 finde ich ehrlich gesagt krass niedrig. Sag ich selbst als bekennender Wenigüber.

    Und vielleicht ein Mundstück anschaffen, das einen dunkleren Sund begünstigt?

    Und ja, auch mal Balladen üben. Da zeigt sich der wahre Soundmeister.:cool:
     
  4. Atoni

    Atoni Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi Paul,
    Ich vergesse immer mal wieder, dass es sowas wie "Stütze" gibt. Insbesondere, wenn ich nach längerer Abstinenz auf ein anderes Instrument wechsle z.B. wochenlang Alt gespielt und dann Tenor/Bari oder umgekehrt.
    Bei mir genügt es dann "die Stütze kurz aufzuwecken", dann funktioniert es wieder. Dafür spiele ich zu Beginn einige lange gerade Töne bewusst "aus dem Bauch" gerne cresc/decresc. Wenn mir das erst in einer Probe auffällt, dann mache ich das mit einer Passage des Stücks, das gerade geprobt wird. Dabei achte ich ausschließlich auf Atmung und Klang und ignoriere ggf. Quietscher, unsaubere Intonation...
    In Deinem Fall, würde ich das insbesondere mit den hohen Tönen so machen. Die üblichen Übungen zur Tonbildung kennst Du eh...
    1,5er Blätter auf dem Tenor finde schon sehr leicht, hängt aber vom Mundstück ab.
     
  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    In nehme an, dass Du für diese recht extreme Blattwahl Gründe hast.
    Nach Anhören des Soundfiles denke ich aber doch, dass Dein Lehrer die kompetente Ansprechstelle für das "Problem" ist (das ich persönlich nicht als Deines sondern als das des Blattes sehe).
    Von den Übungen zum Ton, die Du kennst, werden viele hier noch nicht einmal entfernt gehört haben, bzw. interessiert sie das auch gar nicht.

    Ich bin ja wirklich ein braver Über, und vielleicht auch nicht übermäßig talentiert, aber mit 1,5 auf 6er-Öffnung könnte ich keinen Ton spielen, der diese Bezeichnung verdienen würde. Mit ein bisschen Luft macht doch das Blatt komplett zu.

    Liebe Grüße, Ton
     
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  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wow, @Paul2002, das gefällt mir mega gut! Das muss man erst mal so spielen können. Wenn das jetzt auch noch ad hoc improvisiert ist, dann scheide ich langsam aber sicher aus dem Kreis derer, die dir Tipps geben sollten.

    Nevermind, dann äußere ich halt ein paar Gedanken. :)
    Als erstes finde ich es konsequent, dass zu Beginn deiner 20er so klingst, als kämst du direkt aus den 20ern. Freue mich schon auf deine 60er!
    Du hast den seidigen Sound dieser Zeit. Ich höre kein helles Mundstück, nur ein helles summendes Blatt. Mir gefällt der Sound gut. Was du spielst enthält für mich mindestens soviel Hawk wie Pres, und die Achtelketten geben uns wenig Möglichkeit, deinen Sound bei längeren Tönen oder dein Ziegenvibrato in voller Pracht zu hören. Und auch wenn der Raum da wäre, hältst du keinen Ton, weshalb ich gar nicht sagen, wie gut er steht. Oder vielleicht hältst du ungern Töne, weil die Tenorstütze noch wackelt.

    Darüber hinaus kann es auch sein, dass der Ton gar nicht dünn, sondern leise und klein ist. Die Aufnahme versagt beim übertragen der Dimension. Du klingst sehr nach Hawk. Er konnte aber den ganzem Saal damit beschallen und ich weiß nicht, ob das mit deinem Setup ginge. Für mich ist Blatthärte wie ein Vergrößerungsglas. Man kann auf verschieden harten Blättern sehr ähnlich klingen, aber bei unterschiedlichen Lautstärken. Mehr Holz braucht mehr Energie und gibt auch mehr davon ab. Das 1,5er Blatt ist vielleicht nur im Wohnzimmer ausreichend. Du kannst natürlich mehr Luft reinpacken und sehen wo die Grenze des Blattes ist. Ich denke aber auch, dass auch ein 2er Blatt im Ensemble schon viel weniger dünn klingen wird.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7.Dezember.2023
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Paul2002
    Was spricht dagegen, einfach mal mit der Blattstärke zu experimentieren?

    Bei dem Blatt und der Bahnöffnung könnte ich 10 Jahre üben ohne dass es nach was klingt.

    Dafür machst du das schon sehr gut. Also ein 2er und dann ein 2 1/2 er drauf und der Spaß geht weiter:)

    Gruß,
    Otfried
     
  8. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Für 1,5 Blattstärke ist der Ton erstaunlich. Da würde ich keinen einzigen rausbekommen. Aber so richtig hoch spielst du gar nicht.
     
  9. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Alle Achtung @Paul2002 ,
    du hast selbst gemerkt, dass ein so weiches Blatt seine Grenzen hat.
    2, oder 2,5 werden dir mit der Zeit viel mehr "Ton" bescheren und du wirst dich damit sehr wohl fühlen.
    Kenne niemanden, der mit einem 1,5-er Blatt so gut spielt wie du. :applaus: und auch sonnst......
     
  10. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Vielleicht müsste man das im Kontext zu den anderen Instrumenten sehen, die @Paul2002 sonst noch spielt, bzw. die Verträglichkeit/Abstimmung untereinander. Man hört manchmal von Saxophonisten, die auch Klarinette spielen, dass sie beim Tenor oft Schwierigkeiten mit der Tiefe hätten. Ein weiches Blatt kann das dann kompensieren.:cool:
     
  11. joe.b.

    joe.b. Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich finde auch, dass du mit 1,5 Blättern und dem 6 er MP noch erstaunlich gut klingst. Aber ich würde dir auch unbedingt empfehlen auf 2er / 2,5 Blätter umzusteigen.
    Ich habe u.a.auch ein 6* und da klingen die 2er Blätter zu dünn ...also ein schönes Jazz select Blatt kaufen und los geht's...! Viel Erfolg
     
    Rick und Gelöschtes Mitglied 13399 gefällt das.
  12. Saxjonah

    Saxjonah Ist fast schon zuhause hier

    Also bei der Blattstärke würde ich vermutlich lange, sehr lange, sehr sehr lange... brauchen, um da einen passablen Ton rauszubekommen. Weil 1,5er Blattstärke ist schon sehr niedrig. Ich habe sowohl auf dem Tenor, als auch auf dem Alt mit 2ern angefangen und seitdem spiele ich meist(je nach Stück und Genre) 2,5 oder 3 bis 3,5er Blätter.
     
  13. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Hi Paul,

    habe mir die Aufnahme angehört - und ja, man hört, dass das Blatt zu leicht ist. An einige Stellen glaube ich sogar zu hören, dass Dir das leichte Blatt Probleme macht. Daher: einfach mal schwerere Blätter versuchen, ist ja keine große Sache. Kostet wenig und wenn es - wider Erwarten - nichts bringen sollte, macht man halt weiter wie bisher. Vermutlich wirst Du aber schon nach kurzer Eingewöhnungszeit feststellen, dass der Ton mehr "Substanz" bekommt.

    Zum Hören ist vielleicht Hank Mobley noch interessant. Oder vielleicht auch Joe Henderson. Ich persönlich finde Dexter Gordon ebenfalls großartig,

    Stan Getz, den Du auch erwähnst, ist nach meiner Wahrnehmung eine völlig andere Sound-Kategorie (die ebenfalls oft nach zu leichtem Blatt klingt). Mir persönlich sagt das nicht so zu - auch wenn ich die Sachen von Stan Getz musikalisch sehr sehr gut finde.

    So long

    Stevie
     
  14. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Guter Hinweis!

    Ich werde mal zweier Blätter kaufen und Longtones üben. Und dann noch ein paar Longtones.
     
    altblase, giuseppe und Livia gefällt das.
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Oder du übst noch ein paar Longnotes.
     
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  16. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Und noch longer Longtones......:-D
    Und bald wirst den "Sweet point" deines neuen Blattes erkennen.
     
  17. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    @Paul2002
    Ich habe mal im 'Custom Dark Thread' geschaut.

    Da hast Du vorher (!) ab 1. Dezember etwas geschrieben, was ich in diesem Zusammenhang nicht verstehe:

    "Ich habe dieses Mundstück mal auf dem Tenor gehabt mit 2,5er Blättern. Mir wurde dann auf Ebay angeboten, gegen ein Drake Son Of Slant zu tauschen, dass ich seither mit 2er-Blättern spiele und lieber habe."

    "Ich habe mir jetzt mal wieder neue Blätter gegönnt und war erstaunt, wie hart zweier Blätter sind :eek: Naja, hilft nur üben, aber für mich ist klar, dass ich bei engem Mundstücken und weichen Blättern bleibe, dann kann ich irgendwann womöglich auch mal leise ohne Subtone spielen."

    War auch auf das Tenorsax bezogen, wenn ich es richtig verstanden habe. Bist Du direkt danach auf Stärke 1,5 ausgewichen? Bin jetzt etwas verwirrt.:cool:
     
  18. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich habe die Stärke einfach falsch im Kopf gehabt, deswegen meinte ich ja oben auch, dass ich es falsch geschrieben habe. Es hätte 1,5er Blätter heißen müssen. Davor hatte ich ewig lange das gleiche Plastikblatt gespielt, was wahrscheinlich so runter genudelt war, dass es noch leichter war. Die 2,5er Blätter habe ich damals nur mit dem Custom Dark gespielt, soweit ich mich erinnere.
     
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  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich finde das zumindest vorübergehende Spielen mit leichten Blättern nicht grundsätzlich verkehrt. Allerdings unter dem wichtigen Vorbehalt, dass ich nur aus der individuellen persönlichen Erfahrung berichte und kein Lehrer bin. Und ein leichtes Blatt eben materielle Grenzen hat, die man mal kennenlernen muss.

    Die leichten Blätter können (mir) zeigen, wie wenig Kraft eigentlich nötig ist, und wieviel unnötige Beißkraft man dann doch aufwendet.
    Ich bin ja nicht alleine hier als jemand der mal auf der Klarinette 4er gespielt hat und dann beim Sax dachte, das muss auch so sein. Und sich gewundert hat, warum der Ton zwar immer kräftig gestützt aber schmal und unattraktiv war. Erst der Wechsel von 3-3,5 auf .105 in Richtung 2 auf .100 auf dem Tenor vor einigen Jahren hat meinen Mund bisschen lockerer gemacht und mir das „brüllen aus voller Lunge“ beigebracht, also als Soundoption.
    Ich bin dann mit der Blattstärke wieder etwas hoch, aber nicht, um mehr zu beißen, sondern um lauter sein zu können. Das zu leichte Blatt geht beim Lautspielen halt irgendwann durch wie ein Wildpferd und außerdem geht es schneller kaputt. Oder man drückt es zu, weil man die Kontrolle nicht hergeben will (ich denke aber es lohnt sich, diesem Impuls nicht nachzugeben).

    Ich kenne aber auch einen Pro, selbst überwiegend Altist und Baritonist, spielt nebenher auf dem Tenor auch so was wie 1,5 oder 2 auf nem 8er Mundstück („um Kraft zu sparen“) und klingt wahnsinnig mächtig. Das zeigt mir, dass bei richtiger Technik einfach viel möglich ist.
     
  20. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    @Stevie ich finde nicht, dass sich der Sound von Getz nach dünnen Blättern anhört und auch nicht nach „dünnem Ton“.

    Bezüglich der Blätter liest man auch: „Around the Bossa Nova sessions he switched from Vandoren blue box #4 to #5. Later he returned to a bit softer reeds again.“

    Mit 5er Link allerdings.
     
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