eine entwicklung rückwärts findet statt

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von hanjo, 8.Dezember.2010.

  1. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo zusammen,

    bitte um eure antworten.

    ich glaube, ich bin an einem entscheidenden punkt meines saxspiels angelangt. bin durcheinander.

    ich habe meine übezeiten, jetzt kann ich sie nicht mehr anders nennen, nach langer pause, auf einen bruchteil der ursprünglichen länge reduzieren müssen. selbst diese reduzierte übezeit konnte ich heute nicht einhalten.

    meinen klang hatte ich regelmäßig, in ganz kleinen schrittten, weiterentwickelt. das ist jetzt vorbei. mein klang ist nicht mehr so, wie er mal war. deutlich schlechter.

    mit meinem ansatz passiert das gleiche. er wird immer schwächer, hatte heute gar probleme, mein mundstück überhaupt spielen zu können.

    ich bin an einem werk mit, für mich, schönen etüden am arbeiten. diese dinger sind sauschwer. vor kurzem noch konnte ich in eine etüde, an der ich am arbeiten war, täglich mehrere stunden investieren.

    wenn ich mich heute an solch einen klotz ranwage, ist das ein nicht mehr zu bewältigender berg an arbeit. wenn ich dann endlich mal unten angekommen bin, habe ich den anfang schon wieder vergessen.

    ich habe eine etüde, die sich fast nur mit pk befaßt, einen ausreißer hat das ding bis g'''. diese etüde ging eigentlich gar nicht mal so schlecht, war stolz wie oskar. jetzt, kannstde vergessen.

    die jazzballaden, die ich z. zt. durcharbeite sind schön, ja, gefallen mir auch. ideal für eine belohnung nach einer übeeinheit, als bonbon, belohnung. diese balladen sehe ich als positivum in meiner krise. einfach nur genießen. punkt.

    ich bekomme nichts mehr gearbeitet, anfangs dachte ich, das ganze stagniert, pustekuchen, ich entwickle mich rückwärts.

    das, was ich jetzt mache, hat nichts mehr mit dem zu tun, was ich vorhabe mit dem saxophon zu erledigen.

    ich habe auch noch die kraft, vorerst mit angezogener handbremse zu üben, aber, langsam werde ich nervös.

    diese rückwärtsentwicklung dauert jetzt schon zwei monate an. was ich mal konnte, ist weg. muß ich denn schon wieder wochenlang aussetzen?

    habe die ganzen ratschläge von schmerzen beim spiel, befolgt. jetzt geht sogar das wenige, was ich noch hatte, flöten.

    was kann ich noch tun?

    gruß
    hanjo
     
  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Lieber Hanjo,

    Du bist von Beginn an mit einem unheimlich hohen Anspruch an Dich selbst und mit enormen Erwartungen an die Fortschritte, die Du machen willst, an die Sache herangegangen. Du warst wahrscheinlich nach einem Jahr schon weiter, als ich es je sein werde.

    Wären meine Erwartungen nur halb so hoch gesteckt wie Deine, so hätte ich das Hobby längst frustriert an den Nagel gehängt.

    Hast Du einmal für Dich darüber nachgedacht, warum Du das alles tust und mehrere Stunden pro Tag investierst? Musst Du mit dem Saxophonspiel Geld verdienen oder jemanden beeindrucken?

    Oder geht es um ein Hobby, das Dir möglichst viel Freude bereiten soll?

    Verzeih die offenen Worte, aber ich glaube, die Antwort zu Deinen "Problemen" liegt ganz allein in Dir und Deiner inneren Einstellung zu der Sache.

    LG

    Claus
     
  3. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Hans-Josef
    Deine Situation kenne ich, geht mir oft nicht anders.
    Ich glaube, woran wir(!) Perfektionisten arbeiten müssen, ist, zu aktzepieren dass es nicht immer nur vorwärts gehen kann.
    Es ist zwar "abgedroschen" - aber wir sollten uns immer mal wieder daran erinnern, dass das ganze Leben wie ein Pendel ständig in bewegung ist. Und da geht es nun mal vor UND zurück, sonst ist keine Bewegung möglich und es stagniert.
    Ich kann dir nur empfehlen:
    Akzeptiere deine momentane Talfahrt als einen ganz normalen und natürlichen Zyklus deiner Entwicklung.
    Das Pendel wird wieder in die Vorwärtsbewegung kommen - ganz klar und so sicher wie das Amen in der Kiche.

    Nutze die Zeit und spiele solange das, was dir Spaß macht,
    ganz ohne Lerndruck. Genieße das, was du bisher erreicht hast.

    Gruß
    Dieter
     
  4. Jazzzzer

    Jazzzzer Ist fast schon zuhause hier

    Entspann dich mal und spiel einfach zwei, drei, oder mehr Wochen gar nicht mehr außer beim Unterricht (sofern du welchen hast).

    Einfach machen! Und vor allem: Dabei nicht die ganze Zeit denken, dass sich jetzt dein Ansatz verschlechtert.

    Generell:
    Das wichtigste ist eine lockere Einstellung. Man sollte konzentriert arbeit, aber sich dabei nicht selbst unter Drcuk setzen!

    Viele Grüße
    Lukas
     
  5. Gast

    Gast Guest

    ich machs kurz:

    zuviel kopfarbeit!

    :)
     
  6. JazzB

    JazzB Kann einfach nicht wegbleiben

    Eine solche Entwicklung kommt doch bei jedem mal vor.
    Es geht eben mal auf und mal ab :)


    Nimm das ganze nicht zu ernst und mach dir selbst nicht soviel Druck. Manchmal hilft auch schon ne kleine Pause. Klar - man meint das würde die Lage noch verschlimmern - aber genau das Gegenteil ist der Fall (so zumindest meine Erfahrung).


    Unzufriedenheit mit dem eigenen Spiel zeigt dir, dass du auf dem richtigen Weg bist und dient als Super-Motivationsquelle.

    Aber alles braucht seine Zeit.
     
  7. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    Hey Hanjo!

    Ich kann allen meinen Vorrednern nur zustimmen.

    Von Anfang an dachte ich mir bei deinen Beiträgen: "Warum so nen unheimlichen Stress?" Warum 6 Stunden am Tag Etüden büffeln? Warum den Ansatz trainieren, dass du damit Autos ziehen kannst? etc.

    Musik ist kein Sport!

    Wenn ich mich nicht irre, ist dein Musikgeschmack recht vielseitig. Aber warum machst du dir dann das Leben mit nem #12 Mundstück schwer? :-D Ich würd mal behaupten, dass es wenige gibt, die mit so nem Scheunentor 5 Stunden am Tag klassische Etüden üben!

    Warum nicht alles lockerer, gediegener?

    Und ganz voran:

    WARUM UM HIMMELSWILLEN, MACHST DU DIR ÜBER ALLES SO VIEL GEDANKEN??

    ---------------------------------------------------------

    Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch...ich will dir keineswegs auf den Schlipps treten!

    Ich würd dir einfach raten, dich selbst nicht so unter druck zu setzen...es wird dir glaub ich nicht weiterhelfen!

    Locker und legere und die Sache rollt!
    LG Phi


    PS.: Hast du schon mal dran gedacht, zumindest in den "Down-Phasen" auf ein "moderateres" Mundstück zu wechseln? Ich könnt mir vorstellen, dass dich das #10er (?) Link einfach ausbremst!
     
  8. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Moin Hanjo,

    um es auf den Punkt zu bringen: Mach' mal Pause! Urlaub! ;-)

    Dass es mal rauf und runter geht ist ganz normal. Bei dir klingt es schon dramatischer und burnoutmäßig, dabei soll's doch hauptsächlich Spaß machen. Und Du bist doch schon ziemlich weit gekommen, zählt das nix?

    Mit Pause meine ich nicht nur Pause im Spielen sondern auch Pause im Drübernachdenken.

    Dann wird das wieder :)

    Gruß
    saxfax
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Hanjo schrieb:

    Moin Hanjo!
    Was willst du denn ERLEDIGEN mit dem Sax? :-?

    Spielen sollst du doch damit, leicht und locker spielen!
    Das heißt, spiel doch mal einfache, schöne Stücke, so, wie deine geliebten Balladen!
    Und das Ganze dann mit einem Mundstück, welches dich nicht überfordert, im Moment.
    Dann klappts auch mit dem Sound. ;-)
    Gruß, Ww.
     
  10. Reedirect

    Reedirect Ist fast schon zuhause hier

    Hi Hanjo,

    ich kenne sowas auch! Ich hab's nicht so dramatisch formuliert, wie Du, aber solche Gedanken waren auch schon alle mal da.

    Wie sieht es denn damit aus, einfach mal mit Leuten relaxed zu mucken? Blues, Balladen, Traditionals einfach mal so! Irgendwie habe ich den Eindruck, Dir fällt auch so ein bisschen die Decke auf den Kopf.

    Ich will hier aber ganz bestimmt nicht "rumoberlehrern". Es ist schon mal viel wert, dass Du das Problem benannt hast....und wir kriegen das hier schon weggeredet, wäre doch gelacht....;-)

    Gruß
    Jo
     
  11. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo hans josef,

    Mein Rat an Dich: Ändere Deine Einstellung. Du hast sehr ehrgeizige Ziele definiert und bist frustriert, dass Du sie nicht zu 100% erreicht hast.

    Keiner außer Du selbst macht Dir Druck.

    Freue Dich über die 90% oder 95%, die Du schon erreicht hast. Zielerreichung ist nicht schwarz/weiß.

    Wenn Du die "Scheuklappen" mal abnimmst, wirst Du erkennen, dass es auch schon auf dem Weg zum Ziel wunderbares zu entdecken gibt.

    Lass die Ziele einfach mal für ein Weilchen ruhen und hab einfach mal Spaß an der Kanne. Ganz ohne Leistungsdruck.

    Wäre jammerschade, wenn Deine Motivation durch selbst auferlegten Stress verloren ginge.

    Morgen ist auch noch ein Tag.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hallo Hanjo,


    im Grunde ist alles gesagt worden! Faszinierend wie sich alle einbringen und sich in Deine Situation versetzen.

    Toll in einem (eigentlich) anonymen Forum eine derart offene und ehliche Antwort zu bekommen (deswegen ist nämlich ist es nicht mehr anonym!)

    Absolut bemerkenswert, dass die Einschätzungen unosono identisch sind. Denke darüber nach!

    Eine Ergänzung noch von mir.

    Wir machen MUSIK. Und MUSIK berührt die Seele, versetzt uns in eine andere Welt, läßt uns träumen und den täglichen Alltagsstress vergessen.

    Du machst Dir mit der Musik Stress, fasst es als Arbeit auf, genau das Gegenteil vom eigentlichen Zweck!

    MUSIK machen ist nicht Etüden knüppeln (klar braucht man die zum Lernen, sie sind aber kein Selbstzweck!)

    Genieße DEIN Spiel, schalte zurück, mach es so, dass es leicht für Dich ist, damit Du Dich auf die MUSIK und nicht das Instrument konzentrieren kannst. Das Sax ist nur Mittel zum Zweck.

    Liebe Grüße,

    Dreas
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Für mich ist das Ganze auch eine Frage der Betrachtungsweise;
    möglicherweise auch eine Frage, wie man das ganze Leben betrachtet.

    Sieht man hauptsächlich das, was nicht funktioniert? Stehen die negativen Dinge im Vordergrund? Betrachtet man die Welt, die eigene Umwelt im übertragenen Sinn mit herunter gezogenen Mundwinkeln? Ist das ganze Leben ein Jammertal?

    Oder sieht man die schönen Dinge? Kann man sich freuen, dass es einem so gut geht? Erkennt man, dass trotz aller Unzulänglichkeiten das Positive überwiegt? Wie of hat man heute schon gelacht oder sich gefreut? Kann man sich am Leben freuen?

    Herzliche Grüße,

    Joe



    Liste der Saxophonspieler
     
  14. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    in abwandlung - einen Satz von F.J. Degenhardt

    (Kunst) Musik ist doch genuss.

    hans josef, nimm mal den gang raus und lass den wagen einfach laufen, dann kommt alles von selber!

    jaaz47
     
  15. Laguna

    Laguna Nicht zu schüchtern zum Reden

    Gut zu wissen, dass man nicht der Einzige ist. Bei mir geht es im Moment auch nur rückwärts. Hatte mal einen recht guten Sound, welcher irgendwie auch flöten gegangen ist. Bei den Fingern siehts auch nicht viel besser aus... :(
     
  16. Gast

    Gast Guest

    @laguna,

    wo wohnst du denn?
     
  17. saxowolf

    saxowolf Ist fast schon zuhause hier

    ...dieser Betrachtungsweise möchte ich mich ausdrücklich anschließen und sie zur häufigen Verwendung empfehlen.....Leben kann so leicht und schön sein :lol:

    LG, Wolf
     
  18. Schepperer

    Schepperer Ist fast schon zuhause hier

    Servus Hanjo,

    spielst Du immer alleine oder auch in einer Combo/Gruppe?

    Wenn ersteres der Fall ist, dann hat Dein "Kopfstress" eine gewisse Logik, vielleicht fehlt Dir so eine Art übergeordnetes feedback, dass Dich immer mal wieder "einnordet". Sowas ist subtil schon sehr wichtig..

    Wenn Du bereits in einer Combo - egal welcher - spielst, frage Deine Kollegen ganz offen und ehrlich, wie sie Dein Spiel einschätzen und die gemeinsame Perspektive. Vielleicht fühlst Du Dich unter Druck gesetzt?? Und verkrampfst dabei? Kann doch sein.

    Und gemäß den Vorrednern: Das Spielen soll Spaß machen! Es soll entspannen, nicht verspannen!

    Ich finde das schlimm, wenn man nicht nur anderen, sondern auch sich selbst, die "Kirschen zu hoch hängt". Bei uns nennt man solche Musiker die "Musikerpolizei". Das sind dann die, die immer nur kritisch (sich selbst und anderen gegenüber) sind. Allerdings treffe ich seltenst Saxer, die so sind.

    Höre in Dich hinein, wenn Du das ehrliche Bauchgefühl hast, dass das bei Dir der Fall ist, dann mach eine Zäsur. Versuche, Dich mal mit etwas anderem zu beschäftigen (nicht unbedingt mit weniger, wenn soviel Herzblut dran hängt). Eine andere Art Musik? Eine andere Umgebung? Eine andere Meßlatte? Mehr "Hören" und "Sehen" anstatt selbst spielen. Mal raus in die Natur gehen mit dem Horn..

    Letzte Frage: Hast Du einen Lehrer? Wenn ja, was sagt denn der zu Deinem Dilemma?

    Ich drücke Dir die Daumen!!! Lass uns wissen, wenn es wieder bergauf geht, du bist ein Aktivposten hier!!

    Herzliche Grüße, der Schepperer
     
  19. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Moin, Hanjo,

    es ist ja schon alles und vor allem zum Teil auch sehr schön gesagt worden. Ich frück Dir daher einfach nur die Daumen, das wird schon wieder!

    Wie heisst es doch so schön? Just let the good times roll!

    LG - Chris
     
  20. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Hallo Hanjo,

    also meine Entwicklung steht schon lange still, bzw. bewegt sich kontinuierlich nach rückwärts.

    Was soll's...ich habe damit kein Problem und muss auch mir und niemand Anderem noch was beweisen.

    Hätte ich Stress beim Saxen, wär's ja keine Hobby mehr und dann würde ich schnell die Kannen ins Eck stellen und wieder zum Angeln gehn.

    Wo willst Du denn überhaupt hin?

    Ins Profilager, in ne obergeile Band, ins Studio oder so, oder warum steckst Du Dir die Ziele so hoch.

    @ Nimo

    Das wäre doch mal die Idee, für alle "Rückschritter" und die sich so fühlen einen speziellen Wellness-Workshop auszurichten, wo wir in gemütlicher Runde (Kasten Bier in der Mitte) ein bisschen gängige Standards miteinander tröten und es uns einfach absolut stressfrei gut gehen lassen.

    Da wäre ich jedenfalls sofort dabei. :-D

    Grüsse

    Wuffy-Lausi
     
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