Einkommen der Künstler in Deutschland

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gerrit, 6.Dezember.2017.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hintergrund der KSK ist:

    Dahinter stand die Absicht, den unregelmäßigen Auftragslagen, schwankenden Honoraren und schlechter Absicherung ausgesetzten Kreativ-Freiberuflern eine gesetzlich garantierte Kranken- und Rentenversicherung anzubieten.

    Was ist daran grundsätzlich schlecht?

    Die Künstlersozialkasse bilde für viele Künstler und Musiker die einzige Form der sozialen Absicherung. Ihre geforderte Abschaffung bzw. „unternehmensfreundliche Reform“ würde einen Schlag ins Gesicht gerade derjenigen bedeuten, „die trotz großem Engagement und Idealismus nicht gerade zu den Gewinnern der Ökonomisierung unser Gesellschaft gehören, einer Gesellschaft, die gerade beginnt zu begreifen, welche Bedeutung die „kreative Klasse“ für ihre Zukunft besitzt.

    Quelle Wikipedia!
     
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  2. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    @Bereckis
    Da ist überhaupt nichts schlecht daran. Das ist eine super Einrichtung. Würde ich auch nicht abschaffen wollen.
    Habe lediglich darauf hingewiesen, dass es so etwas für andere Berufsgruppen, die vielleicht, da selbstständig, auch Honorarschwankungen ausgesetzt sind, nicht gibt.
     
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  3. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich verstehe, was du meinst. Das Problem ist doch, das „normale“ Berufe, mit denen normalerweise Gewinnabsichten verfolgt werden, inzwischen den Arbeitnehmer oder Selbständigen nicht mehr vernünftig versorgen.
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dann sind wir uns einig. Prima.
     
  5. Gerrit

    Gerrit Guest

    Ich stehe sehr wohl mitten im Leben und daher beantworte ich derart unsinnige Fragen nicht mehr. Das ist offensichtlich vergebene Mühe. Das Verfahren betr. Künstlersozialkasse ist für jeden einsichtig. Und jeder der es versteht, erkennt sofort, daß dabei niemanden irgendetwas geschenkt wird. Bürgerversicherung für alle! Das schrieb ich. Ich erklärte hier auch: ich sehe ebenfalls die Mißstände, die andere betreffen. Punkt!
     
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  6. Rick

    Rick Experte

    Meines Wissens sind alle diese Jobs sozialversicherungspflichtig, und nichts anderes als eine normale Sozialversicherung ist ja auch die KSK - nur mal um mögliche Missverständnisse diesbezüglich auszuschließen, falls das jemand nicht so genau weiß.
    Ist also keine Art Sozialhilfe für Musiker, sondern nur die Möglichkeit, den Arbeitgeber-Anteil einzutreiben (über die KSA = Künstler-Sozialabgabe), damit man gesetzlich renten- und krankenversichert sein kann wie die allermeisten von Euch auch. ;)

    ---------------------------------------------

    Ja, das ist eben der springende Punkt. Meine Mutter meinte früher auch mal zu mir, ob ich nicht noch etwas anderes als Musik machen wolle, um wenigstens mehr Sicherheit zu haben, auch fürs Alter ("Wenn du nicht mehr pusten kannst oder etwas an den Fingern bekommst."). Ich sagte nur, dass ich dann niemals mein Niveau erreicht hätte und halten könnte, mit dem ich immerhin eine Zeit lang international auf Festivals, Touren usw. unterwegs war.
    Hinzu kommt, dass zum Musikerberuf mehr als nur die Fertigkeit am Instrument gehört, man ist ja auch sein eigener Buchhalter, Manager, Agent usw. In den nächsten Tagen werde ich u. a. Auftritts-Mitschnitt-Videos bearbeiten und ins Netz stellen, außerdem meine Websites aktualisieren. Das gehört alles zum Paket - wann soll ich da neben dem Unterricht noch etwas anderes jobben?
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Rick

    Genau so ist es.....und das wird sehr häufig unterschätzt...

    "Ich bin doch ein super Musiker, bekomme aber nicht die Aufträge, die ich erwarte".....

    Ja, die Eigenvermarktung, MARKETING, NETWORKING, PR.sind...Dinge, die hier meist als "igitt" gesehen werden....
    Grundvoraussetzung um auch als Musiker ein vernünftiges Einkommen zu erzielen!

    Das gilt übrigens für alle Selbständige, ob Unternehmer, Handwerker, Arzt, oder Unternehmensberater....

    CzG

    Dreas
     
  8. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Die kleinen Selbständigen bzw. Scheinselbständigen - es werden immer mehr - sind nicht sozialversicherungspflichtig. Da kann allein die (private) Krankenkasse schon nicht mehr bezahlbar sein. Ich habe im Freundeskreis einen bildenden Künstler, der jetzt im Alter ohne die KSK wortwörtlich am Hungertuch nagen müsste. Also, das ist schon ein Fortschritt.

    Ich sehe aber auch, dass Künstler sich immer noch als herausgehobene Individuen betrachten (ich weiß, @Rick Du tust das nicht und andere hier auch nicht), die allein schon die Idee, auch Dienstleister zu sein, weit von sich weisen. Da beginnt tatsächlich das Problem, denn dann könnten Künstler erkennen, dass sie im selben Boot sitzen und solidarisch handeln müssten, um Verbesserungen zu erreichen. @Gerrit hat darauf hingewiesen. Gagendumping und das Ausspielen einzelner Musiklehrer gegen andere kann nur solidarisch bekämpft werden.

    LG Helmut
     
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  9. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Würden alle Menschen in Deutschland den gleichen Prozentualen Beitrag aus allen Einkommensarten in die Sozialkassen einbezahlen wären alle Menschen in Deutschland Krankenversichert und alle bekämen eine vernünftige Rente. Wer viel verdient zahlt aber prozentual weniger oder garnichts ein.
     
  10. kalleguzzi

    kalleguzzi Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Künstler!

    ACHTUNG: IRONIE!
    Da muss ich doch mal eine Lanze für die KSK brechen!
    Die haben eine tolle Küche und kochen recht abwechslungsreich!
    Ich hab über 40 Jahre in einem grossen Betrieb in direkter Nachbarschaft zur KSK gearbeitet und dort oft zu Mittag gegessen. :)

    Herzliche Grüsse vom Rentner Kalle
    aus Schweden
     
  11. rbur

    rbur Mod

    Und kriegt auch prozentual weniger oder gar nicht raus
     
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  12. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    Gibt es keine selbstständigen Handwerker? Und die Toilettenfrauen sind oft auch selbstständig und verdienen meistens nur das was du ihnen auf den Teller schmeißt.
     
  13. Gerrit

    Gerrit Guest

    Das unbefriedigende daran ist aus meiner Sicht doch folgendes: diese und andere Mißstände, und wirklich ganz gleich welche Berufsgruppe sie betreffen, sind seit langem bekannt. Denken wir in diesem Zusammenhang auch einmal an die Altersversorgung: jahrzehntelang spricht man darüber, aber man geht es nicht grundlegend an. Die Folgen sind jedem bewusst. Trotzdem wählen die Leute immer noch diejenigen, die diese Schwierigkeiten aussitzen und notwendige Veränderungen verhindern. Ich erinnere mich noch genau an die großen Kundgebungen im Zusammenhang mit der Nachrüstung. Da gingen die Leute auf die Straße. Oder erinnern wir uns an die Wendezeit... Heute sind so viele von Altersarmut betroffen, alle nehmen das irgendwie hin anstatt sich zusammenzuraufen und wenigstens auf die Straße zu gehen.

    Solidarität wo bist Du?

    Ich schlage noch einmal den Bogen zu meiner Berufsgruppe: wenn hier einige auf andere Beschäftigte verweisen, die sich ebenfalls in misslicher Lage befinden, dann füge ich diese Betroffenen gerne zu der Gruppe, die Unterstützung benötigte, hinzu. Es bringt gar nichts, die verschiedenen Betroffenen gegeneinander auszuspielen.

    Vor einigen Jahren leitete ich den Fachbereich einer Musikschule. Die Mehrheit der Beschäftigten äußerten immer wieder ihre Tiefe Unzufriedenheit über die Zustände, das Gebahren der Geschäftsführung, die Bezahlung usw.. Gelegentlich sprach jemand dies vorsichtig in größerer Runde an. Die Reaktion, ich gab sie hier bereits wieder: „Jeder ist ersetzbar!“ Ich war damals Mitglied der Gewerkschaft Verdi. In einer konkreten Konfliktsituation trat ich an die Gewerkschaft heran. Die wiesen mich damals treffend auf folgendes hin: „Solange ihr in Eurem Betrieb keinen Betriebsrat gründet, und dies wäre Euch aufgrund der Größe des Unternehmens und der Anzahl der Mitarbeiter ohne weiteres möglich, wird sich an Eurer Situation rein gar nichts ändern. Wir unterstützen und beraten Euch gerne bei der Gründung eines Betrriebsrates und seiner anschließenden Arbeit, aber ihr müsst den ersten Schritt gehen. Die Geschäftsführung spielt die Mitarbeiter gegeneinander aus, weil ihr nicht zusammensteht und jeder einzelne sich nur um seinen eigenen Vorteil sorgt.“ Wie wahr!

    Solange sich Angehörige meiner Berufsgruppe lediglich darüber ereifern, daß sie vor lärmenden, schwatzenden Zuhörern auftreten, bleibt alles beim Alten. Selbstverständlich ist man immer erstaunt über das Verhalten mancher Zuhörer. Aber vor dreihundert Jahren zechten die Leute zu Klängen, die wir heute nur noch in erlesener Runde auf hervorragenden Bühnen und in möglichst andächtiger Stille zu Gehör bringen. Ein trinkender und speisender Zuhörer, Gläserklirren ist mir immer noch lieber als gar keiner. Aber das nur am Rande. Ich erlebte auch einmal, daß Wolfgang Engstfeld eine Zuhörerin heftig anging, die mit ihrem rücksichtslosen Gequatsche wirklich alle störte: Zuhörer wie Darbietende. Recht hatte er damals. Aber darin liegt nicht das eigentliche Problem. Das Thema müsste sein: Was ist uns hierzulande Kultur wert? Was ist uns die Arbeit der Kulturschaffenden wert? Und vor allem: was ist uns überhaupt Arbeit wert und wie wertschätzen wir diese, welche sie leisten? Ich denke in diesen Fragen müsste sich doch jeder wiederfinden können.
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Schwatzende Zuschauer sind ja nichts gegen die, die ich mal in einer Kneipe in Münster antraf. Nach zwei Stücken forderte ein Zuschauer das Publikum auf, darüber abzustimmen, ob wir weiter spielen oder aufhören sollten. Das Publikum entschied sich fürs Aufhören (-:
     
  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich habe ja auch schon viel erlebt. Dies aber glücklicherweise nicht.
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Wie man sieht, gefällt dir das auch noch!
     
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  17. spike

    spike Ist fast schon zuhause hier

    Als ich vor etwa 20 Jahren beim KSK anmelden wöllte heisst es "Nein Sie sind zu alt und verdienen zu wenig".
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Wäre mir neu, dass es da eine Altersbeschränkung gibt. Ich weiß nicht, wie es heute ist, früher brauchte man drei Jahre lang nicht den Mindestverdienst haben, sondern erst im vierten Jahr. Das war als Einstieg gedacht und deshalb wundert es mich doppelt, dass die Regel bei dir nicht angewandt wurde.
     
  19. Gerrit

    Gerrit Guest

    Unglaublich! Wie gingst Du damit um?!
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, das war eher lustig, weil vollkommen unerwartet. Man muss dazu sagen, es war Mitte der 80er, wir machten freie Musik, die war in ihrer Natur auch ein Stück provokativ und polarisierte die Zuhörer. Ich fand es OK, weil es einfach in der Situation entstanden ist und das Publikum klar Stellung bezog.

    Ich mag diesen Grad, den man eingeht, wenn man seine Kunst macht und auf ein Abonnementpublikum in Grevenbroich trifft, von dem ca. dreihundert Leute vor der Pause gehen. Das passierte nun etwas später, Mitte der Neunziger. Nein, keine freie Musik mehr, sondern Musikkabarett der skurrilen Art. Da kam dann der Veranstalter in der Pause zu uns und fragte, ob wir nicht was anderes, eingängigeres spielen könnten.

    Wir lachten nur und hatten nach der Pause mit den Hinterbliebenen einhundert Leutchen verdammten Spaß.
     
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