endlos solos

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von bernd_rossini, 17.April.2010.

  1. bernd_rossini

    bernd_rossini Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    zu meinen täglichen übungsprogramm improvisiere ich liebend gern zu verschiedenster musik aus dem cd player oder platte.
    dabei passiert es mir oft, die lieder "kaputt" zu spielen.
    unter dem aspekt verschiedene patterns oder läufe auszuprobieren nimmt das ganze sologedudel kaum ein ende. ausserdem machts mir unwahrscheinlich viel spaß.

    wenn da jemand zuhört oder bei einer jamsession ist das ganze weniger angebracht. da muss ich mich dann teilweise extrem zur sparsamkeit ermahnen, wes mir nicht immer leicht gelingt.

    ergeht es da so manch anderen genauso wie mir, oder baut ihr eure solos immer schön langsam und sparsam auf?
    wenn ich mich drauf besinn, sehr sparsam töne einzusetzen gelingt mir das schon. sollte ich mich beim "spassdudeln" mehr zusammenreißen? was meint ihr dazu?

    gruß
    bernd
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Bernd,

    ich finde Beides wichtig - das "Spaßdudeln" wie das bedachte Konstruieren eines Solos.

    Am besten nimmst Du Dich auf und hörst Dir selbst anschließend kritisch zu: Was fandest Du gut, was weniger gelungen, was kann man ausbauen, was eher weglassen?

    Improvisation ist das Ausüben einer Kunst. Entsprechend zählt zuerst das, was DU aussagen, ausdrücken willst. Wenn Du andere Menschen erreichen möchtest, dann zählen natürlich auch deren mögliche Vorlieben - hör Dir also auch ganz intensiv andere Solisten an, besonders welche, die allgemein gut ankommen. Was machen sie diesbezüglich anders als Du?

    Allgemein gilt:
    Wenn Du eine starke Bühnenpräsenz hast, dann wird man Dir auch das "Dudeln" nicht übel nehmen. Wenn Du auf der Bühne wirkst, als hättest Du nichts zu sagen, dann wirkt auch ein "perfektes" Solo nicht überzeugend.

    Ein nettes Erlebnis dazu: Ich war mal mit einem (sehr fortgeschrittenen) Schüler auf einer renommierten Jam-Session. Dort gab es auch einen schon körperlich beeindruckenden Sopran-Saxofonisten, der allerdings nur ständig "rumdudelte" - Tonleiter rauf, Tonleiter runter, noch nicht mal rhythmisch interessant, aber mit beeindruckendem Sound.
    Mein Schüler wagte nicht, sein Sax auszupacken, obwohl er locker hätte mithalten können - besonders eingeschüchtert war er von dem Sopranisten, dem er ein "unerreichbar höheres Niveau" attestierte. Hätte man allerdings nur Aufnahmen von diesem gehört, dann wäre der "Schwindel" rasch aufgeflogen... :-D

    Derlei Beispiele hätte ich noch mehr - wenn ein Musiker überzeugend da steht und einen super Sound hat, dann überhören sehr viele Zuhörer schnell inhaltliche musikalische Mängel seines Spiels.
    Das soll kein Freibrief oder eine Entschuldigung für ideenlose Improvisation sein, kann aber vielleicht zur "Entkrampfung" beitragen. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  3. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    Es kommt auf den Kontext an, welchen Zweck soll das Solo haben, in welchem Rahmen spielt es? Normalerweise geht es dabei nicht um deine Selbstdarstellung, sondern darum ein Stück zu arrangieren, das eine musikalische Aussage, eine Stimmung, ein feeling erzeugt wird. Du bist dazu da, das Stück, die Band zu unterstützen, und nicht unbedingt dazu, durch höchste Virtuosität zu glänzen.

    Manchmal gibts ja nur zwei Takte, da muss man sehr auf den Punkt kommen. Was aber nicht heissen soll, alles abzufeuern, was man daruf hat. Da kommt es eher auf eine pfiffgige Idee an.

    Dann hat man 1,2 Chorusse 8,12,16 Takte lang. Da spiele ich gern mit Paraphrasen, arbeite mich am Thema des Stückes ab.
    Dadurch hat das Solo immer einen Bezug zum Stück.

    Und das lange zeitlich offene Solo, "on cue". Wenn du gleich voll loslegst, kann sich das Solo nicht mehr entwickeln. Eigentlich wird es dadurch sogar beliebig, wenn du immer die selben Läufe, Arpeggeien, licks etc benutzt. Es gibt so viele langweilige Improvisationen! Hüte dich davor, die Mädels interessiert das auch nicht *gg*. Hier wäre eher ein klassicher Spannungsbogen angesagt, langsamer, sparsamer beginnen, die musikalische Intensität allmählich erhöhen. Auch hier auf das Stück eingehen, zB rhythmische oder harmonische Motive des Themas benutzen. Und nicht alles zukleistern, auch mal Spannungspausen benutzen, Strukturen im solo herausbilden. Bilde 2-taktige Phrasen, die du durch call & response weiterentwickelst.

    Und wenn du in einer lebendigen Band spielst, ist da auch noch die Interaktion mit den anderen. Höre ihnen auch beim deinem Solo zu, fühl dich in die Musik ein. Es geht nicht um dich. Es geht um ein tolles Stück Musik.
     
  4. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Der entscheidende Tipp f.d. lautete für mich seinerzeit: Voll druff! - Alla hopp! I.d.S.
    Brille
     
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