Entlacken

@ppue: mir geht es genauso und kann das nicht wirklich glauben, wenn fachmännisch gearbeitet wurde.
@Gladiss: Hast Du mehr Informationen über das Verfahren, die Beize/Lauge von damals?
Schon der Begriff "solvatisiert" sagt mir, dass wir hier in der Chemie unterwegs sind. War das wirklich eine technische Entlackung? Ich würde mich sehr freuen wenn Du mir mehr darüber mitteilen könntest.
Gruß Joachim

 

@Joachim 1967 Die genaue Rezeptur der verwendeten Beize kenne ich nicht. Ein Händler hat mir vor ca 20 Jahren von seinem Missgeschick erzählt, nachdem ich ihm sagte, daß ich nur an (Vintage-)Instrumenten interessiert sei, die man nicht dieser Prozedur unterzogen habe. Er bestätigte meine Vorbehalte, gab aber zu bedenken, daß aus seiner Sicht des Händlers entlackte Vintage-Instrumente (ala Selmer MK6, SBA oder BA) oftmals besser verkäuflich seien. Die Tatsache, daß auch bei einer gelungenen Entlackung auch Metall abgetragen wird, war ihm völlig klar. Aber für viele Käufer spielt die Optik wohl eine große Rolle.

 

Dann hast du was falsch gemacht. Bei mir war das überhaupt kein Problem und das Horn hat danach viel freier geklungen

da ist aber was Mega falsch gelaufen, das habe ich so noch nie gehört

 

Da halte ich dagegen, bei so einer Aktion kannst du niemals "vorher - nachher" vergleichen. Es ist unmöglich, deine Tagesform, das Blatt........ du kannst ja nicht hin und her
switchen. Wie bei einem Mundstücktest. Es ist und bleibt dein subjektiver Eindruck. Wenns danach für dich passt, ist ja OK.

 

Kommt darauf an, was da alles entlackt wurde.
Wurden auch die Klappendeckel entlackt heisst das auf jeden Fall
auch Generalüberholung.
Danach sehen die Nuancen evtl. deutlich anders aus...

SlowJoe

 

das Horn kann nach einer GÜ ein völlig anderes sein, als vorher. Positiv wie negativ.
Deshalb geh ich zu jemanden, der das kann. Zwei Hörner von mir wurden vor 25 Jahren
schlecht überholt. Und dann richtig. Seit dem mussten die auch nicht mehr überholt werden.
Der Unterschied vorher und nachher war riesig. Da interessiert der Entlackungsmumpitz
null.

 

Am Klang macht eine GÜ wenig. Intonation ja, Ansprache auch. Der rest bleibt sehr ähnlich.
Völlig anders ist es nur, wenn du unspielbar weggibst, und sehr gut überholt zurückbekommst. Kann ich nach 20+ überholten instrumenten beurteilen...

 

Das einzige was Mumoitz ist,ist zu glauben,das eine Entlackung keine Auswirkungen auf den Klang hat

 

Messing kann durch Beizen angegriffen werden, je nach Zusammensetzung der Beize. Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink. Vor allem Zink kann durch bestimmte Beizmittel herausgelöst werden. Dies nennt sich "Entzinkung".
Das Zink geht selektiv in Lösung, das zurückbleibende Kupfer wird in der Folge porös.
Typische Beizen enthalten:
- Schwefelsäure -> greift Messing nur langsam an, führt jedoch bei höhren Konzentrationen bzw. Temperaturen zur Entzinkung
- Salzsäure -> führt schnell zur Entzinkung des Messings
- Salpetersäure -> greift Messing schnell an, führt zur Oxidation des Kupfers
- Essigsäure -> kann in konzentrierter Form oder bei hohen Temperturen zur Entzinkung des Messings führen
- Ammoniak -> entzinkt Messing bei längerer Einwirkzeit
Professionelle Blasinstrumentenbauer verwenden jedoch Tauchbäder mit pH-neutraler Zusammensetzung (z.B. auf Basis von N-Methylpyrrolidon), Ultraschallbäder oder "schonenden" Sandstrahl.
(Quelle: modifiziert nach ChatGPT; Prompt: "Wird Messing durch eine Beize angegriffen?")

Auch dann ist die Entlackung jedoch bestenfalls werkstoffschonend. Einmal abgetragenes Metall ist unwiederbringlich verloren.
Dessen sollte sich jeder bewußt sein, der sein Mark VI solch einer Prozedur zu unterwerfen gedenkt, oder mit dem Gedanken spielt, ein entlacktes Super Balanced Action zu kaufen.

Für mich ist das jedenfalls nichts.

 

bitte das Geschriebene nicht verdrehen, die Hörner wurden schlecht überholt (von einem top Namen hier im Forum) und anschließend richtig überholt. Natürlich spiele ich nicht 25 Jahre auf nem Schrotthorn.

Bei so einem Eingriff, zerlegen, und dann Chemiepampe drauf ist ein Vergleich vorher und nachher nicht möglich. Das Debattieren über so ein Thema lohnt sich auf jeden Fall, um Forumsteilnehmer vor so einem Blödsinn zu schützen. Dabei kann ein Horn zerstört werden. Mir gehts um eine kritische Betrachtung von Mythen, rund ums Horn. Der Hinweis von möglichem Materialabtrag hier finde ich sehr gut und hilfreich. Man kann sein Horn auch auspendeln, cryobehandeln, oder einfach ein gutes Horn bei einem guten Händler kaufen, und spielen.

 

Eine korrekte chemische entlackung trägt kein material ab.
Erst, wenn das Instrument poliert wird, kann ev vielleicht metal abgetragen werden.

Wenn das Instrument vorher gut überholt war, und hinterher wieder gut überholt wird, ist der Unterschied vorher, nachher durchaus auf den Effekt der lackierung zuzuordnen.

 

Dieser Artikel über Bruno Waltersmacher gibt auch eine Einschätzung zum Thema "Entlacken + Neulackieren":

https://www.sonic.de/index.php?eID=...oken=59a6228e085cbf6716981a07d8ff1a639e2b7297

 

In dem Sonic-Artikel wird explizit das polieren als materialabtragendes Verfahren benannt. Nicht das Entlacken.
Ich hätte mir ein bißchen mehr Sachverstand gewünscht, nicht eine Ki-Internet- copy and paste-Aussage. Dass diese oft nicht sehr sinnvolle Informationen enthält, wurde hier auch schon öfters angesprochen und habe ich auch schon selber erfahren. Seid doch bitte mal ein bißchen kritisch gegenüber solchen seltsamen Informationen.
Dass bei falschem Vorgehen bei der Entlackung und vor Allem falscher Beize das Material Messing zerstört werden kann ist richtig. Deshalb schrieb ich von Fehlern, die gemacht wurden. Bei fachlich korrekt ausgeführten Entlackungen wird das Messing mit Sicherheit nicht zerstört. Und wenn das vor 20 Jahren mal passiert ist, wusste eben ein Dummkopf nicht was er macht. Aber so etwas als allgemeingültig zu verbreiten...naja. Es entspricht eben nicht der Realität. Unterhaltet Euch mal bitte mit Fachleuten ( es gibt Betriebe die professionell entlacken), die wissen ganz genau welche Beize für welchen Werkstoff anwendbar ist.
Dann gibt es natürlich auch noch einige Forumsmitglieder, die schon selber entlackt haben oder haben entlacken lassen. Wenn ihnen das Instrument unter den Fingern zerbröselt wäre, hätten Sie bestimmt schon darüber berichtet um uns zu warnen.
Gruß Joachim

 

Ich habe Quellen zitiert und angegeben. Daraus auf meinen Sachverstand zu schließen, finde ich gewagt. Teure Hörner in eine Beize zu legen übrgens auch

 

Jetzt drehen wir uns im Kreis...

 

Niemand zwingt jemanden irgend ein Instrument zu entlacken.
Niemand zwingt jemanden ein entlacktes Instrument zu polieren.
Niemand zwingt jemanden die Arbeiten selbst vorzunehmen oder zu einer hinterhofwerkstatt zu gehen. Das sind alles freie Entscheidungen.
Bei blechblasinstrumenten wird das entlacken und neu lackieren seit Jahrzehnten praktiziert, die sind auch aus messing und zerfallen auch nicht (jedenfalls nicht davon). Das wäre für mich der Indikator, dass es Methoden gibt, die zuverlässig und instrumentschonend sind, sowie, dass es Leute gibt, die wissen, was sie tun.