Erfahrungsbericht: Das Wichtigste am Üben sind die Pausen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxoryx, 14.Dezember.2025 um 14:01 Uhr.

  1. Perlvatt

    Perlvatt Kann einfach nicht wegbleiben

    Es gibt natürlich verschiedene Arten von Pausen. Durch die absolut empfehlenswerten Videos von Molly Gebrian bin ich auf die micro breaks gestoßen.
    Wenn ich also ein paar schwierige Takte mit Metronom langsam steigere, mache ich jetzt nach jedem Durchgang 10.. 20 Sekunden Pause, bevor ich die Stelle wieder spiele. Das hat gleich zwei Effekte. Zum einen wiederholt mein Gehirn während die Töne und prägt sie sich so ein. Zum anderen bin ich viel konzentrierter, bevor ich wieder spiele. Ich habe das Gefühl, dass dies die Effizienz meines Übens spürbar verbessert hat.
     
  2. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Danke für das Anwendungsbeispiel! So kann ich mir besser vorstellen, worum es hier geht.
     
  3. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Bei mir aktuelles Beispiel: Die Weihnachtslieder :).
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Es kommt natürlich auf das Maß an, mit dem man übt. Wer nur drei Mal die Woche übt, wird weniger Pausen setzen müssen, als der, der es acht Stunden am Tag tut. Den Amateur und den angehenden Musiker wird man wohl nicht vergleichen können.
    Bleibt für beide eigentlich nur die gute Idee, sich mit dem Üben nicht zu verbeißen und es auf Biegen und Brechen durchzuziehen.

    <knowitall>
    Ich habe mich früher stundenlang mit Musik beschäftigt und wenn ich des Blasens müde war, mich ans Klavier gesetzt, bin darüber zur Harmonielehre gekommen, habe dann wieder geblasen, Platten angehört, zu Platten dazu gespielt und später vielleicht eine Biografie gelesen. Alles folgte der inneren Lust und dem Drang, immer noch mehr in die Materie einzudringen.

    Für mich gehörte das alles zum "Üben".

    Ich würde die Tätigkeit aber lieber forschen und spielen nennen. Effektivität oder "das Wichtigste am Üben" kann niemals eine Methode sein, denn eine Methode ist immer starr, folgt Regeln, und nicht dem inneren Trieb.

    Unser Gehirn memoriert Dinge je besser, je mehr Synapsen mit den Dingen verbunden sind.

    Es gibt diese wundersamen Menschen, die sich die Reihenfolge eines ganzen Kartenspiels merken können. Das machen sie nicht, indem sie sich alleinig auf Kreuz Bube und Karo Ass konzentrieren, sondern, indem sie zu den Karten Geschichten assoziieren. Eigentlich merken sie sich auf diese Weise noch viel mehr Informationen und dennoch ist es ihnen nur so möglich, diese enorme Leistung zu erbringen.

    Gut, auch wieder eine Methode, aber sie wirft ein Licht darauf, wie das Gehirn funktioniert. Es merkt sich eine einzige Melodie besser, wenn sie sie damit Geschichten, sprich, weitere Informationen assoziieren kann, wenn das Gehirn komplexere Synapsenkombinationen dazu ausbildet. Das auswendig gelernte Weihnachtslied klappt im nächsten Jahr besser, wenn es schon mit dem Zimtgeruch und den harschen Schritten im tiefen Schnee (ja, so war das früher mal) verbunden ist.

    Und dieser Umstand wirft ein Licht auf die Pausen, die man machen soll, nicht nur, wegen des eventuell schwindenden Ansatzes. Die zu lernende Melodie oder Fingerabfolge braucht Verbindungen zur Außenwelt. Das beharrliche Wiederholen der immer gleichen Stelle ist zwar löblich, stellt aber keine Verbindung zu weiteren Synapsen her, wie es zum Beispiel gelingt, wenn man die gleiche Melodie zwischendurch auf dem Klavier spielt, sie singt oder pfeift, die Noten analysiert oder auch im Internet forscht, warum das Ross überhaupt entsprungen ist. Und auch das Weihnachtsplätzchen backen ist, wie man sich so denken kann, wichtig am Üben.
    </knowitall>
     
    giuseppe, khayman, Iwivera* und 3 anderen gefällt das.
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