Frage an Klarinetten- und Sopranspieler

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxoryx, 7.Februar.2022.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ja, das habe ich auch gesagt. Aber ich habe das nicht zu entscheiden. Ich könnte mich höchstens weigern, Ronel auf dem Saxophon zu unterrichten. Dann spielt sie nur noch Klarinette. Aber so war das ja nicht gedacht. Nachdem sie jetzt eines der gespendeten Saxophone hat, sollte sie auch weitermachen. Denn viele der anderen Kinder sind noch zu klein, um Saxophon zu spielen. Mein dritte Schülerin jetzt ist vielleicht gerade mal 1,40cm groß. Ihr gebe ich jetzt ein Sopran, weil selbst das Alto für sie zu groß ist. Die beiden anderen sind schon groß genug. Die sind größer als ich, weil ich ja auch ziemlich klein bin.

    Genau mit diesem Überblasen in die Duodezime hat Ronel mit der Klarinette Probleme. Weshalb es meiner Meinung nach auf jeden Fall besser wäre, sie würde jetzt nur Saxophon spielen. Aber wie gesagt, siehe oben.

    Kannst Du mir die Adresse von einem solchen Lehrer hier in Namibia geben? ;) Warum gebe ich Saxophonunterricht? Obwohl ich keine Lehrerin bin und das auch nie wollte? Weil es hier im Land keine Lehrer gibt, weder für Saxophon noch für Klarinette. Wie gesagt, wird die Klarinettenlehrerin von Südafrika über Skype zugeschaltet. Weil es hier niemanden gibt.

    Wenn wir hier ideale Bedingungen und genügend Lehrer (oder überhaupt Lehrer) hätten, wäre die Sache natürlich viel einfacher. Wobei diese Lehrer aber dann ja auch wieder aus den Spenden, die YONA erhält, bezahlt werden müssten. Und die Eltern der Kinder haben kein Geld, leben in Wellblechhütten. Also sind Lehrer, die nicht kostenlos arbeiten, sondern regelmäßig bezahlt werden wollen und müssen, immer ein Problem. Selbst wenn es welche gäbe. Was natürlich das Hauptproblem ist. Hier werden keine Musiker und auch keine Musiklehrer ausgebildet. Noch nicht einmal normale Lehrer für andere Schulfächer. Auch da herrscht ein großer Mangel. Viele "Lehrer", die hier Englisch an der Schule unterrichten, können selbst überhaupt kein Englisch, sondern nur ihre Stammessprache.

    Man muss hier mit den Verhältnissen, die hier herrschen, versuchen, Lösungen zu finden. Für die Kinder ist die Möglichkeit, ein Instrument zu lernen, eine große Sache. Ansonsten lernen sie oft nichts. Auch in der Schule nichts. Weil, wie gesagt, oft noch nicht einmal die Lehrer etwas können. Ihre Eltern können nichts bezahlen, keinen Unterricht, kein Instrument, weil sie selbst nichts haben.

    Außerdem können die Kinder bei YONA nachmittags auch Hausaufgaben machen und werden dabei von jungen freiwilligen Helfern, momentan vier junge Mädels, die in Deutschland gerade mit der Schule fertig waren und jetzt hier für ein Jahr eine Art soziales Jahr machen, unterstützt. Die Kinder bekommen dort mittags etwas zu essen (was sie zu Hause wahrscheinlich auch nicht bekommen würden), wenn sie nach der Schule zu YONA kommen, und die Mädels helfen ihnen bei den Hausaufgaben (was ihre Eltern nicht könnten, da sie selbst vielleicht kaum lesen und schreiben können).

    Das nur mal so als einen kleinen Einblick in die Situation hier. Hier geht es darum, die Kinder von der Straße zu holen und ihnen eine Art Sinn zu geben. Warum sie zur Schule gehen sollten. Warum sie überhaupt etwas lernen sollten. Wenn sie danach doch nur als Tagelöhner an den Straßenecken sitzen und auf Arbeit warten jeden Tag wieder neu.

    Vielleicht kann Festus sein Geld irgendwann einmal damit verdienen, dass er Saxophon spielt. Und muss dann nicht an der Straßenecke sitzen. Das wäre ein großer Erfolg.
     
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  2. Mouette

    Mouette Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube, dass viele Kinder in der Lage sind, zwei Instrumente gleichzeitig zu lernen. Die lernen auch verschiedene Sportarten, Sprachen und sonstwas alles parallel. Voraussetzung ist, dass sie richtig Lust dazu haben.
    Sicher wäre es wohl leichter für Ronel, wenn sie zunächst ihre Klarinettenkenntnisse festigte und vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr Saxofon dazu nähme. Die anderen Griffe auf der Klari sind schon eine kleine Herausforderung.
    Grundsätzlich ist der Ansatz auf der Klari etwas strammer, da hilft ihr am Sax möglicherweise ein härteres Blatt (2,5 bis 3, vielleicht sogar mehr, wurde ja auch erwähnt) und nach Möglichkeit vielleicht ein Mundstück, das eher für die Klassik oder allround geeignet ist. Vielleicht denkt sie auch, dass sie ähnlich spielen muss wie auf der Klari. Und da du Ronel die Unterschiede nicht erklären kannst, hilft es vielleicht, ihr klarzumachen, dass das Sax ein völlig anderes Instrument ist und sie die Klarinette beim Saxen am besten vergessen soll, auch wenn die Mundstücke und Blätter ähnlich aussehen. Dann kann sie sich von ihrem Klarinettenansatz lösen. Also eher die Richtung "auf einem ganz anderen See auf zu neuen Ufern".
     
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  3. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    @Saxoryx ich finde in dem thread kein Bild, oder Muss ich woanders suchen
     
  4. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das ist in dem "Saxophon spenden für Namibia"-Thread. Aber es ist auch nicht wichtig. Ich denke, sie sind beide so 14 ungefähr. Meine dritte Schülerin, Arnolda, die nur 1,40m groß ist, ist bereits 18, wie sie mir heute sagte. Aber eben sehr klein. Deshalb fängt sie jetzt mit Sopran an. Aber ich habe nur ein gerades Sopran für sie, was fast noch zu groß ist für sie. Ich hoffe, der Container braucht nicht allzu lange, dann kann sie das gebogene Sopran von Matthias' Tochter haben. Das wird genau für sie passen.
     
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  5. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Genau. So ungefähr habe ich ihr das auch gesagt. Aber heute hat sie ihre Stunde verpasst, weil sie in Katutura kein Taxi gekriegt hat, um zu YONA zu kommen. Das ist auch noch so ein Problem hier: Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Die meisten Eltern fahren ihre Kinder ständig rum, um sie von einem Unterricht oder Sportverein oder was auch immer zum anderen zu bringen. Aber die armen Eltern haben natürlich kein Auto. Da muss Ronel sich an die Straße stellen und einem Taxi winken.

    Das kann dauern, bis da mal eins hält. Das sind ja Sammeltaxis. Die halten dann überall, wo jemand einem Taxi winkt, um alle Plätze vollzumachen, um dann in die Stadt zu fahren. Ist alles nicht so einfach hier, wie gesagt. Die Kinder kriegen zwar dann das Taxigeld von YONA erstattet, aber erstmal müssen sie ein Taxi ergattern. Und wenn es dem Taxifahrer nicht gefällt, wo sie hinwollen, lässt er sie einfach stehen.
     
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  6. claribari

    claribari Ist fast schon zuhause hier

    ....Katatura....jetzt hab ich erst eine Vorstellung von .....
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  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich habe sehr wohl gelesen, was du geschrieben hast! Ich habe mich nie auf den Jungen bezogen, der keine Klarinette spielt.
    Ich sehe auch nicht, warum es ein Problem wäre, die Klarinettenlehrerin zu fragen, ob sie auf einen lockereren Ansatz achten könne.
    Meine Posts sind insofern unnötig, als dass die Klarinettenlehrerin bessere Tipps haben wird, den Ansatz zu lockern, als ich. Dass ein lockerer Klarinettenansatz am Saxophon helfen wird, daran halte ich fest.

    Nichtsdestotrotz rechne ich es dir an, dass du auch das Alter mit einbeziehst und höflich bleibst. Werde jetzt nichts weiteres hier im Thread schreiben, damit helfe ich wohl gerade am meisten.
     
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  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ok, das ist eine schwierige Situation vor Ort. Nett daß Du ihnen so hilfst und toll daß es sowas wie YONA gibt.
    Du wirst aber das Problem mit der Dopplung mit der Klarinette und den daraus resultierenden Problemen nicht einfach gelöst bekommen, erst recht nicht wenn es vollkommen gegensätzliche Ansätze sind. Wenn Du ein ähnliches Mundstück in den Mund nimmst willst du am Anfang ähnlich den Ansatz machen, wie du es gewöhnt bist, da fehlt meist die Sicherheit und Flexibilität um mal kurz zu switchen. Ich weiss selber wie lange und schwierig es ist allein an einem Instrument Jemandem die Fehler beim Ansatz (offensichtliche Fehler) abzutrainieren, wenn die Person sich dann auch noch 2 verschiedene Arten von Ansatz mit unterschiedlicher Spannung antrainieren muss ist das eventuell etwas viel. Es könnte dazu führen, daß der Ansatz für die Klarinette zu locker oder fürs Sax zu stark ist. Ich habe da schlechte Erfahrung gemacht bei Schülern wenn sie da zu früh sich auf zu viele Instrumente vom Ansatz einstellen müssen, meist wird immer ein Instrument darunter leiden.
     
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  9. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde sie älter als 14 schätzen, sie eher auf 16, ihn vielleicht 15. Meine Kids sind ja 16 und knapp 14. In dem Alter finde ich es aber auch hier total schwer, da sie von der Entwicklung so verschieden sind.
     
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  10. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Noch mal eine andere Frage: Ist dieses Mundstück hier okay? Oder hat da jemand schon mal schlechte Erfahrungen mit gemacht? https://www.thomann.de/de/bari_esprit_soprano_saxophone.htm
    Das Yamaha-Mundstück, das bei dem gespendeten Thomann-Sopran dabei war, ist nämlich schon halb durchgebissen (kam so hier an) und ich würde gern ein neues Mundstück für das Sopran kaufen für Arnolda. Ich könnte natürlich auch ein Yamaha 4C kaufen, kein Problem, aber da das Bari-Mundstück hier bei Thomann gerade so heruntergesetzt ist, dachte ich, das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit.
     
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  11. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich kann sie wirklich mal fragen. :) Habe ich einfach noch nicht getan. Aber danke für Deine Einschätzung.
     
  12. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Genau. So sieht das aus. Es gibt aber auch da bessere und schlechtere Viertel. In manchen Vierteln haben die Leute Strom und Wasser (sie müssen das im Voraus bezahlen), in anderen Vierteln noch nicht einmal das. Und in einer Wellblechhütte können sehr viele Leute wohnen. Eben so viele, wie reingehen. Viele Kinder. Und da AIDS hier noch immer ein Problem ist, oftmals viele Kinder, die keine Eltern haben. Die bei der Großmutter aufwachsen.

    Wenn man sich jetzt vorzustellen versucht, was es für diese Kinder bedeutet, ein Instrument lernen zu können, dann kann man sich das in Deutschland glaube ich kaum vorstellen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 25.Februar.2022
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  13. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das ist bestimmt so. Aber es kommt auch auf die Ansprüche an, die man hat. Für diese Kinder geht es eher darum, überhaupt ein Instrument zu lernen. Dass Ronel jetzt sogar zwei lernt, ist eher die Ausnahme. Sie ist schon ziemlich begabt. Deshalb ist das eine Sondersituation. Mal sehen, wie es sich entwickelt.
     
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