Frage eines Tenorspielers an Leute mit entwickeltem Ansatz

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von piotre, 12.März.2006.

  1. piotre

    piotre Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute!

    Als ich vor fünfundzwanzig Jahren anfing, konnte ich schon Querflöte spielen. Mein Interesse galt sofort der Entwicklung eines professionellen Tones und die Beherrschung von Top-Tones. Ich habe sehr viel aus der Rascher-Schule geübt und siehe da: nach anderthalb Jahren hatte ich einen lockeren Ansatz, die Stimmungsprobleme waren minimiert und ich kann seitdem alle Töne bis zum d4 chromatisch aufwärts spielen. Die Zeit brauchte ich, um das Zusammenspiel hauptsächlich zwischen Kinn- und Lippenmuskulatur zu trainieren. Durch das Zusammenspiel dieser beiden Muskelgruppen werden Haut bzw. Unterlippe über die unteren Schneidezähne gezogen, wobei die Lippenmuskulatur erreicht, dass der Überzug über die Zähne die richtige Dicke und Weichheit hat.
    Mein Problem liegt aber in den Tiefen unter d1 besonders in kleinem H und B. Da überblase ich nämlich fast immer.

    Wie macht ihr das? Was könnt ihr mir raten?

    Piotre
    :-?
     
  2. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Der Ansatz scheint wie beschrieben meines Erachtens soweit OK zu sein - ist das Horn dicht? Hast du schon mal andere Tenor Saxes gespielt?
    Das Tenor Saxophon ist durch ein Missverhältnis von Mensur-Länge und -Dicke eine Art "Fehlkostruktion". Dies zeigt sich zuerst in der tiefen Lage, die beim Tenor schwerer anspricht als bei allen anderen Saxes.

    Enjoy! :)
     
  3. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Recht hast Du, Peter. Ich möchte allerdings noch ergänzen daß es da noch von Instrument zu Instrument erhebliche Unterschiede geben kann. Es gibt da die eher gutmütigen, die einen Fehler oder eine Undichtigkeit verzeihen, und die sensiblen "Rennpferde", die auf die geringste Störung sofort extrem reagieren.

    Ich hab gerade so eines in Arbeit. Trotz perfekter Generalüberholung und absoluter Dichtheit neigte es ab tief C extrem zum Überblasen oder zum Flattern der Töne.

    Erst eine nach längerem Testen gefundene andere Mundstück/Blatt Kombination und ein veränderter Ansatz (Mundstück weiter in den Mund) brachte eine Verbesserung.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  4. KrischanDo

    KrischanDo Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Piotre,
    Du schreibst, dass Du die Unterlippe über die unteren Schneidezähne ziehst, also einen "klassischen" Ansatz spielst. Vielleicht bringt ein offenerer "moderner" oder "Jazz-" Ansatz noch etwas mehr Weichheit und Lockerheit für die Tiefe. Als relativer Anfänger kann ich ja kaum einen Rat geben, aber viele große Meister raten ja zum "modernen" Ansatz als dem eigentlichen Saxophon-Ansatz, wegen des besseren Tons und der besseren Ansprache.

    Grüße, Christian
     
  5. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Finde mittlerweile auch, dass der moderne Ansatz besser ist: Mein Tenor spricht besser an, bei Mundstückübungen schaffe ich damit einen größeren Tonbereich, überblasen in die Flageolets geht einfacher - allerdings falle ich immer wieder zum geschlossenen Ansathz zurück, weil dafür meine Muskulatur trainierter ist. Da muss ich noch kräftig daran arbeiten, dass mit dem modernen Ansatz nicht schon nach ner halben Stunde Schluss ist...
     
  6. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte kürzlich einen Schüler, der mit seinem total revidierten Yamaha YTS 62 anrauschte. Vor der Revision hatte er bereits Probleme in der tiefen Lage und ich war mir sicher, dass nach dieser Revision in diesem Musikhaus die Sache top sein wird.
    Das Horn war absolut dicht (wunderschöner Nachhall beim Bb-Griff - F-Finger Test), aber die Kanne war ab D' abwärts eine einzige Katatrophe. Irgendwann kam mir eine abstruse Aussage in den Sinn, dass man einen Kork in den Becher tun sollte. Ich entkortke eine Weinflasche, tat den Kork in den Becher und das Ding sprach auf wundersame Weise perfekt an! :)

    Montags-Modell?!?!?

    Enjoy! :)


    Apropos "abstruse Aussage" erlebte ich noch folgendes: Als mein kleiner Knäuel wieder mal rein kam, nachdem er sich in der frischen Jauche gewälzt hatte, erinnerte ich mich an einen Kollegen. Dieser sagte, dass Hunde, die nach Jauche stinken, mit Ketchup gewaschen werden sollen. Ich hab's zwar nicht geglaubt, aber trotzdem gemacht. Und siehe da - Velvet war anschliessend wie aus dem Kästchen! Vorhin hatte ich mit Hunde-Shampoo null Erfolg gehabt. Strange World... :-D
     
  7. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    ... und ebensoviele große Meister raten zum klassischen Unterlippenansatz und jede Methode kann bei jenen, die sie beherrschen, unglaublich gut klingen.

    Der klassische oder moderne Lippenansatz lassen sich als zwei geeignete Methoden nutzen. Ich persönlich ziehe die morderne Variante vor. Sie verlangt mehr Lippenspannung als die klassische da der Unterkiefer als Spannungsaufbaufundament nicht in dem Maße zur Verfügung steht, wie bei der klassischen Variante. Ich habe die klassische Variante auch als die *bequemere* empfunden.

    @piotre
    Da du relativ hoch kommst lag vermutlich dein Trainingsmotiv auch eher bei den Flageollettönen;-)(?). Die tiefen sind halt auch eine Übungs*einheit* wert. Möglicherweise könnten dir da die Subtones etwas weiterhelfen. Dazu kann es hilfreich sein, den Unterkiefer deutlich nach hinten (also weg vom MPC hin zur Kehle) zu nehmen. Anfangs würde ich die tiefen Töne von oben nach unten gebunden spielen; also d1-db1-c1 usw.

    Wenn das besser klappt, dann könntest du versuchen den tiefsten (bb1) anzuhauchen. Also vom Blasen ohne Ton durch steigern des Ansatzes den Ton als Subton leise anklingen zu lassen und dann mehr Dynamik reinzubringen. Wenn ich die Flageollets spiele, kommt mir der Wechsel in das tiefe Register sehr viel schwerer vor, als wenn ich schon unten in den Tiefen Tönen *denke*. Überblasen nach Rascher von unten nach oben fällt mir immer leichter als der umgekehrte Weg. Da gestaltet sich der Wechsel vom b2 zum b1 als gebundene Töne gespielt schier unmöglich.

    Vermutlich liegt das daran, dass die Obertöne immer besser zu hören sind als die Untertöne und man daher die hohen Töne leichter *denkt* (weil schon hört) als das *noch tiefere Bb
     
  8. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Demzufolge könnte Piotre mal in einen Saxophonladen gehen und verschiedene andere Tenöre anspielen. Wenn der Effekt des Überblasens dort vermehrt auftreten sollte liegt es wohl nicht am Horn, sondern am Spieler.
     
  9. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

     
  10. wolfgang26

    wolfgang26 Ist fast schon zuhause hier

    Ich kenne das von mir; wenn ich ein wenig zu verkrampft bin (beiße), kommen die tiefen schwer / gar nicht.
    Unterkiefer ausschlackern und schon tuts auch mit dem c und Konsorten ...
     
  11. piotre

    piotre Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute!
    Vielen Dank für eure Tipps, Ich hatte gestern etwas neues ausprobiert, was die Ansprache der Deep-Tones astrein machte - aber sich bei Technikübungen als schwer durchzuhalten heraus stellte. Aber die Ansprache meines (vor einem Jahr generalüberholten) TS 62 ist nun viel besser und ich kriege isolierte Töne nahezu sicher ohne Kieksen.

    Was ich geübt habe ist folgendes:
    Ich versuche die Unterlippe noch weiter über die unteren Schneidezähne zu ziehen. Dann drücke ich nur mit der Unterlippe – nicht mit der Haut über den Zahnschneiden – auf das Blatt. Dabei habe ich die Vorstellung, dass sich die Unterlippe hebt und an das Blatt schmiegt.
    Durch dieses flächige Aufliegen sollen Flageolet-Erscheinungen verhindert werden. Es entsteht in allen Lagen eine neue „silberne“ Tongebung.

    Naja, es erscheint mir jetzt so, als ob ich den Stein der Weisen gefunden hätte. Aber man kennt das ja, dass sich im Nachhinein alles relativiert ….

    Viele Grüße
    Piotre
    ;-)
     
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