Gage :-)

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 21.August.2021.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Haut euch bloß nicht am Ende die Köpfe ein. Das Problem schlechter Gagen nur unter den Musikern (Amateur oder Profi) auszumachen, ist viel zu kurz gedacht. Das wäre natürlich der Disput, der der Veranstaltungsbranche und Kulturpolitik am besten schmeckt.
    Aber der Amateur sitzt auch mal gern beim Profi im Publikum und nimmt bei ihm Unterricht, die Rechnung geht nicht auf.

    Das Problem liegt meines Erachtens eher in der durchschnittlichen Bereitschaft, Livemusik zu bezahlen. Da muss der Bildungsauftrag wieder hinführen! Da leistet der Amateur vielleicht sogar einen Beitrag und zieht am gleichen Strang.
    Wichtig finde ich Ricks Anmerkung, nicht aus dem Minderwertigkeitskomplex heraus zu unterbieten!
     
  2. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Keine Sorge, Köpfe einhauen ist hier im Forum doch noch nie vorgekommen…:duck:
     
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  3. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    da ich bei den fraglichen Songs textfest war, können die Musikanten im Praktikum (Musiker möchte ich sie nicht nennen) sich nicht mit unverständlichem Dialekt rausreden ;-)

    und beim Fränkischen komme ich noch recht gut mit, habe Freunde in Nürnberg
     
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  4. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Echt gruselig @mcschmitz
    Ich hätte mich dann auch auf das Alkoholische beschränkt bei so einer Unterhaltung :-D

    Aber eher die Regel denke ich. Musik hat bei einem Großteil der Bevölkerung eben einen niedrigen Stellenwert - außer es ist Kollegah und Capital Bra.
     
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  5. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Nicht mehr. Englisch lesen und aussprechen können heute fast alle jüngeren Leute und korrekte "lyrics" zu allem und jedem kriegst du auf Knopfdruck.

    Das war mal deutlich anders. In den 70ern zur Hochzeit des Folkrevivals musste man jeden Text mühsam heraushören und nur ein Teil der Leute lernte überhaupt Englisch in der Schule. Nach der Wiedervereinigung wiederholte sich das nochmal, weil die meisten Ossis kein Englisch konnten. So einen Kauderwelschirishfolker habe ich damals auch kennengelernt, der betont undeutlich "verdialektend" 20 x hintereinander den Refrain von "Mairi's Wedding" sang und selber kein Wort davon verstand - und davon ausging, dass das eh keiner merkt.
     
  6. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Aha, und du denkst, dass die Leute erstmal ihre Babbel-App öffnen, wenns abgeht?
    Nur weil man die lyrics verstehen kann heißt das ja nicht, dass die Musik dadurch für die Personen wichtiger wird.
    Ich finde Schlager zB ziemlich ätzend.
     
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  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Doch. Eine live Band bringt nicht ansatzweise die Flexibilität, die ich möchte.

    CzG

    Dreas
     
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  8. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Wenn ich mir anhöre, was da heutzutage von manchen Radio Sendern (ganz vorn dabei 1live und Radio Köln) als "Song" verkauft wird gruselt es mich. Der "Text" besteht eigendlich nur aus Refrain, der dann elektronisch verzerrt wird, (damit es nicht so auffällt?).
    Ganz schlimm wird es dann bei den derzeit ach so beliebten Remixes, wenn sich mehr oder weniger bekannte DJs an alten Hits aus meiner Jugend vergreifen, während eine "Sängerin" dazu Bruchstücke des Original Textes knödelt. Selten kommt dabei eine Verbesserung der musikalischen Qualität raus...

    Die oben beklagte mangelnde Darbietungsqualität ist also inzwischen fest im Mainstream angekommen, und nicht wenige "Musikkonsumenten" finden's gut. Da wundert es eigentlich kaum noch, dass "preiswerte Amateurbands" gern und oft gebucht werden. Viele im Publikum sind anscheinend schon begeistert, wenn die Mucke mal nicht aus der Dose kommt. Qualität egal..
     
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  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wenn ich pingelig wäre würde ich jedesmal aufstehen und gehen, wenn ein Kollege:
    "Start spreading the news, I'm livin' today" singt.
    Oder "....Ev'rytime we say goodbye I wonder why a little - why the goats above me"
     
  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wie rechtfertigt ihr als Berufsmusiker bei einer Anfrage euren höheren Preis?
    So wie ich es bisher erlebt hatte geht eine Anfrage eines Veranstalters entweder an Agenturen, mit denen der Veranstalter bisher zusammenarbeitet hat, oder an Künstler bzw Gruppen, die er kennt oder empfohlen bekommen hat.
    Jetzt hat er also 20 Angebote auf dem Tisch und die Aufgabe, ein Angebot zu fiinden, welches geeignet ist seinen Abend für seine Gäste zufriedenstellend zu unterhalten und preislich noch interessant ist.
    Und jetzt?
    Bei meinen Projekten in der Industrie flog der billigste und der teuerste raus. Erstere liefert nicht das ab, was ich will und Nacharbeiten machen ihn dann zum letztlich teuersten. Der teuerste hat keine Lust auf den Auftrag. Waren es noch 18. Wie weiter? Was sind Kriterien, welche Möglichkeiten hat er, usw..?

    Ich sehe das Potential der berufsmusiker weniger darin mit ihrer Band einen Abend zu gestalten, sondern darin, dass sie sich rel. schnell in zu bildende Gruppen einfügen können. Mir fehlt ein Tenorsaxophonist, da buche ich xy, der kann das ohne groß mit dem rest der Truppe uben zu müssen.
    Ist das so?
     
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  11. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Das ist der Ansatz.
    Das Bewusstsein des Konsomenten muss dafür sensibilisiert werden. Man muss bereit sein Geld auszugeben, um etwas bestimmtes dafür zu bekommen.
    Wenn ich will, dass die Hühner nicht gequält werden, dann kostet das Ei mehr. ( Bitte hackt jetzt nicht auf dem Vergleich herum, was ich sagen will ist hoffentlich klar)
    D.h. ein Bildungskonzept in den Schulen, Förderung der Schulorchester, gepaart mit einer abgestimmten Medienlandschaft.
    Deutschland sucht den Superstar, wo Teilnehmer einfach nur ein einstudiertes Lied singen( das dafür meistens hammer gut) und als das non plus ultra unserer Gesellschaft gefeiert werden, das verzerrt doch die Realität.
    Und dann eine Politik, die sich kontinuierlich über 50 Jahre vertraglich verpflichtet die Musik als Kulturgut zu schützen und zusätzlich zu fördern.
    Das muss in die Köpfe der Menschen.
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich weiß die Frage ist konkret gemeint, im Sinne von „was ist deine Begründung in Verhandlungen“. Aus existenzieller Sicht kann man die Frage auch anders sehen: „Wie rechtfertigst du, dass du kostendeckende Gagen willst und am Ende davon leben willst?“

    Spätestens dann wird klar, wie absurd das Ganze ist. Es ist für mich schon erstaunlich, wie sich DJ- und Konservensounds durchsetzen konnten. Auf großen Veranstaltungen ist es klar, da klingt es oft besser als Livemusik wenn diese schlecht abgenommen und gemischt wird. Im kleinen Rahmen vor allem unverstärkt oder nur einzeln verstärkt finde ich Livemusik aber viel angenehmer fürs Ohr sowohl beim Tanzen als auch bei der Konversation.
    Die Kompressorpampe macht mich auf Dauer krank bzw. mürbe.
     
  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Irish Folk wird meistens in Sessions und von Amateuren gespielt. Es ist Volksmusik. Bist du sicher, dass es ein Konzert und eine Band war?
     
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  14. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Das Problem kann doch eigentlich nur gesellschaftlich angegangen werde. Musik allgemein wird mehr wertgeschätzt als früher, das Musizieren und konzentrierte hinhören weniger. So nehme ich das zumindest war.

    Ich bin bei bekannten, die weder Jazz noch Klassik hören, immer wieder erstaunt, wie die Musik konsumiert wird. Die Musik soll eine Grundstimmung setzen, die Texte Identifikationsmöglichkeiten bieten, fertig. Da wird nicht mitgesungen, auf die einzelnen Instrumente geachtet, sonst irgendwie aktiv oder analytisch rangegangen.
    Und das ist längst nicht nur bei Musik so.
    Der Mensch der Zukunft verbringt die Hälfte seines Lebens im Beruf und die andere damit, sich mit impulsiver, schneller Unterhaltung abzulenken.

    Insofern sehe ich die Hauptverantwortung nicht bei den Veranstaltern.
     
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  15. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    DJ-und Konservensounds sind einfach in der Herstellung, günstig in der Produktion und leicht zu vermarkten.
    Der neue DuDu-Gaga Sommerhit läuft die Radiostationen rauf unf runter.
    Ich kann auch wenig mit dem Möchte-gerne Rap anfangen, der auch sehr verbreitet ist bei den Jugendlichen.
    Gepuscht von den Medien. Für mich ist es nicht interessant, was der Gangsta-Rappa xy zu seinem manager gesagt hat.
     
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  16. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    definitiv
    Die sogenannten Musiker hatten einen Bandnamen, ein festes Programm, wurden vorab mit Nennung des Bandnamens angekündigt, verteilten Flyer mit weiteren Terminen und Veranstaltungsorten und Eintritt kostete das Ganze auch noch.
    Eine Session war das nicht.
    Wohlgemerkt, das Ganze spielte sich nicht in Irland ab, sondern im beschaulichen Troisdorf zwischen Köln und Bonn. Allein die geringe Folkmusiker-Dichte vor Ort spräche gegen eine Session
     
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  17. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Musik hat sich schon immer im Wandel der Zeit befunden und das tut sie nun auch weiterhin,so wie auch die menschheit.
    Viele jungen Leute gehen doch heute kaum noch weg,hocken lieber vorm PC. Und konsumieren eben auch da die Musik.
    Wer weiß,vielleicht stirbt handgemachte Musik auch aus
     
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  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Vielleicht sterben aber auch die Menschen mit diesem Konsumverhalten langfristig aus. Aus einfachen biologischen Gründen.
    Genauso, wie man Kindern beibringen sollte, wie man selber einen Schuppen zusammennagelt und wie man selber auf einen Berg steigt und die Aussicht mit den eigenen Sinnen einfängt, sollte man ihnen beibringen wo die Klänge aus der Box herkommen. Ist natürlich nur meine Meinung, bei meinen eigenen Kindern stößt das aber auf Begeisterung, scheint quasi ein Vakuum zu füllen.
     
  19. charly-5

    charly-5 Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    ich würde gerne noch einen ganz anderen Faktor mit dazunehmen: die externen Kosten.
    Bis vor einigen Jahren hat für unsere Straßenfeste die Werbegemeinschaft immer mehrere Bands engagiert, was sie kaum noch leisten kann, da die GEMA derart exorbitante Summen verlangt, dass das einfach nicht mehr bezahlbar ist. Im Detail nimmt sie die vier Eckpunkte der Fußgängerzone und berechnet daraus die Fläche, die beschallt wird. Das ist für sie die Grundlage für die Rechnung. Einwände, dass da ganze Bereiche wegen Brunnen, Beeten und anderen nicht begehbaren Flächen gar nicht zur Disposition stehen, wischt sie - rechtskräftig - weg.
    Der Brandschutz tut ein Übriges die Kosten derart explodieren zu lassen, dass sich Festivals oder Konzertabende nicht mehr rechnen. Als zum Beispiel ein Gastronom angefragt hatte, in einem kleinen Seitengebäude eines Schlösschens einen sonntäglichen Jazzfrühschoppen zu veranstalten, wurde ihm gleich mitgeteilt, dass er dann auch Sanitäter und Feuerwehrleute zur Sicherung braucht. Wir reden hier über eine Größenordnung von 20 bis 40 Gästen.
    Im Schlosshof wurden über Jahrzehnte Konzerte und Festivals abgehalten, bei denen auch mal 1000 Leute mitgefeiert haben. Dann kam der Brandschutz. Seitdem verunstalten mehrere Stahlgerüsttreppen den Schlosshof. Es wurden Löschleitungen gelegt. Feuerwehr und Rettungssanitäter sind vor Ort. Der Veranstalter ist schon mehrere Tausend Euro los, bevor er nur einen Musiker bezahlt hat. Das rechnet sich einfach nicht mehr. Bitte missversteht mich nicht. Ich finde Sicherheit ganz wichtig, aber gemessen an dem Aufwand der hier gefordert und getrieben wird, dürfte auf der Autobahn nur noch Tempo 80 erlaubt sein.
    Gruß
    Charly
     
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  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Mich wundert dies nicht. Einmal ist die Dienstleistung des DJ musikalisch flexibler, weil auf fertige Konserven jedes Genre zurück gegriffen werden. Auch gibt es hier sehr große Qualitätsunterschiede.

    Die beste Unterhaltungsmusik auf einer privaten Hochzeit, die ich je erlebt hatte, waren zwei Musiker, die auf ihren Instrumenten Orgel und Schlagzeug wirklich „rudimentär“ waren. Auch ihr Gesang war eher „unausgebildet“. Aber nach einer Stunde war die Hölle lost: Oma tanzte auf dem Tisch, die Stimmung kochte und das Brautpaar strahlte vor Glück…Um 24 Uhr standen alle draußen und einer der Musiker blies jämmerlich den Mitternachtsblues und die Mamis heulten…

    Musikalisch war dies sicherlich grenzwertig, aber von der gewünschten Unterhaltung grandios.

    Das Volk möchte unterhalten werden. Ein „Westernhagen“ aus der Konserve reicht zum Tanzen.

    Die guten DJ legen nicht nur Platten auf, sondern schaffen es tatsächlich, die gewünschte Stimmung zu erzeugen. Spiele inklusive…

    Wenn ich mit meinem Poeten live auftrete, spiele ich ein Instrument live und der Rest meiner Komposition kommt vom Band. Dies ist keine „Kompressorpampe“ sondern unser Live-Konzept. Wir haben mit unserer Kunst einen Alleinstellungsmerkmal und könnten dennoch davon nicht leben.

    Mein Poet ist „Profi“, auch wenn er davon alleine nicht leben kann. Mein Beruf ist kein Brotjob, weil ich diesen 4 Tage in der Woche intensiv mit Leidenschaft und Erfolg ausübe. Als Künstler bezeichne ich mich als Musikant.

    Wenn ich als Künstler arbeite, dann ist es keine Schwarzarbeit und wird auch versteuert. Meine handwerklichen Fähigkeiten als Musiker und Komponist sind als Amateur beschränkt. Ich weiß, was ich kann und auch nicht kann. Ich habe meine künstlerischen Nischen.

    Ich kenne keinen im Forum, der Saxofon erlernt und die Musik nicht liebt. Ohne Amateure gibt es keine Profis.

    Meine Erfahrung ist, dass Künstler meist recht individuell agieren und in der Regel nicht gut organisiert sind. Wenn in der Musik gut Geld verdient wird, dann sind es selten die Künstler.

    Die „Preis-ist-geil-Mentalität“ und auch die Digitalisierung hat dies noch massiv für die Musiker verändert. Dies gilt aber für fast alle Berufe.

    Wenn eine öffentlich geförderte Veranstaltung aus Profitstreben die Künstler schlecht oder nicht bezahlt, dann ist dies gesellschaftlich verwerflich. Als Künstler kann ich nur NEIN sagen, wenn wir langfristig überleben wollen. In den Förderrichtlinien kann dies geregelt werden.
     
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