gegen Studiengebühren

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Marion, 28.Juni.2005.

  1. HannaH

    HannaH Schaut öfter mal vorbei

    Frag doch mal rum unter Studenten. Die sitzen nämlich nicht da und warten, dass ihnen das Geld nur so zufliegt. Und freuen sich, dass alle anderen sie finanzieren. Du würdest Dich wundern.

    Antwort auf die anderen Fragen: ja. Man erwartet hier, mit der Ausbildung vor dreissig fertig zu sein, am besten schon mit zwanzig und mit drei Jahren Auslandsaufenthalt und vier Jahren Berufspraxis. Es läuft einem die Zeit davon. In der Schweiz ja vielleicht nicht, wer weiß.

    Und noch mal in aller Deutlichkeit:
    Es geht nicht um die Studenten mit gutverdienenden Eltern. Es geht um die ohne Knete. Die laufen in der deutschen Studienlandschaft nicht Haufenweise rum. Das ist allgemein bekannt und beweint. Was tun wir dagegen? Erheben Studiengebühren.
    Astrein!

    Da kannste jetzt Schlüsse auf Charaktereigenschaften ziehen, soviel du willst. Nur was das soll, ist mir nicht klar.

    Gute Nacht und beste Grüße
    Hannah*
     
  2. Heglanx

    Heglanx Ist fast schon zuhause hier

    Aber: wenn die Gebühren steigen, sollte man rein theoretisch bei allen anderen nicht „Profithören“ diesen Teil senken. Das ist doch der Hintergedanke bei den Gegnern. Nur wäre das leider ein wenig zu einfach Gedacht und nur schwer umsetzbar.

    Das sowieso jeder zahlt ist ja logisch?!?!
     
  3. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Na gut...

    meine Eltern konnten mir exakt 400 DM in 6 Jahren zum Studium zuschießen, zu mehr hat es definitiv nicht gereicht, ich möchte mal in aller Deutlichkeit feststellen, dass ich einer von denen bin, die finanziell gesehen aus einem extrem armen Elternhaus kommen. Da meine Mama sich trotzdem jedes Gliedmaß ausgerenkt hat, um uns ein wirklich tolles Zuhause zu geben, habe ich gelernt, dass es ziemlich unverzichtbar ist, meinen Arsch hoch zu kriegen, wenn ich meinen Traumberuf des Musikers verwirklichen will.
    Da ich meinen Bafög-Anspruch nach zwei Semestern "Vorbereitung" während eines anderen Studiums verlor, hatte ich also während der gesamten "richtigen" Studienzeit nichts außer jenen 400 DM und meiner Arbeitskraft. Komischerweise bin ich irgendwie schuldenfrei aus diesem Studium rausgekommen, abgesehen von den zwei Semestern Bafög, die für mich auch noch irgendwie überflüssig waren.
    Ich kann das Problem nicht sehen, warum ich nicht, wenn ich das Kapital für ein Studium inklusive Gebühren nicht habe, ein je nach finanzieller Situation sozial "gestaffeltes" Darlehen aufnehmen kann, das ich nach Beendigung des Studiums und mit Aufnahme eines überdurchschnittlichen Verdienstes zurückzahlen kann. Wenn ich ansonsten einigermaßen vernünftig haushalte, kann da wirklich noch nicht von einer wirklichen Verschuldung die Rede sein!

    Was SanDO bisher so schrieb, sprach mir ziemlich aus der Seele: dass es nämlich interessanterweise immer erst dann zu Gegenwehr von Studenten (wie auch von anderen Menschen) kommt, wenn es um die Kohle und um eventuelle eigene finanzielle Einbußen geht.
    Deswegen bekommen wir ja auch im September eine wirklich tolle neue Regierung, weil Rot-Grün zu "blöd" war, dem Volk früh genug klar zu machen, dass es ohne die angestrebten Reformen schlicht nicht mehr weiter geht.
    Hm, aber immerhin setzt diese tolle neue Regierung bei uns in NRW schleunigst die Studiengebühren durch, das finde ich ja eigentlich völlig okay :) (und das sage ich als Vater von drei Kindern, die möglicherweise auch mal an die Uni sollen, um ihnen das zu ermöglichen, reiße ich mir jetzt auch ein paar Gliedmaßen aus...)

    Alles Liebe

    Toffi
     
  4. SanDO

    SanDO Ist fast schon zuhause hier

    Interessant, wie die Studiengebührfrage hier die Gemüter erhitzt. Kann den Thread ja mal ausdrucken und den Studis, die zur Zeit Protestzelte bei uns an der Uni aufgeschlagen haben, an die Zelttür tackern. Dann lernen die vielleicht noch was über Streitkultur und net nur, wie man in harten Demo-Zeiten ein Würstelfeuer ordentlich zum glühen bringt. *feix*

    Gute N8 da draußen,
    Sandra
     
  5. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    EINVERSTANDEN
     
  6. rinaldo

    rinaldo Ist fast schon zuhause hier

    Die soziale Ausgrenzung beginnt in unserem Bildungssystem schon viel früher.

    Das war für mich der eigentliche PISA-Schock: Deutschland ist dasjenige Land in der Welt, bei dem die soziale Herkunft den Bildungserfolg in der Schule am stärksten überhaupt determiniert. Trotz jahrzehntelanger gegenteiliger Beteuerungen und gut gemeinter (Gesamtschule und so) Versuche.

    KEINE Studiengebühren zu haben wirkt daher in der Gesamtheit wie eine Umverteilung von unten nach oben und eine Stabilisierung der sozialen Schichtung. Da die Steuerzahler den Kindern Gutverdienender eine Ausbildung finanzieren, die ihnen später ermöglicht gut zu verdienen.

    Daher bin ich für Studiengebühren.

    Allerdings nur, wenn es gelingt durch großzügige Stipendien, Kredite und sonstige Transfers sicherzustellen, dass keiner ein Studium nicht aufnimmt, weil er es sich finanziell nicht leisten kann.

    In Deutschland haben wir im internationalen Vergleich viel zu wenig Studierende.

    Dieses System muss errichtet werden bevor die Gebühren erhoben werden, sonst lässt man eine Studentengeneration gegen die Wand laufen. Und davon sehe ich bei den derzeitigen Aktivitäten in den Schwarz/Gelben Bundesländern nichts.
     
  7. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    @ rinaldo: Im großen und ganzen richtig.

    Mal ein einfaches Beispiel, auch wenn Beispiele nie repräsentativ für die gesamte situation sind.

    Ich habe einen Nachbarn, der Handwerker ist. Er schleppt jeden Tag 8 Stunden lang schwere Steine auf Baustellen und verdient sich mühsam sein Geld. Von seinem Bruttolohn muss er mind. 50% in Form von Steuern an den Staat abgeben.
    Jetzt komme ich als Student und stelle den Anspruch, dass genau dieses Geld verwendet wird um mein Studium zu finanzieren wobei weder der Handwerker noch ein anderer deutscher Staatsbürger daraus jemals einen Nutzen haben wird.
    Ist das sozial? Habe ich ein Recht darauf, dass der Handwerker arbeitet um mein Studium zu finanzieren?

    Bei dem Beispiel fehlen natürlich Aspekte wie:
    Der Handwerker ist nicht der einzige Steuerzahler.
    Eine direkte Kopplung von Steuern an Ausgaben existiert nicht.
    Durch den Erlass der Studiengebühren kommt es zu positiven externen Effekten von denen auch der Steuerzahler profitiert.
    usw. usf.
     
  8. saxclamus

    saxclamus Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    schon mal darüber nachgedacht, dass Lehrveranstaltungen sich nicht nach den Arbeitszeiten eines hinzuverdienenmüssenden Studenten richten und das gerade heute Arbeitsmöglichkeiten nicht auf der Strasse liegen bzw. keine Rücksicht auf Lehrveranstaltungen nehmen?

    Hinsichtlich der Studierenden, die ich kenne, kann von Faulheit und Arbeitsunwilligkeit nicht die Rede sein. Ich bewundere diese Leute, wie sie bei einem zeitlich oftmals unzuverlässigen Lehrbetrieb ihre Angelegenheiten auf die Reihe kriegen.

    Und: wenn ich mein Geld direkt denen (meinen Kindern) geben kann, die´s nötig haben, dann weiß ich, dass Sinnvolles damit angestellt wird.
    Was mir bei Studiengebühren noch nicht ausreichend gesichert zu sein scheint.

    Liebe Grüße aus Kirchhellen


    saxclamus
     
  9. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Wir brauchen motivierte Studenten. Keine Abschreckung durch Gebühren!

    Wenn ich die AbiturientInnen derzeit so höre, sieht deren Lebensplanung eher chaotisch aus, um nicht zu sagen perspektivelos Gute Leute wagen sich kaum mehr an das Risiko *Studium* rann.

    Eine Absolventin in Kunst: hat rund 25T€ Bafögschulden. Da wird sie kaum als Künstlerin arbeiten - Möglicherweise wird sie dann abends nach ihrem Aldi-Job noch der Muse folgen und als Hobby-Künstlerin ihr Glück versuchen. Das ist auch mal ein Beispiel (den BWL Anhängern zum Trotz :)) und zeigt, was einem ein NC von 15 Punkten nützt. Klar kann sie auch hoffen umzusatteln und wenn sie dann Glück hat darf sie Spargel stechen...

    Wird wer hier Ingenieur? Die nächste Gruppe an potentiellen Job-Verlierern:-(
    Wenn sie Glück haben dürfen die dann im Vertrieb wenigstens vegetieren... Falls sie Französich nicht abgewählt haben vielleicht sogar hoffen, in einem 3. Land eine Filliale zu leiten (immerhin ist das gut dotiert) Nur wozu studierten sie dann? Achso der Kohle wegen?

    Ich beneide sie nicht die junge Generation! Ob die dann nach dem Studium hier bleiben werden? Ein früherer Praktikannt ist heute bei Sun/USA. Er wird bestimmt nicht zurückkommen ausser um hier mal Urlaub zu machen und dann auf einem Konzert Brecker in Europe zu hören ;-)

    Aber es geht ja weiter und die Kompetenz der Parteien in Sachen Bildung ist sicher enorm - Haben sie dass nicht in ihren Ländern die letzten 40 Jahre bewiesen? Ihre Quittung hieß PISA ('Dies' könnte ich auch so 'ohne Worte' karikieren)

    Den Anhängern der Gebühren: Nun, wenn ich es mir leisten könnte, die Gebühren zu zahlen, warum sollte ich dann noch hier studieren? Denn dann müssen sich deutsche Unis dem Wetbewerb stellen! Und wer erst mal weg ist, der hat es auch leichter ganz weg zu bleiben... Aber das interessiert unsere 4 JahresPolitiker einen Kerricht....

    So und nun wartet mein Codera auf ein paar Töne und will unterhalten werden. Viel Spass (auch in der Zukunft)!
     
  10. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Hmm, afaik muss man maximal 10.000€ zurückzahlen, beim alten Bafög noch 25.000DM.

    Achja, dieser Eindruck entsteht bei mir auch des Öfteren, wenn ich mit meinen Kameraden mal über die Zukunft rede. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass viele sehr wohl eine recht genaue Vorstellung haben, wie sie ihn Zukunft ihr Geld verdienen wollen. Aber bei der dramatisch steigenden Komplexität mit all ihren unendlichen Möglichkeiten fällt es halt schwer, sich früh auf einen bestimmten Plan festzulegen. Ich persönlich habe z.B. auch eine ziemlich genaue Vorstellung, sage bei den meisten Menschen aber auch "Weiß nich...", einfach weil ich noch viel zu sehr mit meiner persönlichen Entscheidungsfindung beschäftigt bin, als dass ich mir ewige Weisheiten anhören möchte.


    Auch hier gibt es Zahlen, der Prozentsatz der Studenten an einem Jahrgang steigt stetig...

    Grüße
    freejazzer
     
  11. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Woran könnte das denn liegen? Haben sie denn eine Alternative und wie lang bleiben sie dann?
     
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