Geschwindigkeit üben

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Mcsax, 1.August.2012.

  1. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    Noch mal zurück zum Thema, wie man mit wenig Zeitaufwand seinen Fingern Geläufigkeit, Sicherheit und Präzision geben kann:

    Es gibt eine Schule "Exercises Méchanique" von Jean-Marie Londeix. Es gibt 3 Bände. Der erste Band ist die Bibel und daher Pflicht, der 2. Band ist sehr gut und bringt einen wirklich sehr effektiv auf professionelles Niveau, der 3. Band ist nur für Verrückte. Den 2. Band ist nur sinnvoll, wenn man den 1. zumindest bis zu den Sprüngen über 2 Oktaven durchgearbeitet hat. Jeder Band benötigt ca. 1,5 bis 2 Jahre zum Durcharbeiten, wenn man fast täglich drangeht. Bitte Vorwort des Autors lesen und sich exakt an seinen Vorschlag halten. (Londeix ist ein wirklich guter Lehrer)

    Die Übungen zielen darauf ab, dass sich schnelle Bewegungen nicht mehr vom Kleinhirn steuern lassen. Das Kleinhirn hat bei so komplizierten Sachen bereits nach wenigen Sekunden kurze Aussetzer und dann ist man raus.
    Durch die ständigen Wiederholungen in den Übungen erzeugt man Nervenbahnen, die Reflexe steuern. Diese Reflexe laufen sicher, schnell, dauerhaft und kontrolliert ab. Um diese Reflexe zu bekommen muss man allerdings bestimmte Bewegungsabläufe x-mal wiederholen. Sobald eine Übung (1 Takt) 1 Minute lang ohne Pause (nur atmen) durchläuft ist das Zeil erreicht und man kann zur nächsten gehen. Die Übungen geben nicht nur den Finngern Sicherheit sondern sorgen auch für einen flexiblen Ansatz und Bewegungen im Hals/ Rachen, vor allem was größere Intervallsprünge angeht.

    Der Vorschlag von Londeix, die Übungen in starken Punktierungen zu üben finde ich extrem effektiv und sollte zumindest an einem Tag so gemacht werden.

    Noch ein letzter Tipp: Es geht nicht um das Tempo der einzelnen Übungen sondern um die Anzahl der Wiederholungen (1 Minute lang...) Also Tempo so wählen, dass man problemlos 1 Minute und ohne Pause die Übung wiederholen kann. Am nächsten Tag merkt man, dass das Tempo gesteigert werden kann. Dem Reflex ist es Wurscht wie schnell die Finger laufen müssen. Der spult seinen Bewegungsablauf runter - immer in der gleichen Sicherheit und viel schneller als das Hirn von Einstein.

    Sind die Reflexe korrekt ausgebildet, bleiben diese ein Leben lang und müssen lediglich ohne größeren Aufwand gepflegt werden.

    Viele Grüße
    noodles
     
  2. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    hi mugger, auf die gefahr hin, ot zu werden-es geht ja um geschwindigkeit- dein ton ist super.
    na, und extrem schnell ist dein beispiel alle male.
    was du "noch nicht so richtig kannst", bzw. behauptest, noch nicht so richtig zu können :), sind das die stellen, wo es 1/8 werden?
     
  3. Mugger

    Mugger Guest

    Servus lee,

    das ist leicht und kurz beantwortet.
    Zuviel Autopilot, zu wenig Kontrolle.
    Und zuviel Spannung.
    Aber ich hab noch was Schönes, auch wenn's ne Klari ist.
    http://www.youtube.com/watch?v=V9oB5lkexqk&feature=player_embedded

    Grüßle
     
  4. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    also kurz gesagt: nicht richtig wach.noch ne frage, die stellen, mit denen du nicht zufrieden bist, machen die dir eigentlich soviel spass wie der rest des stückes?also spass bezieht sich jetzt nicht auf zufriedenheit-klappt oder klappt nicht- sondern auf das was da musikalisch geschieht, unabhängig von dir bzw. deinem können.
    gleich hör ich mir das andere beispiel mal an.da es vermutlich wieder so schnell ist, mach ich mir erst einen badriantee :)
     
  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, daß das Ohr an seinen Aufgaben wächst. Wenn Du dich lange genug mit dem Material auseinandergesetzt hast, kommt Dir vieles plötzlich gar nicht mehr schnell vor, weder vom Spielen noch vom Ohr. Ich kann den meisten Parkerstücken melodisch gut folgen und höre deutlich den Melodieverlauf. Früher als ich Anfänger war mochte ich Parker auch nicht weil ich es nicht verstanden habe und es für mich einfach nur gedudel war. Nachdem ich mich dann lange damit auseinandergesetzt habe ist er auch für mich mittlerweile einer der spannendsten und melodisch interesantesten Saxophonisten, von dem ich immer noch wahnsinnig viel lernen kann.
     
  6. Mugger

    Mugger Guest

    Keine Angst, das war eher als Anleitung gedacht (auch für mich..)
    Ja, mir machen auch die Stellen, die ich nicht kann, Spaß.
    Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht spielen kann.
    Ich kann nur manche Stellen aus verschiedenen Gründen im Zusammenhang nicht immer so spielen, wie ich will.
    Diese sehr komplexen Zusammenhänge interessieren mich, und daran arbeite ich.
    Ich nahm mich als Beispiel um auszudrücken, dass man das "Problem" schnell spielen sehr umfassend behandeln muss, und dass "langsame Finger" so gut wie nie der Grund sind, wenn's nicht funktioniert.
    Dafür kann auch die Art und Weise des Blickes, mit dem man die Noten betrachtet, der Grund sein.
    Aber, wie jemand schon schrieb, das mag den Rahmen des Forums sprengen.
    Noch was:
    Weil es mir grade einfällt:
    Ich mache manchmal mit Schülern das Experiment, dass ich sie eine Stelle "simulieren", also Playback spielen lasse, während ich die Stelle für sie spiele.
    Sie setzen an, atmen, greifen mit, (blasen die Luft einfach ins's Instrument, ohne einen Ton zu erzeugen) während ich die Arbeit mache.
    Sehr oft ist es wirklich so, dass sie darauf hin selbst auf Anhieb die Stelle spielen können.
    Vorstellung hat also eine große Bedeutung, und auch was "schnell", "hoch", "tief" etc. in jemand auslöst.

    Grüßle
     
  7. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Interessant, der beschreibt das ja ähnlich wie ich, bzw umgekehrt, er war vermutlich zuerst da, also ich wie er.
    Es ist gut, das mal mit anderen Worten beschrieben zu lesen, da schliessen sich noch ein paar Lücken.



    http://swing-jazz-berlin.de/#jazzband
     
  8. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Genau, so sehe ich das auch. Es sind mentale kleine, ev winzigste Blockaden "Wo muß der Finger nochmal hin??", deren Millisekunden sich summieren, dadurch irgendwann die Koordination abstürzen lassen. Und wie gesagt, meine Lösung, bzw die von Londeix offensichtlich auch, heisst, diese winzigen Blockaden auszumerzen.

    Und die nach meinem derzeitigen Kenntnisstand optimalste Lösung dazu steht wie gesagt hier, sorry, das ich es nochmal bringe, aber es ist noch leicht anders, als ich hier in dem Posting über Londeix lese.

    http://www.saxophonforum.de/modules/newbb/viewtopic.php?topic_id=12178&forum=43&post_id=145471#forumpost145471


    http://swing-jazz-berlin.de/#jazzband
     
  9. Mugger

    Mugger Guest

    Servus Werner,

    langsam kommen wir auf den Punkt.
    Ich meine, Blockaden kannst Du möglicherweise nicht "ausmerzen", wenn Du von Dir mehr willst, weil Du genau das dabei stärkst, was Dich nicht schneller werden lässt.
    Statt 80 eben 120, wie beim TE.

    Grüßle
     
  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was du meinst.
    Klar ist, das du die Übungen immer kontrolliert machen sollst, also in dem Tempo, das den "frictionless flow" ermöglicht. Meinst du diesen Punkt?
    -
    Zweitens, wie gesagt, mit der Zeit jeden Ton mit jedem anderen zusammen "erfahren" also gespielt haben, deshalb mit der Zeit solche kl. Tonfolgen transponierend durch das gesamte Instrument schieben.
    Dadurch wird der Ton aus der "Blockbildung" heraus gelöst, also nur in bestimmten Tonverbindungen klar zu sein. Der Ton wird für sich kapiert, ist dadurch flexibler in beliebigen Verbindungen nutzbar. Übst du hingegen IM ÜBERMASS immer die gleichen Abfolgen eines schwierigen Stücks, erfolgt Blockbildung, die, obwohl du ja das Stück übst, es wieder etwas gefährden.
    Warum? Weil, sobald der Block eine geringe Abweichung erfährt, einen Minifehler, sofort der komplette Block aus den Fugen gerät.


    http://swing-jazz-berlin.de/#jazzband
     
  11. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    "und dass "langsame Finger" so gut wie nie der Grund sind, wenn's nicht funktioniert."
    denke ich auch.zb. django reinhardt, dessen finger hatten nach seinem unfall die schlechtesten voraussetzungen, schnell zu spielen-und dennoch..
    es sind nicht die finger, DU bist es. zb. du schreibst "zuviel autopilot" da frage ich mich, was macht in der zeit der pilot?
     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    angenommen, Du kannst ein Stück mit 80 spielen.
    Conventional wisdom sagt, üb es in langsamen Schritten, bis Du es mit viel Mühe auf 90 spielen kannst.
    Eine Möglichkeit.
    Ich sage, dass es vielleicht (ich bin nicht der Messias) besser ist, es auf 50 zu spielen, genauestens zu achten, wie mein Körper die 50 erreicht, wie effizient ich unterwegs bin, wie genau ich reagiere, um es dann mit vielleicht weniger zeitlichem und körperlichen Aufwand auf 100 zu bringen.
    Vielleicht bringt der TE sein American Patrol unter der Dusche mit 130 zusammen, aber mit den Kollegen zusammen eben nicht auf die gewünschten 120.
    Ich hoffe, ich habe mich nun verständlich ausgedrückt, sorry.


    Grüßle
     
  13. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    hi mugger, ich hab dich schon verstanden.(denke ich :) )
    und möchte auch nicht belehren,
    dennoch, das mit pilot und autopilot finde ich schon wichtig und wenn du schreibst "wie mein Körper die 50 erreicht," fällt mir spontan dazu ein: du bist mehr als nur dein körper.
     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    ich sehe "Körper" und "Geist" als zwei verschiedene Begriffe für das Gleiche.

    Grüßle
     
  15. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Natürlich. So spielen, das völlige Kontrolle gegeben ist. U.a. das meinte ich mit frictionless flow.
    -
    Es gibt direkt eine Sportmethode, das soll aus dem Ayurveda kommen (etwas vereinfacht = altindische Naturheilkunde).
    Anhand von Pulsfrequenz wird ermittelt, wie schnell bei voller Anstrengung eine Strecke, sagen wir 10 km, gelaufen werden kann, sagen wir in 10 Min. Das wird dann in der doppelten Zeit gelaufen, also in 20 Min, also genau mit deinen 50%!
    Nach kurzer Zeit zeigt die Pulsfrequenz, dass man die strecke jetzt in 9 Min laufen könnte, also trainiert man sie mit 18 Min, usw usw. Das soll sehr gut funktionieren.
    Man läuft sie also immer innerhalb eines Bereich, dem man optimal kontrollieren und mit Leichtigkeit durchführen kann.
    Und man wächst dabei ständig, ohne den Wohlfühlbereich zu verlassen.

    Auf einem Intrument ist dies 50 % Regel schwieriger umzusetzen aus Mangel an objektiven Parametern, sage ich mal. Deshalb der Begriff des reibungslosen Fluß / frictionless flow. In dem Tempo üben, in dem alles locker von der Hand geht, man das Gefühl hat, alles prima unter Kontrolle zu haben.
    Nimmt man jetzt noch kleinste Einheiten dazu, also 3 bis max 4 Töne, sind diese klein genug, um mental , vom Geist sehr schnell verdaut und automatisiert zu werden.
    Dadurch kann man innerhalb einer Sitzung diese paar Töne sehr stark vertiefen, sprich gut auf Geschwindigkeit zu bringen, bis zur Zirkusnummer.
    Und dann aber gleich die nächsten drei Töne, chromatisch verschieben z.B., die wieder ausgiebig und gründlich automatisieren, auf Geschwindigkeit bringen, aber eben "frictionless".

    http://swing-jazz-berlin.de/#acapella
     
  16. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Auf jeden Fall habe ich in meinem Leben noch nie so ein Bohei erlebt, nur weil jemand von Tempo 80 ( in Worten Achzig! ) auf hundert kommen wollte... :lol:

    in #20 schreibt McSax woran es wohl liegt, aus meiner Sicht ist da schlicht und ergreifend Üben angesagt, Skalen, Grifftechnik, reine Fleissarbeit. UNd solange das noch nicht soweit verinnerlicht ist, dass die "Stücke" im geforderten Tempo von selbst laufen, muß man halt die Stellen dort solange üben, bis man nicht mehr darüber nachdenken muss, wie man das greift.
    Was empfehlen wir einem Grundschüler, der noch überlegen muss beim Schreiben, wie er die Buchstaben aneinander hängen muss und wie die Buchstaben auszusehen haben, die er schreiben will?
     
  17. Mugger

    Mugger Guest

    ...auf 120. Und die Halbe.

    Grüßle
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,
    er ist nicht präsent und mit Tonbildung, Time halten beschäftigt oder fürchtet sich vor dem nächsten Fehler...:)

    Grüßle
     
  19. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    siehste, und um den must du dich kümmern.kannst ja mal schauen, was der gemacht hat(!) als alles rund lief.
     
  20. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    es ging doch um den american patrol, oder? der ist immer gleich schnell, ob auf Halbe notiert oder nicht...
     
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