Hallo! Der Titel sagt eigentlich alles, jedenfalls für diejenigen, die sich angesprochen fühlen. Für die anderen (Kurzform): CMD ("craniomandibuläre Dysfunktion") ist ein Begriff für verschiedene Probleme mit dem/n Kiefergelenk/en. Dabei kann das Spielen eines Blasinstrumentes die Probleme auslösen oder verstärken (in der Regel spielen aber mehrere Faktoren eine Rolle), siehe auch http://news.doccheck.com/de/192536/cmd-wer-knackt-den-fall/ Ich selber habe seit rund 2 Monaten so starke Beeinträchtigungen, dass ich in Behandlung bin, auch Saxophon spielen geht zur Zeit nur eingeschränkt. Meine bisherige Therapie: - ausführliche Zahnarztuntersuchung - Anpassung einer Schiene für nachts - bislang 8 Termine bei einem für Kiefer spezialisierten Physiotherapeuten (weitere 8 Termine sind noch verschrieben) - tägliche eigene Übungen, Massage der Kaumuskeln (die bei mir sehr verspannt sind/waren) - 2 Termine bei einer Osteopathin (im Moment ausgesetzt wegen der Physio) - Gittertape auf beiden Kiefergelenken (sieht blöd aus, scheint aber echt zu helfen) - Entspannungsübungen vor allem zum Einschlafen, um Kiefer und Nacken locker zu lassen Zusätzlich habe ich mir einen Freeneck-Gurt besorgt, obwohl ich mit dem SaxHolder eigentlich immer sehr zufrieden war. Aber der Freeneck macht seinem Namen schon alle Ehre und der Nacken bleibt frei. Mich würde von anderen, die das schon einmal durchgemacht haben, vor allem folgendes interessieren: - wie lange dauerte Eure Therapie? - was hat euch am besten geholfen? - konntet ihr hinterher schmerzfrei spielen? - musstet Ihr das Saxophonspielen pausieren oder reduzieren? BITTE, BITTE, BITTE haltet den Thread sauber!!! Ich glaube, dass das Thema durchaus interessant auch für andere sein könnte und sei es, dass sie sensibilisiert werden, wenn sich "irgendwas komisch anfühlt". Aber, bitte keine Spekulationen. Und wenn es nicht interessiert: einfach weiterklicken. DANKE! Schönen Abend noch!
CMD ist eine sehr schwierige Kiste, und natürlich scheint auf den ersten Blick die Anspannung der Muskulatur des Mund- und Rachenraums beim Saxspiel nicht förderlich bei Beschwerden zu sein. Ich kann dir nur zwei oder drei Tipps zusätzlich zu den von dir bereits erwähnten geben, wie ich meine Verspannungen in den Griff zu bekommen versuche. Ich habe eine Infrarot-Wärmekabine, die ich regelmäßig nutze. Die Tiefenwärme wirkt intensiver als eine "normale" Sauna. Daneben nutze ich einen Bellicon-Rebounder, also eigentlich ein Trampolin, aber mit Gummiseilzügen statt Metallfedern, wenn ich auf diesem Ding bewusst schwinge oder leicht springe und dabei den Unterkiefer fallen lassen, merke ich, wie die Faszien in Kiefer und Nacken eine Party feiern und tüchtig tanzen. Hast du Unterricht? Auf jeden Fall solltest du deine Haltung beim Spiel kontrollieren lassen. Ähnlich wie bei einem Tennis-Ellenbogen solltest du entgegen der landläufigen Meinung keine Schon- und Ruhehaltung einnehmen, sondern mit Begleitung auch ein Stück in den Schmerz hinein üben. Auf jeden Fall wünsche ich dir gute Besserung. Halte durch.
Ist noch etwas problematischer: ich gebe Unterricht, spiele seit 25 Jahren meist recht intensiv. Mit der Nicht-Ruhe hast Du recht: ich trainiere den Kiefer regelmäßig nach Anleitung des Physios, der auch schon Haltung etc mit dem Sax kontrolliert hat (deswegen auch der Freeneck). Infrarot ist noch einmal eine zusätzliche Idee, der werde ich nachgehen - Danke!
Hallo Amopehe, Du hast im Prinzip schon Alles richtig gemacht! Entscheidend für den Erfolg sind meiner Meinumg nach folgende Details: 1.Hast du einen Zahnersatz, etwa eine Krone, eine Brücke oder gar eine Prothese, oder fehlen vielleicht der eine oder andere Zahn, also dass irgendwo eine Lücke ist oder ist es aufgrund von Zahnverlust zu Wanderungen oder Verschiebungen der Zähne gekommen ? Da Du eine Schiene verordnet bekommen hast, hat der Zahnarzt Abrassionen festgestellt, also Abnutzungen an den Zähnen. Wie stark sind Diese? 2. Wie ist die Schiene hergestellt? Es handelt sich vermutlich um eine K1- Schiene ( schau mal auf der Rechnung). Ist die Oberfläche der Schiene im Mund angepasst worden, oder hat der Zahnarzt die Schiene einfach nur eingesetzt? 3. Wie behandelt der Physio. Vieviel Zeit pro Sitzung behandelt er die Muskelstränge im Mund, das heisst,zieht er sich Handschuhe an und dehnt er die Muskeln oberhald der Backenzähne im Oberkiefer ( viele machen das nicht trotz Spezialisierung). Da du starke Schmerzen hast, kann man unterstützend ein Medikament verordnen, welchen die Muskeln entspannt ( Muskelrelaxanzien). Ist aber von Arzt zu Arzt unterschiedlich. Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) können auch helfen. Ansonsten würde ich noch auf ein Produkt von Orthomol zumindest hinweisen, das "Athro plus“. Das ist ein Nahrungsergänzungsmittel für Gelenkerkrankungen, leider sehr teuer, etwa 50 Euro pro Monat. Gibt es in der Apotheke rezeptfrei. Da man das Kiefergelenk nicht eingipsen kann, braucht es leider eine Weile, also Geduld und gute Besserung! Beim Saxophonspielen würde ich raten, dein Gefühl entscheiden zu lassen. Hast Du den Eindruck, dass es danach schlimmer ist? Manchmal berichten die Patienten, dass es eher hilft, die Muskeln aktiv zu bewegen. Individuell ganz unterschiedlich. Sollte allles nichts bringen und das Ärztebashing jetzt wieder losgeht, so kannst Du mich auch gerne per pn ansprechen. LG
Danke für den Hinweis, hab es bestellt, genau wie eine Infrarotlampe ... will ja nichts unversucht lassen. Bislang habe ich Feldenkrais-Übungen (mit Hörbuch-Anleitung) gemacht.
Wenn das so ist, könntest Du auch Bill Plake kontaktieren. Ich hatte jahrelang bei ihm Skype-Lessons, eine Mischung aus Alexander-Training und Saxophonunterricht, was für mich sehr hilfreich war. Soweit ich informiert bin, verlangt er für die erste Session nichts, er hört sich mal an, was Du zu sagen hast, und sagt Dir dann, ob er Dir helfen kann. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er Erfahrung auf dem Gebiet. Auf jeden Fall hat er hohes anatomisches Wissen durch seine Ausbildung und spielt wie gesagt selbst professionell. Schick mir einfach eine PN, wenn es Dich interessiert. Grüßle, Ton
@Lagoona Danke schon einmal für Deine Ausführungen! Dazu ein paar Infos: Zahnersatz ist vor seit einem halben Jahr drin. (3 Implantate). Ein Problem ist wahrscheinlich, dass ich lange Zeit hauptsächlich einseitig gekaut habe, weil links 2 Backenzähne fehlten (die jetzt aber da sind). Ansonsten hatte ich weder mit der OP noch mit dem späteren Biss „direkte“ Probleme. Aber irgendwie hängt halt alles zusammen. Die Schiene ist per Abdruck angepasst und 2x kontrolliert worden (Rechnung habe ich keine - Kassenleistung?). Ich glaube, der Abrieb war gar nicht so schlimm, es gehe eher um zusätzliche Entspannung und Schutz. Die von Dir beschriebene Muskelentspannung spielt bei der Physio eine wesentliche Rolle. Das mache ich zusätzlich täglich selbstständig (soweit ich das hinkriege ...). Der Physio hat mich auch während des Saxspielens „untersucht“, allerdings war schnell klar, dass am Ansatz nicht viel zu machen ist. Aber ich versuche grundsätzlich mehr auf die Haltung zu achten und in den Spielpausen zu „lockern“. Beim Sax merke ich, dass ich einigermaßen „dudeln“ kann (bequeme Stücke, keine schweren Blätter), jedoch sehr schnell fest werde, wenn es anspruchsvoller wird. Da muss ich noch viel geduldiger sein. Merkwürdigerweise geht Klarinette besser, ich vermute, weil ich den Winkel angenehmer empfinde (...????...) Nach den von Dir genannten Mitteln erkundige ich mich mal genauer. DANKE nochmal!
Feldenkrais ist sehr gut. Ich mache das auch, um meine Verspannungen anzugehen. Dass da eine Hörbuch-Anleitung wirklich zielführend ist, bezweifle ich. Du hast ein sehr spezielles Problem, das sich ein Fachmann/eine Fachfrau persönlich ansehen sollte. Gute Besserung! Helmut
Alexander-Technik für Musikerinnen und Musiker Körperbewusstes, achtsames und angstfreies Musikmachen. Könnte etwas sein, was sich lohnt, sich damit zu beschäftigen. Musikerkollegen berichten Positives.
@bluefrog Da hast Du grundsätzlich recht, ist jedoch zur Zeit auch nur eine Ergänzung zu dem anderen Programm (Physio und Osteopathie). Mein Physio baut bestimmte Feldenkrais-Übungen mit ein (hat mir auch das Hörbuch speziell zum „Einschlafen“ empfohlen, um typische „Schlafverkrampfungen“ zu mindern). @Ton Scott Alexandertechnik habe ich im Studium mal ein wenig gemacht, bei einer Musikerin (nicht Bläserin, aber sie hatte viel mit verschiedenen Instrumentalisten zu tun). Sie hat eine Ausbildung als Alexander-Trainerin. Evtl kontaktiere ich sie noch einmal (ich wohne inzwischen nicht mehr in der Nähe). An dem online-Angebot von Bill Plake stört mich mein eher rudimentäres Schulenglisch- das stresst mich dann eher. Außerdem würde ich in so einem Fall eher jemanden zur Unterstützung „live“ haben wollen. Fühlt sich für mich instinktiv besser an als per Skype, auch wenn seine Qualifikation zweifelsohne passt.
Dass jemand nicht "vom Fach" ist, wird in der Alexandertechnik eher als Vorteil als als Nachteil gesehen. Mach das! Grüßle, Ton
Hallo Amopehe, von der medizinischen Seite aus bist Du, glaube ich, sehr gut betreut. Das was dein Physio macht ist weit über dem Durchschnitt! Jetzt braucht es Geduld! Noch einmal gute Besserung und viel Erfolg!
Durch diesen Thread bin ich auch noch einmal für das Thema sensibilisiert worden. Bei mir ist nach insgesamt rund 5 Stunden Aufenthalt auf dem Zahnarztstuhl in den letzten Wochen das System von Kiefergelenken und muskulärem Halt total aus der Balance. Heute hatte ich z.B. am 16er (Oberkiefer rechts, 6. Zahn, der "dickste" Backenzahn) wieder einmal so deutliche Beschwerden, dass ich dachte, der Zahn sei ebenfalls behandlungsbedürftig. Dann fand ich dieses Video: Ich habe mir die Übungen angeschaut und möglichst umfassend und akkurat absolviert, und sofort wurde es besser. Schon allein das Ausstreichen der Muskeln bringt Linderung. Schade, dass das Sax-Spiel dem CMD doch recht gut in die Karten spielt, deshalb ist ab jetzt spielen und "kneten" immer nur im Paket angezeigt.
So ist es. Meine Frau hatte vor 20 Jahren damit zu tun; zufällig war damals ein Saxer meiner Big-Band Kieferorthopäde, er hat sie sich mal angeschaut und dann gemeint: "Ist unangenehm, man kann nichts dagegen tun, aber es geht meistens von selbst wieder weg." Und so war es dann auch, nach einigen Wochen war der ganze Spuk wieder vorbei. Deshalb empfehle ich: Keine Panik, stattdessen Geduld und Gelassenheit. Und nicht überanstrengen! Gute Besserung auch von mir! Rick
Es mag sicherlich Menschen geben die eine Chronische Problematik mit ihrem Kiefer haben. Ich behaupte aber mal, die meisten Probleme haben einen psychosomatischen Hintergrund. Der Schmerzen sagen uns sehr viel über den Oberkiefer: Rachsucht, Wut. Unterkiefer: Blockierung von Worten und Gefühlen = Zähne zusammenbeißen. Übungen w.o. beschrieben können die Symptome lindern aber nicht beseitigen. Stellt euch die Frage: WAS will mir mein Kiefer sagen? Geht achtsam mit Euch um!