Gigs spielen für wenig/keine Bezahlung

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Juju, 5.April.2013.

  1. Rene

    Rene Ist fast schon zuhause hier

    sehr interessant. Ich sehe es ähnlich wie ein paar Vorredner. Es ist ein Markt. Also gilt Angebot und Nachfrage. Wird ja niemand gezwungen, Musik zum Beruf zu machen. Ich kenn auch Profis, die sind so abgebrüht, dass sie keine Leistung mehr bringen. Bei Musik kommt es immerhin auf Gefühl an. Das geht mit der Routine oft verloren. Hobbymusiker spielen aus Spass und nicht, weil sie es müssen.
    Effekt ist Herzblut !
    Jeder soll nehmen, was er kriegen kann.
    Viele Profis sind sich allerdings auch zu fein, gewisse jobs zu machen.
     
  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Dave meinte gerade, das passiert doch ständig, damit muss man leben, ist ganz normal, und zuckte mit den Schultern... (ein Brite würde sowieso niemanden konfrontieren in so einer Situation - stiff upper lip und so... ;-) )
    LG Juju
     
  3. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Es stand aber schlichtweg nicht mehr Geld zur Verfügung.
    Von daher kann man nur unterbezahlt spielen oder gar nicht.

    Wer von euch setzt eigentlich Open-Source-Software ein? Hier wird professionellen Programmieren die Arbeit weggenommen.
     
  4. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Tja, die Zeiten ändern sich.

    Wenn ich an die 80-er und 90-er Jahre zurückdenke, waren diese auch für semi-professionelle und Hobby-Bands finanziell das reine Paradies.

    Eine befreundete Band hatte ca. 100 Gigs pro Jahr. Davon ca. 50 als reine Promotion-Veranstaltungen. Um bekannt zu werden, spielten die sogar für lau bei Fernsehshows wie "Musikantenstadl" etc. Waren (unbezahlte) Begleitband von Andy Borg u.a.

    Was brachte es? Bekanntkeit. Auch Bekanntheit als Band, die man für umsonst kriegen kann.

    Die gut bezahlten Gigs waren Mangelware und irgendwann zerfiel die Band, da es einigen Mitgliedern einfach zu stressig und auf Dauer auch zu teuer wurde.

    Der Gitarrist der Band wurde unser Roadie und verdiente bei ca. 20 - 25 Gigs pro Jahr als Roadie mehr als zuvor bei ca. 100 Auftritten.

    Wir lösten uns 2006 auch auf, da wir nicht bereit waren, für weniger als EUR 50,- pro Mann und Stunde das komplette Wochenende zu opfern.

    Seien wir mal ehrlich zun uns selbst. Eine Abendveranstaltung dauert nicht nur 5 bis 6 Stunden.
    Sie beginnt um ca. 14:30 Uhr mit dem Einladen des Equipments. Danach Fahrt zum Auftrittsort. Abladen, Aufbauen, Soundcheck.

    Dann von 20:00 Uhr bis 01:00 Uhr oder 02:00 Uhr spielen.
    Abbauen, Einladen, nach Hause fahren, ausladen und um ca. 06:00 uhr morgens todmüde ins Bett fallen. Den folgenden Tag kannst Du "knicken".

    Und für letztlich noch ca. 10 "vernünftig bezahlte" Gigs im Jahr wöchentlich proben, macht für mich keinen Sinn.

    Musik soll Spaß machen. Aber es steht auch eine enorme Leistung dahinter, die bezahlt werden sollte.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Stimmt.

    Entweder es findet sich jemand, der bereit ist, unterbezahlte Arbeit zu erbringen, oder die Musikeinlage fällt aus.

    LG, Claudia

     
  6. Gast

    Gast Guest

    MatthiAS

    Quote:

    Vielleicht ist der Feind des Profis ja gar nicht der Amateur, sondern das sich ändernde Verhalten des 'gemeinen' Konzertbesuchers, der sich heute lieber die Superstars von CD anhört, oder sich Videos bei Youtube ansieht und nebenher chattet?


    >> Da sehe ich eines der verkannten Hauptprobleme.
    Musik ist heute dermassen omnipräsent und "billig" zu haben,

    dass es einem garnicht mehr in den Kopf kommt, da einen """"Bedarf"""" zu haben und mal in ein GUTES aber eben auch TEURES Concert zu gehen.

    Klar spielen da die Amateurbands auch ihre Rolle....im wahrsten Sinne des Wortes.....aber CDs, You-tube und der gute MP3 Player samt Verwandtschaft .... das Gedudele im Fahrstuhl und im Supermarkt....überall gibt es den billigen musikalischen Overkill

    Nehme man es wie man will >>> Musik ist heute ne Massenware, die man mehr als gewollt aufgedrückt bekommt.
    >> Wieso soll irgendwer noch Geld dafür ausgeben ????

    Traurig.... aber so sieht es wohl aus !

    LG

    CBP
     
  7. Gast

    Gast Guest

    Ist schon klar - und wenn dieses Angebot als Anzeige in irgendeinem passenden Portal erschienen wäre, würde bzw könnte auch niemand dazu Stellung nehmen.

    Dies ist aber ein Diskussionsboard für Musiker aller Couleur. Da ist es doch - gerade in solch einem extremen Fall - angebracht, sich mal auszutauschen, oder?

    Derjenige, der "was Besonderes will". Das Alphorn am Standesamt, der Softsaxer oder die Musettequetsche beim Empfang. Der Nischen gibt es viele und normalerweise auch zu normalen Gagen. Deswegen rege ich mich über diese dreiste Ausdrucksweise auf - sinngemäß: es kostet sonst schon alles genug, deshalb nur 50 Euro.

    Herman
     
  8. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Die Gesellschaft hat sich zu `Umsonst` oder `Geiz ist geil` hin entwickelt!

    Dieses vertritt man grundsätzlich nicht und beteiligt sich an Deregulierung, oder man vertritt es,......dann möge man aber nicht klagen, oder jemals darauf hoffen das es einen nicht erwischt!

    Es gibt keine sichere Position, wenn man sich mit einem System arrangiert was unweigerlich auch zur kulturellen Schlachtbank führt!

    Und dem Staat ist Kultur schon lange nichts mehr wert!

    http://www.abendblatt.de/kultur-live/article114925672/Letzter-Fruehling-fuer-das-Birdland-in-Eimsbuettel.html

    1993 bot ich 1000 DM für eine Karte im letzten Sinatra Konzert, Höchstgebot war dann 1580.-DM.

    Wir selbst bestimmen was uns was wert ist,–günstig, günstig-
    ist noch nie die Zukunft von Kultur gewesen!

    Grüße the Steamer
     
  9. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Spannend in diesem Zusammenhang ist doch, dass für alles andere bei so einer Hochzeit meistens genügend Geld vorhanden ist.

    Da wird weder an den Ringen, noch am Brautkleid bzw. Smoking oder Anzug, noch an der Zahl der zu verpflegenden Gäste noch am Fotografen oder an der Qualität des Restaurants gespart.

    Die Musiker können ja einen Hut oder Instrumentenkoffer vor sich hinlegen und um eine milde Gabe bitten....

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  10. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hallo Hans,
    wegen dieses Artikels habe ich in den letzten Tagen schon Tränen vergossen, mir ist das so nahegegangen, ich habe doch damals über dem Club gewohnt, das Birdland war mein Zuhause.
    Familie Reichert hat soviel Herzblut da reingesteckt, man kann sich kaum vorstellen wieviel Arbeit und Engagement da nötig sind, und das über so viele Jahre.
    LG Juju
     
  11. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Gewagte Aussage, insbesondere, wenn man als "Beleg" eine Stadt anführt, die einen jährlichen Kulturetat von rd. 250 Mio. Euro besitzt und sich gerade ein neues Konzerthaus für 575 Mio. Euro leistet.

    Da kann man sich eher streiten, ob das Geld vernünftig verwendet wird.

    Aber das führt zu weit weg von der Ausgangsfrage...
     
  12. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Ja klar. Und das war ja mein Beitrag zur Diskussion.
    Ich kann nur das Geld ausgeben, das ich habe. Und unterbezahlt ist vielleicht besser als gar nicht bezahlt und statt denn zu Hause rumhocken.

    um nochmal auf meine Frage zurückzukommen
    Ist kostenlose Software was anderes als kostenlose Musik?
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Ja, die Begründung fand ich auch ziemlich daneben.

    Mit dieser Begründung "kostet schon alles genug, deshalb nur 50 Euro" könnte man ja auch ins Juweliergeschäft gehen um Trauringe zu kaufen. Nur bräuchte man sich dann nicht zu wundern, wenns dafür die Ringe einer Getränke-Dose gibt ... wie Juju schon schrieb "you get what you pay for it".

    LG, Claudia
     
  14. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Deswegen ja der Denkanstoß, sich genau zu überlegen, wann und warum man bereit ist, einen Gig für wenig/keine Gage zu spielen... Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden.
    Gerade bei so einem eigentlich Kommerz-Gig schneidet sich der Musik-Schüler/Student, der bereit ist, sowas zu machen, ins eigene Fleisch, weil er der giglose Musiker von morgen ist...
    Naja, dem Hobbyisten kann's egal sein. (..Überlege gerade, ob ich versucht wäre, wenn das darzubietende Stück mein Lieblingsstück wäre und der Job in London... :-D )

    Lg Juju
     
  15. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Die Frage ist berechtigt. Und bei Licht betrachtet gibt es bei fast jeder ehrenamtlichen (unentgeltlichen) Tätigkeit sicher auch jemanden, der es gerne auch für eine vernünftige Bezahlung getan hätte...

    Ich werde dran denken, wenn mich demnächst mein Schwiegervater wieder mal bittet, seinen Computer wieder ans Laufen zu bringen... :)
     
  16. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich weiß nicht genau, was das ist, aber meinst Du sowas wie Logic oder Photoshop etc? Da haben wir viel Geld für ausgegeben. Und Plug Ins kaufen wir auch immer...

    LG Juju
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Hallo allerseits,

    Für mich gibt es da keine allgemein gültige Regel, es kommt immer auf den Einzelfall an.

    Natürlich gibt es Veranstalter, die einen "abkochen" wollen, es gibt aber auch Leute, die sich Musik wünschen, denen aber das Geld fehlt (um beim Hochzeitsbeispiel zu bleiben: Die Ringe sind bereits aus Blech, die Party steigt an der Imbissbude, das Brautkleid ist aus alten Gardinen selbst genäht...).
    Wenn mir die Leute sympathisch sind, spiele ich für sie ausnahmsweise auch mal für weniger Geld. Für gute Freunde auch mal umsonst - vorausgesetzt, ich kann es mir gerade finanziell leisten...

    Gleich fahre ich los für einen Gig in einem weiter entfernten Jazzclub.
    Dort werde ich mit einem exzellenten Amateur-Gitarristen im Duo spielen. Weil der Jazzclub nur wenig Geld bietet, möchte mein Duo-Partner nur die Fahrtkosten und gibt mir den Rest seines Gagen-Anteils.
    Darüber haben wir lange diskutiert, doch er bestand darauf - weil er einen guten "Day-Job" hat, ich aber prinzipiell immer knapp bei Kasse bin.

    Ich spiele relativ häufig mit Amateuren zusammen, weil sie nicht sooooo viel schlechter sind als vergleichbare Profis, teilweise sind sie auch Rentner und gönnen sich mit der Musik noch etwas Spaß zum Lebensabend - und sie haben oft aufgrund ihres Berufs gute Beziehungen in Politik und Wirtschaft. :-D

    Ich freue mich über jeden "Hobbyisten", der mich als Mitglied seiner Band engagiert oder mir und meinen Kollegen gar einen ganzen Gig zuschanzt, vielleicht liegt in solchen Kooperationen die Zukunft. :cool:

    Die respektlosen, unsensiblen Amateure, die dreist Gagen unterbieten, sind mir nur sehr, sehr selten vorgekommen - die typischen Preisbrecher waren eher selbst Profi-Musiker, die aber vorwiegend vom Unterrichten leben und auch mal wieder auftreten wollen.

    (Da gab es vor Jahren einen Skandal in Mannheim, als Musikhochschul-Studenten die üblichen Jazzclub-Gagen unterliefen, mit dem "Segen" bzw. sogar auf Anregung hin von ihren Hochschul-Dozenten, die damals natürlich sorglos von ihrer Festanstellung lebten...) :roll:

    Und was die Zukunft angeht, hat mein Sohn (19) mich kürzlich beruhigt:
    "Youtube, mp3 usw. in allen Ehren, aber Livemusik ist einfach etwas Besonderes, die wird niemals aussterben!"

    War letzten Dienstag mal wieder auf der Jazz-Jam-Session im Heidelberger "Cave54", da bestand das Publikum überwiegend aus jungen Leuten Anfang 20. Trotz zu bezahlendem Eintritt war die Bude voll - alles wie vor 20 Jahren! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  18. Gast

    Gast Guest

    Neee, Open Source-Software ist so was wie Linux oder Gimp.

    Das von Dir genannte Photoshop ist die kommerzielle Bildbearbeitungssoftware von Adobe, der Open Source-Gegenentwurf dazu ist Gimp.

    Als ich mit Fotografieren anfing, habe ich mit Gimp gearbeitet, und nutze es heute noch, um zB HDRs fürs Netz zu skalieren, oder zB die Retusche in Dreas Führerschein-Foto habe ich auch mit Gimp gemacht. Gimp selbst als Programm ist kostenlos, dh man kann sich immer die neueste Version dafür für lau ausm Netz ziehen. Allerdings habe ich damals - um das Teil zu blicken - ungefähr das, was Photoshop Elements kostet, für 2 Gimp-Handbücher ausgegeben. Mittlerweile fotografiere ich entweder RAWs, die ich in Adobe-Lightroom entwickle/bearbeite (das bei meiner Kamera dabei war), oder Belichtungsreihen für HDRs, wobei ich die HDRs dann wiederum in Gimp skaliere.

    Anderes bekanntes Open-Source-Programm ist zB Open Office, als Gegenprodukt zu MS-Office.

    Dabei ist an der Open Source-Software das Besondere nach dem Open Source-Gedanken, dass der Programmier-Code = Quell-Code frei verfügbar ist (daher der Name Open Source), und Programmierer, die bereit sind, für umsonst daran zu arbeiten, diesen Quellcode einerseits kostenlos zur Verfügung haben und andererseits wiederum ihre Arbeit daran kostenlos erbringen und dann wieder kostenlos zur Verfügung stellen.

    NICHT kostenlos - und darüber rechnet sich das ganze dann wieder - sind Distributionen, wie zB bei Linux Suse, in denen die frei verfügbaren Open Source-Programme sinnvoll zusammengestellt wurden oder Dienstleistungen im Bereich des Supports, zB bei Linux-Servern.

    Ich glaube nicht, dass man Open Source mit Preisdumping bei Musikern vergleichen kann.

    LG, Claudia
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Nein - ist es nicht. Ein Profi (im beruflichen Sinne) wird sich nicht die Preise kaputt machen und hat außerdem jede Menge zu tun - vor allem, wenn es mit den Gigs mal nicht so läuft.

    Herman
     
  20. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich finde es sehr schade, dass Livemusik nicht mehr gewertschätzt wird. Nicht nur von den Veranstaltern, sondern auch von den Zuhörern. Für IPhone, Flatrate, DVD und Videospiele wird das Geld gern hergegeben, aber bei Kultur hört es bei den meisten auf. Und die Veranstalter legen sich auch nicht jeden Monat ein weiteres dickes Bündel Euroscheine in den Tresor.
    Und da, wo das Geld (und der Alkohol) fließt, da gibts meistens auch was für die Musiker. Für Amateur-Coverbands mit Namen die 6h im Bierzelt für die Dorfbevölkerung spielen gibts bei uns ca 1500€.
     
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