Gigs spielen für wenig/keine Bezahlung

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Juju, 5.April.2013.

  1. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Das ist wieder das tolle Märchen von "Der Markt wirds schon richten". Dass das schlicht falsch ist, hat ja die Finanz- und Wirtschaftskrise gezeigt.

    Dieses ewige Gelaber von "alternativlos" kann ich nicht mehr hören.
    Auf die Musik bezogen hiese es, dass es nur noch die einfachste Mainstream Musik geben darf, alles andere findet ja kein nennenswertes Publikum und damit keinen Markt - also weg damit. Keinen Jazz mehr, keine (nicht mehr subventionierte) Klassik, sondern nur noch der Alleinunterhalter mit seinem Turbokeyboard oder industriell gefertigte Massenmusik.

    Es wird Zeit, darüber nicht mehr zu jammern sondern tatsächlich was daran zu ändern und zum Beispiel nicht mehr die Neoliberale Einheitspartei zu wählen - weder den linken Flügel - genannt SPD, noch den rechten Flügel - genannt CDU oder FDP und auch nicht den Ökoflügel, genannt Grüne!

    Stattdessen endlich tatsächlich mal den Menschen schon von Kindesbeinen an eine vernünftige Bildung zukommen lassen - und nicht nur den großbürgerlichen Eliten, das auch musikalisches Grundwissen einschliesst. Damit würde auch die Wertschätzung von qualitativ guter Musik steigen und Musiker hätten endlich einen Markt - nicht nur für Schneewalzer und andere Tralala - Mucke!
     
  2. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    oder zu solidarisierung unter musikern. oder zu politischem engagement.oder zu gerechtfertigtem zorn, der zb. in politisches handeln mündet und zu aktionen führt-mir fällt da ganz spontan occupy ein.mir behagt dieses "das ist halt so" nicht.ich mein, wer ist denn das volk, wir oder die barbaren, die uns regieren und über ihre organe, privatfernsehen, bildzeitung.., die prioritäten mit der steter tropfen methode setzen? es geht ja nicht nur um die musik(er) situation.schau ich mir ein krankenhaus-eigentlich müsste man schmutzhäuse sagen- an, in dem mehr management und marketingheinis rumlaufen als ärzte oder pfleger, dann weiss ich, was ausschliesslich marktorientiertes handeln an unsinn hervorbringt.
     
  3. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ist schon putzig, wohin eine einfache Frage führt - jetzt sind wir schon bei Wahlempfehlungen und bei der Organisation des "gerechtfertigten Zorns"...
     
  4. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . ich denke, es wird immer dann etwas enger, wenn alle das Gleiche oder etwas sehr Ähnliches machen. Wenn es 50 Bäcker in einer Kleinstadt gibt, sinkt der Brötchen Preis rapide. Die Auswahl erfolgt dann mehr und mehr über den Preis, sofern die Qualität vergleichbar ist.
    Angebot und Nachfrage eben. Teuer ist immer das, was selten und gut ist, und auf Nachfrage trifft. Deshalb kostet ein Diamant mehr als ein Kieselstein. Gäbe es Diamanten wie Sand am Meer, hätten sie den Preis und den Wert von Sand.

    Meiner Erfahrung nach gibt es für spezielle Angebote nach wie vor gute Gagen, die eine Existenz davon erlauben.
    Das man solche Angebote entwickeln muß, bekannt machen muß etc etc, ev über viele Jahre, ist auch klar.



    http://mobile-band-walking-act.de/unplugged.htm
     
  5. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Alternative mit geradezu globalen Dimensionen für arme Musiker:
    die eigene Vermarktung als Hauskonzert-Musiker für besondere Anlässe via Skype!

    Ein Saxophon-Konzert mit Playalongbegleitung aus meinem Kellerchen für einen Kunden in Australien anlässslich seiner Silberhochzeit - das hätte doch was!


    Kein Scherz, sondern gerade im Radio gehört.

    Andererseits:
    Vielleicht ist das ja schon richtig angesagt, und nur ich habe es noch nicht mitbekommen. Mugger nimmt über Skype bekanntlich Unterricht.
     
  6. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Da wäre ich sofort dafür!

    ich habe meinen jetzigen Betrieb ohne Eigenkapital vor knapp 4 Jahren übernommen.

    Ich könnte mir in meinem Betrieb z.B. vorstellen, dass jede/r der 10 MitarbeiterInnen erst einmal mit je 120.000 Euro einsteigt. Wäre mir viel wohler, als mit meinen 1,2 Mio Euro Darlehen bei der Bank, für die ich alleine haften muss.

    Dafür erhält natürlich jede/r auch 1/10 Anteil am Gebäude, Anlagen und Wirtschaftsgütern.

    Das hätte zur Folge, dass jede/r ein wenig sorgsamer damit umgeht.

    Am Ende des Monats wird der Überschuss anteilig nach der Zeit, die der/die Einzelne im Berechnungsmonat für das Unternehmen tätig war, verteilt.

    Hätte auch zur Folge, dass sich jede/r noch mehr für Kundengewinnung und vor allem: für Kundenpflege engagieren würde.

    Hätte auch zur Folge, dass sie an manchen Monaten (Dezember bis Februar) statt Geld zu erhalten, welches einbringen müssten. Hierbei natürlich umgkehrt proportional zu der Zeit, die sie für das Unternehmen tätig waren.

    Nur: Wo finde ich diese Menschen, die sich auf so ein Geschäftsmodell einlassen?

    Ich bin der Meinung, dass meine Mitarbeiter/Innen richtig glücklich mit der bestehenden Situation sind.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd

     
  7. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Bernd,

    schönes Konzept. Konsequenterweise hättest Du dann aber auch 10 gleichberechtigte Stimmen in der Gesellschafterversammlung. 10 unterschiedliche, unvereinbare Meinungen, keine Entscheidungen ...

    Gruß
    Mini
     
  8. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo Mini,

    das wäre sicher das kleinste Problem, da Eigeninteresse sich mit Firmeninteresse decken würde. Dies ist so nicht immer der Fall :)

    Probleme sehe ich z.B. darin, dass diejenigen MitarbeiterInnen, die sich wirklich "reinhängen", wieder unzufrieden wären mit dem Verteilerschlüssel. Es würde sicher immer welche geben, die möglichst viele Stunden entsprechend "abhängen", um einen möglichst hohen Anteil zu erhalten.

    Irgenwie erinnert mich dieses System an andere, die es schon mal gab. Mit Volksvermögen etc...

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  9. Gast_13

    Gast_13 Guest

    @ Bernd: Das Modell gibt es verschiedentlich. Wurde in den 70igern, 80igern und 90igern öfters umgesetzt.
    Das Kleiderlabel IrieDaily aus Berlin ist so z.B. entstanden.

    Aber ich denke, so wie es jetzt ist bei Dir, ist es ja auch ok. Bei 10 Gesellschaftern ist nicht unbedingt bei jedem das notwendige kaufmännische Denken vorhanden.
    Bei 10 Krediten über 120.000€ hätten vermutlich auch die Banken nicht mitgemacht, weil die Risikobewertung bei einem Kreditnehmer besser ausfällt.
     
  10. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    sogar in china wird über die weiterführung des raubtierkapitalismus, der dort kommunismus heißt, nachgedacht.

    wer "sozialromantik" kreischt, zahlt der erfahrung nach meistens am schlechtesten, ist also kein guter kunde ...

    :-D
     
  11. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Also ich sehe das ganze gar nicht so schwarz.
    Ich hab mich die letzten 3 Jahre neben dem Studium mit Musik durchgeschlagen.
    Dabei habe ich viele Bandleader und Veranstalter kennengelernt.
    Was mir aufgefallen ist:
    Ich bekam meine Engagements weil:
    - ich musikalisch flexibel bin. Stilmässig und Instrumentenmässeig (Gitarre, Sax, Gesang und Basic Keyboard)
    - ich es schaffe vernünftig zu kommunizieren
    - ich keine Diva raushängen lasse
    - mich in bestehende Bands einfügen kann
    - meine Hormone unter Kontrolle habe
    - verlässlich, pünktlich bin
    - mein Equipment funktioniert und flexibel ist
    - ich banddienlich musizieren kann (gerne auch mal 2. Reihe stehe)
    - mit dem Publikum Kontakt aufnehmen kann und auf einer Bühne grade Sätze durchs Mikro zusammenbringe
    Völlig unwichtig war:
    - was hat mein Equipment gekostet?
    - wie schnell sind meine Swingachtel?
    - wieviele Beiträge habe ich in einschlägige Foren (schade eigentlich :))
    - was weiss ich über Harmonielehre?

    Hier weiss ich von Bandleadern, dass Gitarristen, Sänger und Saxler einen schlechten Ruf haben. Divenhaft, Eingebildet und unflexibel gelten am Markt. Die Musikerwitze zeichnen hier oft das richtge Bild.
    Nehmt mal den Guenne als positives Beispiel. Der is sich nicht zu schade auch mal Softjazz zu spielen. hat eine Homepage die was gleichschaut, vernetzt sich gut. Usw usf.
    Die tollen Überdrüberjazzer die zuhause sitzen und warten, dass das Telefon läutet um dann den erträumten "Ich spiel nur Solo" Job zu bekommen haben wohl brav geübt, aber vielleicht auf das eine oder andere vergessen.

    Ein Freund ist Mechaniker und völlig ausgebucht weil er in der Lage ist mit Kunden zu reden, pünktlich ist.....undundund...sein Können ist zweitrangig.

    So erlebe ich die Musikbranche als nicht härter als die Motorrad, Auto, Tankstellen und Erwachsenenbildungbranche. In denen hab ich nämlich auch Selbstständigenerfahrung.

    Nachbars Wiese schaut immer saftiger aus!!!


    In diesem Sinne.
    Lg
    Auge
    PS: und ja, ich bin trotzdem ein Verfechter der Marktwirtschaft. Sie hat mir den unglaublichen Wohlstand den ich geniessen darf beschert. Der Sozialismus ist schon längst gescheitert. Trotzdem finde ich es gut wenn Leute radikal anders denken wie man es auch hier lesen kann. Irgendwann kommt ein besseres System. ich kann es ncht nicht sehen.
     
  12. Maksutov

    Maksutov Nicht zu schüchtern zum Reden

    Lieber prinzipal,

    wie ich weiter oben schrieb, habe ich gerade ein Jazz-Quartett für eine Veranstaltung engagiert, die Preisverhandlungen liefen so ab, daß ich fragte, was es kosten würde und den geforderten Preis diskussionslos akzeptierte (der bei weitem kein Sonderangebot war). Das zum Thema guter Kunde oder wie die Erfahrung täuschen kann.....Und bei meinen Kunden trete ich auch nicht in Preisverhandlungen ein, aber wenn ich zu teuer bin mache nicht ich das Geschäft, sondern ein anderer!

    Ich kreische für gemein nicht, für meine Begriffe habe ich konstatiert.

    Ich selber genoß eine Erziehung, die die "gute" Musik (Klassik, Oper) in den Mittelpunkt stellte, meine kleine Leidenschaft aber ist der Jazz, für meine Mutter (89) gelte ich deshalb als kulturell verwahrlost....... Ist jetzt die Schule und das Elternhaus dafür verantwortlich, daß möglicherweise auch die Musiker im Klassikbereich existenzielle Probleme haben, weil meine Sozialisation nicht verhindert haben, daß ich mein Geld in zwielichtigen Jazzclubs ausgebe, statt es in die Konzertsäle der Nation zu tragen? Oder die Hardrocker darben, weil die 15jährigen zu Justin Biber pilgern?

    Für die Zukunft können wir uns bemühen zu gestalten, in der Gegenwart müssen wir mit den bestehenden Gegebenheiten arrangieren. Wenn ich mir die Welt anders träume, bin ich wieder bei der Sozialromantik.....obwohl so eine kernige Jazzrevolution, in deren Folge die Klassik und der Schlager, der Rock und der Pop verboten werden, öffentliche Notenverbrennungen stattfinden und Vollbeschäftigung für alle Saxophonisten garantiert wird..................
     
  13. Maksutov

    Maksutov Nicht zu schüchtern zum Reden

    @Auge

    Danke für diesen Beitrag, besser kann man die Situation und das was ich mit "mit den Gegebenheiten arrangieren" meinte, nicht ausdrücken!!!!!
     
  14. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Funktioniert hier http://www.kommune-niederkaufungen.de/ schon lange. Und verrschäfent kommt hinzu daß alle Entscheidungen im Konsenz herbeigefürt werden. Nicht die Mehrheit bestimmt sondern alle müssen mit etwas einverstanden sein. Wollte es nicvht glauben, bin hingefahren und es klappt wirklich.
    Aber es hilft aucvh nichts zu jammern. Hier www.wobblies.de können sich auch Musiker organisieren. Denn wie sagte Joe Hill, "Nicht jammer, organisieren"
     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Auge

    Auf 'n Punkt!!!!!!!! +1.....

    CzG

    Dreas
     
  16. Claus

    Claus Mod Emeritus

  17. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    @ Auge
    Im Prinzip stimme ich dir zu. Trotzdem könnte deine positive Sicht mit der Situation in Österreich zusammenhängen.
    In der Schweiz und Österreich ist die Wertschätzung von Berufsmusikern deutlich höher als hierzulande.
    Wir haben in Deutschland zwar noch keine englischen Verhältnisse, aber wir bewegen und rasant in diese Richtung.

    Gruß
    Joachim
     
  18. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    da war jemand schneller mit der aussage, dass österreich traditionell die kultur höher schätzt als d.land.
    aber noch was "und ja, ich bin trotzdem ein Verfechter der Marktwirtschaft. Sie hat mir den unglaublichen Wohlstand den ich geniessen darf beschert. Der Sozialismus ist schon längst gescheitert" die bankenkrise, die ja schon vor jahren losging zeigte doch wie wir mit unseren steuergelgern die private marktwirtschaft pampern müssen, damit diese ideologie überlebt. das ist überhaupt eine grundeigenschaft der marktwirtschaft- gewinne privatisieren, verluste sozialisieren.alle wissen das-die einen finden es gut (zb.die banker) und die anderen sagen:tja, kann man nichts machen.
     
  19. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Marktwirtschaft ist, wenn 90% glauben so leben zu können wie die anderen 10%.

    Marktwirtschaft ist, wenn 10% die anderen 90% in ihrem Glauben lassen.
     
  20. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Marktwirtschaft hieß früher mal Kapitalismuß. Das ist aber ein System das milliarden unterdrückt, Millionen hungern lässt und Hundertausende in Kriegen verecken lässt. Klar ist der Versuch des Sozialismuß gescheitert, aber das kann es auch nicht sein auf Dauer. In der DDR mussten Berufsmusiker eine Ausbildung machen. Danach haten sie ihr Auskommen mit dem Einkommen.
     
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