"Gruppe" der freischwebenden Künstler

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 8.September.2008.

  1. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    welche musiker ?
     
  2. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Natürlich die Freejazzband, denkst du, ich meine einen orgelnden Alleinunterhalter?
     
  3. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    achso in anlehnung an die sozialrevoluzzerkollegen in uhes - a : musicians power oder sowas .... verstehe .
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Ich wurde nach einer bestimmten Anzahl von Studien-Semestern aus der AOK gekickt - ich sollte gefälligst einen Selbstständigen-Tarif bezahlen, dessen Untergrenze bei DM 700,- lag.
    Auf die Frage, ob es da nichts Günstigeres für freischaffende Künstler gäbe, wurde ich ausgelacht.

    Also sah ich mich verzweifelt nach einer Alternative um und entdeckte die private KV, wo ich nicht vom Gutdünken des Staates und seiner diversen Reformen abhängig bin, sondern wie bei jeder normalen Versicherung auch einfach meinen Bedarf versichere - damals noch zu einem Bruchteil des erwähnten AOK-Mindestbetrags.
    Damit bin ich ganz gut gefahren, doch plötzlich kam die KSK auf und man wollte mich da reinpressen - dann hätte ich aber alle meine privaten KV-Rückstellungen verloren! :-o

    Nachdem ja bekanntlich die Rückstellungen nicht in die GKV mitgenommen werden können, durfte ich weiterhin privat versichert bleiben, weil ich sonst einen unverhältnismäßigen finanziellen Verlust erlitten hätte, da war man recht verständnisvoll.

    Das Problem war natürlich vorwiegend psychologischer Natur - es ging nicht um die konkreten Kleckerles-Beträge, sondern um den Schock, jetzt plötzlich für Selbstständige extra Pflicht-Abgaben zahlen zu müssen.
    Da haben die meisten Kneipenwirte einfach rigoros auf Live-Musik oder zumindest Festgagen verzichtet, denn für viele war das sowieso ein Zuschuss-Geschäft, das man nur aus reinem Privatvergnügen betrieben hat - und dann eben nicht mehr.
    Die Stereoanlage kostet ja schon GEMA, das reicht ihnen an Zwangsabgaben. Es ging nicht um die "Peanuts", sondern ums Prinzip.
    Man war sauer auf den Staat, und wir Musiker durften es ausbaden. :-(

    Ich wiederhole gern noch mal, dass ich die Grund-Idee einer Künstler-Sozialversicherung für durchaus gut halte - bloß war sie leider immer nur ein soziales Luftschloss ohne vernünftige Gegenfinanzierung.

    Und wenn ich das Geld dafür bei den Kunden der Künstler hole, dann verzichten die eben dankend auf die Kunst - so einfach war das.

    Bloß ist inzwischen das Kind ja schon in den Brunnen gefallen, einige Märkte sind zerstört und werden auch, zumindest bei der aktuellen Konjunktur-Hysterie, nicht so schnell - wenn überhaupt - wiederbelebt.

    Deshalb sage ich ja: Danke, KSK! :evil:

    Eine Künstler-Sozialversicherung ist sicherlich gesellschaftlich notwendig - aber dann bitte eine vernünftige, die realistisch durchgerechnet ist und finanziell auf sicheren Füßen steht, und nicht so ein politisches Wolkenkuckucksheim-Wahlgeschenk, das einfach früher oder später scheitern musste. :-(

    Die Rundfunkorchester wurden/werden ja auch bereits abgeschafft (bzw. privatisiert, wie etwa die SWR-Big-Band).
    Die typische Jazzer-Altersversorgung ist doch heute das Dozententum an den staatlichen Musikhochschulen, wobei auch da die Planstellen immer mehr zusammen gestrichen werden... :roll:


    Grüße,
    Rick
     
  5. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Tag auch,
    natürlich ist es eine Frage des politischen Willens, ob Künstler subventioniert werden oder nicht. Mit leisten können hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun, wenn man sich überlegt wofür sonst Geld ausgegeben wird.
    Die andere Sache ist die, warum Künstler überhaupt subventioniert werden müssen. Warum sind Musiker oft die "brotlosen" Künstler? Sicher auch eine Frage der Mentalität, aber nicht nur. Wenn ich morgen einfach so eine Backstube aufmachen will oder eine Autowerkstatt, dann ist ganz schnell der Spaß vorbei ohne entsprechende Qualifikation oder/und Genehmigung. Dagegen sind erwerbsmäßige Musiker einer enormen Konkurrenz durch Hobbymusiker ausgesetzt, die sich mit Dumpingpreisen ein Taschengeld verdienen. In der Regel fehlt es den Künstlern an einer Lobby und an gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechend denen anderer Branchen.
    Nicht zuletzt fehlt oft die Wertschätzung durch die Verbraucher, leichter werden 16€ für eine CD ausgegeben als für eine Konzertkarte.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  6. dereiflerinbayern

    dereiflerinbayern Ist fast schon zuhause hier

    Das Problem hat man als EDV'ler leider auch!
     
  7. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Lieber Rick!

    Du hast ja die neoliberale Rhetorik mit der man uns seit gefühlten 20 Jahren nervt schon gut verinnerlicht.

    Aber in Deinem Beitrag sagst Du ja selbst, daß es nur Kleckerbeträge der Solidarität gewesen wären, aber die Veranstalter so reagiert hätten, als ob ihre Kneipe gepfändet werden sollte. Ich denke, viele haben das als Vorwand genommen um den ganzen Ärger los zu werden und nur noch die bequemen Cassetten auflegen zu können.

    Wer und in welcher Form hat ein sozialpolitisches Wolkenkuckucksheim eingerichtet? - hier bleibst Du so schön unkonkret, wie die meisten Kritiker unserer Sozialsysteme. Was wäre denn Dein Vorschlag?

    Wenn ich so Begriffe wie »sozialpolitisches Luftschloß« lese, dann ist meist von einer ganz vernünftigen Einrichtung die Rede, die nur leider den Nachteil hat, der privaten Wirtschaft zu wenig oder gar keinen Gewinn zu bringen.

    Zur sog. Rentenlüge drei vielleicht erhellende Links:

    Rentenlüge 1

    Rentenlüge 2

    Rentenlüge 3

    Hier wird die Republik seit Jahren kräftig verarscht. Ich könnte kotzen. Und die öffentlich rechtlichen machen da in gewisser Weise mit, senden aufklärende Berichte erst sehr spät am Abend und lassen so Redaktionen wie Illner oder Will weiter fröhlich so Nebelkerzenwerfer a'la Miegel einladen.

    Bleibt wachsam.

    Beste Grüße aus MH
    Klaus
     
  8. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Mir wird irgendwie immer klarer, dass es besser wäre, Versicherungsaktien zu kaufen, statt Versicherungen abzuschließen.
     
  9. Gast

    Gast Guest

    wir sind kaputter wie viele bisher verstehen.
     
  10. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Meinst du damit den Staat, die Finanzen, die Gesellschaft?
    Oder jetzt speziell uns beide?
     
  11. dereiflerinbayern

    dereiflerinbayern Ist fast schon zuhause hier

    stimmt !!

    viele können es nicht verstehen, einige wollen es nicht verstehen!
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Das geht in die Richtung eines der Hauptargumente der KSK-Kritiker:
    Warum werden freischaffende Künstler subventioniert, aber nicht andere Selbstständige oder Freiberufler?

    Beispielsweise ein niedergelassener Arzt muss einen Haufen Geld vorlegen für Praxiseinrichtung etc., muss seine Sprechstundenhilfen nach üblichem Tarif bezahlen, macht in der Regel Überstunden ohne Ende, bekommt aber die Verdienstmöglichkeit über die Krankenkassen reglementiert und erhält KEINE staatliche Vergünstigung für seine Sozialversicherung (soweit ich weiß).

    Ein befreundeter Arzt ist gerade kürzlich mit seiner Praxis pleite gegangen, weil er die Raten für seine moderne technische Ausstattung entgegen der früheren Rentabilitätsberechnung nicht mehr aufbringen konnte.
    Hartz 4 - ohne Netz und doppelten Boden!

    Jeder Selbstständige hat ein hohes finanzielles Risiko zu tragen, meist nicht gerade geringe gesetzliche Auflagen zu erfüllen und steht prinzipiell immer mit einem Fuß im "Armenhaus".
    Ich kenne viele Leute, die mit ihrer Selbstständigkeit grandios scheiterten und teilweise über Jahrzehnte hinweg aufgelaufene Schulden abbezahlen müssen, teilweise mit Hungerlohn-Jobs, da sie nichts Adäquates mehr finden, obwohl sie selbst vorher Chef waren und hoch qualifiziert sind.

    Ein Freund von mir, hervorragender Koch (Künstler auf seine Art) und bis zum Frühjahr noch Restaurant-Inhaber, ist inzwischen (bislang erfolgloser) Staubsauger-Vertreter.
    Soziale Absicherung durch den Staat???
    RENTE????? :-?

    DAS sind die wirklich harten Fälle, die täglich um uns herum passieren - da benötigt man eine durchgehende soziale Gesellschaftsreform und nicht bloß eine einseitig-ungerechte Künstler-Subventionierung!

    Deshalb bin ich GEGEN die KSK, aber FÜR eine allgemeine und umfassende Soziale Absicherung ALLER Bürger, nicht bloß einer aus welchen Gründen auch immer privilegierten Kaste.

    Die deutsche Sozialgesetzgebung war schon seit Herrn von Bismarcks Tagen immer eine Abfolge von "Beruhigungspillen" zur Beschwichtigung der Massen (und Vermeidung von Revolutionen).

    Die KSK wurde entsprechend auch eingeführt, um Anfang der 80er Jahre die aufmüpfigen, meist eher politisch stark links orientierten Künstler zu "bändigen".
    Nicht ohne Grund steht sie ausdrücklich Journalisten und anderen Textern offen, Musiker machen nur einen unwichtigen Anteil der Versicherten aus... :roll:

    Richtig.
    Dagegen hilft aber auch eine Sensibilisierung der Amateure, auf ihre Preise zu achten.
    Dumpingpreise machen immer und überall Märkte kaputt, nicht bloß bei uns, vielleicht könnte man da mal eine gesetzliche Regelung finden??

    So ist es!


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  13. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Allerdings ein Scheinargument, eine Verschlechterung bei den Künstlern bringt keine Verbesserung bei anderen Selbständigen oder Freiberuflern mit sich. Genausowenig erreicht man eine steuerliche Besserstellung der Familien durch eine Schlechterstellung der Singles.

    Wir leben noch immer in einem irrsinnigen Subventionsapparat, aber abgebaut wird ja nur da, wo es wenig Gegenwehr gibt, mit Gerechtigkeit oder sachlicher Argumentation hat das nichts zu tun.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Neoliberal? Der war gut! :lol:

    Politisch bin ich eher so ziemlich auf der ganz entgegengesetzten Seite, trotz meiner "Auftrittsuniform" Anzug und Krawatte.

    Aber ich habe etwas gegen unausgegorenes Flickwerk und "Beschwichtigungs-Gesetzgebung", mit der man einzelne Lobbys ruhig stellt, anstatt eine umfassende und ALLEN Seiten gerecht werdende Lösung zu suchen.

    Mit Deiner Warnung vor der "Rentenlüge" hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen, finde ich - typischer Lobbyismus in Reinkultur!

    Wenn jeder nur an sich, seine Gruppe oder seinen Profit denkt, darf man sich nicht wundern, wenn man beständig belogen und betrogen wird.
    Mehr Solidarität in der GESAMTEN Gesellschaft, ein wirkliches Miteinander, ist für mich wesentlich sinnvoller als diese ständigen Kämpfe um die besten Bedingungen für einzelne Gruppen.

    Als Musiker sehe ich beispielsweise auch meine Abhängigkeit von den Auftraggebern.
    Die KSK nützt sicherlich den Künstlern, schadet aber den Geldgebern der Kunst - durch die Pflicht zur rückwirkend fünfjährigen Nachzahlung der Künstlersozialabgaben sind beispielsweise schon etliche Werbeagenturen (für ihre Texter und Grafiker) und kleine Plattenfirmen (für ihre Musiker) in die Pleite gebracht worden.

    Ein Inhaber eines Independent-Plattenlabels musste kürzlich für die großzügigen Honorare, die er den Studiomusikern bezahlt hatte, insgesamt fast 100.000,- an Sozialabgaben nachzahlen und ging dadurch bankrott.

    Deshalb zahlen inzwischen die meisten kleinen Produzenten kaum noch nennenswerte Honorare für Studioarbeit, sondern behelfen sich mit "Umsatzbeteiligung", was leider in den meisten Fällen ein Witz ist.

    Wem hilft so etwas bitte???

    Wenn die meisten hier die Auswirkungen dieser Künstlersozialabgaben noch nicht zu spüren bekommen haben, ist es ja schön für sie, aber in meinem Bereich (Jazz / Pop, Auftritte und Studioarbeit) waren die Folgen teilweise erheblich und haben vielen Musikern sehr geschadet.

    Und ein Verschließen der Augen vor den Nöten anderer Kollegen, nur weil es einem selbst gerade zufällig als Musikschullehrer etc. besser ergeht, bringt doch keinen weiter, oder?


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Richtig.
    Es geht aber um sozialen Frieden und Gerechtigkeit - warum soll ich als selbstständiger Veranstalter die Absicherung von selbstständigen Musikern unterstützen, wenn mir selbst das volle Risiko aufgebürdet wird?

    Das ist nicht vermittelbar, sondern schafft nur Ärger und Verdruss. :-(

    Ich bin deshalb auch nicht für einseitigen Abbau ohne Ersatz, sondern im Gegenteil für einen Umbau des GESAMTEN Systems.
    Vor allem sollte man ALLE Seiten in Betracht ziehen und nicht immer nur versuchen, die Gruppe ruhig zu stellen, die am lautesten rumzetert.


    Grüße,
    Rick
     
  16. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ja, das ist wirklich ungerecht. Als bürokratieverwöhnter Bürger ist man es schließlich gewohnt, für alle zu leistenden Zahlungen Rechnungen und Mahnungen zu bekommen, oder?

    Ich finde es schon sehr grenzwertig, dass jetzt die jammern, die sich jahrelang vor ihren Beitragszahlungen gedrückt haben. Die Abgaben sind doch nicht neu, nur werden sie jetzt konsequenter geprüft.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Naja, vom JAMMERN war nicht die Rede, sondern von PLEITEN. :-(

    Jammern tun die Musiker - denn so etwas ist natürlich für jeden Auftraggeber ein prima Argument, um die Honorare zu drücken, das ging also wie gesagt voll nach hinten los.

    Und was sollen wir machen?
    Entweder man akzeptiert die Bedingungen, oder jemand anders übernimmt den Job, das war schon immer so bei Freiberuflern.

    Gut, die GEMA-Gebühren kennt man inzwischen (und die sind ja auch eine prima Livemusik-Verhinderung), aber was bekommt man denn in der Öffentlichkeit groß über so etwas Bizarres wie Künstler-Sozialabgaben mit?

    Wenn ich einen Handwerker oder sonst einen Dienstleister beauftrage, dann gibt der mir irgendwann eine Brutto-Rechnung, und fertig ist.
    Bloß bei Künstlern (und auch nur bei bestimmten, die nämlich keinen Gewerbeschein haben) soll ich mich als Auftraggeber noch um irgendwelchen weiteren Kram kümmern - wer weiß das denn schon? :-?

    Wenn jemand ein Label gründet, dann hat der jede Menge Regelungen zu beachten, hat mit der GVL zu tun, der GEMA etc.
    Dann lädt er ein paar Musiker ein, gibt ihnen die Chance, auf CD zu erscheinen, und bezahlt sie auch noch fair - und wird dafür durch die Pflicht zu Sozialabgaben quasi bestraft, auf die er auch noch selbst zu achten hat.

    Klar, dass dann eben nur noch geringe oder gar keine Honorare mehr gezahlt werden und die Musiker sich im Zeitalter von Samples und Midi freuen dürfen, wenn sie überhaupt noch ein professionelles Studio von innen zu sehen bekommen...
    Ich war erst gestern wieder sechs Stunden im Aufnahmeraum - für "Umsatzbeteiligung". :roll:



    Liebe Grüße zurück,
    Rick
     
  18. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Nur bei denen? Ich bin Angestellter, und ich musste auch das nehmen, was mir mein Arbeitgeber geboten hat, oder auf den Job verzichten.
    Und ich kenne Freiberufler, die können fast verlangen was sie wollen und kriegen das auch. Das sind aber Informatiker und Werbeleute, keine Musiker.

    Und bei Putzfrauen, die keinen Gewerbeschein haben und bei anderen sicher auch noch.

    Ein Vereinsvorsitzender, der einen Solisten für sein Konzert engagiert, wird das eventuell beim ersten Mal nicht wissen. Aber wenn einer ein Label und ein Plattenstudio gründet, dann erwarte ich das eigentlich schon.

    Wer eine Bäckerei gründet, muss auch was beachten. Und muss auch selber rauskriegen, ob er schon alles weiß oder eben sich beraten lassen.
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Erwarten darfst Du das gerne, doch in der Regel ist das ganz anders.

    Die meisten Independent-Plattenfirmen, die ich kenne, sind nicht bewusst gegründet worden, sondern haben sich quasi entwickelt.
    Da hat sich ein Musiker nach und nach etwas Homerecording-Equipment beschafft, um sich und seine Kumpels zunächst mal Demo-mäßig aufzunehmen.
    Viele waren von den herkömmlichen Studios enttäuscht, oder diese waren ihnen schlicht zu teuer.

    Irgendwann wurde dann der Wunsch nach einer "richtigen" Platte laut, die auch im Radio laufen könnte - dafür benötigt man einen Label-Code. Den kann jeder Bürger bei der GVL beantragen, dafür braucht man keine Lehre mit Meisterprüfung, wie wenn man eine Bäckerei eröffnen möchte. ;-)

    Die GVL erwartet aber, dass man mehr als nur eine Produktion macht, sonst wird der Label-Code wieder abgenommen. Also macht man - erst zum Spaß, dann immer ernsthafter - Aufnahmen von Amateurbands oder Musikvereinen, plötzlich kommen Aufträge für Rundfunkwerbung...
    Ruckzuck und ehe man sich versieht, ist man drin im Business und hat ein kommerzielles Studio!

    Tja, und nun braucht man ab und zu Musiker für die verschiedenen Produktionen, also werden Profis engagiert, die in möglichst kurzer Zeit möglichst perfekt das spielen, was man gern hätte. Die wollen aber Geld...

    So ein kleiner Studio-Betreiber ist meistens in erster Linie Musiker (Instrumentalist, Arrangeur, Komponist), dann Tontechniker (in der Regel ohne Ausbildung, aber mit viel "learning by doing"), muss seine Aufträge aquirieren, ganz viel organisieren, hat die Buchhaltung am Hals (Steuer etc.) - da kann es schon mal vorkommen, dass man die Künstlersozialabgaben vergisst bzw. nichts davon mitbekommen hat.
    Denn diese Art Studios gibt es schon länger als die KSK, die Veteranen geben den Neulingen sicherlich Tipps, aber so Zeugs wie "Künstlersozialabgaben" kommt dabei meistens nicht vor... :roll:

    Natürlich kann man immer so argumentieren, dass die ca. 5 % nicht viel sind, dass man so etwas eigentlich wissen müsste, doch in dem Geschäft spielt auch die Psychologie eine wichtige Rolle.

    Genau wie die ganze Bevölkerung bei der Mehrwertsteuererhöhung um nur wenige Prozentpunkte gestöhnt hat, stöhnen eben die ohnehin schon belasteten Kneipiers, Independent-Labels etc., wenn ihnen eine weitere Belastung aufgebürdet wird (bzw. dafür streng nachkontrolliert wird).

    Und genau wie die Leute bei konjunkturell angespannten Zeiten lieber zu Hause bleiben, anstatt Konzerte zu besuchen oder sonstwie Musik für Geld zu konsumieren, genauso verzichten die Kneipen dann auf Live-Musik, besonders, wenn die zusätzlich noch mehr kostet.
    Da bleibt man lieber beim Radio, das ist per Dauervertrag mit der GEMA abgegolten, da kann nichts Unvorhergesehenes passieren.

    Und der Musikproduzent hat sowieso seine Loops, Samples und gaaaaaaaaanz tolle neue Digital-Sounds: "Das Sax klingt doch wie echt, oder? Mit etwas Hall merkt keiner, dass das vom Keyboard kommt!" :-x

    Und wir Musiker brauchen uns nicht mehr in den Clubs und Studios rumzutreiben, sondern können uns endlich daheim um unsere Familie kümmern, ist ja auch schön... :-(


    Grüße,
    Rick
     
  20. Saxmax72

    Saxmax72 Schaut öfter mal vorbei

    Dies klingt dann doch wieder etwas anders.......


    http://www.tagesschau.de/inland/kuenstlersozialkasse102.html


    Grüße,
    Christian
     
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