Hallo, ich hab´ mal ne blöde(?) Frage! Wenn Musiker von gut eingeblasenen Instrumenten sprechen, stellt sich für mich die Frage: Ist mein Horn nach einer Komplettüberholung (neue Polster, Filz, Kork, udgl.) nicht mehr gut eingeblasen, oder hat sich die künstlerische Aura auf den Messingkorpus geklebt?
Ich habe vor ein paar Jahren jemanden kennengelernt, der ernsthaft der Meinung war, wenn er (oder ein anderer guter und ausdrucksvoller Musiker) ein Instrument spielt, dann würde das den Klang des Instrument so beeinflussen, dass auch ein Schüler auf diesem Instrument besser klingen würde als auf einem anderen. Und wenn ein Schüler auf einem Horn jahrelang nur rumgehupt hätte, sei es nur schwer möglich, das Instrument wieder zum klingen zu bringen. Sie war Klarinettistin - muss ich noch was dazu sagen? Ich denke, es ist einfach wie mit einem neuen Sofa oder einem neuen Auto - man muss es erst "einsitzen" Wenn der Kork mal so zusammengedrückt und gefettet ist, dass das Mundstück einfach sofort richtig sitzt, die Mechanik mal tüchtig durch die Mangel gedreht wurde, der Daumenhalter und alle anderen Adjustment-Möglichkeiten auf einen eingestellt sind und man sich selbst an das Feeling des Horn gewöhnt hat - dann spielt es sich einfach angenehmer als mit einem neuen (fremden) Instrument. Mit der Zeit verändert sich das Instrument aber. Die Korken in der Mechanik werden immer mehr zusammengedrückt, die Polster leiden von Tag zu Tag ein bisschen mehr, die Mechanik dejustiert sich Stück für Stück... Von einem Tag auf den anderen sind die Effekte sicher kaum zu bemerken, aber summiert über einen langen Zeitraum ist der Effekt spürbar - ähnlich dem langsamen Abschwächen einer Leuchtstoffröhre. Lässt du es dann überholen, hast du von einem Tag auf den anderen eine wesentlich größere Veränderung, da alles, was sich über einen langen Zeitraum hin verändert hat, wieder nahezu in den Ursprungszustand zurückversetzt wird. Dieser Unterschied ist dann natürlich wesentlich stärker spürbar - wie wenn du die alte Leuchtstoffröhre gegen eine neue austauschst. Mit der "künstlerischen Aura" hat das in meinen Augen nichts zu tun (das Esoterikbrett ist nebenan...), eher mit der Macht der Gewohnheit.