Gute Blattleseübungen, anyone?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Juju, 13.Oktober.2013.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hallo, ich bin gerade etwas frustriert wegen des allgemeinen Gigmangels und überhaupt...
    Ich würde ja gerne mehr spielen, aber mein Blattlesen ist einfach noch nicht gut genug, dass ich alles, aber auch alles ohne Probe direkt runterspielen kann, wenn ich es beim Gig zum ersten Mal sehe. Und so sind die meisten Gigs hier :(
    Ich hab schon mein eigenes Übeprogramm und merke auch langsam Verbesserungen, aber vielleicht habt Ihr ja noch ein paar neue Tipps und Tricks parat...?
    Ich nehme mir momentan öfter Sachen vor (Transkriptionen, Etüden, Patterns etc), die ich noch nie zuvor gesehen habe, und versuche dann direkt mit Metronom ein Tempo, von dem ich weiß, dass es kritisch ist (so oberhalb 200BPM). Sobald ich hängen bleibe, wiederhole ich den Takt/die Phrase, möglichst ohne das Tempo herunterzuschrauben, und dann geht es weiter. Das hilft mir momentan mehr, als alle möglichen Tonarten langsam abzudecken.

    Lg Juju
     
  2. Ellulu

    Ellulu Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Juju,

    von Eddie Harris stammt folgende Methode:
    -besorge alles mögliche Material, das mit dem Tonumfang des Saxofons spielbar ist (Ferling, Klose, usw)
    -zerschneide die Hefte in einzelne oder halbe Blätter, gut mischen, und dann damit eine Art Karteikasten anlegen
    -jeden Tag eine andere Etüde aus dem Kasten spielen, zunächst so langsam, dass du sie fehlerfrei spielen kannst ohne abzubrechen.

    Es geht darum, zu lernen, mit dem Blick auf die Noten voraus zu sein

    LG
    Ellulu
     
  3. Mugger

    Mugger Guest

    Moin Juju,

    ich tu mir sehr schwer, Dich einzuschätzen, wie gut Du liest.
    Ich spiel nicht so viele Gigs. Die, die ich spiele, sind bis auf meine Sologeschichten wirllich Blattleseübungen, wo ich mich - wenn ich nachher überlege - wirklich frage, wie das geht.
    Vor 2000 Leuten in ehrwürdigen Hallen mit einmal durchspielen beim Soundcheck, der - weil man die Leute sonst nicht zusammenbringt - halt eine Stunde früher beginnt...

    Insofern, ein paar Gedanken:
    Ich hatte Phasen, wo ich einfach Noten gefressen hab. Ich hab mich stundenlang hingestellt und hab Bücher von vorne bis hinten, von hinten bis vorne durchgespielt, wenn mir was zu schwer war, hab ich es einfach übersprungen.
    Ich hab das Gefühl, dass mir auch Oliver Nelson's "Stil- und Improvisationsübungen für Saxophon" und auch Jerry Cokers "Patterns for Jazz" geholfen haben. Da transponierst Du Patterns einfach chromatisch von oben bis unten, bei Coker ist es nicht ausnotiert, sondern Du hast nur die Akkordsymbole.
    Irgendwann liest Du nicht nur vor, sondern Du hörst auch vor.
    Es ist außerdem eine Geschichte der Konzentration.
    Ich hab in verschiedenen Bigbands von Bariton über 1.Tenor bis Leadalt alles gespielt, da lernst Du auch die Noten kennen. Außerdem hört sich die Bigband aus jeder Position anders an.

    Würde man mich als Klarinettist wiederum in ein Walzerorchester setzen, würde ich wahrscheinlich aufgrund meiner mangelnden Fähigkeiten in dieser Musik kläglich scheitern, weil ich diese "Patterns" nicht so draufhab, obwohl es sich rein technisch eventuell ausginge.

    Und letztlich:
    So sehr man vielleicht die Nase rümpfen mag:
    Das Aushelfen in vielen Ballorchestern, mit teilweise unsäglichen Noten, verzwickten Da Capos etc. hat vielleicht auch geholfen :)
    Manchmal muss man auch einfach "Augen zu und durch" denken können.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  4. Mugger

    Mugger Guest

    Moin Juju,

    ich tu mir sehr schwer, Dich einzuschätzen, wie gut Du liest.
    Ich spiel nicht so viele Gigs. Die, die ich spiele, sind bis auf meine Sologeschichten wirllich Blattleseübungen, wo ich mich - wenn ich nachher überlege - wirklich frage, wie das geht.
    Vor 2000 Leuten in ehrwürdigen Hallen mit einmal durchspielen beim Soundcheck, der - weil man die Leute sonst nicht zusammenbringt - halt eine Stunde früher beginnt...

    Insofern, ein paar Gedanken:
    Ich hatte Phasen, wo ich einfach Noten gefressen hab. Ich hab mich stundenlang hingestellt und hab Bücher von vorne bis hinten, von hinten bis vorne durchgespielt, wenn mir was zu schwer war, hab ich es einfach übersprungen. Da red ich von unzähligen Etüdenhefen von Klose über Ferling bis Allard, von Mintzer bis Marienthal.
    Ich hab das Gefühl, dass mir auch Oliver Nelson's "Stil- und Improvisationsübungen für Saxophon" und auch Jerry Cokers "Patterns for Jazz" besonders geholfen haben. Da transponierst Du Patterns einfach chromatisch von oben bis unten, bei Coker ist es nicht ausnotiert, sondern Du hast nur die Akkordsymbole.
    Irgendwann liest Du nicht nur vor, sondern Du hörst auch vor. Und Du kannst sozusagen optische Reize in Sound umsetzen.

    Es ist außerdem eine Geschichte der Konzentration.
    Ich hab in verschiedenen Bigbands von Bariton über 1.Tenor bis Leadalt alles gespielt, da lernst Du auch die Noten kennen. Außerdem hört sich die Bigband aus jeder Position anders an.

    Würde man mich als Klarinettist wiederum in ein Walzerorchester setzen, würde ich wahrscheinlich aufgrund meiner mangelnden Fähigkeiten in dieser Musik kläglich scheitern, weil ich diese "Patterns" nicht so draufhab, obwohl es sich rein technisch eventuell ausginge.

    Und letztlich:
    So sehr man vielleicht die Nase rümpfen mag:
    Das Aushelfen in vielen Ballorchestern, mit teilweise unsäglichen Noten, verzwickten Da Capos etc. hat vielleicht auch geholfen :)
    Manchmal muss man auch einfach "Augen zu und durch" denken können.

    Liebe Grüße,
     
  5. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    @Ellulu: Oha, zerschneiden klingt etwas drastisch... Glücklicherweise liegt soviel Material hier vor, dass es auch neu für mich wäre, wenn ich einfach ein Buch rausnehme und mir nach dem Zufallsprinzip irgendeine Seite vornehme.

    @Guenne: Das Buch von Oliver Nelson kenne ich zu gut. Bei Patterns ist auch das Problem, dass ich dafür zu gut höre - sobald ich das Pattern erkannt habe, ist es keine Leseübung mehr. Ich denke, was völlig Abstraktes hilft da vielleicht noch eher weiter.
    Das Gig-Szenario, was Du beschreibst, trifft genau zu auf die Situation hier. Wenn man Glück hat, gibt es einen Soundcheck, aber garantiert ist das auch nicht.
    Ich habe aber auch sehr selten mal das Glück, Gigs oder Sessionwork zu bekommen, die Konkurrenz ist hier natürlich riesig, und ich bin "way down the pecking order", aber ab und zu kommt dann doch sowas wie Matthew Herbert Big Band. Mit Paul Young habe ich mal zwei Galas gespielt, das war sein Swingalbum, arrangiert von Steve Sidwell (der auch das Swing Album von R Williams arrangiert hat), aber das war echt einfach zu lesen, obwohl der Soundcheck beim ersten Gig reduziert war auf zwei Minuten und wir alles direkt lesen mussten....
    Kommt auch auf den Arrangeur an. Die Herbert Arrangements sind dagegen die Hölle, weil es da Tonarten gibt, die es eigentlich gar nicht gibt und die Accidentals völlig nach dem Zufallsprinzip gestreut sind und nicht der Intuition folgen. Und dann hat man womöglich zwei Takte, um vom Sax zur Flöte zu wechseln... :-D
    Beim letzten Herbert-Gig starrte der Bariton-Saxophonist, der ebenfalls Aushilfe war, nur die meiste Zeit fassungslos auf die Parts anstelle zu spielen :-D :-D , ich glaube, der wird nicht nochmal gefragt werden...
    Dave legt mir öfter mal irgendwelche Parts vor und erwartet dann, dass ich das mal ebenso runterlese. Er liest hammermäßig, aber behauptet, es sei nicht seine Stärke. Die Musiker, die hier die meisten West End Shows spielen, sind die wirklichen Lesemonster, allerdings sind es meistens nicht die größten Improvisatoren. Ist alles sehr spezialisiert hier...
    LG Juju
     
  6. Gast

    Gast Guest

    @ Juju

    OHA !!!
    >>> Völlig Offtopic gedacht !!

    > Ich hatte gelesen : Battles-Übungen
    >>> Und dachte, Du suchtest Übungen für "Sax-Battles" ...wie sie sich die Jazzer früher bisweilen geliefert haben....

    Ich dachte noch : NANU ??? > Gibt es für SOWAS Übungen ??

    Nun habe ich nach Lesen des Threads meinen Irrtum kapiert.

    SCHADE....das wäre ein interessanter Thread geworden ! ;-) ;-) ;-)

    Mit BLATT-LESE-ÜBUNGEN kann ich Dir wahrlich NICHT weiterhelfen.

    > so kann man sich verlesen und irren !! tztztztzzzz....


    :)

    CBP
     
  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hihi, Sax Battles übe ich regelmäßig mit Dave, aber leider verliere ich immer ;)
    LG Juju
     
  8. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das ist genau das Ding wie es mir an der Uni immer empfohlen wurde. Am besten gleich mit Big Band Charts. Leider begegnen Dir dann doch immer wieder zig Charts mit 7tolen, 9tolen, verrückten Konstrukten mit Triolen, Taktwechseln etc., die Du nicht erwartest. Oder plötzlich bekommst Du Noten fürs Tenor wo bei 18 Stücke fast alles nur in der oberen Hand mit Oktavklappe und im Altissimo läuft (Achtel bei 180). Du kannst Dich nie auf alles vorbereiten. Aber dein Weg ist schon gut.
    Wenn die das im Westend bei Top Hat wo ich in diesem Jahr war vom Blatt gelesen haben, nicht schlecht Herr Specht, das war wirklich saugut, besser als so manche Produktion in Deutschland, die ich gehört habe.

    Lg Saxhornet
     
  9. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Saxhornet,

    Also die Shows spielen die wahrscheinlich im Schlaf ;) (es sei denn, da spielt mal eine Aushilfe), aber die machen auch ganz viel Session-Arbeit und tv-shows wie "strictly come dancing" , x-factor etc, und da wird nicht lange geprobt...
    Ein Bekannter von mir, der Brite ist, aber in D als Musiker arbeitet, empfindet es ähnlich wie Du, ich glaube, das liegt möglicherweise am System. Es geht Deutschland ja noch vergleichsweise gut, was Subventionierung von Orchestern/Big Bands angeht, da ist dann entsprechend Zeit zum Proben, und das aufzuführende Werk wächst dann langsam zusammen. Hier werden die Leute schon sehr früh darauf gedrillt, dass sie direkt spielen müssen. Man nehme nur mehrere Rundfunk Big Bands in D versus eine Alibi-Big Band in UK die zwar den Namen des Rundfunks trägt, aber keine feste Band ist (das Programm BBC Big Band Special ist jetzt gerade dem Sparzwang zum Opfer gefallen, jetzt gibt's halt noch ein paar live Gigs und das war's dann auch).
    Bei den Studio-Sessions ist es aber auch so gewesen, dass ein Stück einmal kurz angespielt wurde, und dann wurde direkt aufgenommen. Das geht aber teilweise auf Kosten der Details, wie ich finde. Ich fühle mich beispielsweise wesentlich wohler, wenn mir die Funktion meines Parts im Satz klar ist, also wie es im Gesamtzusammenhang klingen soll, und bei manchen Arrangeuren braucht es meines Erachtens doch etwas mehr Arbeit, damit man auch das Beste aus dem Stück rausholt.
    Hier in London wird auch sehr viel Filmmusik aufgenommen, das Royal Philharmonic Orchestra besteht z.B. auch aus so Lesemonstern, die kriegen das dann direkt vorgesetzt und nehmen es auf, faszinierend!

    LG Juju
     
  10. flar

    flar Guest

    Moin, moin Juju
    Ich habe das Blattlesen ähnlich wie Guenne drauf gekriegt, standig wechselne Stimmen bringt wirklich am meisten. Ich kann selbst Stücke die ich seit über zwanzig Jahren spiele nicht umbedingt fehlerfrei aus dem Kopf spielen, eben wegen der häufigen Wechselei. Was mir außerdem noch viel gebracht hat ist wirklich Noten lesen. Soll heißen abends im Bett statt einem Buch Noten lesen, das bring das rhythmische Lesen unheimlich auf Trapp! Mit solchen Kalibern wie Saxhornet sie aufgezählt hat (5'tolen/ 9'tolen) habe ich eher sehr selten zu tun und beherrsche das folglich auch nicht so, aber in meinem Bereich bin ich durch diese "Lesungen" sehr viel weiter gekommen. Man liest eben sehr viel sicherer und kann sich mehr auf das technische Konzentrieren, was man natürlich auch üben muß, aber das machst Du ja bereits.

    Viele Grüße Flar
     
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