...haben die auch Spaß?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Jacqueline, 6.November.2022.

  1. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Wie ist denn das in anderen Ländern in den Jazzclubs? England, USA, Frankreich, Italien etc pp?
    Läuft es da ähnlich ab?
     
  2. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Mehr oder weniger ähnlich. Jazz ist absolut international. Natürlich unterscheiden sich manchmal nationale Temperamente, aber das macht nur graduelle Unterschiede, so wie in den Jazzclubs von Oldenburg und Düsseldorf auch unterschiedlich agiert wird. In Oldenburg sagt man "Moin" und hat damit sein Innerstes preisgegeben - an der Düssel geht das ein bischen anders zu - Helau!
     
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Zu den USA hat @giuseppe schon geschrieben … Enthusiasmus pur mit vielen „yeah“ zwischendurch (auch, wenn davon einiges ziemlich aufgesetzt ist, wie so vieles bei den Amis).

    Italien - ich gebe zu, da habe ich nur eine persönliche Erfahrung - ist … naja … italienisch, eben: laut, turbulent, man meint, niemand achtet auf die Musik, Sonnenbrillen bis Mitternacht aber sie feiern jedes Solo pünktlich und frenetisch wenn es entweder virtuos oder emotional überzeugend war (am besten beides, dann dauert der Jubelsturm den ganzen nächsten A-Teil).

    Frankreich ist da disziplinierter und das Publikum - nach meiner Wahrnehmung - differenzierter. Bessere Solos kriegen mehr Applaus, schlechtere weniger. Es überwiegen auch die technischen Virtuosen - was die an ihren Instrumenten drauf haben ist beeindruckend. Dafür haben sie manchmal eine sehr eigene, etwas gekünstelte Art mit dem Material umzugehen.

    In Schweden und Dänemark ist es diese entspannte Aufmerksamkeit - es ist „nur“ Musik aber es wird gewürdigt, was die Leute auf der Bühne da machen. Darüber will man sich freuen, muss sich nicht groß aufregen aber tüchtig Klatschen - das Brot des Künstlers, eben.


    Das sind natürlich alles nur Klischees und jeder Club, jede Stadt und jedes individuelle Publikum ist anders.

    Mir hat in Osnabrück mal ein Oldenburger (!) regelrecht ein Ohr abgekaut während ich eigentlich die filigrane Technik von Lionel Loueke aus drei Metern Entfernung hören wollte.
     
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  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das ist halt alles für die Bläser ausnotiert, bis auf die Soli, wo die Akkordwechsel dann teilweise bei solchen Songs nicht ganz so leicht zu bedienen sind. Es ist moderner Jazz, in eher moderater Art und Form, wie ich finde. Auswendig lässt sich das kaum spielen, erst recht nicht wenn das Ensemble nicht dauernd auftritt und oft ist bei solchen Ensembles die Besetzung bei jedem Gig etwas anders (weil nicht immer alle Zeit haben, denn jeder spielt in mehr als nur einer Band) mit nur wenigen Proben, deswegen wird sehr angestrengt auf die Noten geschaut. Teilweise ist bei solchen Ensembles dann auch mal gar keine Probe oder nur eine drin und fast alles wird mehr oder weniger vom Blatt gespielt. Proberäume sind kaum mehr zu bezahlen und das Geld bei so einem Auftritt im Schlot ist ein Witz und die Zeit für Proben aufzubringen ist auch oft sehr schwer, ich kenne das alles aus eigener Praxis.
    Vielen Musikern macht es aber Spaß solche interessanten Arrangements zu spielen. Und das trifft gerade auf diese Kollegen zu, mit einigen davon habe ich schon öfters gespielt, die mögen einfach auch interessante Musik, die nicht einfach nur den extremen Mainstream bedient. Wer gerne Kenny G und Michael Buble hört geht zu sowas halt nicht hin.
     
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  5. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Mir wurde früher auch manchmal vorgeworfen, dass wir Instrumentalisten zu wenig Interaktion mit dem Publikum vornehmen würden. Einzig der singende Frontman würde da positiv auffallen.

    Ich habe dann erklärt, dass wir 100% live spielen und uns lieber auf Timing, Phrasierung etc. konzentrieren anstatt den Kasper für das Publikum zu machen.
    Würden wir das Publikum verar… und wie fast alle anderen Coverbands zum Playback nur so tun als ob wir wirklich spielten, könnten wir auch mehr Aufmerksamkeit in Show investieren.

    Es gab da manchmal wirklich skurrile Situationen, wenn z.B. der Veranstalter während eines Stückes auf die Bühne kam, um mich (ich sang gerade, während ich gleichzeitig noch Gitarre oder Bass spielte!) etwas zu fragen und tatsächlich eine Antwort erwartete…..
     
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  6. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Wie viel bekommt ihr denn da so bei einem Auftritt (hier doch in eher größerer Formation), wenn man 15€ Eintritt zahlt?
    Ist es möglich den Musikern irgendwas zukommen zu lassen (Trinkgeld bekommen die Kellner ja auch...?) und wenn ja, wie?
     
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  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wie voll war der Raum? Bei solchen Auftritten kommt man meist nicht über 20-50 Euro bei der Anzahl von Musikern. Vom Geld an der Kasse behält der Laden ja auch noch was ein. Und Trinkgeld für die Band habe ich noch nie in der Form bei Jazzkonzerten erlebt, wenn die Band nicht explizit auf eine Spendendose hinweist (was in solchen Läden nicht gerne gesehen wird).
     
  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Es war voll, nur ein paar Bänke im hinteren Teil des Raumes waren leer.
     
  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    DAnn vielleicht 50 bis 80 Euro, wobei 80 dann schon sehr gut wäre.
     
  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Hingehen nach der Show /in der Pause und dem frontmann den obulus zustecken, so dass es die anderen Musiker mitbekommen. Netter Kommentar dazu " weil mir gefallen hat wie ihr gespielt habt"... Fertig.
    Mach in bei solchen kleinveranstaltungen immer so.
     
  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Und garantiert leider trotzdem nicht, daß irgendwas davon bei den Musikern landet. Es gibt halt immer solche und solche Bandleader und die wenigsten Musiker werden dann deswegen das nächste Mal nicht zusagen, wenn sie gefragt werden.
     
  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Es ist ein Graus :(
     
    Matthias Wendt gefällt das.
  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Gegenvorschläge?
     
  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Habe ich keine, das ist ja das Frustrierende. Ich weiss, daß es im Club vom Betreiber nicht gerne gesehen wird und Ärger geben kann. Ich kenne Bandleader, die super sind und andere die Arschlöcher sind mit denen man trotzdem spielt weil ein Job ein Job ist. Theoretisch geht nur jedem Musiker was in die Hand drücken, ist dann aufwendig und darf aber der Club wieder nicht mitbekommen.
    Ich kann nur sagen in all den Jahren, in denen ich in Clubs habe, gab es nie Trinkgeld, bei anderen Veranstaltungen dagegen dann schon mal.
     
  15. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Bei Jazzkonzerten: Einfach Tun! Nach guten Solos wird geklatscht.
    Geht mir öfters so, z.B. in einer Kneipe wo es so eine Zwischenstellung zwischen Konzert und Hintergrundmusik gibt... Solo - keiner klatscht. Ich fange an zu klatschen - alle sind erleichtert, dass jetzt einer damit angefangen hat und das Solo wird doch noch ordnungsgemäss bejubelt.
    Oder: Kulturevent auf dem Dorf, älteres Publikum (Konzertgänger), die halt mal in ein Jazz-Konzert reingeschneit sind. Tolles Solo - natürlich klatscht keiner. Ich fange damit an - das Publikum schaut mich empört an, aber dafür fange ich ein Lächeln des entsprechenden Musikers ein - was dann zur Kommunikation zumindest mit einem kleinen Teil des Publikums führt :)

    Ich kenne und respektiere den Unterschied zwischen Klassik und Jazz. Um genau zu sein: Ich finde es großartig, dass im Jazz gerade alles anders gemacht wird, wie in der Klassik.
    Show brauche ich nicht - aber ich freue mich, wenn man die Spielfreude und die Kommunikation zwischen den Musikern sieht. Auch mit ein Grund, warum ich keine Lust auf Mega-Konzerte habe, wo man die Musiker nur aus der Ferne sieht.

    Hmmm... bei uns gibt es in der Nähe eine kleine Kneipe, deren Wirt immer wieder lokale Bands engagiert. Mehr oder weniger lokal... einer z.B. hat ca 60km Anfahrt. Parkgebühr, Aufbauen, 2h spielen, abbauen ... Insgesamt 4h Zeitaufwand, 20€-30€ Nebenkosten, es bleiben also 20 - 60€ in der Kasse... Er hat schon zu mir gesagt, eigentlich macht er besser Unterricht. Eine Stunde Zeitaufwand, 50€ verdient, keine Nebenkosten...
    Nein, ich kann 80€ nicht sehr gut finden. Will jetzt aber keine Diskussion über Musiker-Gehälter lostreten
    :topic:
     
  16. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Der Vibraphonist hat so ein tolles Solo hingelegt! Ich wär am liebsten aufgestanden, das hat mich echt mitgerissen.
    War das einzige Solo in dem Stück, Pause danach, keiner klatscht.

    Und ich: reaaaallly!?!?
    Hab mich dann aber auch nicht getraut :eek::rolleyes:
     
  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Gemessen am Geld und der Kosten Nutzungsrechnung lohnt sich kein Auftritt und in Clubs schon mal gar nicht. Selbst unterrichten, wenn selbstständig in einem gemieteten Raum macht keinen Sinn mehr, weil ein Proberaum mittlerweile so teuer wie eine Wohnung ist.
     
  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Nach dem Konzert hingehen und ihm sagen wie toll das Solo war. Das hilft immer der Musikerseele.
     
  19. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das merke ich mir :)
     
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  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich auch nicht. Ich mache es so, wie ich hoffe, dass es fair ist.
    Wie definierst du "club"? Also mit spetiellem Eintritt für die Veranstaltung?
    Akzeptiert der "Clubbetreiber", dass seine Bediensteten Trinkgelder bekommen? Wenn ja, dann kann er nichts dagegen haben, wenn die Musiker eben auch Trinkgeld bekommen. Auch das Argument der gleichmäßigen Verteilung zieht nicht, da er kein Küchenpersonal hat, welches ggf benachteiligt ist. Theoretisch.
    Was antwortet dir ein Clubbetreiber, wenn du ihn fragst, wie du Trinkgeld an die Musiker geben willst, weil du den service zwar sch.., die musik aber super gefunden hast?(ist so meine erfahrung, 1 stunde auf den drink gewartet, der war auch noch schlecht gemacht und dann lustlos hingeknallt, aber die mucke war klasse und der einzige Grund nicht sofort zu gehen).

    Ich gebe dir vollkommen recht, es ist nicht fair, es gibt auch keine patentlösung, trotzdem finde ich ist ein Trinkgeld eine Anerkennung des Kunden für eine überdurchschnittliche Leistung eines einzelnen oder einer Gruppe. Wenn ich die als Kunde also würdigen möchte, dann eben auch nur gezielt. (ich bin in restaurants auch schon in die Küche marschiert...Essen war gut, Service nicht. Wie das im Hintergrund verteilt wurde, weiß ich nicht, aber von meiner Seite ging es an die Berechtigten).
    Ich habe auch schon CDs gekauft, die ich dann zurückgeschenkt habe.... oder die waren plötzlich doppelt so teuer... Ich denke es gibt Möglichkeiten.
     
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