...haben die auch Spaß?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Jacqueline, 6.November.2022.

  1. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Sehr gut gesagt. Genau meine Meinung.
    Und auch meine Erfahrung.
    Wenn die Leute merken dass wir mit der Band auf der Bühne Spass haben, ist das schon fast die ganze Miete.
    Denn dann wird das Konzert stimmungsmäßig richtig gut!

    LG
    Mike
     
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  2. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das Problem ist, daß du überhaupt dankbar sein kannst im Club einen Termin bekommen zu haben, denn es gibt mehr Leute, die auftreten wollen (in den Clubs spielen halt oft auch Amateurbands und wollen Termine) und nicht ausreichend Termine.
    Wenn du dich mit dem Clubbetreiber anlegst, war das dein letzter Auftritt mit allen Formationen, in denen du spielst (oder es heisst, gerne könnt ihr spielen aber ohne XY, dann bist du aus den Bands raus). Oder das nächste Mal wird die Türgage deutlich erhöht, wodurch weniger Leute kommen und die Musiker weniger Geld sehen, denn es geht ja immer was für den Laden ab (Personal und GEMA). Den Fehler mich entsprechend mit bestimmten Personen noch mal anzulegen, mache ich nicht noch mal, das hatte ich schon. Fairness ist in der Branche eh ein Fremdwort.
    Und die meisten Clubs sind Auftrittsorte, die von ihren Gästen Eintritt nehmen für die Musik.
     
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  3. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Der folgende Youtube-Clip beantwortet zumindest einen Teil der Thread-Frage:



    Es geht hier natürlich um eine satirische Überspitzung, aber die Tendenz, dass für viele "Jazzfans" diese Musik eine ziemlich verfkopfte Angelegenheit ist, gilt wohl immer noch. Vor ein paar Jahren sprach mich ein Kollege auf das Jazz Podium an, das er auf meinem Platz liegen sah. Nachdem er darin geblätter hatte, stellte er fest: "Die Typen tragen fast alle schwarze Klamotten und gucken ernst aus der Wäsche. Haben die denn auch Spaß?..."
    Für mich lehrt die Erfahrung: Je weiniger tanzbar die Musik, desto ernster die Gesichter der Musiker.
    Viel Spaß beim Ansehen von "Jazz Club" - herrlich!
     
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  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Und was ist daran lustig? Das ist von Leuten, die die Musik nicht verstehen für Leute, die die Musik nicht verstehen gemacht. Es ist halt das Bedienen von allen Vorurteilen ohne wirklich damit humoristisch intelligent was zu machen. Da reissen die Musiker ja bessere Witze über sich selbst. Das Video ist eher Humor auf dm Niveau von Benny Hill.
    Auch tragen nicht alle Jazzer schwarz oder Anzüge oder sind immer ernst, man kann aber auch nicht immer albern sein, weil es dann teilweise auch nicht ernst genommen wird vom Publikum. Gerade in grossen Sälen wird von einem bestimmten Publikum Kunst mit entsprechender Attitude erwartet, liefert man das nicht ab, ist sofort ein Stempel drauf.
    Und Musik muss weder tanzbar sein, noch immer eingängig oder simpel, sonst wären Komponisten wie Strawinsky oder solche Klänge wie Ligeti sie entworfen hat nie möglich gewesen. Da Frage ist, ob man bereit ist sich auf sowas einzulassen oder nicht, man muss es sich ja nicht dauernd anhören aber vielleicht öffnet es ein paar Türen in neue Bereiche bei einem selbst, sonst endet es wie es ein Kollege erlebt hat, der den ganzen Abend gängige gefällige Standards gespielt hat und von einem Zuhörer aufgeklärt wurde, sie würden ja keinen Jazz wirklich spielen, denn alles nach Dixieland wäre ja gar kein Jazz mehr........
     
  5. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    WOW! Da habe ich ja jemandem heftig auf die Füße getreten. Dabei habe ich explizit vor "Überspitzung" gewarnt... Die in dem Video auf die Schippe genommene Attitüde ist mir aus den 70er/80er Jahren noch sehr bekannt. Rollkragen und Pfeife und Jazz, das gehörte zusammen. Natürlich sind das z.T. auch Klischees, aber davon geht man als Betrachter eines solchen Videos doch ohnehin aus, oder? Zumindest, wenn man über ein gewisses Maß an Humor verfügt. Übrigens: Ich mag Sonny Stitt auch...
     
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  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    War vor 3 Jahren in NY und habe dort einige jazz-locations besucht. Ich kann nicht bestätigen, dass das Publikum in Ehrfurcht erstarrt war. Da ging es eher lustig zu, es wurde teilweise mitgeklatscht, sich zur musik bewegt und es gab Applaus.
    Dieses Jahr Kuba, nicht gerade jazz, ähnlich, obwohl die Kubaner im Augenblick keinen Grund für gute Laune haben. Die spielen ihre traditionellen Songs mit improvisationsteil, und alle machen irgendwie mit.
    Vielleicht hat sich der heutige jazz in eine Richtung entwickelt, die eher für wenige musikintellektuelle statt für viele musikinteressierte gedacht ist?
     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wenn du immer die gleichen dummen Sprüche, lahmen Witze und vollkommen überholten Klischees über deinen Beruf ertragen musst, die dann auch noch ein paar Jahrzehnte schon nicht mehr gültig sind, dann ist das nervig. Ich habe Humor aber etwas was so wenig Witz und Klasse hat wie das Video mag damals Leute zum Lachen gebracht haben, speziell wenn sie sich mit Jazz nicht auskannten aber ich kann da nicht mal schmunzeln. Ist vielleicht einfach nicht mein Humor da. Und der Jazz, die Attitude und das Auftreten hat sich so verändert, daß das Video vollkommen aus der Zeit getreten wirkt. Das ist halt Humor wie Dieter Hallervorden zu Didi Zeiten. Wenn man sich über etwas lustig macht, dann doch mit etwas Klasse und Witz. Da fühl ich mich etwas wie Cyrano de Bergerac. Wenn du die Bilder mit Jazz verbindest, ok, ich persönlich nicht, vielleicht sagt es etwas über unser unterschiedliches Alter aus.
     
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  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich stelle mal die These in den Raum, dass Musiker, die aus tiefer Überzeugung und mit Zuwendung für ihr Publikum spielen (also nicht, weil’s halt irgendein Gig ist) mehr positive Rückmeldung bekommen. Und mehr Auftritte. Und mehr Geld.

    Entscheidend dabei: für ihr Publikum.
    Nicht für sich selbst. Nicht für andere Musiker. Nicht für irgendwelche Agenten usw. - denn das bedient genau das versnobte Klischee.
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ja, nee … is schon recht.
    Lustig ist anders. Satire auch.

    Mein jazzpodium - Abo habe ich übrigens inzwischen gekündigt. Die sind mittlerweile vollständig durchgeknallt - bei Plattenrezensionen weiß ich: wenn’s im jazzpodium gelobt wird, finde ich es sehr wahrscheinlich nicht so gut. Und umgekehrt. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Leider sind die anderen Blättchen nicht wirklich besser und ich gebe mein Geld lieber für Konzerte, (Live-)Streaming und Vinyl aus.
     
  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Und ich muss zu den Thesen sagen: leider nein. Das Publikum kann sich von Ort zu Ort und Datum zu Datum so unterscheiden, das ist manchmal verrückt. Und oft trauen sich die Leute an die Musiker nicht ran, speziell wenn die in den Pausen in der Garderobe sind, ausser den Irren, die dir irgendeinen Scheiss erzählen wollen, die kommen immer. Am meisten Auftritte hast du in Clubs, wenn dein Publikum extrem hohen Umsatz macht was Getränke etc. angeht, so schnell kannst du gar nicht reagieren wie da der Betreiber fragt, wann ihr wieder spielen könnt. Die Frage ist nur ob du dieses Publikum haben willst, die während des Gigs sich 4-5 grosse Bier reinknallen.........
     
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    You get what you PLAY for
     
  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Nur suchst du dir das Publikum nie aus. Oft haben Clubes gewisse Stammgäste etc. Die eigenen Fans können gar nicht zu jedem Konzert kommen, wenn du öfters spielst.
     
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  13. claribari

    claribari Ist fast schon zuhause hier

    ...die Frage kann aber auch in die umgekehrte Richtung gehen, ob das Publikum Musiker will, die sich die gleiche Menge Alc reinknallen...., das hab ich leider auch oft erlebt...mit allen so bekannten Schönheitsfehlern...
     
  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem


    Mal ganz stumpf gefragt: Wenn es als Musiker in Berlin so furchtbar schlimm ist, warum tust Du Dir das dann an?

    Wegen Geld?

    So wenig, wie es sich nach Deinen Klageliedern anhört, bekommst Du nicht mal bei Aldi als Regalauffüller.
    Da machste 35 Wochenstunden mit Urlaub und allem Pipapo, vielleicht noch ein bisschen Unterricht für ausgesuchte Schüler*Innen dazu und schon musst Du nicht mehr einen einzigen Gig mit nervigen Menschen im Publikum, gierigen Clubbetreibern und bescheuerten Mitmusikern spielen.

    Und noch ne Frage: was hat Cyrano de Bergerac damit zu tun? Große Nase? Lyrisches Talent? Ich verstehe es nicht.
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Nun, DEN Jazz gibt es heute nicht mehr (gab es DEN Jazz überhaupt jemals?), stattdessen eine unglaubliche globale Diversifizierung, von extrem intellektuellen bis zu extrem unterhaltsamen Richtungen.
    Aber egal welche Richtung, man kann überall unterhalten oder langweilen.
    Ganz boshaft spreche ich gerne bei den besonders sperrigen Spielarten von "Preisträger-Jazz", der als Zielgruppe vor allem die entsprechenden Jurys ansprechen will.
    Aber das ist ja wie in vielen anderen Kunstformen auch, ich bekomme oft den Eindruck vom Märchen "Des Kaisers neue Kleider". :-D

    Meine Haltung habe ich schon vor über 20 Jahren in einem Zeitungsporträt kundtun dürfen: "Eines sollte einem Musiker niemals passieren: das Publikum zu langweilen." :cool:

    Ich kenne sehr unterhaltsame Free-Jazz-Performances und schnarchöde Dixie-Konzerte.
    Es kommt immer auf die Persönlichkeit und die Einstellung der Musiker an.
    Manche haben tatsächlich keinen Spaß an der Musik, agieren so begeistert wie am Schreibtisch im Büro.
    Provokative Frage: Gehört so jemand wirklich auf die Bühne?
     
  16. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich glaube nicht, dass Stillsitzen unbedingt mit Langeweile gleichzusetzen ist.

    Aber Abhotten will ich da jetzt auch nicht, bin doch keine 20 mehr, hallo?! :eek::D
     
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  17. Rick

    Rick Experte

    Nein, das ist Erziehung und Konvention.
    Ich war als Kind sehr brav und folgsam, mir wäre es nie eingefallen, mich gegen die gültigen Regeln zu stellen, das hieß im Konzert: Stillsitzen, nicht reden, nur klatschen, wenn es die anderen ebenfalls tun.
    Meine "Bekehrung" fand 1981 in den USA statt, wo ich in New York einen authentischen Gospel-Abend erleben durfte - das hat praktisch mein Leben verändert, plötzlich erkannte ich wirklich, worum es bei afroamerikanischer Musik geht... :rolleyes:

    Ist ja auch kein Zwang - entweder man fühlt sich danach, oder eben nicht. ;)

    Wir Europäer stehen zumindest mit einem Zeh noch in der Tradition des Biedermeier-Bürgertums, das merkt man auch im hiesigen Jazz.
    Die "Intellektualisierung" des Jazz ist ein europäisch geprägtes Phänomen, geschehen durch entsprechende Musikkritiker und die Rezeption des intellektuellen Publikums (in den USA etwa die "Beatnicks" der 1940er und 50er Jahre - alles junge, gebildete Euro-Amerikaner).
    Afro-Amerikaner sahen das schon immer kritischer, ich möchte ketzerisch behaupten, etliche schwarze Modern-Jazzer sind auf den "Avantgarde-Zug" gesprungen, weil es da bessere Chancen für Anerkennung und Geldverdienst gab.
    Was machen denn die noch lebenden Free-Jazzer der 1960er und 70er Jahre heute für Musik?
    Soweit ich das mitbekomme, überwiegend Gospel, Blues, Hard Bop, Soul, eben "ihre" Musik. Der "Kopfkram" wird hingegen fast ausschließlich von Weißen geübt...
     
  18. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Einspruch, das Video ist unter Beteiligung von Jazzmusikern entstanden, und ich kenne keinen Britischen Jazzmusiker, der es nicht absolut komisch findet. So ziemlich alle Musiker die ich hier kenne, zitieren gerne und häufig aus „Jazzclub“- es hat hier Kultstatus unter den Jazzmusikern!
    LG Juju
     
    tango61, saxfax, Sax a`la carte und 5 anderen gefällt das.
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Jetzt stell dir vor, alle in deinem alter hotten ab, haben Spaß, nur du nicht.
    Warum überlässt man es nicht jedem selbst zu agieren, wie er möchte, statt diesen Gruppenzwang "ja keine Miene verziehen"?
    Ich möchte meinen Spaß, den möchte ich auch ausleben, egal ob als Zuhörer oder Musiker.
     
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  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ok, ich muss britische (schottische, weil ich mag auch haggis und scotch) Gene haben. Ich habe mich kaputt gelacht.... Herrlich
     
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