...haben die auch Spaß?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Jacqueline, 6.November.2022.

  1. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Richtig. Und das war auch der Grund, weshalb ich nach 40 Jahren Bandtätigkeit 2006 beschloss, aufzuhören.
    Getreu dem Motto: „Wenn Dein Pferd tot ist, steig ab.“

    Dass das Pferd stirbt, haben wir schon einige Zeit früher realisieren müssen.
    Bei unseren Gagenforderungen mussten wir (5-Mann-Liveband) uns mit Alleinunterhaltern und DJs vergleichen lassen. Das machte irgendwann keinen Spaß und letztlich keinen Sinn mehr.

    • Wir besorgen uns eine stärkere Peitsche.
    • Wir wechseln die Reiter.
    • Wir sagen: „So haben wir das Pferd schon immer geritten”.
    • Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
    • Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
    • Wir bilden eine Task-Force, um das Pferd wiederzubeleben.
    • Wir kaufen Leute von außerhalb ein, die angeblich tote Pferde reiten können.
    • Wir schieben eine Trainingseinheit ein um besser reiten zu können.
    • Wir erklären, dass unser Pferd besser, schneller und billiger tot ist als andere Pferde.
    • Wir vergrößern den Verantwortungsbereich für tote Pferde.
    • Wir entwickeln ein Motivationsprogramm für tote Pferde.
    • Wir erstellen eine Präsentation in der wir aufzeigen, was das Pferd könnte, wenn es noch leben würde.
    • Wir strukturieren um damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.
    • Wir senden jemandem das tote Pferd als Geschenk. Geschenke darf man nicht zurücksenden.
    • Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es bessere oder billigere Pferde gibt.
    • Wir erklären: „Kein Pferd kann so tot sein, das wir es nicht mehr reiten können.”
    • Wir weisen den Reiter an, sitzen zu bleiben, bis das Pferd wieder aufsteht.
    • Wir stellen dem Reiter eine Beförderung in Aussicht.
    • Wir ordnen Überstunden für Reiter und Pferd an.
    • Wir schließen mit dem Reiter eine Zielvereinbarung über das Reiten toter Pferde.
    • Wir gewähren dem Reiter eine Leistungspämie, um seine Motivation zu erhöhen.
    • Wir schicken den Reiter auf ein Weiterbildungsseminar, damit er besser reiten lernt.
    • Wir organisieren regelmäßige Teamgespräche mit einem externen Supervisor, um die Kommunikation zwischen Reiter und totem Pferd zu verbesseren.
    • Wir schlagen dem Betriebsrat vor, Leistungsanreize für tote Pferde einzuführen.
    • Wir sourcen den Stall für tote Pferde aus, um Futterkosten zu sparen.
    • Wir schreiben die Stelle des Reiters des toten Pferdes bundesweit aus, nachdem sich aus dem eigenen Haus kein qualifizierter Bewerber gefunden hat.
    • Wir verdoppeln die Futterration für das Pferd.
    • Wir wechseln den Pferdelieferanten.
    • Wir wechselnd den Futterlieferanten.
    • Wir wechselnd das Stroh im Stall aus.
    • Wir lassen den Stall renovieren.
    • Wir schließen mit dem Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung über den Einsatz toter Pferde im Unternehmen.
    • Wir stellen fest, dass die anderen auch tote Pferde reiten und erklären dies zum Normalzustand.
    • Wir bringen im Rahmen des Budgets die Produkt- und die Finanzverantwortung des toten Pferdes zur Deckung.
    • Wir starten einen Ideenwettbewerb zum Reiten toter Pferde.
    • Wir beauftragen eine renommierte Beratungsfirma mit einem Gutachten, ob es billigere und leistungsfähigere tote Pferde gibt.
    • Das Gutachten stellt fest, dass das tote Pferd kein Futter benötigt und empfiehlt, nur noch tote Pferde zu verwenden.
    • Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es billigere Berater gibt.
    • Wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des toten Pferdes zu erhöhen.
    • Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde.
    • Wir lassen das tote Pferd nach DIN EN ISO 9001 zertifizieren.
    • Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an.
    • Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist.
    • Wir schirren mehrere tote Pferde zusammen an, damit sie gemeinsam schneller werden.
    • Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht doch motivieren könnte."
    • Wir beantragen Fördermittel der EU aus dem Landwirtschaftsfond für Pferdehaltung.
    • Wir erklären: "Wenn man das tote Pferd schon nicht reiten kann, dann kann es doch wenigstens eine Kutsche ziehen".
    • Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden.
    • Wir überarbeiten die Dienstanweisung für das Reiten von Pferden.
    • Wir richten einen unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.
    • Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch schlagen könnte."
    • Wir tauschen das tote Pferd gegen ein anderes totes Pferd aus, das laut Produktbeschreibung schneller läuft.
    • Wir tauschen das tote Pferd gegen eine tote Kuh aus.
    • Wir erschießen alle lebendigen Pferde, um die Chancen unseres toten Pferdes zu erhöhen.
    • Im Rahmen eines internationalen Artenschutzabkommens verpflichten sich alle Partner, das Aussterben toter Pferde zu verhindern.
    • Wir kündigen nach Anhörung des Betriebsrates dem Pferd fristlos, da es sich um einen klaren Fall von Arbeitsverweigerung handelt.
    • Wir verklagen das Pferd zivilrechtlich auf Schadensersatz wegen Nichterbringung einer zugesicherten Leistung.
    • Wir wenden die Helmut-Kohl-Strategie an: Wir setzen uns hin und warten sechzehn Jahre, ob das Pferd sich nicht einfach nur tot stellt.
    • Wir wenden die Gerhard-Schröder-Strategie an: Wir schnallen dem toten Pferd einen leichteren Sattel um, damit es die Chance hat, sich wieder von selbst zu erholen.
    • Wir wenden die Angela-Merkel-Strategie an: Alle dürfen munter sich widersprechende Vorschläge machen und am Schluss ist der Koalitionspartner schuld, wenn das Pferd sich nicht bewegt.
    • Wir erklären, daß ein totes Pferd von Anfang an unser Ziel war.
    • Wir legen das tote Pferd bei jemand anderem in den Stall und behaupten, es sei seines.
    • Wir leugnen, jemals ein Pferd besessen zu haben.
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Ja, die Zeit der großen Party-Bands ist weitestgehend vorbei.
    Aber für ausreichend flexible Musiker gibt es immer noch Jobs, oft sogar besser bezahlt als früher. Manche treten als "Special Guest" zusammen mit DJs oder Alleinunterhaltern auf, andere, gerade Jazzer, spielen auf Hochzeiten zum Sektempfang statt auf der Abendfeier: kürzere Arbeitszeit, geringerer Aufwand, aber praktisch vergleichbare Honorare.
    Und man hat noch den Abend frei! :)
     
  3. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Zuletzt bearbeitet: 9.November.2022
    Rick gefällt das.
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Seit musik in guter Wiedergabequalität überall quasi kostenlos verfügbar ist...
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Cool, das hatte schon Jimmy Lunceford als Teil seiner Show: ein an einem Stahlseil quer durch den Saal "einfliegender" Trompeter. In den 1930ern. :cool:
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Habe mal zum Spaß eine der wenigen Filmaufnahmen von Jimmy Lunceford gesucht und bin fündig geworden - das war Swing, bevor er von den weißen Big-Bands "gekapert" wurde, aufgenommen 1935:



    Hatten die Spaß?
    Keine Ahnung, aber ich finde, die Show macht auch heute noch Spaß - zwar hier ohne "fliegende Trompeter", aber zumindest mit Pyrotechnik! :-D

    (Casting: "Gut, du beherrschst also Dein Instrument - aber kannst du auch singen
    und tanzen?")
     
    Zuletzt bearbeitet: 9.November.2022
  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich würde hier den Vorwurf nicht den weißen Bands machen. Weiße Jazzmusiker gab es schon sehr früh in der Entwicklung des Jazz und quasi alle finanziell erfolgreichen Jazzmusiker waren eben auch gute Geschäftsmänner. Dass farbige seltener (fast nie) finanziell erfolgreich waren, lag zwar an der Diskriminierung, dafür können m.M.n aber Benny Goodman oder Tommy Dorsey nichts.

    Wie die Musiker privat so drauf waren, war unter afro- wie euroamerikanischen Jazzern individuell sehr unterschiedlich, würde ich behauptern.

    Wie viel bei diesem Clip Jimmie Lunceford zu entscheiden hatte, ist im Übrigen fraglich. Die Inszenierung von Jazz als Teufelsmusik im Video - hat sie auch einen ironischen Unterton und wird die Musik auch durchweg positiv dargestellt - passt wieder ins Bild der amerikanischen, weißen ,,Mittelschicht" (anders ausgedrückt in den meisten Fällen ganz einfach des Bürgertums), orientiert sich also an dieser als wichtigste Zielgruppe der Filmindustrie.

    Ich würde soweit gehen, dass ohne weiße Swingbands der Jazz wahrscheinlich insgesamt viel weniger Erfolg gehabt hätte, weil die Mehrheit der Weißen kaum so frei von Rassismus und Spießertum gewesen sein dürfte, eine rein von afroamerikanern gespielte Musik anzunehmen.

    Die meisten afroamerikanischen Musiker werden kaum weniger ernsthafte Menschen gewesen sein, im Gegenteil. Daher finde ich es auch schwierig, zu betonen, wie viel Spaß sie beim Musizieren gehabt haben.
    Sie kamen nur aus einer amerikanischen Tradition des Entertainments und wussten, dass sie das Publikum nicht nur durch Noten unterhalten konnten. Und der Spaß, den man als Musiker beim Spielen hat, wird, denke ich, nicht immer sichtbar.
    Louis Armstrong, Dizzy Gillespie oder Lester Youngwaren Entertainer. Auch jemand wie Thad Jones oder Charlie Parker hatte aber sicherlich viel Spaß beim Musizieren.

    Trotzdem ist der Clip natürlich sehens- und hörenswert, ich denke aber, dass er wenig aufschlussreich ist, was afroamerikanische Musikkultur angeht, obwohl ich durchaus nicht anzweifeln will, dass in dieser Bewegung und Expressivität größere Elemente sind als in der euroamerikanischen Musikkultur.
     
    sachsin, quax, gaga und einer weiteren Person gefällt das.
  8. Rick

    Rick Experte

    Aber ich erhebe überhaupt keinen Vorwurf. Ich wollte nur betonen, dass der Swing anders geklungen hat, bevor er durch die weiße Spielart "geglättet" wurde, was ihn allerdings auch massenkompatibel und dadurch erfolgreicher machte.

    Das steht außer Frage. Von Goodmans Erfolg profitierten die afro-amerikanischen Musiker erheblich, sie kamen so aus ihrer Nische in die Öffentlichkeit, zumal die weißen Stars nicht müde wurden zu betonen, wie wichtig ihnen nicht nur die schwarze Tradition, sondern auch der Austausch mit den Kollegen war.

    Benny Goodman ließ Arrangements von Fletcher Henderson und Mary Lou Williams spielen, stellte immer wieder afroamerikanische Kollegen ins Rampenlicht (so weit es damals in der Öffentlichkeit möglich war); ehemalige Lunceford-Mitspieler kamen nach dessen Tod in weißen Ensembles unter und feierten dort Triumphe.


    Wie heißt es so zutreffend: Die Mischung macht's. ;)
    Die Präzision und das hohe spielerische Niveau gehen sicherlich auf den europäischen Einfluss zurück, aber die Expressivität und der Schwung haben eindeutig afrikanische Wurzeln.

    Mir ging es auch nur um die Show und darum, klarzustellen, auf welchem Niveau damals bereits die Unterhaltung zelebriert wurde.
    Den Ausschnitt aus dem Kurzfilm fand ich einfach nett, wollte ihn darüber hinaus nicht überbewerten.
    Und Rassismus, egal in welcher Richtung, liegt mir sowieso fern. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 9.November.2022
  9. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Dann tut es mir Leid, lieber Rick, in deinem Post einen Vorwurf an die weißen Musiker gelesen zu haben.

    Wobei es schon interessant wäre, mal zu untersuchen, was einem das Gefühl der Glättung des Swing gibt, und, wie diese mit der europäischen Musiktradition zusammenhängt.

    Aus Sicht vieler weißer Musiker dürfte die Glättung eine "Präzisierung" oder "anständigere Spielweise" aus Sicht ihrer musikalischen Erziehung gewesen sein. Gleichzeitig ist rein-afroamerikanischer Jazz natürlich auch nie eine Veranstaltung a la "Spiel was und wie du willst, egal, ob du völlig aus der Time oder Form oder Harmonik fliegst" gewesen sein.

    Da müsste man mal schauen, warum Benny Goodmans Drill die Band (nicht auf allen Aufnahmen) etwas steif machte und Duke Ellingtons Bandmitglieder, von denen der Leader auch musikalische Bildung und Disziplin erwartete, im Vergleich "lebendiger" und "weniger stromlinienförmig" spielen.

    Warum das so ist und warum man die unterschiedliche Wahrnehmung der Spielarten überhaupt so beschreibt, wie wir es tun, weiß ich aber nicht zu erklären.
     
    Rick gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden