Hallo, heute bin ich echt ziemlich frustriert - ich dachte eigentlich, ich könnte Noten lesen aber wurde eines besseren belehrt... Folgender Fall: Eine halbe Note und eine Viertel der gleichen Tonhöhe sind per Haltebogen verbunden, ich habe mal gelernt, dass Noten der gleichen Tonhöhe per "Bogen" miteinander verbunden werden und sich dadurch die Tonlänge ändert. Auf der Viertel ist jetzt ein Staccatopunkt: Die Viertel wird anscheinend angestoßen, das war mir neu - wieso schreibt man dann überhaupt einen Haltebogen? Ich bin echt etwas verwirrt und bitte um Aufklärung... Zweite Frage: Gibt es irgendwo im Netz eine schöne Aufstellung aller Artikulationszeichen? Ist ja immer wieder verwirrend... Gruß in die Runde Gundi
Richtig, Gundi! Als Bläser kannst Du einen Ton nicht nur anstoßen, sondern auch plötzlich abstoppen (im Gegensatz zum decrescendo ausklingen Lassen). Das könnte damit gemeint sein - findet man öfter in der Big-Band-Literatur, besonders bei Rock, Funk etc. Stimmt, habe aber jetzt auf die Schnelle auch nichts gefunden. Schönen Gruß, Rick
Hallo Rick, ich hätte das auch so wie Du interpretiert: Die Viertel ist eben einfach kurz, ich wurde aber aufgeklärt dass Staccato nicht einfach kurz heißt sondern eben angestossen und das hat mich so verwirrt... sonst wär es ja einfach gewesen Freue mich über weitere Aufklärung - und vor allem: Wo finde ich was fundiertes, das ich unserem Dirigenten unter die Nase halten kann ? Gruß Gundi
Hallo Gundi, ich spiele seit meinem 16. Lebensjahr praktisch pausenlos in etlichen Big-Bands, leite zudem selbst eine seit 20 Jahren, kurz: Ich habe in meinem Leben schon eine Menge Noten gesehen und weiß, wovon ich rede. Daher kannst Du Eurem Dirigenten gerne einen schönen Gruß von mir ausrichten und ihm versichern, dass sich Staccato immer auf die Länge bezieht und erst einmal nichts mit dem Anstoßen, sondern überwiegend mit dem Abstoppen zu tun hat - das ist der eigentliche Sinn des Punktes. Es gibt gewiss eine Non-Legato-Schreibweise, wo zusätzlich zu einem Binde-Bogen Staccato-Punkte geschrieben werden, was dann quasi "weiche Zunge" bedeutet. Doch nach einer langen Note eine angebundene kürzere mit Staccato-Punkt ist die übliche Schreibweise für ein hartes Abstoppen des gehaltenen Tons, gerne nach Crescendo zusammen mit einem Schlagzeug-Akzent o. ä. Das findet man auch häufig am Schluss von Swing-Arrangements, beispielweise von Glenn-Miller-Nummern, denn Miller hat diesen Effekt öfter eingesetzt. Schöne Grüße, Rick
Noten sind sowieso keine exakte Wissenschaft, sondern werden immer interpretiert ... was auch bedeutet, dass ein Komponist oder Arrangeur gerade die Artikulationszeichen oft so setzt, dass sie so aussehen wie er sich den Ton denkt. (Riechst du was ich denke?) Man hätte statt der angebundenen Viertel mit Staccato ja auch eine Achtel anbinden können, aber angebundene Achtel werden oft überspielt. Der Staccatopunkt verleiht der Note also Wichtigkeit, ohne sie durch einen Akzent zu betonen. Manch ein Komponist setzt an lange Noten angebundene Achtel auch nur um auszudrücken, dass die Note davor auch wirklich voll gehalten werden soll ... ohne dass die Achtel selbst gespielt werden soll. Hier will der Komponist sie haben, daher eine ins Auge springende "Verklausulierung".
Hallo! Danke für die Antworten. Das baut mich zumindest mal wieder auf, ich sehe das ja genauso wie Ihr. Artikulationszeichen dienen ja schon dazu, die Interpretation der Noten dem Spieler zu erleichtern aber wenn ein Haltebogen, der da meiner Ansicht nicht dazu gehört, einfach aufgelöst wird, bringt mich das schon aus dem Konzept. Ist ja dann schon ein Unterschied ob ich zwei Töne spiele oder einen abrupt abbreche. Ich werde mich mal auf die Suche begeben, ob ich noch was im Netz dazu finde, vielleicht hat ja jemand noch nen Link parat Gruß in die Runde Gundi
immer gern: http://www.musik-steiermark.at/musikkunde/notenlehre/artikulationszeichen.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Artikulation_(Musik) http://www.musikzeit.info/theorie/artikulation.php http://www.wilmer-vordorf.de/Musiktheorie/kapitel_5a_artikulation.htm http://www.cvnrw.de/download/d-massnahmen/D1-Notenschrift.pdf
Hallo zusammen, wie schon von MatthiasB festgestellt und von Rick (und vielen anderen auch...)schlicht und einfach seit Jahren praktiziert, sind Artikulationszeichen nicht zu 100 % Anordnungen, sondern AUCH Hinweise, die interpretiert werden können (und sollen). Gerade im Big-Band-Bereich interpretiere ich diese Kombination von Haltebogen und Staccato-Punkt so wie Rick - als Hinweis auf ein abruptes Abstoppen. Das lässt sich dann ja auch noch mannigfaltig interpretieren... Im klassischen Bereich, also auch im Bereich der Blasorchester, neige ich allerdings eher der Interpretation deines Dirgenten zu, Gundi - wenn auch nicht ganz so kategorisch "Staccato immer gleich hart gestoßen", aber doch deutlich hörbar von der vorherigen Note getrennt, so etwa "daadat" (mit weichem d und hartem t, für die Franken unter uns ). Alles Liebe Toffi
In unserem Werk "Das praktische Theorie-Buch für den Musik-Unterricht" ist exakt diese Artikulation in den Demo-Seiten auf Seite 16 kurz und bündig erklärt
Ich hätte laut deiner Beschreibung fast portato (getragen) davon gemacht, aber da wäre normalerweise ein Punkt unter jeder Note, die durch Haltebogen verbunden sind.Portato
Hallo, das mit dem Portato habe ich jetzt mehrmals in verschiedenen Quellen nachgelesen aber dachte auch, dass dann ein Punkt über/unter jeder Note sein müsste. So habe ich das zumindest verstanden. Nun ja, ich werde mal alles zusammentragen, morgen Abend haben wir Workshop mit einem Profi, mal sehen, was dabei rauskommt. Letztendlich wird es keine allgemein gültige Aussage geben sondern es kommt wahrscheinlich letztendlich darauf an, in welcher Musikrichtung man sich befindet - leider in diesem Fall Blasorchester Danke für die Links, kann man ja immer was dazu lernen. Gruß in die Runde Gundi
Hallo Peter, gestatte, dass ich widerspreche - die Artikulationsbeschreibung befindet sich auf Seite 17 der Demo Eures interessanten Buches, und außerdem geht es da um Portato - aber dafür schreibt man zu JEDER Note unter dem Binde- (nicht Halte-)Bogen einen Artikulationspunkt, nicht bloß zu einer einzelnen, so wie es Gundi beschrieben hat. In Gundis Fall handelt es sich also eindeutig NICHT um Portato, sonst bräuchte die halbe Note ebenfalls einen Punkt. Schöne Grüße, Rick
Hehe, und das wäre mal ein interessanter Fall von Portato, eine halbe und eine viertel Note unter einem Bogen, beide mit Punkt - eher selten, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt (Das mit der Seite 17 hatte ich mir aber verkniffen zu sagen, ich hatte Sorge, dass dann wieder der Ruf nach Netiquette kommt ) In echt guter Meinung: Alles Liebe Toffi
Natürlich muss der Dirigent die letzte Instanz der Noteninterpretation sein - wenn er es MUSIKALISCH SINNVOLL findet, den Ton neu anzustoßen, keine Frage! Diese Big-Band-Interpretation kommt übrigens aus der klassischen Marschmusik, wo das abrupte Abstoppen oft ebenfalls ein Thema ist (und Glenn Miller hat ja im Endeffekt auch wieder einfach gut interpretierte Blasmusik gemacht...). Schönen Gruß, Rick
Hallo, tja, der Dirigent ist letzte Instanz, das ist schon klar und auch gut so nur wurde mir irgendwie während dieser Probe vermittelt, dass das doch alles sonnenklar ist so nach dem Motto, wie kann man das nicht wissen...... Ich bin zum Thema Blasmusik nicht allzu bewandert und lerne immer noch dazu aber die Geschichte war mir einfach auch gar nicht einleuchtend. So kann ich damit leben.... und ich muss nicht dumm sterben Gruß in die Runde Gundi
Ich würde nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass das bei uns im Verein jeder weiß. Der Job des Dirigenten sollte dann sein, das nicht gewusste den Musikern mit dem nötigen Fingerspitzengefühl beizubringen.