Hilfe! Ich bin "zu leise"

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Sax_Addict, 2.März.2012.

  1. Sax_Addict

    Sax_Addict Ist fast schon zuhause hier

    Liebes Forum,

    Ich habe vor kurzem unseren ersten Altisten beerbt und bin jetzt "Stimmführer" (Registerführer, Lead-Alt, nennt es, wie ihr wollt) in unserer Bigband/Musikverein. Unser Diri hat beanstandet, dass unser Sax-Satz nicht ausgewogen klingt, dass Alt sei zu leise, man höre nur Tenor. Worauf ich insistierte, nicht das Alt sei zu leise, sondern die Tenöre zu laut (Familien-Fehde zwischen Enkel und Opa - jeder will lauter sein, als der andere.)

    Nun tue ich mich allerdings verdammt schwer, lauter zu spielen (das Problem hatte ich übrigens vorher auf dem Tenor ebenfalls, laut spielen war noch nie meins...). Ich verstehe es nicht wirklich, denn eigentlich bin ich "ein Bär von einem Mann" - will sagen, groß, breit mit viel Platz für Volumen... ;-)

    Und trotzdem kommt nix raus. Liegt es am Mundstück? An der Blatt-Mundstück-Kombi? Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich mal Metall probieren?

    Was ratet ihr mir?

    Übrigens: ich spreche auch recht leise (vielleicht auch undeutlich, undifferenziert?), insofern ist das Sax-Spiel nur eine logische Fortführung meiner "natürlichen Artikulation" - und somit Gottgegeben und nicht zu ändern?

    Vielen Dank für eure Ratschläge.

    Liebe Grüße
    Flo
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Es ist nicht gottgegeben.Ich bin leiser Sprecher und lauter Spieler.

    Das Problem ist , dass man nicht weiß wie laut die Tenöre sind. Das heißt ob tatsächlich die Tenore tendenziell wirklich zu laut spielen oder du zu leise bist. Wenn du da nur nachziehst, kann es sein, dass die Band ihre dynamischen Kapazitäten verschenkt. Aber das muss euer Leiter wissen.

    Was spielst du für ein Mundstück? Da kann man am ehesten was machen. Es hat meines erachtens aber weniger mit Metall<->Kautschuk zu tun sondern mehr mit der Innenarchitektur der Gerätschaft.
     
  3. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Boah, schwieriges Thema. Oder eben doch nicht?
    Bevor man eine Spielweise im eigenen Charakter oder Psyche sucht, darf man ruhig darauf hinweisen, dass es schräge/ruhige/leise/verschobene/..., Typen gibt, die können alle laut oder eben nicht laut spielen. Also, such die Ursache nicht an Dir sondern an dem Spiel als solchen.
    Hast Du überhaupt einmal versucht, laut zu spielen. So für Dich selber? Ist Dir etwas aufgefallen?

    Es kann - so ist meine Ansicht - zwei Möglichkeiten geben.
    1. Du baust keinen Druck auf. Atme bewusst aus dem Bauch und spiele so die Töne an. Gute Stütze = Power.
    2. Du bekommst den Power nicht weg, dann ist das Equipment zu eng oder zu weich.

    Also, beobachte Dich einmal beim Spielen einzelner Töne. Was fällt Dir auf?

    kindofdoctor

     
  4. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Ich war "damals" auch zu leise für meine erste Band (das war eine Zirkuscombo) - der Wechsel vom Selmer auf ein Meyer-Mundstück hat da einiges bewirkt.

    Saxolina
     
  5. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Mir hat es geholfen mir vorzustellen ich stehe auf der Bühne in einem riesen Saal und möchte daß jemand bestimmters ganz hinten mich hört.
     
  6. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Wichtig ist nicht nur das Volumen zu haben, sondern vorallem auch es zu nutzen!
     
  7. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . neben den schon gemachten Vorschlägen, insbesondere anderes Mundstück: Kann es sein, das du relativ wenig Mundstück in den Mund nimmst?
    Dann müstest du auch eher einen dunklen Ton hsben.

    Falls ja, mal anders probieren, tiefer reinnehmen, dann wird der Ton heller, obertonreicher, damit durchsetzungfähiger, ausserdem auch tatsächlich noch lauter.

    Viel Erfolg!



    [size=xx-small]SwingBand Berlin[/size]
     
  8. Knebi89

    Knebi89 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Es ist auch wichtig das laut spielen zu üben. Wichtig ist dabei auch das richtige Körpergefühl. Beide Beine fest "verwurzelt" im Boden, aufrecht und selbstbewusst dastehen.

    Mir hat folgende Vorstellung geholfen: Der Sound kommt aus dem Boden, strömt durch mich und mein Instrument hindurch und füllt den ganzen Raum bis in den letzten Winkel aus! Achtung: Der Sound strömt nicht durch dich durch und dann in's Instrument rein sondern auch noch durch das Instrument durch! Das macht von der Vorstellung her einen riesen Unterschied. Also über's Instrument hinausdenken, deine Arbeit fängt am Schallbecher erst an! ;-)

    Wenn du mit diesen Gedanken im Hinterkopf übst und sie wirklich verinnerlichst wird es in der Band (auch im Sitzen) leichter sein dich durchzusetzen.

    Alles was ich übe versuche ich mit dem fettest möglichen Sound zu spielen. Meistens auch ziemlich laut. Also auch wenn's nur Tonleitern oder Patterns sind: Den Sound kann man immer mittrainieren. Wenn man nur reinhaucht kann man genausogut nur die Finger trainieren und nebenbei Fernsehen. ;-)

    PS: Wenn man mit Playalongs übt kann man mal versuchen die wirklich auf Bandlautstärke laufen zu lassen. Die laufen bei den meisten Leuten geradezu lächerlich leise!
     
  9. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Knebi89

    Mmmhhh...Mein Lehrer ermahnt mich immer, dass ich max. 80%
    meiner mir möglichen Lautstärke spielen soll, damit der Ton sauber und kontrollierbar bleibt.

    Wobei das natürlich relativ ist, nämlich 80% von was?

    LG

    Dreas
     
  10. Knebi89

    Knebi89 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Fettest möglich, nicht lautest möglich. Wenn man ständig 100% Lautstärke gibt wird man daran nicht viel Spaß haben und klingen wird's auch nicht gut. Den Spitzenwert an Lautsärke hält man ja auch nicht lange durch.
    80% Lautstärke sind m.M. ein guter Richtwert. (...aber wie soll man's messen? ;-)) Da hat der Sound die nötige Power um auch gut zu klingen. Was ich wichtig finde ist, nicht ständig auf Standgas (z.B: 20%) zu üben und das Bewusstsein, dass man den ganzen Raum mit seinem Atem ausfüllen muss. (und nicht nur das Saxophon)

    Trotzdem, ich finde die Grenzen sollte man auch mal ausloten... nicht zuletzt weil's Spaß macht. :-D
     
  11. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    Laut spielen ist m.E. eine Frage von:

    1. Wollen
    2. Kraft
    3. Technik

    Letztlich spielt dann auch noch das Equipment eine gewisse Rolle, vor allem das Mundstück. Auf einem Rascher kriegt man halt nicht so viel Power raus wie auf einem Duckoff ;-)

    Zu 1.
    Der zurückhaltende Typ tut sich manchmal schwer, sich dominant zu verhalten, vor allem im Orchester und spielt eher leiser.

    Außerdem kommt einem das Saxophon beim heimischen Üben oft eh recht laut vor, beim ordentlichen Gas geben meint man ja auch gerne und nicht grundlos, dass man es sich dann völlig mit der Nachbarschaft verdirbt.

    Man braucht also den Willen zum Laut spielen und eine Umgebung, in der man das dann auch wirklich kann.

    Zu 2.
    Lautes, oder besser gesagt dynamische Üben (in der vollen Bandbreite) ist an sich schon mal ein gutes Training, aber wie beim Krafttraining heisst es auch hier, das Ganze systematisch und gezielt anzugehen. In richtiger Atem- und Ansatztechnik langsam die Lautstärke steigern ist hier angesagt.

    Zu 3.
    Wie schon zu 2. gesagt ist es ganz wichtig, nicht einfach los zu tröten, sondern ausgehend von einer mittleren Lautstärke langsam und gezielt die Lautstärke zu steigern.

    Am Ende kann es dann schon mal sein, dass man richtig Bauchmuskelkater bekommt, und auch die Gesichtsmuskulatur fühlt sich etwas labberig hinterher an.

    Aber Vorsicht! Gewisse Grenzen darf man nie überschreiten, sonst ist der Rückschritt deutlich größer als der Fortschritt.

    Zum Equipment
    Laut spielen kann man natürlich mit fast jedem Equipment, gewisse Mundstücke haben aber einfach einen besseren Wirkungsgrad.

    Ich habe gerade den schönen Vergleich zwischen Rascher, Link STM und Lebayle. Bei gleicher physischer Anstrengung liegen da schon Welten dazwischen.

    Gruß,
    xcielo
     
  12. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich 80% meiner möglichen Lautstärke spielen würde, würde zu Hause mein Studio zusammenbrechen und aus der Bigband wäre ich inzwischen 'rausgeflogen.

    Dort wo in den Bigband -Noten ein ff steht, hat der Bandleader auf meinem Notenblatt vor den Augen aller anderen ein f gestrichen :-(

    Cheers
    HanFF
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ HanFFFF

    Kann ich irgendwie nachvollziehen... :lol: :lol:

    Alles ist relativ...

    LG

    Dreas
     
  14. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Lach...Hans,

    Ja.... scheint, Du arbeitest wirklich mit eingebautem Kompressor.:-D

    Hab's ja schon Live gehört.

    Tip: Häng Dir samt Sax so ponchomäßig 'ne dicke Kuscheldecke über und schneid für'n Kopf ein Loch rein.
    Du wirst immer noch zu hören sein. :cool:

    Ein büsschen Spass muss sein.

    Liebe Grüsse

    Wuffy :)
     
  15. Gast

    Gast Guest

    Ja, der Hilferuf dieses Threads, der gilt auch für mich!!

    Ich bin auf jeden Fall geschädigt. :) Geschädigt von einer unter uns wohnenden Prominentengattin, die, als wir dieses Mehrfamilienhaus bezogen haben, öfter auf der Matte stand und mir an den Kopf warf, dass sie wisse, dass ich auch leiser spielen könne. Inzwischen ist sie ausgezogen:)

    Aber zu Hause spiele ich nie mit Dampf, geschweige denn mit Volldampf. Höchstens mal mf.

    Und meine Lehrer fordern mich auf, mal mehr Gas zu geben. Und wenn ich das dann mache, soll es angeblich auch ganz gut klingen.

    Aber, jetzt kommt es: ich werde einen Abstellraum wie Saxhans schalldämmen..... in Kürze... und dann... dann lege ich los!:-D:-D

    FF-Grüße,

    Joe





     
  16. Ernest

    Ernest Kann einfach nicht wegbleiben

    Immer schön mit Druck spielen, dann wirst Du auch gehört
     
  17. Sax_Addict

    Sax_Addict Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    schon mal vielen Dank für die vielen nützlichen Hinweise. Ich werde mich mal in der nächsten Zeit damit beschäftigen, an meiner Atmung und meiner Stütze zu arbeiten und auch mal einen Blick auf mein Equipment werfen und andere Mundstücke/Blätter testen.

    Ich spiele derzeit ein weißes No-Name-Mundstück (Pan America, ein Conn-Stencil?), was sich für's Quartett-Spiel gut eignet. Vielleicht ist das für großes Orchester/Bigband einfach "zu eng". Ich habe oftmals den Eindruck, dass mir der Kopf platzt , wenn ich Druckvoll spielen will. Scheint ja dann ein Zeichen dafür zu sein, dass "nichts durch geht" oder?

    Liebe Grüße und schönes Wochenende
    Flo :)
     
  18. cara

    cara Strebt nach Höherem

    hallo Sax_Addict,

    wenn du das Gefühl hast
    stimmt meines Erachtens etwas mit deiner Bauchatmung nicht. :-o

    Gruß Cara
     
  19. BluesX

    BluesX Ist fast schon zuhause hier

    Es heißt ja, man spiele, wie man übe. Wenn ich die ganze Woche über zuhause in der Etagenwohnung nicht laut übe, um die Nachbarn nicht zu nerven, ist es für mich schwer, in der Band sofort laut zu spielen. Man sollte meinen, dass dieses Umstellen sofort geht, geht bei mir aber nicht (zb. klingen die tiefen Töne erst gequetscht oder oktavieren). Vielleicht liegt es nicht nur am Druck, sondern auch am etwas anderen Ansatz.

    Gruß, BluesX
     
  20. HolgerFfm

    HolgerFfm Ist fast schon zuhause hier

    @Sax_Addict

    Genau dieselbe Frage hatte ich hier auch mal gestellt und einige interessante Antworten erhalten und Erkenntnisse gewonnen. Wie hier auch schon angeklungen, liegt es wohl weniger am Equipment, sondern mehr am Ansatz und am richtigen Üben.

    Den Thread von damals findest Du hier.

    Hab Geduld!

    Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main,
    Holger
     
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