Ich bin als Amateur-Saxophonist zufrieden !

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von altblase, 13.Mai.2010.

  1. Reedirect

    Reedirect Ist fast schon zuhause hier

    Du schreibst es sehr treffend. Wer soll denn da was beurteilen? Soll es der "Markt" richten? Über Angebot und Nachfrage?
    Für mein Empfinden wirkt hier auch die "im Internet ist doch auch alles umsonst" Mentalität durch. 300€ für eine mehrköpfige Band und einen ganzen Abend kann man getrost als "Aufwandsentschädigung/Spritgeld" bezeichnen. Ab 1000€ kann man wohl von "Verdienst" sprechen (Allerdings: Unkosten abrechnen -300€, Rest durch 6-8, also 100€ für sagen wir mal 8 Stunden inklusive Anfahrt, Aufbau, Abbau, Abfahrt = 12€ Stundenlohn pro Nase und das wäre dann noch zu versteuern). Ist schon kein Knüllerverdienst, wenn man bedenkt, dass diese Aktivitäten vornehmlich an Wochenenden und/oder Abends stattfinden.
    Rick hat schon recht. Wenn man als Amateur für eine Aufwandsentschädigung spielt, weil man halt spielen will, macht man die Preise kaputt.
    In unserer Combo (1 Profi, 1 Bald-Profi, 1 Quasi-Profi, 5 Amateure) drehen sich die Diskussion deshalb auch genau darum, wieviel man verlangt und mit welchem Anspruch das Engagement dann durchzuführen sei (Programm nochmal extra einstudiert, keiner darf fehlen, Anlage muss passen, Sound muss stimmen, etc.pp).

    Das ist und bleibt ein Dilemma! Als Konsequenz wird das Versteuern weggelassen und dann sind wir nicht mehr in der "Grauzone" sondern bei Schwarzarbeit und die macht den Markt kaputt.

    Gruß
    Jo
     
  2. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    Bei der Berechnung des Stundenlohns muss man berücksichtigen, dass zu jedem Auftritt mindestens eine gleich oder oft auch doppelt so lange Probe gehört. Dann sehen die horrenden Musikerpreise plötzlich ganz anders aus. Ganz ohne Proben spielen vielleicht einige Super Profis, aber die haben erst recht ihren Preis.
     
  3. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Mit Bezahlung meinte ich keinesfalls die Übernahme der Spesen, was ich in jedem Fall, egal ob Amateur oder Profi, für selbstverständlich halte.

    Cara
     
  4. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Hallo und vielen Dank für die nachdenkenswerten und schönen Beiträge !

    Natürlich wurde mir seit Beginn meiner ersten Töne vom Lehrer mitgeteilt, dass in einem Orchester/Ensemble jede (!) Stimme wichtig und gleichwertig ist. Aber es sind verschiedene paar Schuhe, ob man diese Tatsache verstandesmäßig weiß oder sie selbst durchlebt. Das wirkliche Erleben kann sich natürlich manchmal über Jahrzehnte bewegen bis sich die o.g. Erkenntnis verinnerlicht. Auch die (nicht neue) Erkenntnis, dass es weniger darauf ankommt, was und welche Stimme man spielt sondern wie (!) man sie ausführt.-Hauptsache, dass keine Kompromisse (soweit es geht) in der Qualität gemacht
    werden !

    Zitat Hans Josef :

    An "rechtfertigen" dachte ich nicht. Das würde sonst bedeuten, dass die Arbeit an der 2. Stimme doch nicht so gleichwertig wäre wie an der 1. Stimme. Ich habe in meinem Thread nur ein Erkenntnisweg beschrieben.

    Zitat Rick :

    Und genau das machen wir nicht ! Zwar sind wir froh darüber, dass wir persönlich auf das erspielte Geld nicht so angewiesen sind, auf der anderen Seite betrachten wir es als Wertschätzung, dass man unsere Musik angemessen bezahlt.-Natürlich halten wir einen Respektabstand, weil die Qualität nicht an den Profis heranreicht.

    Das hat natürlich zur Folge, dass wir dann nicht von jedem (!) Hans und Franz engagiert werden, denen die Geiz-ist-geil-Mentalität wichtiger als unsere Swingmusik ist. Bei besonders penetranten und geizigen Zeitgenossen verweisen wir auf die Benutzung eines CD-Players. :cool:
     
  5. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Rick: Schlimmer als Amateure die Preise kaputt machen finde ich Profis und Musikstudenten, die Preise kaputt machen.

    Bei mir in der Nähe ist ja die US Air Force Band of Europe stationiert.
    Alles Musiker die eine Menge Geld verdienen. Die spielen in Kneipen oftmals mit kleinen Combos nur so zum Spaß, weil sie das Geld nicht nötig haben.

    Oder ich weiß aus Städten, die Musikhochschulen haben, daß die Studenten für Minigagen spielen, weil sie Spaß dran haben und es damit ausreicht das Studium zu finanzieren.
    Damit machen die ihre eigene Zukunft kaputt.
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo allerseits,

    Danke, dass Ihr meinen Zwischenruf aufgenommen habt und diskutiert! Es ist ein gutes Zeichen, dass den meisten die Problematik "Amateurgagen" bewusst ist.

    Derzeit liegen sie für "Dienstleistungen" (also keine Kneipenauftritte etc., für die natürlich andere Regeln gelten, weil die Gastronomie seit einigen Jahren nichts mehr zu lachen hat) bei mindestens 50,- pro Kopf und Stunde, zzgl. Aufwand wie Fahrtkosten und Hotel, zzgl. Umsatzsteuer (soweit jemand dazu verpflichtet ist).

    Das wären also für eine fünfköpfige Tanzband und 5 Stunden Ball (inkl. Pausen, die werden NICHT rausgerechnet!) mindestens EUR 1.250,-.
    Klar kann man dann auch mal bei einem lokalen Fest oder ähnlichem für weniger spielen, aber gerade bei den grassierenden "Kneipenfestivals" ("Night of Music" etc.) nutzen die Veranstalter die Bands teilweise kräftig aus, finde ich, das sollte sich niemand gefallen lassen.
    Wenn alle zusammen halten, geht das auch nicht! ;-)

    Eben. Musikerhonorare sind immer individuelle Verhandlungssache (außer bei öffentlichen Einrichtungen wie kommunalen Theatern, Opernhäusern, Hochschulen...).

    Bei geringem Umsatz muss meines Wissens kein Nebengewerbe angemeldet werden.
    Cash ist absolut branchenüblich und ist nicht mit "schwarz" zu verwechseln, meistens werden ja trotzdem Rechnungen ausgestellt und Quittungen unterschrieben. Bloß haben Musiker in der Regel keine Rechnungsabteilung, um seit Monaten überfällige Zahlungen einzutreiben, daher die Bargeld-Bevorzugung.

    Am Finanzamt kommt kein Weg vorbei (Steuerhinterziehung ist KEIN Kavaliersdelikt, sondern eine Schweinerei!), aber die meisten Ämter drücken bei reinen Amateurmusikern mit 5 Gigs pro Jahr auch gern ein Auge zu. Umgekehrt kann man aber bei einer Anmeldung "berufsbedingte Ausgaben" wie Instrumente, Anlage, Noten, Fahrtkosten etc. steuermindernd wirksam machen! :-D

    Nun, der Maler hat ja etwas gegen berufsfremde Nebeneinsteiger, hier gibt es Genossenschaften, Handwerkskammern - doch das alles gibt es bei Musikern nicht, wie Bernd zutreffend anmerkte.
    Ist auch okay, ich finde die Anwesenheit von guten Amateuren in der Szene immer bereichernd - mir geht es allein um die PREISE.

    Absolut zutreffend.
    Viele Profi-Jazzer sind beispielsweise durch Jazz-Rock (Fusion) zu ihrem Beruf gekommen, haben an der Hochschule bei ebensolchen Musikern studiert und können nun in einem Affenzahn abgefahrenste Skalen rauf- und runternudeln.
    Das ist ja toll - bloß braucht so etwas kein Mensch auf der "freien Wildbahn"!

    In meiner direkten Gegend kenne ich beispielsweise nur zwei wirklich gute Jazz-Gitarristen:
    Der eine hat u.a. in Berklee bei was-weiß-ich-wem studiert, arbeitet an Musikschulen und ist ein beeindruckender "Fuddler". Ich habe mit ihm mal zwei Jobs gespielt, die eher in die Mainstream-Richtung gingen, da hat er mich stilistisch ziemlich enttäuscht, ehrlich gesagt - kam bei aller verblüffenden Spieltechnik nicht deutlich über Fusion hinaus.
    Der andere ist ausgebildeter Elektro-Ingenieur, Lehrer an einer Berufsschule und Hobby-Jazzer mit Leib und Seele. Er kennt nicht so viele Skalen wie der Profi, aber er spielt mit wesentlich mehr Jazz-Geschmack, "versteht" Barney Kessel oder Wes Montgomery wesentlich besser, hat ein für meine Zwecke geeigneteres Repertoire und ist dabei noch ein netter Kumpel. :)

    Den o. g. Mainstream-Gitarristen würde ich natürlich eher dem Semi-Pro-Bereich zuordnen - vom Können her dem Berufsmusiker vergleichbar oder sogar überlegen, aber hat noch einen anderen Broterwerb.
    Aber gerade deshalb darf so jemand keine geringeren Gagen als ein "echter" Profi verlangen!

    Sobald jemand dieselbe Leistung erbringt, hat er auch ein Recht auf dieselbe Bezahlung, finde ich.

    Es gibt rechtlich und steuerlich keinen Unterschied zwischen Semi- und Vollprofi, soweit ich weiß.

    Herzliche Grüße,
    Rick


    P.S. an Volker Kaufmann:

    Stimmt, das Phänomen kenne ich ebenfalls sehr gut - teilweise werden die Studenten sogar noch von ihren Dozenten (staatlich vollversorgten Angestellten) dazu ermutigt! :evil:

    Es sollte sich eben wirklich jeder Musiker, egal ob Amateur, Student, angestellter oder selbstständiger Profi, dieser Preis-Problematik bewusst sein.
     
  7. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    zitat rick "Wenn alle zusammen halten, geht das auch nicht"

    und da fängt nicht nur das problem an, sondern liegt sogar der kern des problems.seit der kohlschen geistig"moralischen"
    wende leben wir in einer jeder ist sich selbst der nächste,
    bzw. wer hat die besseren ellbogen-gesellschaft.
    das gilt auch für musiker;leider.
     
  8. Schepperer

    Schepperer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,

    vielen Dank für die ausführlichem Antworten auf meine Fragen, das hilft richtig weiter.
    Bei dem von dir genutzten Begriff "Fuddler" habe ich mir vor Lachen fast in die Hose gemacht, hahaha. Das sehe ich genauso.. Ich kann mit diesen Fuddlern nämlich gaaaar nichts anfangen.
    Vor Jahren hatte ich da mal ein einschneidendes Erlebnis bei einem groß als Jazz-Tag gefeierten Event. Drei Combos haben abends gespielt. Die erste war eine regionale Anfängerkiste, die zweite und dritte waren Profis, letztere dann sogar verstärkt durch Bob Mintzer.
    Nur die erste hatte mir gefallen, das war kreativ, unbedarft, frisch und farbenreich.
    Die Profis hatten mich total enttäuscht, da nur Gefuddel.

    Herzliche Grüße, Schepperer
     
  9. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    vielen Dank für die Faustregel "50 Euro pro Kopf und Stunde plus Aufwand".

    Nur das mit dem Aufwand ist halt noch problematisch.

    Proben ziehe ich mal ab. Da brauchen wir noch viel mehr, sind halt noch am Aufbau des Repertoires.

    Aber nehmen wir mal den letzten Gig. 3 Stunden Musik (inkl. kleiner Pause zum Essen), von 11 - 14 Uhr. Aber los gings bei mir um 9 Uhr, zum Kumpel zum Einladen, 10 Uhr beim Veranstalter, Aufbau und Soundcheck, bevor die ersten Leute kamen. Hinterher Abbau und nach Hause. In den Sessel gesunken um 16:30. Also für mich 7 1/2 Stunden. Alles natürlich am heiligen Sonntag.

    Wie rechnen wir das nun reell ab ??


    Und von unserer Big Band mit 20 Leuten plus verschärfter Soundanlage möchte ich da gar nicht reden ...

    Also doch alles nur Hobby ??
     
  10. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo viva,

    das sehe ich anders.

    proben fallen, jedenfalls war das bei mir so, deutlich intensiver aus.

    ich kenne keinen, der ohne probe auskommt, auch keinen super profi.

    nur mal so ganz grob einige punkte die auch dazugehören.

    eine top anlage kostet schnell 30 tsd teuro. (inc. licht, instrumente.

    ein auto schlägt ebenfalls mit z. b. 30 tsd teuro zu buche.

    das sind nur 2 punkte, alles andere lassen wir mal weg. diese beide sachen sind in z. b. 5 jahren abgeschrieben, dann nochmal bitte kaufen.

    auch wenn diese sachen steuerlich absetzbar sind, mußt du erst mal viel geld verdienen, um überhaupt in die region zu kommen, dieses genießen zu können.

    für 50 teuro die stunde musik machen? ich nicht.

    was ist mit der zeit für deine fahrt, auf und abbauen, proben.....

    kann ja jeder halten wie er will. ich vertrete die meinung wenn unterm strich nichts übrigbleibt, bleibe ich lieber daheim und strecke meinen dicken hintern in die luft. dann habe ich mehr verdient.

    gruß
    hanjo
     
  11. Gast

    Gast Guest

    Das geht mit jetzt zu sehr in Richtung Geldverdienen. Ursprung dieses Threads war ein anderer: Bin ich mit meiner Rolle/Funktion in der Band/dem Orchester zufrieden; was machen andere, was kann ich ändern, verbessern usw.
    Für diejenigen, die mit ihrer Mucke Geld verdienen müssen, sieht das alles natürlich ganz anders aus. Aber BWL-Lehrstunden möchte ich hier eigentlich nicht lesen. Mir ist die Freude an der Musik wichtiger als das Geld; ich setze bei jedem Auftritt und jeder Probe zu; und das wird auch so bleiben, selbst wenn wir eine "Aufwandsentschädigung" nehmen und auch bekommen.
     
  12. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    @hanjo: Schön, wenn du mehr nehmen kannst. Die Gagenverhandlungen sind allerdings immer eine Art 17+4, steigst du zu hoch ein, werden die Verhandlungen abgebrochen. Bei zu niedrig bist du auch der Verlierer, weil der Vertragspartner sofort einschlägt.

    Vorbereitungszeit: da kann man natürlich nicht seine ganze Studienzeit abrechnen, oder die ganze Zeit, die man im Ensemble für den Aufbau des Repertoires verendet hat. Dieser Begriff taugt ganz gut in Verhandlungen, warum Musik nicht so billig sein kann wie andere Dienstleistungen.

    Auch Super Profis üben, allerdings nicht unbedingt Event bezogen, sondern die x-Stunden täglich sind Routine, das bezahlt ihnen natürlich niemand.

    @Florentin: Die Faustregel gilt nur für kleinere Ensembles, grössere Gruppen haben einen geringeren pro Kopf Verdienst. Deine Fahrtzeiten kannst du nicht abrechnen, allenfalls Spritgeld als Unkosten vereinbaren. Deine 7 1/2 Stunden + Probenzeit wirst du wahrscheinlich seltenst gut bezahlt bekommen, ist aber immer Verhandlungssache. Da ist es nicht schlecht, wenn der geschickteste, härteste Verhändler in der Gruppe diesen Job immer macht, eventuell sogar mit einer extra prozentualen Beteiligung, denn alle Absprachen (mehrere Telefonate, Band zusammmen trommeln) können sich durchaus einige Stunden ziehen.

    Vielleicht nicht dumm: Man überlegt in der Gruppe, was man als gerechtfertigten Preis für seine Leistung sieht, dann einigt man sich auf die unterste Schmerzgrenze für normale Gigs (nochmal unterboten durch Freundschaftsgigs). So hat der Verhandlungsführer einen Rahmen, den er bei einer Anfrage ausloten kann. Insbesondere die untere Schmerzgrenze erlaubt es dann ganz einfach nein zu sagen.

    Bei den meisten Gruppen nehmen wir einen Grundpreis + einen Preis pro angebrochenen halbe Stunde, das ist dann auch flexibel für ungeplante Verlängerungen. Auf/Abbau wird nicht berechnet, das fällt unter Grundpreis, ebenfalls die Anfahrt innerhalb des Ortes. Längere Anfahrt erhöht den Grundpreis, das kann dadurch mehr sein als der reine km Preis. Bei längeren Veranstaltungen sollte man auch die Pausen / Catering absprechen, eventuell schriftlicher Vertrag. Manchen Veranstaltern ist auch nicht klar, wieviel Platz eine Band benötigt, wo kommen die Koffer hin, Stromanschluss, ... Musterverträge lassen sich auch im Netz suchen

    @Bluesgerd47: es ist (leider) üblich, dass die Threads thematisch entgleisen. Aber offenbar ist es ein Bedürfnis vieler Leute, über dieses Thema zu reden. Streng genommen wäre es besser einen neuen Thread zu machen, gerade für die Leute, die später mal was nachlesen wollen über das Thema Geldverdienen.
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Hallo Gerd,

    Du hast ja Recht, es tut mir Leid, dass der Thread jetzt so abgedriftet ist (wobei ich die Diskussion andererseits auch sehr wichtig finde).

    Hat vielleicht einer der geschätzten Herren Moderatoren Zeit und Lust, die "BWL-Lehrstunde" abzutrennen und in einen neuen Thread umzuwandeln??
    Vielen Dank!! :)


    Und noch mal off-topic zum Thema "Aufwand":

    Wie teuer eine Anlage ist, wie lange man zum Einladen, Aufbauen etc. benötigt, interessiert keinen Veranstalter, ist aber auch individuell unterschiedlich.
    Wenn man zum tausendsten Mal schwere Verstärker in der Gegend rumgeschleppt hat, fragt man sich schon, ob es nicht auch anders geht, zumal das ja auch auf die Dauer gesundheitsschädlich ist (Knie, Hüfte, Rücken, Leistenbruch).
    Und wenn man gleich mit den Fingern diffiziliste Bewegungen ausführen möchte, sollte man nicht kurz vorher noch Zentner rumgewuchtet haben... :roll:

    Deshalb machen sich auch die meisten Profis viele Gedanken darüber, wie WENIG Ausrüstung man für einen Gig braucht, nicht wie VIEL.
    Alter Witz:
    Woran erkennt man eine Amateur-Band schon von Weitem?
    - An Super-P.A. und Mords Light-Show auf dem Dorffest. :-D

    Gerade als Bläser bekommt man ja häufig zu hören: "He, du hast ja nichts zu tragen, komm pack mal mit an!"
    Und schwupps! ist man der Band-Roadie... :-(

    Wie gesagt, dem Veranstalter ist das in der Regel wurscht. Natürlich sollte alles schon gut aussehen und auch "amtlich" klingen, aber gerade in Anbetracht dessen, dass man sich doch auch gerne über Lärm beschwert, muss es ja nicht immer die Riesen-P.A. sein, und eine Lichtleiste mit 3 Scheinwerfern macht auch noch nettes Ambiente.

    Zu meinen witzigsten Erlebnissen gehört ein Engagement einer Blues-Brothers-Cover-Band auf einer Hochzeit.
    Die Band - alles gute, ambitionierte Amateure - karrte auf, was ging, allerdings ohne vorher die Location besichtigt zu haben, einen kleinen Dorf-Gasthof mit winzigem "Saal".
    Rick: "Da können wir ja die Hälfte im Bus lassen." - Sänger: "Nee, Bass-Boxen müssen schon sein, und das Licht passt da drüben an die Wand..."
    Wir bauten auf, die Hochzeitsgesellschaft kam, wir legten los mit "Gimme Some Loving" - ordentlich laut, "wie sich das gehört".
    Nach etwa 10 Sekunden fiel der Strom aus, der Wirt kam mit zornesrotem Gesicht angerannt: "Seid ihr verrückt? Mir bricht das Haus zusammen!"
    Die erschrockenen Gäste stimmten erleichtert zu, sie waren von unserer Lautstärke fast umgeföhnt worden.
    Der Wirt schaltete uns erst wieder den Strom ein, als wir versprachen, die Hälfte der Boxen abzubauen und nur noch ganz, ganz leise zu spielen. :lol:

    Die Moral von der Geschicht': Du brauchst nicht immer viel P.A. und Licht! ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick (der jetzt zum Gig fährt - ohne P.A., rein akustisch, so hab ich's am liebsten!)
     
  14. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo zusammen,

    @ viva und rick, muß man vielleicht individueller sehen. ich laß es mal gut sein.

    hallo rick,

    also, rick, jetzt bin ich ja fast vor lachen vom stuhl gefallen. das stelle ich mir jetzt grade mal vor.

    hochzeitsgesellschaft, erste nummer, die armen leute denken an nichts böses, und dann das. das hätte ich gerne miterlebt.

    gruß
    hanjo
     
  15. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, ein separater Thread für diese interessanten Tipps wäre schön. Aber der Titel lässt halt auch zu, die Grenzen des Amateur-Daseins auszuloten ...


    Ja, mir ist klar, dass eine grosse Truppe wie z.B. Big Band heutzutage nicht mehr kommerziell darstellbar ist.

    Und die konsequente Optimierung (Reduktion des Kostenfaktors Personal) ist dann halt der berüchtigte Alleinunterhalter oder - nur mehr ein kleiner Schritt weiter - DJ.

    Andrerseits scheinen die Leute immer wieder zu betonen, dass sie Live-Musik von richtigen Menschen doch als etwas Besonderes schätzen.


    Kleine Anekdote, die zeigt, wieviel wir noch lernen müssen: Wir haben eine kleine Demo-CD gemacht, mit kompletten Stücken aus unserem Repertoire. Haben wir dem Veranstalter vorab gegeben. Gebucht waren wir von 11:00 - 14:00. Um 14:00 waren noch ein Haufen Leute da, Stimmung auch nicht schlecht. Wir dem Veranstalter angeboten, weiterzuspielen - gegen entsprechenden Mehrpreis natürlich. Antwort, ganz treuherzig: Nein danke, ich hab ja Eure CD, da spiel ich jetzt einfach noch die eine Weile ...
     
  16. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Naja, dann bin ich froh, dass unsere Bigband den elektronischen Aufwand sehr minimalistisch betreibt !

    Nach Euren Berechnungen schneidet man dann mit einem Saxophonquartett (Nur eigenes Instrument, Noten und Notenständer schleppen, Aufbauzeit 5 Minuten), das ab und zu ein kleines Konzertchen gibt, am besten ab. :cool:
     
  17. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Da ist viel Wahres dran, auch wenn man das Finanzielle ganz ausser acht lässt. Viel weniger Stress und viel flexibler.

    Wir haben ein Blasorchester ohne Schlagzeug. Rein akustisch, jeder bringt Instrument + Noten + Notenständer. Spielbereit in 10 Minuten (Einstimmen eingerechnet).

    Und die Big Band: eigener Kleinbus fürs Equipment, Aufbau plus Soundcheck mehr als eine Stunde, jede Menge Schlepperei und Dreck. Da ist man verschwitzt und müde, bevor man noch den ersten Ton gespielt hat ...

    Und die 19 Leute müssen auch noch alle gleichzeitig terminlich frei sein ... Letztlich wieder grosser Frust: lange gesucht nach Termin fürs grosse (und einzige) Sommerkonzert. Internetumfrage nach Verfügbarkeit. Endlich ein Termin, nur der Schlagzeuger kann nicht. Aushilfe gefunden, ders gegen Geld macht (ja, auch das kostet ...). Alles gebucht. Und dann ein ganz Schlauer: an dem Tag ist Endspiel der Fussball-WM ... Abgesagt ... (nein, nicht das Endspiel) ...
     
  18. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    zitat"Abgesagt ... (nein, nicht das Endspiel) "

    warum eigentlich nicht?
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Hallo Hanjo,

    ja, das war schon ganz speziell, fast wie im Film (im Country-Saloon)! :lol:

    Die Band (eine der lautesten, mit denen ich je aufgetreten bin) war vom Bruder der Braut engagiert worden, weil der auf Blues Brothers stand, völlig ungeachtet der Eignung für den Anlass. ;-)

    An der Band kann man auch schön den Unterschied zwischen Amateur (= Liebhaber) und Profi (= Dienstleister) ablesen:
    Ich kannte aufgrund meines Berufs solche Situationen bereits zu Genüge und ahnte von vornherein, was hier angesagt wäre.
    Die anderen Musiker hingegen LIEBTEN vorwiegend Rhythm'n Blues und waren ganz heiß darauf, ihre Lieblingsmusik zu spielen, natürlich im bestmöglichen Sound, ohne Rücksicht auf Verluste. :-D

    Sie waren Idealisten, die ungern Kompromisse eingehen - das konnten sie sich ja auch leisten, weil sie davon nicht leben mussten.
    Mir hingegen ist das Geld, das ich mit Auftritten verdiene, nicht gerade unwichtig, also gehe ich auch Kompromisse ein oder vermeide bestimmte Konflikte aufgrund meiner Erfahrung von Anfang an, um den Kunden zufrieden zu stellen.
    Dabei kann natürlich auch Manches an Essenz verloren gehen... :roll:

    Ich schätze die "Liebhaber" besonders dafür, dass sie sich mehr als wir dem schwankenden Markt unterworfenen Berufsmusiker leisten können, das zu betreiben, was den jeweiligen Stil ausmacht - gerade deshalb sind sie in der Musikszene unverzichtbar, finde ich! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  20. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    Hallo,

    die grundsätzliche Frage, ob man als Hobbyspieler (oder Amateur) überhaubt unentgeldlich/Gage auftreten darf, stellt sich mir schon lange. Alles was ich verfolge, oder auch hier lese, verbietet jedigliche Auftritte von Nicht-Berufsmusikern! Auch logisch, Hobbykünstler und Amateure leben nicht von diesen Einnahmen. Vor einiger Zeit machte ich mir diesbezüglich keine Gedanken, dachte nicht an diese Situation, und freute mich eben auch mal 10 Euro ungestraft für Saxzubehör frei zu haben. Jetzt kommen immer Gedanken, dass ich einen Pro den Lebensunterhalt stehle! Zum Glück habe ich im Moment keine Band mehr die Auftritte macht, aber eigentlich war dies mein Ziel. Unter dem Aspekt, mit diesem Ziel aber was Unrechtes zu tun, weiss ich momentan nicht umzugehen. Alles was öffentlich gespielt wird, raubt den Berufsmusikern eben den Job, und die Lebensgrundlage. Dieser Punkt macht mir auch in der Schule zu schaffen, wo ich ehrenamtlich arbeite. Es ist eine Brennpunktschule, und kreative Sachen sollen gefördert werden. In der Musik ist einer der attraktiven Gesichtspunkte nicht nur gut zu spielen, sondern auch das Ziel öffentlich aufzutreten (nicht nur am Schulfest).
    Was erlauben Profis den Hobbymusikern? Spielen imKämmerlein, Spielen im Kämmerlein mit anderen, Spielen im Kämmerlein, ....
    Der Markt fördert die unguten Leihenbands noch durch preiswerte Angebote! Alle diese Dinge sollten vom Preis in eine andere Liga gehen, dass Amateure und Hobbys den Weg nicht so einfach bewältigen könnten. Oder Kauf nur gegen Gewerbeschein, der geprüft wird. Möglichkeiten der Ausschliessung von Nichtprofis gäbe es von dieser Seite deshalb einige. Wird in anderen Bereichen schon gehandhabt. Weshalb greifen Profis nicht knallhart durch, um die LeihenHobbys loszuwerden?

    Saxspielen macht mir riesen Spass, aber unter den Gegebenheiten vermindert mein Gewissen momentan die ganze Sache!

    Fragende Grüsse

    Sylvie
     
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