Ich bin als Amateur-Saxophonist zufrieden !

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von altblase, 13.Mai.2010.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wie heisst es so schön ? Angestellte haben Chefs, Selbstständige haben Kunden ...

    Ich wünsch es allen selbstständigen Profi-Musikern, dass sie nie die gleichen banalen Sachen spielen sollen oder blöde / ignorante / unseriöse Kunden haben ... Wo kann denn mit Musik relativ viel Geld verdient werden ? Im Bierzelt !

    Dir brauch ich es nicht zu schreiben, Rick, aber an alle Jüngeren, die hier vielleicht vor einer Berufswahl stehen: Es gibt auch interessante (Büro-)Jobs, gute Chefs und intelligente Vorgesetzte ...

    Und in Eurer Rechnung habt Ihr einen wichtigen Punkt vergessen, der einen Berufseinsteiger meist herzlich wenig interessiert, aber ab einem gewissen Alter immer mehr in den Vordergrund rückt: die Altersversorgung. Ich weiss, ist ein Riesenthema für sich, und das staatliche Rentensystem ist auch bankrott, aber (private) Rücklagen müssen auch dafür vorgesehen werden.

    Und, wie das obige Beispiel mit den Wochenend-Gigs zeigt: das eine ("normaler" Beruf) muss das andere (bezahlte Musikdienstleistungen) doch nicht ausschliessen ! Mit einem halbwegs interessanten und sicheren Beruf macht die Musik nebenbei doppelt so viel Spass !
     
  2. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    "Homefu...ing is killing prostitution" (Der MUSSTE noch sein)
     
  3. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Kleine Anekdoten vom Auftritt heute (bei Hochzeit, geschlossene Veranstaltung). Hat mir wieder mal gezeigt, wie wenig die meisten Mitmenschen sich in den Job eines aktiv Musikmachenden (am Blasinstrument) hineinversetzen können. Wo doch zu Hause die Musik auch ganz von selbst aus dem Radio kommt ... Alles übrigens absolut gut gemeint.

    Ich blase gerade innig an meinem Solo. Ältere Dame kommt näher, hört zu, gefällt ihr offensichtlich. Als Dank streckt sie mir ein Körbchen mit leckeren Kanapees hin (während ich noch spiele). Ist dann ganz enttäuscht, dass ich nicht zugreife und abbeisse, sondern meinen Part weiterspiele ...


    Wenig später dann: andere Dame, kommt zum Trompeter. Der spielt, hat aber dann 2 Takte Pause. Sie bietet ihm ein Glas Sekt an. Wieder Enttäuschung, dass er nicht das Horn hinlegt und ein Prösterchen macht ...


    Schönen Abend noch.
     
  4. BariPapa

    BariPapa Ist fast schon zuhause hier

    Hallo allerseits,

    gerade habe ich mir den ganzen Thread mal durchgelesen.
    Es fing damit an dass Altblase beschrieben hatte dass er die zweite Stimme in seiner Band spielt und warum er damit glücklich ist. Ich finde diese Art der Selbstdarstellung mutig und möchte mich für die Ausführungen bedanken. Es ist immer wieder schön zu lesen wie Forumsmitglieder ihre musikalische Rolle beschreiben.

    Bald darauf habe ich fast nur Beiträge darüber gelesen wieviel Gage man als Musiker ob Amateur oder Profi erwarten kann.

    Ich würde gerne nochmal zum Anfang zurückkehren. Warum spielen wir gerne Saxophon in einem Ensemble, Combo oder Orchester? Weil wir gerne unser Instrument in die Hand nehmen und darauf spielen? Das könnte man auch alleine zuhause haben. Weil man damit Geld verdienen kann? Das wurde ja bereits ausführlich diskutiert. Weil es ein Hobby ist wo man einen Anreiz hat sich stetig zu verbessern? Klar möchte jeder von uns sein Können verbessern.

    Eine Sache wurde bisher noch nicht angesprochen: Man kommt regelmäßig mit Menschen zusammen die das gleiche Hobby haben und mit denen man eine schöne Zeit verbringen kann.
    Freundschaften entstehen und es gibt genug Fälle wo sich durch das gemeinsame Musizieren sogar Partnerschaften fürs Leben gefunden haben. Wenn man Freude daran hat in einer tollen Gemeinschaft dabei zu sein ist es auch in Ordnung wenn man die zweite Stimme spielt oder bei den Soloeinlagen außen vor bleibt.

    In diesem Sinne
    Gute Nacht und schöne Töne
    Werner
     
  5. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Zitat BariPapa

    Genauso ist es !
    Und man nimmt die Veranstaltungen auch als "nur" 2. Altsaxophonist genauso wahr und freut sich über eine gelungene Mucke genauso wie die Solisten.

    Den spontanen Applaus des Publikums beim Solo darf man nicht überschätzen. Kaum, dass man von der Bühne abgetreten ist, weiß das Publikum schon gar nicht mehr den Namen desjenigen, der Solo gespielt hat. Schulterklopfen vom Publikum in der Pause erhält man auch als Satzmusiker.

    Gestern hat bei uns die Big Band der Bundeswehr gespielt. Habe mal bewusst darauf geachtet, wieviele Bläser Soli spielen. Pro Bläsersatz, ca. 1-2 Spieler. Von den Altsaxophonisten hat (in diesem Konzert) keiner Solo geblasen. Da waren nur die Tenöre dran.

    Die Solisten habe ich als faszinierende I-Tüpfelchen wahrgenommen, aber restlos begeistert war ich von dem Gesamtklang, den die "nur" Satzmusiker im wesentlichen gestaltet haben.

    Für mich mit entscheidend ist es, dass ich mich während des Spielens für meinen eigenen Klang begeistern kann und auch hinterher das Gefühl habe, dass mein Saxton einfach sauber und schön geklungen und zum schönen Klang des Ensembles mit beigetragen hat. Von der Mentalität her würde mir deshalb wahrscheinlich die Bratsche im Symphonieorchester sehr entgegenkommen.-Natürlich eine Einstellung, die nicht unbedingt individualistisch geprägt ist und auf den "Riesenapplaus" spekuliert.

    Ich möchte natürlich auch nicht verhehlen, dass ich als etwas bequemerer Typ, zum Genuss der Veranstaltung und des eigenen Spielens nicht unbedingt die "Solistenanspannung" brauche. Ich lehne mich da lieber etwas lässiger (aber nicht unkonzentriert) zurück. :cool:
     
  6. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, natürlich, keine Frage. Das entschädigt ja für vieles.

    Aber: nicht alle im Orchester haben denselben Anspruch. Manche sind voll zufrieden, einmal in der Woche ihr Instrument rauszuholen und zur Probe zu gehen, weil sie da die anderen treffen. Manche wollen aber auch nicht immer wieder nur "ABBA Gold" spielen, sondern auch neue, anspruchsvollere Stücke dazu lernen. Aber dann müsste die erste Gruppe ja anfangen zu üben ...
     
  7. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Und für das haben wir unseren Kapellmeister. Der legt uns die Latte für das nächste Konzert bzw. die Konzertwertung. Normalerweise wenigstens ein Stück aus der nächst höheren Klasse.

    Man soll sich ja nach oben hin orientieren. :)
     
  8. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Das sehe ich auch so.

    Aber leider gibts viele (gerade im Bereich der Erwachsenen-Blasorchester), die das überhaupt nicht so sehen.

    Momentan haben wir in einem Orchester so eine Krise, an der es möglicherweise sogar zerbrechen kann. Es gibt eine Fraktion, die das ganze nur aus Geselligkeit betreibt. Nix üben zu Hause, sowieso schlechte Technik, Unbekanntes nach Noten spielen können sie nicht. Alles, was die nicht auf Anhieb spielen können, lehnen sie ab: "Viel zu schwer !" Die Ambitionierteren sind gefrustet, einige sind schon gegangen. Wenn die paar Zugpferde fehlen, wird die Stimmung bei den Proben noch mieser. Ich seh da wirklich schwarz, obwohl dieses Orchester in anderen Bereichen optimale Bedingungen hat (super Dirigent, super Probelokal, im Prinzip genug Auftrittsmöglichkeiten).

    Ziemlich genau das Gegenteil in unserer Big Band: "schwieriger" Dirigent, unbequemes Probelokal, wenige Auftritte. Aber die Leute sind von der Musik begeistert und bleiben bei der Stange, das Niveau ist ganz beachtlich ...
     
  9. Gundi

    Gundi Ist fast schon zuhause hier

    - wow, und schon sind wir bei der Motivation und unterschiedlichen Ansprüchen im Blasorchester.....

    Florentin, ich glaube, das ist überall so, ich habe Deinen Beitrag gelesen und dachte, wir sollten uns zusammen tun - ich hätte auch zwei Hälften zu bieten: die geselligen in eine Gruppe und die ambitionierten "Zugpferde" in die andere... leider nicht so einfach.

    Zum Glück muss ich mir keine Gedanken über Gagen machen, dafür bin ich zu schlecht und im kirchlichen Bereich, wo ich mich solistisch meistens aufhalte eh sehr schwer durchzusetzen - außer man ist ausgebildeter Musiker oder hat einen richtig guten Namen, möglichst als Trompeter.....
    Die Ausnahme sind Hochzeiten, da fällt dann schonmal auch ganz gut was ab, das ist schön.
    Ich freu mich drüber, wenn ich gut gespielt habe, die Leute Freude dran hatten und wir mit Chor und Band ein gutes Gefühl hatten - das ja durchaus noch über die berühmte Gänsehaut hinausgeht.
    Nennen wir es ehrenamtliche Tätigkeit - ich will und - zum Glück - brauch da kein Geld dafür.

    Natürlich versuche ich, besser zu werden, übe regelmäßig und hatte auch lange Unterricht, letztendlich verdiene ich aber mein Geld auf andere Art und Weise und da wird auch die meiste Energie und Zeit investiert. Wenn ich dann mal ne Woche nicht zum üben komme, ist's halt so. Damit bin ich aber trotzdem zufrieden.

    Gruß in die Runde
    Gundi
     
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