"Ich übe nicht, ICH MACHE MUSIK"

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxfreundin, 12.September.2015.

  1. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    ... ist die innere Einstellung und Herangehensweise,
    die mir ein befreundeter Musiker und Musiklehrer (Jazz-Gitarrist),
    bei dem wir am Wochenende zu Gast sind, empfohlen hat.

    Von heute an werde ich jede Minute mit Instrument und Gesang
    NUR NOCH "MUSIK MACHEN" :)
     
  2. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Warum die Dinge nicht so benennen, wenn es einen dazu bringt, tatsächlich mehr zu üben! :)
    Ob es Coltrane oder ein anderer sehr bekannter Saxophonist war, entsinne ich nicht mehr, den entscheidenden, hier zitierten Satz aber schon, denn der beinhaltete stets diese Frage: Where can I practise? (Der betreffende Musiker befand sich auf Konzerttour).

    Ein wenig erinnert mich der Ausgangssachverhalt an die Antwort eines Nachbarjungen, den ich einmal fragte, ob sein Vater denn auch bei Firma XY arbeiten würde. Sein Antwort, ganz standesbewusst: Ja, er arbeite für diese Firma.
     
  3. Dööpdöpp

    Dööpdöpp Kann einfach nicht wegbleiben

    Also ich für meinen Teil übe. Ganz sicher.
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich übe Musik machen.....:p

    CzG

    Dreas
     
  5. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Mein Lehrer hat mir gesagt (und damit auch irgendwen zitiert): "Wenn man übt und es klingt gut, dann übt man nicht, dann spielt man."
    Das hat mir Mut gemacht. Und ich bin nicht mehr so frustriert, wenn es besch...eiden klingt, wenn ich übe :D
     
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  6. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Wenn ich z.B. ein beliebiges Stück heraushöre, dann ist das für mich nicht Üben, sondern Musik machen. Und ganz nebenbei lerne ich z.B. Db-Dur, eine Pentatonik, die verminderte Tonleiter, eine schwierige Griffkombination, bestimmte Intervalle.....

    Es gibt vor allem bei Erwachsenen sehr häufig die "Hoffentlich mache ich nichts falsch!"-Behinderung. Und anstatt einfach anzufangen etwas zu tun, bereiten die sich wochen-monate-oder jahrelang darauf vor, etwas zu tun. Imrovisation z.B.: "Aber ich kann doch nicht einfach irgendwas spielen." Tja, die meisten Kinder tun genau das. Die sind noch nicht gesellschaftsgeschädigt. Erwachsene sind oft so angstbesetzt, dass man sie bei der Hand nehmen muss und ihnen sagen muss, welche Töne sie spielen "dürfen".
     
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Jaja...und wenn ich einfach spiele und mich nur auf mich verlasse, dann heisst es bald einmal: nicht akademisch genug, Junge, was du da tust:duck:

    antonio
     
  8. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    @saxamo ,
    ich habe auch schon gehört, dass man "bei Üben Musik machen" soll. Folgendes stelle ich mir darunter vor:
    - nicht verbissen üben, sondern entspannt bleiben
    - nicht zu ehrgeizig sein
    - Phantasie bei den Übungen walten lassen, sie abwechslungsreich gestalten (z.B. Tonleitern nicht immer nur in Vierteln oder Achteln rauf- und runterspielen, sondern beispielsweise auch mal in Triolen oder in Swing-Achteln etc.)

    All diese Grundsätze finde ich sehr gut und ich befolge sie so gut wie möglich.

    Andererseits gibt es halt immer mal so Sachen, die anfangs einfach über Wochen hinweg nicht gut klingen (z.B. Mundstück-Übungen), oder es gibt Stellen, die man lange Zeit nicht hinkriegt und deshalb sehr wohl ziemlich oft hintereinander spielen muss. Ob man daraus dann noch "Musik" hören kann, ist die Frage .....

    Insgesamt würde ich sagen, ich mache so oft wie möglich Musik beim Üben, aber immer geht es halt nicht ;)

    Viele Grüße von

    Jazzica
     
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  9. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Üben ist für mich, wenn ich mich sehr auf einen Aspekt konzentriere und vor allem, wenn ich Dinge immer wieder wiederhole. Das tue ich mit Übungen und die übe ich. ;-)
    Ich habe mir gerade ein Pattern gebastelt das bei ii-V-I Verbindungen immer von der 7 des einen Akkords im Halbtonschritt auf die Terz des nächsten Akkords wandert und eine halbe Stunde durch den Quintenzirkel gepeitscht. Das macht mir zwar Spass, ist für mich aber nicht musizieren, sondern üben.
     
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  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Aus meiner Sicht besteht ein deutlicher Unterschied zwischen musizieren und üben.

    Üben ist das systematische Erlernen von Fähigkeiten und sollte diszipliniert strukturiert regelmäßig durchgeführt werden. Im Sport würde ich sagen, dass dies die Pflicht ist.

    Musizieren wäre danach die Kür.

    Ich selber komponiere und musiziere aktuell sehr viel, aber finde keine Zeit zu üben. Natürlich werde ich auch so besser und lerne, aber meine individuellen musikalischen Hürden überwinde ich so nicht.

    Diese Erfahrungen habe ich bei meinen erwachsenen Schülern auch gemacht. Daher lernen sie möglich schnell zu musizieren bzw. frei zu improvisieren. Das Üben mit Noten kommt später, wenn sie begriffen haben, dass Saxofon spielen oder Schreibmaschine tippen etwas anderes ist.

    Aussage des Erwachsenen: "Nach 2 Wochen kann ich endlich die Tonleiter!"
    Aussage des Kindes: "Nach 2 Wochen kann ich schon die Tonleiter!"

    Dies ist meines Erachtens zu wenig!

    Gruß
     
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  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Mal ganz anders gedacht: üben tue ich, bis etwas funktioniert. Funktionieren tut es dann vielleicht noch nicht im richtigen Tempo, aber der "Fluss" ist da. Und dann kann ich schon Musik machen. Das schließt für mich auch ein, dass ich nicht nur Noten korrekt runterklopfe, sondern auch versuche, etwas auszudrücken. Und da mir meine Lehrerin beigebracht hat, von Anfang an bei einem Stück auch auf Artikulation etc. zu achten, schließe ich auch das mit ein. Tempo ist noch weit vom "richtigen" weg, aber was ich spiele, soll Musik sein.
     
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  12. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Bitte nicht verwechseln mit einer Grundsatzentscheidung "Üben oder Musik machen". Das wäre natürlich Unsinn.

    Ich finde, es kommt darauf an ein Gefühl von lästiger Pflicht zu vermeiden. Bei Technikübungen liegt der Fokus auf den Fingern, was leicht dazu führt, dass gehudelt wird. Kein sauberer Ton, schlechte Atmung usw. Ich denke, auch beim Üben sollte man jeden Ton ernst nehmen, so als würde man gerade ein Konzert spielen.... (Bei der Generalprobe:"Beim Gig klappt's dann schon..." :D)

    Dann wird es auch eher Musik.....
     
  13. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Wenn ich schwere und schnelle Stücke (z.Z Mintzer) übe gehen meine Finger maschinenmäßig in einer gewissen Geschindigkeit über das Sax. Dabei trainiere ich rein die Geschwindigkeit und die Kontrolle die Töne exakt zum richtigen Zeitpunkt richtig zu setzten und das Tempo zu halten.
    Musik wird es leider erst dann daraus wenn die Finger dies auswendig gelernt haben und mein Kopf dem Gefühl die Kontrolle übergeben kann. Dann mache ich aus diesem Stück Musik.
    Dann bin ich frei und kann sprechen bzw. singen. Vorher hab ich nur Vokabeln gelernt.

    Musikalische Grüße
    Dabo
     
  14. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Nabend,

    .....da endlich mal Zeit für solche Dinge, wird gerade meine MP3-Sampler CD aller meiner gesamten Recordings fertig.

    Ups....war selbst etwas überrascht bei der Katalogisierung, Archivierung und Zusammenstellung......103 Titel sind da bereits in den letzten paar Jahren zusammen gekommen.

    Also für mich ganz klare Sache......und das schon immer, auch in früheren Zeiten, zuerst kommt die Musik und direkt am Titel wird geübt, solange bis es passt und auch noch Spass macht.

    LG Wuffy
     
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  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Sorry....Quatsch geschrieben.......203 Titel sind es mittlerweile o_O
     
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  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist eine Sache des Charakters. Es gibt viele Musiker, die gerne üben und Gefallen daran finden, systematisch ihre Grundlagen auszubauen. Dann gibt es Musiker, die ungern Etüden spielen und sich direkt an Stücken probieren oder "nur" da spielen, was in der Band gerade gefordert wird. Bestenfalls hat man beide Anlagen.

    Spannend wird es, wenn man aus dem gewohnten Schema ausbricht. Dann wenn der, der immer nur alleine oder im Einzelunterricht vor sich hin protschelte, plötzlich in einer Blaskapelle sitzt. Das lesen wir hier ja oft, welchen Sprung das darstellt, welche Motivation das frei setzt und wie anders das Gefühl ist, wenn man denn wirklich zusammen mit anderen Musik macht, womöglich öffentlich auftritt.

    Andersherum, wenn man sich Zeit nimmt und die Stücke, wo man sich immer nur über die schwierigeren Harmonien hinweg wurschtelte, wirklich begreift, es einfach ins Gefühl bekommt, wo ein kleines Vorzeichen die gerade richtige Färbung hinein bringt.

    Es gibt im Extrem den Übe- und Theoretikertyp, und auf der anderen Seite den Spielertyp. Wirklich geniale Topsaxophonisten (da nehme ich uns alle hier aus) erkennt man daran, dass sie beide Typen in sich vereinen.
     
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  17. tunundlassen

    tunundlassen Ist fast schon zuhause hier

    Für mich gibt es auch einen Unterschied zwischen "Üben" und "Spielen" oder "Musik machen"...
    Wenn ich für ein Orchester neue Stücke erarbeiten muss, wiederhole ich schwierige Stellen immer und immer wieder, versuche sie im Tempo zu steigern oder die Artikulation immer weiter zu verfeinern... das ist Üben.
    Wenn ich nach einer Stunde Üben noch Zeit und Energie habe, nehme ich irgend ein Play-Along-Buch hervor, Stilrichtung von Pop über Kletzmer bis Jazz und spiele ein paar Nummern da raus... da ist mir die Perfektion dann nicht soo wichtig, ich will einfach Spass haben, und "spielen".

    Gestern habe ich mit meinem Bruder, der nach jahrelanger Pause wieder beginnt Sax zu spielen, eben gespielt. Irgendwann machte ich ihm den Vorschlag, ein wenig "rum zu improvisieren". Seine Antwort: "Nein, lass uns was spielen, bei dem ich weiss, ob ich richtig bin oder nicht" :)
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Warum sollte ich was üben, wovon ich überzeugt bin, dass ich es dann so nicht brauche? (Oder in anderer Intensität?)
    Warum sollte ich dann beim Spielen nur so weit Risiko eingehen, dass ich nur das spiele, wo ich 100% sicher bin, dass es gut geht?

    Üben ist immer Simulation des Ernstfalles.
    Ich zum Beispiel übe immer im Smoking mit den Lackschuhen, hehe.
    Und Ernstfall ist immer anders. Andere Akustik, andere Befindlichkeit der Mitmusiker, keine Zeit zum Einspielen.

    Der Unterschied ist, dass ich mir zu Hause viel Zeit nehme, um zu reflektieren. Hauptsächlich über die Mittel, die ich einsetze, und auch das Ergebnis.

    Schönen Sonntag, ich geh jetzt vor Publikum probieren. Schaumer mal.

    Cheers, Guenne
     
  19. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ja....es wurde schon geschrieben, man kann wohl schlecht pauschalieren, es kommt sicher immer auch auf die jeweilige Situation des Spielers an.

    Spiele ich in einem Orchester eine tragende Stimme, bin ich Solist in einer Jazzband.....und spiele ich auch live vor Publikum mit Erwartungen, muss ich naturgemäß mehr-u. anders üben als der Einzelgänger Gelegenheits-Huper nur im stillen Kämmerlein zuhause.

    Nur mit fleißigem Üben und Training kann ich dann auch entsprechend anhörbare Musik machen...allein der Ehrgeiz, beim Zusammenspiel mit Anderen nicht zu versagen, wird dann zur plötzlichen Triebfeder.

    LG Wuffy
     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    Klar kann man üben und auch Musik machen und manchmal hat beides nicht so viel miteinander zu tun. Aber Übung soll doch auch dazu führen, besser Musik machen zu können. Wenn ich also an technischen Dingen arbeite oder nicht einfach lossoliere, sondern konkret an etwas arbeite, ist das für mich üben mit dem Ziel nachher, wenn ich einfach loslasse und spiele besser Musik machen zu können. Komplett ohne Übung und Training geht das nicht. Schon wenn Jemand bei einem Song sich nur die Akkorde der ersten 4 Takte vornimmt und daran arbeitet die in die Finger zu bekommen, um damit besser spielen zu können, ist das für mich Üben und nicht muszieren. Jede Übung sollte aber das Ziel haben zum Musizieren beizutragen oder hinzuführen. Übungen, die man fürs Musizieren nicht irgendwie dann anwenden kann oder da eine Bessererung bei irgendetwas bringen, haben zu wenig Effekt aufs Spielen.

    LG Saxhornet
     
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