Ideen, Inspirationen - oder "Schreibblockade " ?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gast, 28.Oktober.2013.

  1. Gast

    Gast Guest


    Moin Zusammen !

    Ich spiele ja ausschliesslich eigene Stücke....oder solche, die ich mit den jeweiligen Kollegen zusammen erarbeitet habe. Auch wenn ich mal nebenbei irgendwo mitspiele oder im Studio aushelfe, achte ich darauf, dass in dem Programm keine Coverversions oder bereits bekannte Stücke sind.
    Anders als manch anderer, der mal eben etliche Stunden Programm aus seiner Notenmappe zaubern kann - die er eben im Musikgeschäft gekauft hat - braucht man in meinem Falle natürlich immer einen grossen Fundus an neuen Ideen, Kompositionen, Themen usw.....
    Manchmal ist mein Kopf voll mit neuen Sachen, manchmal aber eben auch NICHT...... da fällt einem beim besten Willen auf die Schnelle nix Vernünftiges ein. Die Schriftsteller nennen das dann eine Schreibblockade...man sitzt vor dem Papier und bringt kein Wort dort draufgezaubert.
    Ich mogele dann manchmal ein wenig...so auch gestern,als am Bahnhof mal wieder so ein Peruanischer Panflötenspieler sein Bestes gab. Er hatte ne sehr schöne Melodie am Start, >>> davon merkte ich mir den Refrain, bastelte später ein paar schräge Töne dazu und machte ihn zur Strophe...daran bastelte ich dann eben einen anderen Refrain...der ergab sich fast von selbst....und schon hatte ich ein super neues Thema zum Ausbauen. Wiedererkennen würde es wohl kaum jemand....dennoch ist es eben etwas geklaut > zumindest die Inspiration dazu.

    Früher hatte ich einen Papagei, der den ganzen Tag vor sich hinquasselte und pfiff. Mit einer seiner Pfeifmelodien lieferte er die Vorlage für ein komplettes Stück - das habe ich ihm auch "geklaut" ... es dann aber fairerweise auch " Merlins Song " genannt. ( so hiess der Flattermann).>> Das Publikum fand es immer sehr lustig, wenn ich den nächsten Song ankündigte mit dem Vermerk, er sei von einem Papagei komponiert worden

    Es ist auch schon vorgekommen, dass die Sprachmelodie irgendeiner Fremdsprache, die neben mir in der U-Bahn in s Handy gequakt wurde mich auf neue Ideen gebracht hat.

    KURZ : Oft sind es akkustische / musikalische Alltagsbegebenheiten, die mich inspirieren, wieder etwas Neues zu entwickeln > somit vertone ich zum Teil quasi meine akkustische Umwelt erneut.

    Mich würde mal interessieren, wie es ANDEREN so ergeht mit Eigenkompositionen, eigenen Ideen usw >>>> WO bekommt Ihr die her, WIE entwickelt Ihr da was neues draus ? Fliegen Euch neue Melodien einfach so plötzlich durch den Kopf...oder werden die von aussen angetriggert ?

    >>> fände ich mal spannend zu wissen

    LG

    CBP
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Bei Stress und einigen Medikamenten kann das Hirn nicht mehr ohne weiteres kreativ immer sein. Es braucht nicht nur Inspiration und Input sondern auch Leerlauf und Ruhe und Muße. Manche sind da stressresistenter und andere nicht.

    Bei mir kommt es mit den Ideen mal schnell und viel und mal eher weniger, mal wenn ich mich gezielt hinsetze in wenigen Minuten, manchmal nach Tagen von Grübeln und manchmal in Situationen wo man nichts zum Notieren oder Aufnehmen bei hat oder mitten in der Nacht im Schlaf. Oder mal kommt auch keine zündenden Idee, wenn man sie gerade braucht (gerade weil man sie dann braucht, da blockiert der Kopf). Immer wieder anders.
    Inspirieren lassen kann man sich von allem.

    Ein brasilianischer Komponist (Hermeto Pasquale) hat mal einen Song geschrieben der mit dem Kommentar eines Fussballspiels anfing, die Instrumente setzen ein (nacheinander) und kopierten den Tonfall und Dynamikverlauf des Sprechers, bis der Sprecher nicht mehr zu hören war und ein Song sich immer mehr entwickelte. War genial.

    p.s. werte nicht immer Coverversionen ab, einen Song gut zu arrangieren und ihn sich dabei zu eigen zu machen (in punkto Besetzung und anderem Klang und Arrangement) und interessant zu spielen ist durchaus genauso anspruchsvoll und kreativ wie eine Eigenkomposition, wo man andauernd dann gerne auch mal wieder hört wo Jemand abgekupfert hat.
    Die wenigsten Spieler, denen Musik wichtig ist, spielen einfach einen Song als Cover vom Blatt einfach runter.

    Lg Saxhornet
     
  3. Taiga

    Taiga Ist fast schon zuhause hier

    Hallo CBP,

    ein interessantes Thema das Du da ansprichst.
    Also ich gebe es zu; ich bin weniger kreativ und spiele auch Sachen von anderen. ... skrupellos. ;-)

    Aber hin und wieder kommt es vor das ich so vor mich hin spiele und dann etwas neues dabei entsteht.
    Das ist sicher durch irgendwas inspiriert oder vielleicht auch irgendwo gehört und in meinem Unterbewußtsein.

    Ich würde es aber nicht so sehen das Du die Sachen, die Dich inspirieren, geklaut hast.
    Weder die des Papageis noch die des "Panflötenindianers". Sie waren - so sehe ich es - Grundlage einer Inspiration für Dich.
    Selbst großen Komponisten wie beispielsweise Mozart sagt man nach, sie seien durch Vogelsang inspiriert worden und einige Flötenpassagen seine indentisch mit dem Zwitschern von Singvögeln.

    Aber nochmal zu Deiner Ausgangsfrage zurück. Wie kommt man auf Melodien? Was regt einen dazu an?
    Ehrlich gesagt habe ich noch nicht aktiv darauf geachtet, aber wenn ich so drüber nachdenke, dann ist es schon meine direkte Umwelt in der ich etwas höre, was sich in meinem Kopf festsetzt und dann erweitert wird.

    Kreative Grüße,
    Taiga
     
  4. Gast

    Gast Guest

    @ Saxhornet

    Interessant ! Dann scheint es Dir im Grossen und Ganzen recht ähnlich zu gehen, wie mir.

    Nein >>> Ich werte Coverversionen als solche nicht ab. Das hat eher etwas mit meinem persönlichen "Ehrenkodex" zu tun...wenn man das so nennen kann. >> Ich plappere einfach nicht gerne anderer Leute Gedanken nach....genauso, wie ich ungerne anderer Leute Gedichte aufsage, auch wenn genau DAS eine grosse Kunst sein kann.

    Ich kann sowas auch recht gut und tue es zu Übungszwecken - aber auf der Bühne stelle ich doch lieber eigene Sachen vor...da steht MEIN Name, also bekommen die Leute auch MEINE Songs. Das ist halt so ein Spleen von mir - und hat nix mit der Abwertung von Covers zu tun.> HÖREN tue ich sie bisweilen nämlich ganz gerne - aber das Spielen derselben überlasse ich dann gerne anderen.

    ;-)

    CBP
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Hi,

    da Du die Schreiber schon ansprichst ... die arbeiten natürlich immer mit Sätzen, die sie hören, lesen, erleben. Das ist völlig legitim (schwieriger finde ich die Frage, ob man Erlebnisse seiner Freunde ausbeuten darf, aber das ist off topic - seinen Papageien kann man ausbeuten, finde ich :lol:)

    Woher aber kommt die Inspiration? Aus einem müßigen Hirn, da würde ich saxhornet zustimmen. Und bei mir aus (ganz unterschiedlichen) Augenblicksstimmungen, die sehr starke Emotionen erzeugen, die eher vorsprachlich sind. Da will dann etwas durchaus aufs Papier ... und der Rest ist Arbeit.

    Ist das beim Komponieren anders?

    fragt neugierig
    Tröterine
     
  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Inspiration----------------

    basiert doch aufder NEU-Verknüpfung eigener Erfahrungen, eigenen Wissens - eben alles, was da irgendwo im Hirn gelagert ist.

    un es bedrf dann schon mal eines "triggers" - das kann eine Melodie, ein Wort, eine Ansicht (also so optisch meine ich), ein Geruch oder sonstwas sein und schon setzen sich die Synapsen in Gang und es kommt durhc Assoziationen und Herstellen neuer Verbindungen etwas neues heraus.

    Eine Melodie, ein Bild, ein Gedicht...


    Und manchmal, bei Überlast, sagen unsere Synapsen auch einfalch mal "Lass mich in Ruh'!" Und wenn das zu viel wird, heißt das Neudeutsch Burn-out. Aber das ist die Kehrseite und ein anderes Thema :)

    Also ich find's absolut spannend, auch im beruflichen Umfeld, was an tollen Ergebnissen erzielt werden kann, wenn man Menschen frei denken und sich gegenseitig(!) inspirieren lässt. Wo also der/die eine aus dem vorher gesagten eine neue Verknüpfung in seinem Kopf findet (assoziiert) und so ein Thema äusserst kreativ weiterentwickelt wird.

    Cheerio
    tmb
     
  7. Gast

    Gast Guest

    @ Taiga und Tröterine

    Nein.... ich habe auch kein schlechtes Gewissen dabei, meinen Papagei beklaut zu haben >>> schliesslich habe ich ihm auch sein Futter bezahlt ;-) ;-) ;-)

    Mit "Geklaut" meinte ich jetzt auch nicht unbedingt was negatives , - daher auch die Anführungsstrichelchen....eher eben ein von AUSSEN mitgenommenen Input...den ich in meine musikalische Hirn-werkstatt mitnehme und dort verwurste.

    @ 47tmb

    >>> The same story !
    Irgendwie meinen wir mehr oder weniger alle dasselbe, habe ich den Eindruck...aber es ist interessant die verschiedenen "Denkverpackungen " dazu zu lesen.

    Wenn man jetzt noch zusammenbastelt, WER WAS mit WAS assozziiert und dann WIE umsetzt, könnte man ein omnikompatibles Kompositionsprogramm entwickeln ;-)

    Neeee....BLOOOOSS NICHT !
    Ich freue mich immer über alles individuelle in der Musik...

    LG

    CBP
     
  8. Gast

    Gast Guest



    @47tmb

    Zitat: ""Also ich find's absolut spannend, auch im beruflichen Umfeld, was an tollen Ergebnissen erzielt werden kann, wenn man Menschen frei denken und sich gegenseitig(!) inspirieren lässt. Wo also der/die eine aus dem vorher gesagten eine neue Verknüpfung in seinem Kopf findet (assoziiert) und so ein Thema äusserst kreativ weiterentwickelt wird.""


    >>>> Das habe ich gerade nochmal gelesen und möchte es auch nochmal gesondert aufgreifen:

    Dieser Umstand ist auch für mich der ""Idealfall"".
    Wenn ich längerfristige Bands hatte, wo alle Musiker am gleichen Strang zogen, frei arbeiten und sich einbringen konnten, ergab das immer sehr schnell die coolsten Ergebnisse.
    Ich komme meist ganz gut alleine zurecht, wenn es um Ideenreichtum geht...notfalls gehe ich eben ein wenig klauen ( Kicher ) ....aber zu sehen, wie die jeweiligen Ideen auch von anderen kreativ umgesetzt, bereichert, verstärkt werden....das kann schon der Hammer sein !

    Beispiel : Ich kam mal mit nem neckischen kleinen Bläsersatz im Koppe zur Probe....und hatte da auch schon fertiges Drumherum für in Petto...also für Drums, Bass, Guitar und Konsorten.
    Die Kollegen waren ja ganz begeistert....taten jedoch ihren Senf auch gleich noch dazu....und am Schluss habe ich das Stück kaum wiedererkannt....das toppte meine kühnsten Erwartungen !

    DAS ist natürlich der erstrebenswerte Idealfall - aber den habe ich in solchem Ausmass auch nach 20 Jahren Musikmacherei nicht allzuoft erlebt.

    > Offtopic < ....Ich Lüge schon wieder.....
    es sind inzwischen tatsächlich 28 Jahre Tröterei....aber das verdränge ich.....man wird ZU schnell ALT !! <

    >>> JEP !!
    Sowas haste nicht nur in der Musik....auch beruflich hat das seinen Input, wie Du ja angesprochen hast.
    Ich kenne das ZU gut.... bin ja gerade ""Irrenhauswärter"" > und wenn da das Kollegium den gleichen Song spielt, alle ihren Tune dazu einbringen können, dann flutscht das auch.
    Wenn das NICHT klappt...dann haste Dissonanzen und die Bekloppten drehen erst richtig ab...mal symbolisch gesprochen.

    >>>> Kurz, wenn Menschen wirklich kreativ zusammenkommen ( Hosen runter und Butter bei die Fische ) dann kann man Welten versetzen.

    LG

    CBP
     
  9. Gast

    Gast Guest

    @ Saxhornet

    > Sorry...ich kriege meine Antworten gerade anscheinend nur Stückchenweise zusammengefleddert >>>


    Hermeto Pasquale kenne ich.
    NEIN...nicht persönlich ;-) ... aber ich habe mit Schülern von ihm und ex-Mitmusikern von ihm zusammengearbeitet.

    Die Geschichte mit dem Fussballmoderator, der dann zu Musik verarbeitet wird, ist typisch für ihn und Seinesgleichen. Da kann der Esel in der Fussgängerzone einen Pups lassen...und schon wird ein Song daraus.
    Die Jungs sind total chaotisch unterwegs....aber absolut geniaaal ;-)

    LG

    CBP
     
  10. Gast

    Gast Guest

    aha

    http://www.youtube.com/watch?v=06Qm-Z5OsHw

    http://www.youtube.com/watch?v=bGaaxlvP-BA&list=RD0206Qm-Z5OsHw

    Hermeto Pasquale.

    wenn ich den namen so eindeutsche unter lateinische und griechichem einfluss dann wäre es der "dichte" pascale - lol..kommt mir aber gar nicht so vor.

    warum nicht ein freier geist. gefällt mir.
     
  11. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich habe auch schon einige Titel komponiert, die kamen dann meist zu mir geflattert. Fast immer war die Inspiration von einem anderen Titel. Dann aber nicht die Melodie sondern eine rhythmische Idee oder ein besonderer Sound. Einmal hat mich auch ein Postkartenmotiv (naive Malerei / Kunstdruck) zu einem Lied inspiriert. Aber da ich kein Komponist bin kann ich es mir leisten auf die Ideen zu warten. Zumal die Jazzband, mit der ich meine eigenen Titel aufgeführt habe nicht mehr existiert.
     
  12. Gast

    Gast Guest

    @Mato

    Zitat:"Zumal die Jazzband, mit der ich meine eigenen Titel aufgeführt habe nicht mehr existiert. "

    >>> Aber es sind dann ja Deine Songs, die Du auch mit jeder anderen Band oder Formation spielen kannst oder ?

    Bei mir ist es zumindest so, dass die meisten meiner Stücke recht kompatibel sind. Wenn die Idee erstmal steht, kann die in einer Jazzcombo genauso umgesetzt werden, wie in einer Ska oder Rockband.
    Das klingt dann natürlich jeweils anders, Geschwindigkeit und sogar einzelne Töne können variieren...aber es ist und bleibt das gleiche Stück.

    Insofern denke ich immer, eigene Songs gehen NIE verloren....die kann man immer wieder verwursten - man hat sie ja selbst "erschaffen" und kann sie beliebig anpassen und ändern.

    LG

    CBP
     
  13. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    das mit der Inspiration ist so eine Sache. Wenn man Auftragsarbeiten schreibt, dann kann man für gewöhnlich nicht auf die Muse warten, sondern muss produzieren.

    Allerdings gibt es da ein relativ probates Mittel. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass einem nie wirklich nichts einfällt, nutzt man in solchen Fällen eben die Ideen, die man früher (oft absichtslos) skizziert hat. Insofern ist es gut, in einem Scrapbook die Ideen, die man so hin und wieder hat, einfach als Skizze niederzuschreiben.

    Wenn es etwas für größere Ensembles ist, ggfs sogar für ein volles Orchester, dann ist Inspiration nicht einmal der entscheidende Faktor, denn neben den Themen und Motiven, mit denen man arbeitet, ist es ebenso wichtig, eine vernünftige und hoffentlich kreative Instrumentierung/Orchestrierung hinzukriegen. Das allerdings folgt gemeinhin einem Kanon an Regeln, die hier mehr stützen als einengen, denn mitunter generiert sich die Fortführung des Stückes aus dem verwendeten Material von selbst, wenn man Gegenthemen entwirft, die Melodie mehrmals transformiert etc.

    Das fällt allerdings mehr unter den Aspekt "Arbeit" und weniger unter Inspiration. Wie im Übrigen auch Filmmusik, wenn die Vorgaben entsprechend präzise sind. Denn dann kann man sich eines ganzen Arsenals bewährter Mittel bedienen.

    Das entwerfen lediglich einer Melodielinie mit Harmonien ist hingegen zwar ein kreativer Akt, aber dafür oft nicht allzu aufwändig. Denn entweder man findet die Ideen quasi im leeren Raum vor sich oder hat das Gefühl, etwas Bestimmtes sagen zu müssen und das Stück schon halbwegs fertig im Kopf oder eben man verarbeitet die alten Ideen.
     
  14. Gast

    Gast Guest

    @Bluemike


    Zitat: "
    Das fällt allerdings mehr unter den Aspekt "Arbeit" und weniger unter Inspiration. Wie im Übrigen auch Filmmusik, wenn die Vorgaben entsprechend präzise sind. Denn dann kann man sich eines ganzen Arsenals bewährter Mittel bedienen.

    Das entwerfen lediglich einer Melodielinie mit Harmonien ist hingegen zwar ein kreativer Akt, aber dafür oft nicht allzu aufwändig. Denn entweder man findet die Ideen quasi im leeren Raum vor sich oder hat das Gefühl, etwas Bestimmtes sagen zu müssen und das Stück schon halbwegs fertig im Kopf oder eben man verarbeitet die alten Ideen.""

    >>> Letzteres ist eher, wovon ich rede. Es kann ja auch eine simple Melodielinie der Anfang von einer Simphonie sein ( mein Lieblingsbeispiel ist die Sinphonie aus der neuen Welt von A. Dvorak die ja den Spiritual "Swing Low" als Grundlage hatte....)
    Das dann in eine orchestrale Sinphonie umzusetzen, ist ein ganz anderer Schnack. Da beginnt die ARBEIT, die Du oben ansprachst.

    LG

    CBP
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Dass die Melodielinie alleine erst ein Anfang ist, kann ich selbst aus vielfacher Erfahrung heraus bestätigen.
    Aspekte wie Harmonik, Rhythmik, Arrangement, Besetzung und nicht zuletzt die Ausführung (Interpretation) sind meines Erachtens wesentlich wichtiger.

    In den letzten Jahren habe ich mich ja intensiv mit der Neu-Harmonisierung und rhythmischen Bearbeitung von klassischen Weihnachtsliedern, christlichen Hymnen und nicht zuletzt auch deutschen Volksliedern beschäftigt, da haben wir die bekannten Melodien genommen und teilweise komplett neu mit Akkorden unterlegt.
    Es ist äußerst spannend, wie man auf diese Weise den Charakter einer bekannten "Weise" völlig umwandeln kann, da wird aus einem getragenen Lied in Moll plötzlich eine fetzige Dur-Samba, oft erkennen die Hörer die Ursprungsmelodie erst auf Tipps hin. :-D

    Einmal kam ein Schüler zu mir mit einer etwas orientalisch anmutenden Tonfolge, die ihm eingefallen war. Wir haben die Melodie im Unterricht rhythmisch aufgedröselt und aufgeschrieben.
    Mir gefiel das Thema, ich erbat mir, es in meinem Trio "Triplicated" verwenden zu dürfen, dort machten wir daraus eine ziemlich coole Nummer, die dann auch live gespielt super ankam.
    Dieser Erfolg missfiel allerdings meinem Schüler (er war wohl etwas eifersüchtig), der uns deshalb darum bat, "sein" Lied nicht mehr aufzuführen.
    Alle Angebote, ihn an Einnahmen zu beteiligen, lehnte das Nicht-GEMA-Mitglied ab - er wollte "sein Baby" nicht in fremden Händen wissen. :-(

    Kein Problem für unser Trio:
    Wir behielten die rhythmische Begleitstruktur und das Arrangement bei, was wir drei gemeinsam bei Proben erarbeitet hatten, ich änderte nur geschwind die Töne, drehte den Verlauf (aufwärts gerichtete Melodie) um, schon war ein neues Thema entstanden.

    Weil Rhythmik und Dynamik unverändert blieben, fällt der Unterschied kaum jemandem auf, der nicht die Original-Melodie direkt zum Vergleich hört, dennoch ist sie komplett anders.

    Nun konnten wir das Stück völlig unbeschwert aufführen, haben zudem unsere eigene GEMA-Auswertung, veröffentlichten es sogar auf unserer letzten CD.
    Es kam immer gut an - aber nicht wegen der im Grunde genommen völlig nebensächlichen Melodie, sondern wegen unseres Arrangements und unserer expressiven Interpretation. :cool:

    Der Erfinder Thomas Edison soll vor 110 Jahren einmal gesagt haben:
    "Genius is one per cent inspiration, ninety-nine per cent perspiration."

    Das gilt eben auch für die Musik. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  16. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    Guten Tag Rick,

    wenn Du hinter die Ausführung ein Ausrufungszeichen setzt, stimme ich Dir gerne zu. Der Haken an der Sache, lieber Rick, das dauert..., daher meine Frage,

    wann erscheint das als Playalong (zweifach) mit Noten für B Instrumente? :) Ich hätte dann gerne ein Exemplar. :)

    Gruß
    Hanjo
     
  17. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Komposition ist ein Stück Kreativität und ein Stück Handwerk.

    Früher entstanden bei mir die Kompositionen eher am Klavier, heute eher am Computer (virtuelles Studio).

    Meine Kompositionen haben mehr mit Gesamtstimmung als mit Melodien zu tun.

    Wann komponiere ich?

    Es gibt einen konkreten Projektauftrag oder aus Langeweile.

    Inspiriert werde ich häufig durch ein Geräusch oder einen Sound.

    Der Papagei als Melodielieferant finde ich schräg und klasse!

    Stücke entstehen bei mir eher in einer intensiven Arbeit. Manchmal auch die Nacht hindurch.

    Ich bin eher nicht der große Tüftler, der Stücke immer wieder überarbeitet.


    In meinen Bands entsteht sehr viel Komposition, Arrangement, Melodie und Text gemeinsam.

    Auf der Bühne spielen wir auch fremde Stücke in unserer Interpretation, deutlich lieber aber unsere eigenen!

    Ich glaube, dass Komponieren eine sehr individuelle Angelegenheit ist.

    Zur Zeit beschäftige ich mich mehr mit dem Handwerk und übe intensiv Alt-Saxophon.

     
  18. Gast

    Gast Guest

    @ Bereckis

    Ja....mehr "Gesamtstimmung als Melodie" das hört sich interessant an !

    Für MICH ist die Gesamtstimmung meist schon in der Melodie enthalten, die mir jeweils durch den Kopf geht...denn aus einer Laune oder Stimmung PLUS bisweilen äusserem Input bestehen die Ideen ja.
    Ich habe jedoch auch oft Bilder zu der Musik vor Augen....manchmal ""sehe"" ich Musik sogar als changierende Farben....das macht die "Stimmung" dann meist auch aus.

    Ich selbst bin übrigens auch kein Tüftler, der ewig an Stücken herumarbeitet....einmal fertig und für gut befunden, kann es auch gerne so bleiben.... da mache ich lieber noch ein paar Neue dazu.

    Allerdingst hatte ich oft mit Kollegen zu tun, die eben liebendgerne tüfteln.....und in jeder Probe nochmals irgendwas an einem eigentlich fertigen Song verändern wollen...da sind dann auch schon nette Sachen entstanden....weil sie sich über Zeit die einfach zurechtentwickelt haben und immer besser wurden. Allerdings nervt mich das Procedere bis dahin oft ein wenig.....>>> Jaaa iss ja guuut....machen wir da eben noch einen Break rein.....jaaa ok...wir ändern zwischen Takt X und Y mal eben schnell die Tonart.... jaaa verdammt...meinethalben basteln wir auch noch ein weiteres Solo ein.....NEIIIIN...jetzt reichts aber langsam....wenn der Sänger da nen neuen Text zu will, soll er ihn halt selber schreiben ;-) ;-) ;-)

    Das liegt jedoch eher an meiner Ungeduld, als daran, dass die Ideen der Kollegen nicht doch meist recht gut wären.

    LG

    CBP
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Aaaahhhh....
    und NOCH eine Lücke habe ich gerade in meinem "Do it Yourself-Nymbus" entdeckt......

    Das sind Filmtracks.

    Wir haben hier so ein paar DVDs mit recht eigenen Filmen....lustig aber tiefgängig.
    Da sind Soundtracks bei...die PASSEN einfach....und da ich viele Szenen nachempfinden kann, ( schonmal irgenwie selbst erlebt ....) PASST die Musik dann oft auch dazu....weil der Reggiseur und ICH da anscheinend ähnliche Vibes zu haben....

    > So ertappe ich mich dann bisweilen, dass ich solche Songs um tausend Ecken herum mal wieder aufgreife und in "Anlehnung an...." was ähnliches komponiere...weil ich evtl in einer ähnlichen Lebenssituation stecke.

    Um es extrem vereinfacht auzudrücken : Wer den Blues hat, spielt den Blues...weil er das von anderen Bluesern schon gehört hat.....vor ALLEM, weil er deren Situation und FEELING kennt...dennoch spielt er / sie ne ganz eigene Mischung von "" BLAU""

    Mal kurz auf die Filmmusik zurückgekommen : >>> Kennt hier jemand den Film " Im Juli" von Fatih Aiken ?? > Der ist sehenswert putzig und hat ganz simple aber schöne Sounds im Hintergrund....seeeehr inspirativ !!!

    LG

    CBP
     
  20. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Den Film kenne ich jetzt gerade nicht, aber gestern saß ich im Restaurant, und die hatten eine sehr eigene Musikmischung. Jazz, Pop, aktuelle afrikanische Musik aus der Hitparade, "Fly me to the moon" von Frank Sinatra gesungen ... usw. War wirklich sehr spannend, immer zu warten, was als nächstes aus den Lautsprechern kommt. ;) Jedenfalls zwischendrin kam in einem Song ein schönes Saxsolo, ein richtig toller Lick dabei, den ich mir sofort aufgeschrieben habe, und als ich fragte, was für Musik das wäre, hieß es, das wäre "Italian Secret Service", also die Filmmusik. Das fand ich interessant. Der Film ist ja eher albern, eher nicht so mein Ding, aber die Musik ist echt klasse! :)
     
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