immer zählen?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von jax, 20.März.2008.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Verstehe, aber irgendwie kann ich die rechte Hand dafür nicht nehmen. Die bleibt immer am Instrument ...
     
  2. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ohne hier jetzt jeden bisherigen Beitrag eingehend gelesen zu haben kann ich folgendes aus meinem Nähkästchen berichten:

    In unseren Längen- und Breitengraden sind rhythmische Probleme weitaus häufiger anzutreffen als tonale. Darum überrascht es nicht, dass diese Thematik immer und immer wieder aufgerollt wird und sich zu einem Dauerbrenner entwickelt hat. Das zu erreichende Ziel hier heisst RHYTHMISCHE STABILITÄT. Man spricht von der Schulung und Stärkung des Grundbeats.

    Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, dies zu üben - jedoch nur die wenigsten ziehen dies tatsächlich durch. Die meisten geben frühzeitig auf und fallen wieder dorthin zurück, wo sie herkamen. Und man schummelt sich dann halt wieder irgendwie durch die geschriebenen Rhythmen.

    Die Frage, ob man mit dem Fuss klopfen oder nur mit der Zehe wippen oder mit einem Ohr wackeln soll, erübrigt sich da völlig. Denn wer einen stabilen Grundbeat hat, der kann jederzeit und ohne Probleme auf irgend eine Art diesen zu seinem Spiel hinzu schalten.
    Es geht sogar noch weiter: Der stabile Grundbeat verhält sich wie ein eingebautes Metronom. Er hilft beim Erarbeiten von schwierigen Stellen und bildet dabei nicht ein zusätzliches Hindernis. Falls dies der Fall ist, dann ist eben die rhythmische Stabilität nicht so, wie sie sein sollte.

    Wer Lust hat, kann dies probieren:

    1. Laufe einen 4er Grundschritt, die Abfolge ist

    - rechter Fuss etwas weiter vorne als der linke Fuss aufsetzen = 1
    - rechter Fuss auf gleicher Höhe wie der linke Fuss aufsetzen = 2
    - linker Fuss etwas weiter vorne als der rechte Fuss aufsetzen = 3
    - linker Fuss auf gleicher Höhe wie der rechte Fuss aufsetzen = 4

    Diese 4 Schritte bilden 4 Viertelwerte und verkörpern den Grundbeat


    2. Sprich die Rhythmussprache TA-TE und klatsche zuerst jeden Grundbeat (Silbe TA) mit.


    3. Sprich die Rhythmussprache TA-TE und betone die Silbe TE.


    4. Klatsche die betonten TE-Silben. Achte dabei ob der Grundschritt stabil weiterläuft. Falls nein, wäre rhythmisches Aufbautraining angesagt.


    Was hier passiert, ist eine rhythmische Überlagerung: Die Füsse markieren den Beat (1-2-3-4), während das Klatschen auf die Off-Beats (alle "+") kommt. Das Sprechen der Rhythmussprache dient dabei lediglich als akustische Starthilfe.
     
  3. Sanne

    Sanne Ist fast schon zuhause hier

    Ooooh, da fällt mir gerade wieder ein Rhythmustraining ein, das wir bei Johnny Möller gemacht haben. Das hatte ich wohl irgendwie aus meinem Hirn verdrängt...

    Es lief ähnlich ab, wie Peter das beschrieben hat - man lief mit den Füßen eine Art Sambaschritt und dazu klatschte man verschiedene Rhythmen (z.B. auch Offbeats) oder gab sonstige Töne von sich, wie z. B. lautes Ausatmen oder so.

    Meine Herren, da musste ich doch feststellen, dass es erstens gar nicht mal so einfach ist, Arme und Beine zu koordinieren und dann auch noch im Takt zu bleiben. Das ging echt nur, wenn man den Rhythmus völlig automatisiert hatte, eben wie Peter schreibt, eine rhythmische Stabilität erreicht hatte.

    War aber ne tolle Übung!
     
  4. Saskia

    Saskia Ist fast schon zuhause hier

    @Peter Wespi:
    ist das TaKeTiNa?

    Habe ich schon mal ausprobiert, ist ganz lustig, obs beim spielen hilft, weiß ich nicht - so weit bin ich damit noch nicht gekommen.
     
  5. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Zur Schulung des eigenen Rhythmus-Gefühls kann ich diese DVD empfehlen.
     
  6. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @Saskia:

    TaKeTiNa ist eine der Möglichkeiten zur Stärkung des Grundbeats. Mittlerweile gibt es mehrere ähnliche Konzepte, die jedoch immer einen ähnlichen Hintergrund haben. Auch die von pharoah empfohlene DVD bezieht sich auf TaKeTiNa.

    @all:
    Ich habe für meine Workshops die Bereiche *Grundbeat stabilisieren* und *Archetypen lesen* kombiniert, damit die Lesefähigkeit gezielt auf den Grundbeat konzentriert wird. Wer dies intus hat, der hat garantiert bei keiner einzigen 16tel-Figur mehr Probleme, diese korrekt zu spielen. Dies bedingt jedoch ein stabiler Grundbeat und wie ich bereits erwähnt habe, scheitern daran die meisten.
    Wer hier mal für den Rest seines Lebens (Grundbeat spüren ist wie Fahrrad fahren - einmal gelernt und du bringst es nicht mehr weg...) Tabula Rasa machen will, der muss bereit sein, für etwa ein halbes Jahr täglich 10 - 15 Minuten in den Grundbeat zu investieren.
    Für alle anderen sind solche Übungen zwar nette Spielereien für den Zeitvertreib, ansonsten jedoch völlig für die Katz. Und paar Mal hab ich schon beobachtet, dass Workshop-Teilnehmer, die es nicht durchgezogen haben, anschliessend rhythmisch schlechter waren.

    Die Feedbacks meiner Workshop-Teilnehmer lassen sich in 2 Gruppen einteilen:

    Gruppe1
    JUBEL, geschafft! Sie spüren den Grundbeat und es hat bei ihnen *klick* gemacht. Ihr rhythmisches Spiel ist viel kompetenter, sie müssen weniger Zeit in das Üben von Noten investieren. Und improvisierende Teilnehmer grooven anschliessend viel mehr. Ebenso fällt es ihnen leichter, den Überblick über einen Chorus zu behalten, weil ihnen das angeeignete Zeitgefühl hilft, musikalische Distanzen (z.B. Taktlänge, 4 Takte usw.) zu spüren.

    ø Übungsaufwand: Täglich 15 Minuten über die Workshop-Zeit (6 Monate)

    Gruppe 2:
    War ein netter Workshop, hat mir aber nicht sehr viel gebracht. Vor allem der Grundbeat ist immer noch sehr instabil.

    ø Übungsaufwand: Zu Beginn täglich 15 Minuten und sogar mehr, nach ca. 2 Monaten nur noch vereinzeltes Training des Grundbeats, die letzten 1 - 2 Monate kein Grundbeat-Training mehr, dafür aber 1000 Ausreden, wieso es nicht mehr für die 10 Minuten täglich gereicht hat...
     
  7. Gast

    Gast Guest


    Erinnert mich irgendwie an einen Salsa.

    klingt aber interessant und vielversprechend. Muß ich mal ausprobieren.
     
  8. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Peter

    Könntest du noch eine weitere Lektion anhängen...oder besser noch zwei :) Ich gehe davon aus, dass ja das Training so noch nicht beendet ist. Schön wäre, wenn du uns ein paar Tipps für eine Art "Selbsttraining" geben könntest. Klar ich weiss, deine Workshops sind ja auch Teil deiner wirtschaftlichen Absicherung, ich habe also nicht die Erwartung, dass du uns einen gratis online Rhythmik-Workshop anbietest - aber vielleicht einen Mini?

    Gruss von antonio, der dir noch was ausreissen will :-D
     
  9. jax

    jax Kann einfach nicht wegbleiben

    @Peter Wespi bin mir das mit dem Workshop am überlegen. bin ja nicht weit und 2h 1 x im Monat wäre auch o.k., aber bin mir bewusst, dass ich das Üben jeden Tag durchziehen muss und da ist wohl der Haken... :)
    Gruss
    Jax
     
  10. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Je nach Situation hilft es sehr, auch mal mit dem Fuß mitzuklopfen/mitzuzählen.

    Wenn ich in Big Bands rhythmisch kompliziertere Stellen spiele, dann zähle ich auf 1 und 3 mit. (Es gibt viele, die auf 2 und 4 mitklopfen, weil man dann angeblich besser swingen kann, aber das ist ziemlicher Quatsch.) Ansonsten klopfe ich auch nicht mit, außer man muss mal irgendeine Sache rhythmisch klären.

    Ansonsten ist es gar nicht schlecht immer dann mitzuklopfen, wenn man Probleme hat, Sachen rhythmisch richtig zu spielen. Natürlich, wenn man das "im Gefühl" hat und wirklich richtig macht, dann gibt es keinen Grund, mitzuklopfen. Aber zum Beispiel wenn man langsamer oder schneller wird, wäre das auch ein Grund mitzuklopfen.

    Eine Schülerin von mir spielt Vierteltriolen nicht richtig. Sie meint, sie könnte nicht mit dem Fuß mitklopfen und dass Sie das nur vom Gefühl her richtig spielen kann. Es muss jeder, der Triolen richtig spielen kann, sie klatschen können zu einem Viertelklopfen des Fußes. Das gleiche gilt für Quintolen oder sonstwas...

    Viele Grüße,
    Benjamin
     
  11. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @jax:
    Danke für dein Interesse :) Ich bin zur Zeit am Zusammentrommeln von Interessenten für den nächsten Workshop. Daten und/oder Wochentage sind noch keine definiert. Es werden wiederum 6 Workshop-Abende à 2 Stunden sein. Darf ich dich mal dafür provisorisch vormerken?


    @alle:
    Es sieht so aus, als dass dieses Thema auf Interesse stösst, was mich nicht wirklich verwundert... ;-)

    Ich werde daher in meiner Sprechstunde ein paar Übungen und Info über diesen Dauerbrenner einstellen. Mal schauen, wann ich dazu komme... :)

    Selbstverständlich kann diese Sprechstunde nicht den eigentlichen Workshop ersetzen, dann zusätzlich vermittle ich da unter anderem auch Stilistik. Z.B. nehmen die Workshop-Teilnehmer eigene Stücke mit, von denen sie nicht wissen, welcher Stil darin gespielt wird oder welches Feeling da verwendet wird.
    Ebenso wird gelernt die Rhythmik umgekehrt zu verstehen: Wenn wir Noten lesen, lassen wir geschriebene Rhythmen zu Ton werden. Im Workshop kehren wir den Vorgang um: Klingende Rhythmen werden notiert.

    Aber ich bin überzeugt, dass in der Forum-Sprechstunde die Hauptidee - die Festigung des Grundbeats - dabei ersichtlich wird.

    UND - was im Workshop sehr gut ist: Die Teilnehmer sehen, dass andere - zum Teil sehr erfahrene Leute - mit den genau gleichen Problemen zu kämpfen haben. Mal wieder die alte Philosophie: Wenn es dir irgendwo schlecht geht und du jemanden triffst, dem es genau so ergeht, geht es dadurch beiden schon viiiiiel besser ;-) Man hilft sich im Workshop gegenseitig und der Spassfaktor ist riesig.
     
  12. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Naja - ein derartiges Pauschalurteil ist doch schon ziemlich gewagt! ;-)

    Ich klopfe - wenn ich dann mal klopfe - im Swing auf die Backbeats 2 und 4. Wenn ich da 1 und 3 markiere, dann habe ich wirklich das Gefühl, Blaskapellen- und Militär-Swing zu spielen und mir ist überhaupt nicht wohl dabei. Ich habe das Gefühl, dass mein ganzes Spiel klebrig ist und ich nicht vom Fleck komme.

    Swinge und groove ich aber besser, wenn ich statt 1 und 3 die Backbeats klopfe? Keine Ahnung. Aber mir ist wohler dabei. Und Wohlbefinden beim Musizieren ist eine sehr gute Ausgangslage, um *gute* Musik zu produzieren...
     
  13. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Das ist eine tolle Idee! Vielen Dank schon mal. Übrigens wolltest du mir schon seit Jahren deine Vita schicken ;-)
     
  14. jax

    jax Kann einfach nicht wegbleiben

    @ Peter Wespi, Ja, vormerken gerne schreibe Dir ein Mail.
    Jax
     
  15. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Das, Peter, könnte man auch unter die ganzen Materialdiskussionen schreiben :)

    Und wenn Du es schaffst, in Deiner Sprechstunde ein paar Übungen und Info über diesen Dauerbrenner einstellen, wäre das super. Dier Schweiz ist schön aber von mir ein bischen weit weg... ;-)


    Besten Gruß
    saxfax
     
  16. hergo

    hergo Schaut öfter mal vorbei

    also ich wackel immer mitm dicken zeh mit, wenn ich im orchester sitze. da hab ich ja auch noch den dirigenten dabei.
    hab mir jedenfalls angewöhnt mit dem fuß mitzuzählen, bzw. das muss ich von meinem lehrer aus. und ich finde das auch ganz sinnvoll.
     
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