Improvisation an der Melodie orientieren

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von piotre, 18.November.2005.

  1. piotre

    piotre Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute!

    Mein Saxophonlehrer hat beim Solospiel das Konzept, dass im ersten Chorus immer nahe am Thema improvisiert wird. Das leuchtet mir ein, denn es herrscht sonst würde bei mir die Tendenz, das Improvisationen über einfache Harmoniefolgen alle gleich klingen.
    Ich versuche jetzt auch immer, während des ersten Teils der Improvisation eng an der Melodie zu spielen. Das liegt mir, wahrscheinlich durch jahrzehntelanges Einfach-Drauflosspielen, nicht besonders. Ich kann es einigermaßen, wenn ich mich lange mit der Melodie befasst habe.
    Meine Frage wäre: Kennt jemand diesen Ansatz und kann mir seinen Übungsweg dahin beschreiben.

    Vielen Dank
    Peter
    :-?
     
  2. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    ich fange gerade mit dem improvisieren an und habe auch kaum ahnung von der Theorie, daher mache ich das hauptsächlich so :)
    Versuche mich an dem Rythmus und den Melodietönen zu Orietieren... manchmal funzts und was öfter passiert eher weniger :)
     
  3. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Wichtig ist mal, dass du checkst, wie ein Thema aufgebaut ist! Themen sind Themen, weils die erstens gute tönen ;-) und zweitens logisch aufgebaut sind.
    Zu einem logischen Aufbau gehört die Einteilung in Phrasen. Also: Nicht pausenloses Gedudel, welches den Zuhörer (und für diese wollen wir ja schliesslich spielen, oder?!? ;-) ) einlullt und auf die Dauer langweilt. Sondern wie ein guter Redner: Satz - Stille - Satz -Stille.
    Weiter sollen Improvisationen Motive enthalten. Motive können rhythmischer oder melodiöser Art sein. Ein Motiv soll weiter verarbeitet werden. Das heisst, dass ein Motiv in der nächsten Phrase (selbstverständlich nach einen gewissen Portion Stille... ;-) ) in einer abgeänderten Form wieder erklingen soll. Und wenn du checkst, aus welchen Motiven das zu improvisierende Thema besteht, dann hast du für den ersten Chorus schon die halbe Miete!
    Analysiere mal ein paar Standards (z.B. Autumn Leaves oder Blue Bossa oder wasauchimmer) anhand der Struktur und der Motive und du hast für den Rest des Lebens genügend Material im Rucksack!

    Ich weiss, dass dies alles ohne Klang relativ trocken und sehr theoretisch daher kommt. Dieses Problem stellte sich auch schon bei Anfragen für mein Improvisations-Lernmittel.
    Aber - Apple sei Dank!!! :) - wir haben seit neustem ein absolut heisses Tool im Internet: Die Podcasts! Ich werde ab ca. Mitte Dezember meine BASIC Workshops (wo dann eben die Themen Struktur, Motive usw. klingend erklärt werden) als Podcasts zur Verfügung stellen. Muss diese erst aber noch produzieren... Viel Arbeit...

    Enjoy! :)
     
  4. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Leg mal die Noten bzw. die Chords von den Stücken beiseite und versuche nur nach Gehör zu arbeiten. Da wirst Du dann eher die Impros von der Melodieführung ableiten, als wenn Du immer die Chords vor Dir liegen hast.
     
  5. piotre

    piotre Ist fast schon zuhause hier

    [color=00CC00]dass ein Motiv in der nächsten Phrase (selbstverständlich nach einen gewissen Portion Stille... ) in einer abgeänderten Form wieder erklingen soll.[/color]
    Vielen Dank! damit kann ich doch schon mal was anfangen Piotre
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Hallo zusammen,

    nach soviel theorie und werbung, hier ein wenig praxis. Schon einer der grossmeister des jazz hat zur frage wie man improvisieren soll gesagt: "use the melodie tones". Das sagte niemand geringeres als Monk und er meinte es auch wirklich so, denn in seinen improvisationen hört man immer wieder töne, die auch in der melodie vorkommen. Das hat einen schönen effekt, man fühlt sich an die melodie erinnert und gleichzeitig gibt der melodieton auch die harmonische bedeutung in der akkordfolge wieder. Mist, jetzt bin ich auch zu theoretisch geworden. Also hier die Praxis: Spiele die Melodie immer wieder über die Akkordfolge und verändere sie jedesmal ein wenig. Soweit, bis nur noch wenig, aber doch ein wenig von der Melodie übrig bleibt. So einfach kann improvisation sein und man braucht noch nicht mal einen computer dazu.

    Schönen Gruss

    Egon
     
  7. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    ...aus dem Westen nichts Neues! :-D
     
  8. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Was auch gut funktioniert ist das Umspielen von langen Melodietönen, die sich häufig am Ende von Phrasen befinden - gutes Beispiel: Autumn Leaves. In einem weiteren Schritt kann man auch nur die Umspielungen spielen (weniger ist mehr).
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Improvisieren nahe an der Melodie 1. nicht so schwer wie freies Improvisieren und 2. auch gut zu hören (für die Zuhörer) ist, wenn auch nach dem 3. Chorus vielleicht etwas langweilig.

    Gruß
    Saxolina
     
  9. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Jopp! Dies ist die ursprünglichste Form der Improvisation und wird "ornamentieren" genannt. Der Klarinettist Alphonse Picou sagte: "Nach einiger Zeit begriff ich wie's lief und begann zwei oder drei Noten für eine zu spielen" und übernahm so die Improvisations-Technik seiner schwarzen Kollegen ohne musikalische Ausbildung.

    Enjoy :)
     
  10. nobbi

    nobbi Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    hier sind mein 5 Eurocents zum Topic:

    Orientierung nahe an der Melodie ist eine der ersten und sicherlich gerade am Anfang sehr wichtigen Stufen der Weiterentwicklung in Sachen Improvisation.

    Die Melodie orientiert sich meist an den wichtigen Chord tones (Terz und Septime) bzw. verwendet "guide tone Lines" (= Töne, die gut klingen beim Übergang zwischen Akkordverbindungen). Wiederholung von Patterns und Phrasen ist ebenfalls ein sehr häufig benutztes Stilmittel bei der Melodieführung, und damit auch beim Improvisieren sehr nützlich.

    Melodien haben zumeist keine größeren Intervallsprünge und sind daher häufig horizontal (=nahe der zugrundeliegenden Tonleiter des verwendeten Akkords) strukturiert.

    Aus meiner Erfahrung klingen daher Impros nahe an der Melodie schnell langweilig. Mann sollte die Spannung dadurch erhalten, dass man häufiger mal aus der horizontalen Linienführung raus geht und sich vertikal an den Chord tones orientiert bzw. auch mal (je nach Stilistik) ein paar Spannungstöne oder "outsides-insides" einbaut. (= kurzfristiges Verlassen und erneute Rückkehr in das tonale Zentrum des Stücks) .
    Auch rhythmische Variationen eines Licks oder Patterns (3 über 4, berühmtes Beispiel: In the mood ) kommen immer gut.

    Alles in allem ist Improvisation eine "never ending story". eine unendliche Geschichte und Herausforderung in Sachen Musik. Viel Erfolgt weiterhin bei der Umsetzung.

    Grüße
    Nobbi
     
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