Improvisationsbeginners

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gine, 31.Januar.2006.

  1. Gine

    Gine Ist fast schon zuhause hier

    Mal eine Frage an die Leute, denen die Improvisation nicht in die Wiege gelegt wurde und die auch noch bei den ersten Schritten sind - oder sich an diese erinnern:
    Wir machen zur Zeit eine Art Einführung in die Improvisation. So reihum darf jeder Mal. Nun geht es mir regelmässig so, statt zu versuchen zu spielen, was mir so durch den Kopf geht (wenn .... :) ), bin ich völlig verkrampft. Spätestens wenn mein Vormensch dran ist konzentriere ich mich nur noch darauf ÜBERHAUPT zum richtigen Zeitpunkt zu spielen.
    Im Grund besteht meine (innere) Hauptaufgabe darin, die Improvisation irgendwie durchzustehen. Das ist ja bei den Hemmungen vielleicht keine verkehrter Anfang. Da fragt man sich nur geht es einem alleine so?
    Wie geht es euch? Und wenn es euch ähnlich geht, was macht ihr dagegen?
    Viele Grüße
    Gine
     
  2. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Hallo Gine,

    mir hat geholfen, mit Blues anzufangen. Da steht das Tonmaterial fest (Bluestonleiter). Da kann man zunächst einmal im Blues-Feeling die Tonleiter hoch- und runter swingen. Das klingt dann schon ziemlich gut, weil die Bluestonleiter einfach geil ist!!!


    Gruß
    Saxolina
     
  3. flipsax

    flipsax Schaut öfter mal vorbei

    hi,

    wenn ich mich in einem stück noch nicht zurechtfinde oder wohl fühle
    suche ich mir maximal 1 oder 2 töne die gut reinpassen, das heißt die ersten paar töne können unter umständen schrecklich klingen. uaahhhh :-o :-o

    wenn ich dann was gefunden habe das passt, variiere ich erstma mit dem rhythmus. (zwei töne können sehr ausdrucksstark sein)

    je öfter ich das stück spiele, deßto mehr falsche töne finde ich (und somit auch die richtigen;)

    am wichtigsten ist locker bleiben, schäm dich nicht dafür wenns mal schief klingt, du hast ja selbst gesagt ihr fangt gerade damit an zu improvisieren.

    albie donelly schreib im seinem sax trick n roch n roll, ::sinngemäß::, wenn man mal einen falschen ton erwischt !nicht erschrecken! einfach den ton nochmal spielen und so tun als wäre es gewollt... ;-)

    viel spaß beim jammen!

    grüße
    philipp :-o
     
  4. Gast

    Gast Guest

    @ flipsax:

    für diese Albie-Donelly-Philosophie - ich muss zugeben, ich kenn den Typen gar nicht wirklich - gibt es auch ´ne nette Wendung:

    "Play Wrong - Play STRONG!"


    Ach, und Gine: Ich nehme an, bei euren Improwechseln ist die Tonart klar, so hört sich das nach deiner Beschreibung zumindest an.
    Also sei einfach im Takt (ist zwar nicht zwingend, aber wenn man neben dem Takt spielt, dann bitte mit Absicht), versuche einen schönen klaren Ton rauszubringen und experimentier mit den Tönen der Tonleiter herum. Wie gesagt kannst du aber auch schon mit einem einzigen Ton eine geile, ausdrucksstarke (!) Impro hinlegen.
    Das Wichtigste ist erst einmal, alle Hemmungen fallen lassen.
    Üben zuhause kann dafür nicht schaden, oder mach dir einfach klar, dass es absolut kein Grund zum Schämen ist, wenn die Impro einmal nicht so klingt, wie du wolltest - die meisten kriegen das eh nicht mit...und die anderen...egal!
     
  5. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    ich bin auch absoluter Beginner in Sachen Impro, aber ich halte mich an an Thelonius: " play melody tones" und irgendwie auch an die Changes :)
    Mein Problem ist das Umsetzen der Ideen aus dem Kopf auf dem Sax :( Ideen, wie man das gezielt üben kann?
     
  6. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Ja, diese Methode ist mir auch bekannt - allerdings konnte ich mich damit nie identifizieren. Mir war das immer irgendwie zu wenig, nur auf zwei Tönen rumzududeln. Aber das liegt wohl an meiner Persönlichkeit :-D
    Dieser Weg ist sicher nicht der schlechteste. Und ich muss zugeben, mit zunehmender Improvisationslust erlaube ich mir, hin und wieder mit Tonwiederholungen und ganz einfach Dingen Spannungen zu erzeugen - ist das jetzt den Gaul von hinten her aufgezäumt???

    Saxolina
     
  7. wolfgang26

    wolfgang26 Ist fast schon zuhause hier

    @SAxolina;
    Was - bitte - ist die "BLUES-TONLEITER"? Meinst Du Pentatonic oder so?
    Ich habe das Wort noch nie gehört (bin halt Anfänger).
     
  8. mgsax

    mgsax Ist fast schon zuhause hier

    Die Bluestonleiter setzt sich aus den Tönen:
    1 3b 4 4# 5 7b zusammen. Am Beispiel C-Bluestonleiter
    C Eb F F# G Bb
    Die kannst Du zu einem Blues in C über den gesamten Part spielen. Das ergibt den bluesigen Sound.
    Sie basiert auf der Mollpentatonik.

    Ganz nette Seite hierzu z.B. http://www.worldjazz.ch/
    unter Jazz Theorie.

    Gruß
    Markus
     
  9. wolfgang26

    wolfgang26 Ist fast schon zuhause hier

    Heißen Dank, das war ja flott!!!
     
  10. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Mit der Bluestonleiter fällt es mir auch immer leicht, passabel zu improvisieren. Am Anfang zwecks Fingergewöhnung ein paar Mal in Triolen rauf und runter, dann kommen die Ideen von alleine.

    Klugscheißerisch würde ich aber noch einen kleine Änderung machen. Statt
    1 3b 4 4# 5 7b
    würde ich eher
    1 3b 4 5b 5 7b
    schreiben, schließlich heißt es ja auch "flatted fifth". Klingen tut's aber natürlich gleich.

    Grüße
    freejazzer
     
  11. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hm.. ich kenn das so, dass die Blues Scale von der Mixolydischen Skala kommt, und nicht von der Mollpentatonik, aber ist letztendlich ja wurscht :)

    Grüße

    Chris
     
  12. doc

    doc Ist fast schon zuhause hier

    Aua, meine Antwort ist weg. Also nochmal.
    @gina: Bin selber blutiger Impro-Anfänger und habe mich nur zu sehr in Deiner Beschreibung wiedergefunden. Das ging mir und meinen Kollegen in der "Absolute Beginners Band" vor einem Jahr exakt genau so. Wir sind "tausend Tode gestorben" bei jedem Chorus. Zielloses Reiten auf den Skalen und ein flatternder Ansatz vor lauter Nervosität inklusive.
    Die gute Nachricht: Das legte sich langsam mit zunehmender Erfahrung. Inzwischen darf sogar Publikum dabei sein.
    Die schlechte Nachricht: Was immer ich an tollen Ideen vorher im Kopf hatte, spätestens beim Solo sind sie weg. Weit weit weg. Das legt sich vielleicht auch, denn manches mogelt sich dann als Motivfetzen wieder rein.
    Aktuell arbeite ich daran, noch gelassener ran zu gehen und das Solo einzuteilen in einzelne Phrasen. Sozusagen Sätze mit Punkten. Weniger hektisch. Kleinere Motive mit Fragen und Antworten. Ok, wenn ich dran bin, ist das oft wieder vergessen.
    Mein Tip aus dem Sikora (Neue Jazz.-Harmonielehre, da gibt es noch viel mehr Tips):
    Spiel deutlich, spiel laut, besonders wenn Du unsicher bist!
    Spiel überzeugt! Hauptsache, die Hörer nehmen es Dir ab!

    Langfristig soll es natürlich auch feiner, artikulierter etc. werden, aber ein Schritt nach dem andern.
    Das Spielen ohne Noten aus dem Stehgreif ist eine richtige neue Welt, jedenfalls für mich, und da muß man sich erst drin zurechtfinden. Mir hilft es manchmal, im Radio im Auto einfach Stimmen hinzuzusingen. Das Fertige zu ignorieren. Für Klassiker eine verdammt schwere Übung.
    Aber mit viel Geduld und Ausdauer geht es offenbar auch da Schritt für Schritt voran. Muß ja noch nicht morgen fertig sein...
     
  13. mgsax

    mgsax Ist fast schon zuhause hier

    @freejazzer: jepp, 5b ist korrekt.

    @kryz: den Hinweis mit der Mollpentatonik habe ich geschrieben, da die Bluestonleiter der Mollpentatonik plus ein Extraton entspricht und die Pentatonik von Wolfgang angesprochen wurde. Ob sie tatsächlich auf dem mixolydischen Modus basiert entzieht sich meiner Kenntnis, aber wird dann wohl so sein. Danke für den Hinweis.

    Gruß
    Markus
     
  14. flipsax

    flipsax Schaut öfter mal vorbei

    @saxolina:
    ich hab den gaul auch von hinter her aufgezäumt! (hat zwei Jahre gedauert) ;-)

    ansonsten wollt ich nur sagen dass die "sikora`sche" neue jazzharmonielehre echt n schönes Lehr- UND Lesebuch ist.

    das sax tricks & rock n roll (von albie donnelly) is auch ein witziges buch das meine definition des saxens ziemlich gut trifft. das teil (und verschiedene mitmusiker) hat mir geholfen den Gaul zu zähmen (ich komm nichtmehr davon weg;=)

    grüße
    Philipp
     
  15. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    @flipsax:
    2 Jahre - na dann hab ich ja noch einiges zu tun!

    @gine:
    Versuchs mal mit Blues - das hat den Vorteil, dass es gleich zu Anfang schon ziemlich gut klingt. Man kann sich ja auch kleine Häppchen aus der Bluestonleiter zurechtlegen. Einfach mal machen!

    Lieben Gruß
    Saxolina
     
  16. Raffi

    Raffi Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi, ich hab mir das Improvisieren selber ohne Literatur beigebracht (hat den Vorteil das ich "meinen Stil" habe, aber den Nachteil, dass ich keine Skalen auswendig gelernt hab, um sie jetzt anwenden zu können... aber was nicht ist kann ja noch werden). Jedenfalls hab ich anfangs immer ganz kleine Intervalle gespielt (meist nicht größer als Terz) und mich anfangs auch an die jeweilige Tonleiter gehalten. Mit der Zeit konnte ich dann die Töne vor dem Spielen hören, und mich so also auch an größere Intervalle heranwagen, und eben auch ab und an Blue Notes einfügen.
     
  17. chv

    chv Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    also ich bin auf dem Gebiet auch noch ein Neuling, aber ich übe zur Zeit die Pentatonik und Blues-Skalen, und muss sagen, damit kann man schon einiges machen.
    Außerdem versuche ich mich auch öfter an der Melodie zu orientieren, und diese dann mal etwas zu variieren.

    Ich finde, es hilft auch viel, sich viele Stücke anzuhören (zwecks Inspiration... ;-)). Ich kann an dieser Stelle Kenny G. wärmstens empfehlen - auch wenn nachspielen sehr schwierig ist...

    Ich habe allerdings noch Probleme damit, zu merken, wann genau das Solo zu Ende ist. Ich spiele dann oft etwas zu kurz, oder manchmal auch zu lang.


    Gruß

    Watermelon Man
     
  18. Raffi

    Raffi Nicht zu schüchtern zum Reden

    stimmt, sich etwas an der Melodie zu orientieren, ist meistens nicht verkehrt. Mit der Sololänge kam ich früher in der Big-Band auch nie klar, da musste mir dann der Dirigent ein Zeichen geben, dass es vorbei ist ;-)
     
  19. shorterfan

    shorterfan Kann einfach nicht wegbleiben

    Das finde ich auch ganz wichtig.
    Was du im Kopf hast, kommt erst ganz spät in die Finger. Bis das kurzgeschlossen ist, bist du schon ein fertiger Saxofonist.
    Vorher geht es darum, auf das zu reagieren, was die Finger überraschenderweise so machen. Ob der Ton jetzt richtig oder falsch ist, ist wurscht. Der nächste Schritt zählt.

    Mir hat sehr geholfen, Skalen in die Finger zu kriegen (alle 12 Dur/Moll) und zwar mit den Aebersold-Playalongs für Major und Minor. Dann hast du erstmal kein Problem mit Changes. Das wäre zuviel am Anfang.
    Und dann einfach in den Skalentönen rumfummeln und schauen was passiert und versuchen, rhythmisch drauf zu sein.

    Das eigentliche Improvisieren setzt voraus, dass deine Finger die Skalen oder Akkorde kennen.
    Und wenn das richtig der Fall ist (braucht seine Zeit), dann antizipiert auf einmal der Kopf so, dass du das auch noch rechtzeitig spielen kannst.

    Viele Grüße

    Michael
     
  20. Gine

    Gine Ist fast schon zuhause hier

    Hallo alle zusammen, danke für Eure Antworten und gut zu sehen, dass man nicht die Einzige ist, die nicht sofort drauflos spielen kann.
    @saxolina
    Wir spielen mit der Bluestonleiter und du hast Recht, es ist schon eine Hilfe auf einigermaßen passable Töne reduziert zu sein.
    @doc
    Danke, das hat mir Mut gemacht. Ich fühle mich gar nicht als jemand der aktiv handelt, sondern mehr der die Impro übersteht.

    Da hatte ich wohl eine falsche Erwartungshaltung. "Was die Finger so überraschender Weise machen" Das hat mir gut gefallen!

    Viele liebe Grüße
    Gine
     
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