Improvisieren - Artikulation und Phrasierung

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gast, 21.November.2010.

  1. Gast

    Gast Guest

    Ich habe mich einige Zeit mit diesem Thread beschäftigt:

    Improvisieren; horizontal oder vertikal

    und meine, dass für mich nicht das Hauptproblem ist, "richtige" Töne beim Improvisieren zu finden, sondern eine interessante, d.h. je nachdem swingende, jazzige, rockige, bluesige Artikulation bzw. Phrasierung hinzubekommen. Es ist also für mich keine Frage der Musiktheorie sondern in meinem Stadium eine Frage der Praxis.

    Meine Saxlehrer können z.B. schon mit drei Tönen wunderbar improvisieren. Für mich als Quasi-Anfänger würde eine Pentatonik oder eine Bluestonleiter schon reichen. An Tönen mangelt es nicht. Aber wenn ich zu Hause übe, gebe ich immer schnell auf, da mir die Einfälle oder das Können oder ich weiß nicht, was sonst noch, fehlen, damit es sich für mich ansprechend (s.o.) anhört.

    Und das Hören der "Meister" bringt mich auch nicht richtig weiter, da sie oft zu schnell oder zu kompliziert spielen. Richtig begeistern konnten mich auch nicht John O´Neill "Die Jazzmethode....." und auch nicht Greg Fishman "Jazzphrasing for Beginners".

    Sollte man "Licks" üben? Aber da habe ich noch nichts richtiges gefunden. Habt Ihr Tipps? Oder einfach immer weiter machen? Oder umsteigen auf nur Noten spielen, da hoffnungsloser Fall :-? ?

    Hoffnungsvolle Grüße,

    Joe

    Und auch an die Liste der Saxophonspieler denken, und sich eintragen. Kann ja dazu führen, dass Saxer Saxer finden, wenn sie dort suchen:)
     
  2. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Joe60
    Das Problem kommt mir sehr bekannt vor.
    In manchen Threads werden Begriffe, Fremdwörter und Formulieren angewendet, die bei mir nur Ratlosigkeit und Frust erzeugt haben, weil ich absolut nichts davon verstehe.
    Aber - auch genau aus dieser "Ecke" kamen wiederum auch aufbauende Worte.
    Und zwar:
    Das wir -die Anfänger- uns nicht von denen beeindrucken lassen sollen, die in ihrer Entwicklung doch wesentlich weiter sind und dem entspr. auch Probleme in einem anderen Level ausdiskutieren.
    Seinen eigenen Fortschritt, seine eigene Ziele im Auge zu behalten - darum geht es doch!
    Ich habe für mich beschlossen, Threads die mir zu viel Fachchinesisch enthalten und ich nicht verstehe als -"noch(!) nichts für mich"- deklariere und schließe.
    Und - es geht mir gut damit. Es gibt trotz dem für mich noch ne Menge zu lesen, was mich weiter bringt.
    Das - was meinem(!) Level entspricht.

    Was die Improvisation betrifft:
    Kennst du das Lehrbuch von Dirko Juchem?
    "Saxophon spielen-mein schönstes Hobby"
    Juchem geht schon am Anfang des ersten Teils auf die Improvisation ein und steigt ein mit nur zwei-drei Töne (parallel zu einem Play-along auf CD).
    Vielleicht hast du ein Musikgeschäft in deiner Nähe, dann hättest du die Gelegenheit, mal einen Blick rein zu werfen.
    Vielleicht ist das ja was für dich?!?

    Gruß
    Dieter
     
  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Joe,

    " ....nicht eine Frage der Theorie, sondern der Prxis..."

    Ja und Nein.

    Ich stehe da auch noch ganz am Anfang, aber vielleicht sind ja gerade deswegen meine bescheidenen Erfahrungen hilfreich.

    Du schreibst, Du triffst die Töne, aber es kommt keine Spannung auf etc.

    Ich denke dafür hilft eben auch gerade etwas Theorie (nur nicht zu viel auf einmal!)

    Spiel z.B. eine Mollpentatonik und fange immer mit dem Grundton an und Ende auch mit diesem. Wenn Dir dann noch gelingt in Phrasen als Zieltöne die Akkordtöne anzuspielen, wird sich schon was ändern (gelingt mir natürlich auch nicht immer)

    Jeder Akkorton lößt unterschiedliche Empfindenungen aus, Spannung, Wohlbefinden, Entspannung. Das merkst Du schnell beim spielen (haben wir gezielt im Ws geübt)

    Insofern, ja auch ein bisserl Theorie, zum üben.

    Beim Spielen dann nur aufs Spielen konzentrieren. Am Anfang dachte ich
    auch das klingt ja immer gleich, ich habe keine Idee, keine Melodie im Kopf.

    Aber siehe da, Stück für Stück entwickelt sich da was.

    Empfehlen kann ich auch, wie Dieter, zu Playalongs zu spielen. Ich mache sehr gute Erfahrung mit Jamey Aebersold Vol. 24 "Learn to improvise jazz."

    Die CD ist hochwertig eingespielt mit Piano, Bass und Schlagzeug. Die Spielen dann einfache Rhythmen in z.B. nur C-Moll so dass Du dann mit A-Moll Pentatonik prima drauf spielen kannst.

    Bleib dran, es macht irre spass!


    LG

    Dreas
     
  4. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    Joe, ich persönlich würde Dir empfehlen, mehr auf die nicht-Jazz-Meister zu hören, z.B Blues Saxophonisten.
    Selbst zu live gigs zu gehen, wo ambitionierte Amateure aus Fleisch und Blut ohne Möglichkeit zum nachpolieren spielen.

    Wenn das zu weit zu fahren ist, hör mal bei Sax On The Web in die Mitgliederaufnahmen der Amateure oder beim "Lied des Monats" rein.

    http://forum.saxontheweb.net/showthread.php?132581-Beginners-Intermediates....-post-your-recordings-here-2010

    http://forum.saxontheweb.net/showthread.php?147766-SOTW-TOTM-for-November-2010-quot-There-Will-Never-be-Another-You-quot

    Pete Thomas ist zwar kein Amateur, hat aber einen sehr schönen und inspirierenden Blues hingelegt,bei dem ich immer Lust krieg, selbst mitzuspielen

    http://forum.saxontheweb.net/showthread.php?91277-SOTW-Blues-recording

    http://tamingthesaxophone.com/saxontheweb-blues.html

    Da fühl ich mich oft gleich besser.

    Beim Jazz hör ich eher die "alten Meister" wie Hawkins, Ammons und Turrentine oder Smooth Jazz Player, wie "den Tonmeister" Kirk Whalum oder auch mal Kenny G und Richard Elliott, da kann man gut mitnudeln.

    Solang es Dir Freude macht, bringt es Dich weiter!
    Wenn nicht, dann nicht. Demotiviert nudeln ist meines Erachtens schlimmer als gar nicht spielen.
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Versuchs doch auch mal damit! Ein geiles Riff braucht eigentlich meist nur zwei Töne. Wenn du dich mit diesem Riff durch die Akkorde eines Stückes hangelst, beim zweiten Durchlauf rhythmisch variierst, einen Ton dazunimmst usw. lernst du ruckzuck die Changes eines Stückes und ein ganz eigenes Repertoire von einfachen Licks. Und bei allem: Mut zur Pause und Mut zum "Mister Slow Hand"!

    Gruß, Herman
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Vielen Dank für Eure Antworten, Tipps und Links; ich werde mir mehr Zeit nehmen müssen. Und langsam machen. Nun gut ich bleibe am Ball.

    Herzliche Montagsgrüße,

    Joe




    Liste der Saxophonspieler
     
  7. noten-schussel

    noten-schussel Ist fast schon zuhause hier

    Als Tipp würde ich Dir folgendes empfehlen:

    Hör Dir Musik an, in welcher Stilistik Du spielen willst. Irgendwann kommt ein Stelle, wo Du denkst "Wow, das klingt geil". Nach Möglichkeit etwas Überschaubares natürlich.
    Geh jetzt ein paar mal zurück, und hör Dir's mehrmals an. Dann versuche die Noten heraus zu schreiben.

    Nun versuche, dieselbe Melodie eine Terz höher aufzuschreiben. Dann nochmal eine Terz höher (so dass es immer noch auf den selben Akkord passt). Dann schreibe Dir Variationen des Licks auf. Z.B. rückwärts, ein oder mehrere Noten in der Oktave vertauscht, Umkehrung, etc..

    Schreibe Dir rhythmische Variationen auf. Z.B. Da wo vorher schnellere Noten waren, langsamere, oder mit Viertelnoten anfangen, dann Achtel. Umdrehen, dann Viertel in der Mitte. Mit Pausen, ohne Pausen. Triolen anstatt Achtel, etc.. Auf dem Beat, vorgezogen, hinter dem Beat - mit einer Pause am Anfang.

    Damit lassen sich aus ein paar wenigen Noten unendliche Variationen erstellen.

    Arbeite gleichzeitig nur an einem solchen Pattern. Lerne es in all seinen (gut klingenden) Varianten auswendig. Versuche es auf alle möglichen verschiedenen Akkorden anzuwenden. Spiel durch ein ganzes Stück zuerst nur mit diesem Pattern und seinen Variationen. Dann füge u.U. Übergänge mit Tonleitern, Arpeggios oder Pentatonik, etc. ein.

    Wenn Du Dir jeden Tag auf diese Art und Weise ein einziges Pattern einverleibst, hat Du schon nach kurzer Zeit ein recht großes Repertoire an gut klingenden Phrasen, die aufgrund Deiner eigenen Variationen Deine eigenen Licks sind und nicht einfach irgend welches nachgespielte Zeug.
    Dann kannst Du irgendwann beim Improvisieren, auf alles zurückgreifen, das Du intus hast.

    Hoffe, Du kannst damit was anfangen!
    (Habe ich übrigens im Groben von Jerry Bergonzi, bei dem ich vor Langem mal eine Zeit lang Unterricht hatte) :cool:

    Norbert
     
  8. Muschelschubser

    Muschelschubser Kann einfach nicht wegbleiben

    Hey,
    ich arbeite gerade an dem gleichen Thema. Meine Sax-Lehrerin sagt mir immer, ich soll die Lieder die mir gefallen einfach von der Melodie verändern, jedoch die gleichen Noten spielen. Ich finde dies ist für den Anfang eine interessante Erfahrung und geht auch in´s Blut.
    Lieben Gruß, Muschelschubser
     
  9. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Hej Joe,

    im Wesentlichen möchte ich den Hinweis von Herman unterstützen. Ich habe Improvisieren hauptsächlich durch mitspielen bei CDs gelernt. Falls du auch auf Swing der 40er stehen solltest, vielleicht hilft Dir das:

    Ich habe eine Zeitlang Riffs von Swingbands rausgehört und in verschiedene Tonarten transponiert. Sich aus einem Riff heraus in ein Solo reinzublasen ist eine gute und bewährte Methode. (Ich gebe zu, die richtigen Könner wie Lester Young oder Illinois Jacquet konnten das natürlich umgekehrt: zahm, mit wenigen Tönen anfangen und sich in ein wildes Riff steigern :cool: )


    keep swingin´


    Saxax
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Vielen Dank für Eure Hinweise. Ich werde mich dranmachen und in .. :-D Jahren berichten, wie weit ich gekommen bin.

    Meine Einschätzung der Jahre liegt nicht an Euren guten Tipps, sondern an meiner Unzulänglichkeit!

    Herzliche Grüße,

    Joe
     
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