Improvisieren lernen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Dan, 20.September.2008.

  1. Gast

    Gast Guest

    Leider kann ich den Workshop von Peter nicht öffnen. Mein Pc will m4A nicht. Was soll ich tun? Vorerst noch ohne Impro leben..........

    Gruß,

    Joe
     
  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    vlc installieren
     
  3. Gast

    Gast Guest

    mercy vielmals, es klappt!

    Joe
     
  4. Dan

    Dan Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    nachdem ich noch keinen Lehrer hab bin ich bei ner Notensuche über die Schule "Improvising Jazz Sax" by Charley Gerard gestolpert...da wird bei den ersten Übungen eine Melodie aufgebaut und dann sind mal einige Takte frei für die eigene Improvisation.

    Da alles Englisch ist (und meines nicht perfekt ist) hab ich ein paar Fragen ob ich es richtig verstanden habe:
    Wenn über dem Takt "G7" notiert ist kann ich G, B, C, D, F spielen sofern ich mich nach der Pentatonik halte.
    Bei "C7" wäre das dann C, Es, F, G, B.
    - Ist das Richtig?

    Wenn das richtig ist, gleich die nächste Frage:
    Kann ich das nach belieben auf die Blues Tonleiter erweitern?
    Also bei "G7" G, B, H, C, Cis, D, F



    Wäre dankbar für jeden Hinweis, weil aus beruflichen Gründen sehe ich es als unwarscheinlich, dass ich in diesem Jahr bald mal Unterricht nehmen kann... :cry:


    Dan
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Das wäre die Moll-Pentatonik über einem Dur-Akkord - kannst Du schon machen, klingt aber etwas "schräg", je nach Musikstil: In Rock und Soul okay, in traditionellem Swing und Latin eher gewöhnungsbedürftig.

    Das alles kommt also immer auf den Zusammenhang an; es gibt nicht "die" richtige Tonleiter über einen Akkord, sondern SEHR viele Möglichkeiten... :roll:

    Korrekt.

    Da hast Du jetzt zwei sog. "europäisierte" Blue Notes drin, das B und das Cis, das nennt man u. a. "Super-Bluestonleiter". :-D

    Kannst Du natürlich schon machen, wenn es Dir gefällt - prinzipiell gilt:
    Probier ganz viel rum; das, was Dir persönlich gefällt, ist richtig! ;-)

    (Musik ist schließlich immer noch eine Kunstform und keine Naturwissenschaft...) :cool:


    Schönen Gruß und viel Erfolg,
    Rick
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Anscheinend will niemand wissen, was ich mit "europäisierten Blue Notes" gemeint habe - ich erkläre es gern trotzdem: :-D

    Landläufig hört und liest man ja immer wieder, "Blue Notes" seien (in Dur) die kleine Terz sowie (in Moll) die vermindert Quinte ("Flatted Fifth") - das ist nicht die ganze Wahrheit.

    Tatsächlich sind "Blue Notes" quasi AFRIKANISCHE Töne, die es in unseren europäischen Tonleitern gar nicht gibt, also Töne ZWISCHEN der kleinen und großen Terz bzw. der reinen und verminderten Quinte.

    Die kann man auf europäischen Instrumenten nur durch das sog. "Bending" ("Ziehen" oder "Schmieren") erzeugen, besonders gut auf dem Sax, praktisch gar nicht z. B. auf dem Klavier.
    Um auf dem Klavier dennoch "Blue Notes" zu erzeugen, haben afro-amerikanische Pianisten gern zwei nebeneinander liegende Tasten gleichzeitig gedrückt bzw. die kleine Terz als Vorschlag zur großen Terz gespielt.

    Diese Spieltechnik hat sich dann irgendwann im Lauf der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts als "bluesy" etabliert und wurde auch so notiert, woraufhin irgendwann festgelegt wurde, diese Vorschlag-Intervalle würden praktisch den Blues ausmachen. :-o
    Was natürlich Blödsinn ist, der allerdings so lange wiederholt wurde, bis er als Wahrheit erschien. :-(

    Tatsächlich GIBT ES die originalen Blue Notes nach wie vor im seriösen Blues und verwandter Musik (Gospel, Soul) - authentische Sänger intonieren sie, und wenn ein Saxer mal die Ehre hat, mit solchen Vokalisten zusammen zu arbeiten, wird er schnell den Unterschied zwischen den ECHTEN und den EUROPÄISIERTEN Blue Notes feststellen. ;-)


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moin Meister,
    also das verstehe ich anders. Lick = Phrase oder = Satz in der Sprache.
    Motiv ist für mich eher das Thema oder auch die Grundstimmung des Stücks.
    Kunst ist jetzt die passenden Sätze (Licks) so zusammenzubasteln, daß es flüssig klingt und ein eine klare Aussage erzeugt, die zum Grundthema paßt.

    (nicht ganz so einfach zu erklären, wenn man noch nicht zu den Erleuchteten gehört).

    JEs
     
  8. Dan

    Dan Ist fast schon zuhause hier

    Dan (also meine Weinigkeit) schrieb:
    ...natürlich werde ich Euch auf dem laufendem halten!

    Also, folgendes hat sich mittlerweile getan:
    Ich habe mir von Jeff Harrington das Buch "Blues Improvisation Complete" gekauft.
    Damit habe ich über diverse Übungen die D, F, G, Bb -Bluestonleitern so einigermaßen in den Fingern.
    Weitere Skalen folgen bald, da ich jetzt wieder mehr Zeit zum Üben habe.

    Jetzt habe ich mich eben an ein Impro / Solo von "Tastes Like Chicken" gewagt.

    Klappt gut, klingt gut, gefällt mir.
    -Soweit ich es nur für mich spiele. In der Probe / beim Auftritt wird das evtl anders aussehen, aber das ist noch Zukunft.

    (Das notierte Solo ist wie das hier ab 1:58)

    Nun auch gleich noch ne weitere Frage:
    Das Solo ist 14 Takte lange, dann "fangen" mich die Trompeten ein.
    Will heißen, wenn ich mich verkünstle, weil ich mich gerne spielen höre und voll im Fluß bin, werden nach 14 Takten die Trompeten gnadenlos einsetzen.
    Also es macht mir Sorgen wie ich es hinbekomme rechtzeitig zum Ende zu kommen... habt Ihr nen Übungstipp / Praxistipp?

    Grüße
    Dan
     
  9. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Dan,

    Das beschreibst Du wirklich wunderbar! Leider kann ich nicht viel helfen, da ich noch keine Soli spiele. Von meinen Wortvorträgen her würde ich aber vermuten, dass es hilft, sich die Gedanken vorher zurechtzulegen, sprich seine Ideen auf die 14 Takte abzustimmen und diese vorbereiteten Ideen zu spielen.

    LG Johannes
     
  10. Dan

    Dan Ist fast schon zuhause hier

    Hi Johannes,
    ja an was vorbereitetes habe ich auch schon gedacht.
    Das Thema an das ich mich lehne ist das Lied an sich. Wenn ich mich dann gehen lasse (der Knoten ist geplatzt, das klappt immer öfters) verpasse ich es mitzuzählen.
    Multitasking klappt hier bei mir nicht.

    Für die Band (Probe / Auftritt) habe ich den Gedanken, dass ich den Dirigenten um ein Zeichen so zwei Takte vor Ende bitte. -Sofern es keine bessere Methode / Tricks gibt....

    Dan
     
  11. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hi Dan,

    Ist doch super, deshalb machen wir ja Musik. Die Idee mit dem Dirigenten finde ich gut.

    Eine Idee kam mir noch: der gnadenlose Einsatz der Trompeten kann auch eine Gnade sein, dann hast Du es nämlich geschafft!

    LG Johannes
     
  12. Dan

    Dan Ist fast schon zuhause hier

    Zitat:
    Eine Idee kam mir noch: der gnadenlose Einsatz der Trompeten kann auch eine Gnade sein, dann hast Du es nämlich geschafft!

    :-D

    Ja, das hatte ich auch gedacht als das Stück neu für mich war.
    Das ausgeschriebene Solo hat es Rhytmisch echt in sich: Hab im Youtube mehrere anhören müssen, das oben verlinkte ist das Beste, dass ich gefunden habe.
     
  13. billy

    billy Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    einigen Aussagen hier möchte ich wiedersprechen, nachdem ich auf dem Saxophontag in Arnheim war, wo Jörg Kaufmann einen "Vortrag" über Improvisation gehalten hat. Mir geht es hauptsächlich um die Aussage, "richtige Töne" zu spielen:

    Jörg konnte uns sehr gut demonstrieren, dass eine Improvisation mit "falschen" Tönen prima klingen kann.
    Viel wichtiger sind da Timing und Sound. Ich glaube auch daran, dass der Gedanke "oh, hoffentlich spiele ich die richtigen Töne" genau das ist, was zum Verkrampfen führt. Man muss nicht so viele verschiedene Töne spielen. Es gibt genug Beispiele (Sonny Rollins), wo man erkennt, wie gut ein Solo mit wenigen Tönen, aber variablen Rhythmen im richtigen Timing klingen kann. Und noch etwas sagte er: Pausen sind genauso wichtig wie Töne. Das erinnerte mich an die Aussage "Gute Musik besteht zu 50% aus Stille, man muss sie nur richtig einsetzen".

    Dann kam er noch auf Standards zu sprechen:
    Man sollte sich mit dem Stück beschäftigen, man sollte das Thema auswenig kennen (Beispiel war "Blue Bossa"). Wenn man das Thema auswendig kann, hat man es und die Form im Kopf. Dann sollte man versuchen, es zu variieren und das kann man immer stärker machen.

    Grundsätzlich sollte man auch die Musik öfter hören, die man spielt.

    Schöne Grüße,
    Billy
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dan,

    am wichtigsten ist es, die Struktur des Solo-Parts zu verinnerlichen - dass ist die gängige Methode, um ein Gefühl für die Länge zu entwickeln.

    Ich habe mir mal Dein YouTube-Beispiel angehört, danach hat der Teil grob folgende Unterteilung:
    Takte 1-4: Akkord "eins".
    Takte 5-6: Akkord "zwei".
    Takte 7-8: Akkord "eins".
    Takte 9-14: Insgesamt dreimal eine zweitaktige Akkordfolge (Akkorde "drei" und "vier").

    (Ich habe ganz bewusst nicht die Akkorde harmonisch benannt, sondern nur einfach unterschieden - es geht ja um die Struktur und nicht um einen Harmonielehre-Grundkurs.) ;-)

    Fürs Ende kannst Du Dich zum Beispiel darauf konzentrieren, den Takt 9 wahr zu nehmen, dann sind es ja noch dreimal zwei Takte.

    Dann spiel mal zu jedem Akkordwechsel einen passenden Ton (z. B. den jeweiligen Grundton), um die Struktur improvisatorisch nachzuvollziehen. Dann immer einen anderen, dann ein passendes zwei-Ton-Motiv, usw., bis Du schließlich intuitiv fühlst, wo Du bist.

    Das ist auf jeden Fall eine empfehlenswerte Übung, denn zu wissen, wo man gerade ist, ist eine Basis-Fähigkeit für jegliche Chorus-Improvisation! :cool:


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Hallo Billy,

    das ist vorher vielleicht nicht so richtig rausgekommen: "Falsche" Töne sind nur die, die der Improvisierende selbst als "falsch" empfindet.

    Selbstverständlich kann es vorkommen, dass jemand Töne als richtig oder schön wahrnimmt, die einem anderen hingegen (womöglich noch aufgrund irgendeiner Theorie!) als falsch vorkommen.

    Ein befreundeter Posaunist hat wutentbrannt das Studium am Koninklijke Konservatorium in Den Haag abgebrochen, nachdem ihn sein Harmonielehre-Dozent gerügt hatte, weil er auf einer Studenten-Jam-Session über einen Akkord "verbotene" Töne gespielt hat. :lol:

    (Angeblich hat Piano-Legende Keith Jarrett sein Studium an der renommierten Berkley School Of Music geschmissen, weil ihm dort seine extravaganten Akkord-Voicings nur schlechte Noten einbrachten - just diese "unerlaubten" Vocings haben u. a. später seinen Weltruhm begründet...)

    Das kommt nicht zuletzt auf den Musikstil sowie die Gelegenheit an.
    Spiel mal gewagte, langgezogene Outside-Phrasen mit prima Sound und Timing in einer rührseligen Pop-Ballade vor angeheitertem Volksfest-Publikum, und Du wirst erleben, wie schnell man von der Bühne gebuht werden kann... :-D

    Dem stimme ich gerne zu.
    Man braucht zum Improvisieren eine gesunde "Ismiregal"-Haltung und darf keineswegs alles auf die Goldwaage legen.

    Auch richtig. Dies ebenfalls an die Adresse der Fusion-Fuddler! :p

    Man kann und sollte Pausen setzen, damit der Zuhörer noch folgen kann - und damit man selbst zum Zuhören und Nachdenken kommt. ;-)

    Das klappt aber nicht immer und bei jedem Thema.
    "Blue Bossa" ist ein sehr einfaches Thema, das einem keine Schwierigkeiten bereiten dürfte, es ist deutlich konstruiert.

    Aber bleiben wir bei Bossa Nova, nehmen wir etwa "Desafinado", das ist ein sehr komplexes Thema, das zwar auch eine wahrnehmbare, aber sehr langgezogene Struktur besitzt, die zudem nur wenig mit dem harmonischen Aufbau korrespondiert.
    In der Zeit, die ich brauche, um so eine verschlungene Melodie auswendig zu lernen, analysiere ich lieber die Form, übe die verschiedenen Akkorde und setze mich mit denen auseinander.

    Das ist wieder ein sehr wichtiger Hinweis! :)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
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