Improvisieren?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Gast, 21.September.2009.

  1. Gast

    Gast Guest

    Improvisieren ist ja nicht nur eine Frage der Töne, die richtig klingen und "passen". Meine beiden Lehrer können mit drei Tönen was hinlegen, da leg ich mich hin.

    Mein Improvisierungsproblem ist nicht hauptsächlich die Tonfolge (o.k. auch, ich bin ja spätEinsteiger), sondern die Phrasierung, die Artikulation. Ich kann vielleicht ein paar passende Töne der Pentatonik oder der Bluestonleiter spielen. aber nach Jazz hört es sich eben nicht an. Weiter oben (bin zu bequem nachzusehen, wer es schrieb) steht, mit ein bisschen Jazzfeeling... Tja, ich kann mir jede Menge Musik anhören, aber wenn ich "passende" Töne spiele ist es noch lange kein Jazz, Rock Pop. Und deshalb neben den wichtigen Abhandlungen zu Harmoniefragen: vergesst nicht die Phrasierung und wenn man da nur drei Töne spannend spielt, kann es schon toll sein.

    Und nebenbei, der Eröffner dieses Freds ist ja auch kein langjährig Erfahrener, sondern ein Späteinsteiger wie ich. Und wir müssen uns an die Sache langsam, langsam rantasten.

    Ich hab meine liebe Mühe, ternäre Spielweise zu begreifen und erst recht, sie umzusetzen.


    Herzliche Anfängergrüße

    Joe
     
  2. HeinTS

    HeinTS Schaut öfter mal vorbei

    @ xcielo, hans josef


    finde ich auch - absolut richtig: Wer virtuos spielen kann, kann nicht automatisch auch improvisieren.
    Trotzdem kann ich hans josef sehr gut verstehen.
    Natürlich kann man auch über schnelleren Stücken sehr schön langsam improvisieren. Aber wenn mir dann mal eine flotte Achtel- oder 16tel-Kette in den Sinn kommt (auf den Tasten wäre das für mich kein Problem), und ich krieg das technisch verdammt noch mal (noch) nicht hin :-x - schalte ich den Aebersold aus und übe - zumindest für ein paar Minuten - Tonleitern. Bis ich davon dann wieder so genervt bin, daß ich Aebersold wieder einschalte - natürlich mit einem langsameren Stück. :cool:

    @ Joe60

    Dein Problem kenne ich nur allzugut, weil ich auch damit kämpfe ... Artikulation.
    Neben entsprechenden Jazz-Etüden (Niehaus, Snidero, Fishman und wie sie alle heissen) hilft wieder nur "weiter hören, hören, hören", und so grausam es ist: sein eigenes Spiel aufnehmen, analysieren, besser versuchen, und dann wieder "aufnehmen, analysieren ..."

    Gruß
    HeinTS
     
  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Genau das heißt es :)

    Ein bisschen, ja. Eine technische Übung ist m.E. immer nur im Kontext einer Musik sinnvoll. In dem Fall habe ich aber was Anderes gemeint. Versuche einfach mal, in Db-Dur eine Melodie zu spielen, bspw. Hänschen Klein, oder eine andere Melodie, die du gut im Kopf hast.

    Beim Improvisieren sollte man das, was man spielt, ja vorher innerlich hören, also bewusst spielen, im Gegensatz zum Skalen dudeln, und dann passiert genau das. Du stellslt dir eine Melodie, eine Phrase innerlich vor, weißt, dass es Db-Dur ist, und das ist dann umzusetzen.

    Eine tolle Methode ist übrigens, auch abseits vom Saxophon Melodien zu denken, und im Geiste in einer beliebigen Tonart zu greifen. Morgen sitze ich bspw. ein paar Stunden im Zug, da übe ich ein bisschen Saxophon im Geiste ;-)

    Danke für die Blumen :) aber bevor ich noch längere Abhandlungen schreibe, geh ich lieber üben, ich hab es bitter nötig ;-)

    Gruß,
    xcielo
     
  4. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo zusammen,

    hallo otfried,

    genau damit habe ich ein problem. ich mache das überall, wo ich gehe und stehe oder laufe.

    ich kann das nicht abschalten bzw. weiß nicht wie.

    @hein, ich wollte mich hier, im beitrag von klaus nicht so breit machen.

    @klaus, ärgere dich bitte nicht, ist nicht böse gemeint.

    gruß
    hanjo
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Kein Problem Männer!
    Ich fasse nichts so schnell verkehrt auf oder so!
    Und außerdem,ich finde eure Tipps und Ratschläge und eure Ansichten über das Improvisieren sehr hilfreich!

    Also,lets fetz!!! ;-)
     
  6. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Mal was anderes, aber auch zum Thema:

    Kann jemand eine Lick-/ Patternsammlung empfehlen, für all jene, die nicht den ganzen Tag das Sax-Radio laufen lassen können und die Licks schon verinnerlicht haben?

    Danke und Grüße
    Saxolina
     
  7. HeinTS

    HeinTS Schaut öfter mal vorbei

    @ Saxolina:

    Ich kann empfehlen
    "Patterns for Jazz" von Coker / Casale /Campbell / Greene
    1970 Studio P/R, ISBN 0-89898-703-2

    Gruß
    HeinTS
     
  8. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Danke!

    Und wie übst Du damit? Jeden Tag ne Seite? Oder heute mal mixolydisch?
    Oder mal eine Stunde Dominant-Sept-Patterns?

    Ich frage so blöd, weil ich etwas suche, das mir dabei hilft, über die Changes eines Standards zu improvisieren, wenn ich die harmonischen Bezüge geknackt habe.

    ???

    Gruß
    Saxolina
     
  9. HeinTS

    HeinTS Schaut öfter mal vorbei

    Hallo,

    Anregungen für das Improvisieren über komplexere Changes findet man sicher in

    "Jazz Conception, Jim Snidero - 21 solo etudes for jazz phrasing, interpretation und improvisation"
    1996 Advande Music
    und
    "Developing Jazz Concepts", Lennie Niehaus, 1981 Hal Leonard
    und
    "reading Key Jazz Rhythms", Fred Lipsius, 1996 Advance music

    Gruß
    HeinTS
     
  10. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo zusammen,

    hallo otfried,

    ich habs immer noch nicht verstanden.

    habe hänschen klein jetzt einige male in des und ges dur gespielt. ich kann kein problem finden. damit trainiere ich meine fähigkeit zu transponieren.

    auch spiele ich nummern in der tonart, die gerade aktuell ist, um das erworbene wissen auch praktisch einzusetzen.

    und wenn ich z. b. des dur in harter arbeit gefressen habe, weiß ich doch auch, bei einer improvisation in des dur, was ich einsetzen kann. (sonst nichts, ich rede von ersten gehversuchen)

    wo liegt der hase im pfeffer?

    gruß
    hanjo
     
  11. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    @Hein

    Danke für die Tipps.

    Grüße
    Saxolina
    *die am Sonntag wieder spielen muss (darf) und wahrscheinlich wieder nur ein Bluestonleiter-Gedudel zustande bringt...
     
  12. HeinTS

    HeinTS Schaut öfter mal vorbei

    @ Saxolina:

    ... wenns ein Blues ist, warum nicht? ;-)

    Aber wenn du fit mit der Bluesskala bist, dann versuche doch mal, Dir auf jedem Akkord die passende "PENTATONIK"-Skala vorzustellen (die Bluesskala ist schließlich, wenn man die #11 weglässt, auch eine solche - in moll). Dann hast Du nur fünf Töne statt 6,7 oder 8, an die Du denken mußt.

    - Sollte ich bei Dir damit jetzt "Eulen nach Athen tragen", dann lies bitte nicht weiter .... aber vielleicht hilft es dann ja anderen: -

    Bei moll-7-Akkorden wäre das die 1., 3., 4., 5. und 7. Stufe,
    Bei Dominant-7 die "normale" Dur-Pentatonik 1,2,3,5,6,
    bei alterierten Dominant-7 das selbe, nur aufgebaut auf dem #11 (Tritounsverwandtschaft) - also z.B. bei G7 wären das die Töne Db, Eb, F, Ab, Bb -, und bei der Dur-Tonika spielst du die 1,2,3,5,6 auf der 1 oder, klingt interessanter, auf der Quinte (also bei C-Dur spielst Du die G-Pentatonik).

    Dauert der Akkord lang genug, kannst Du (musst Du aber nicht) alle fünf Töne in beliebiger Reihenfolge (rauf, runter, noch besser Kreuzfiguren) spielen. Bei kurzen Akkorddauern eben weniger, und beim Wechsel zum nächsten Akkord versuchst Du auf einem Ton der "neuen" Pentatonik schlüssig zu landen.
    Und damit sich das ganze nicht allzu steril anhört (Pentatonik kennt keine Halbtöne), baust Du hier und da oder wenn Du nicht weiterweist etwas Chromatik ein - kennst Du auch aus der Bluesskala (11-11#-5) - hauptsache bei der nächsten Tonika landest Du wieder auf einem Skalenton.

    :idea: Wichtig: immer horizontal denken und eine "schöne Melodie" spielen wollen, statt möglichst viele Skalentöne "abzuarbeiten" - und natürlich lebendige Phrasierung, Artikulation, Rhythmus etc. nicht vergessen, wie es Joe60 oben treffend sagte, damit es keine seelenlose Kiste wird, sondern auch Jazz-Feeling aufkommt. Die drei von mir etwas weiter oben genannten Etüden-Bände gehen vor allem auch darauf ein.

    Und glaub bloß nicht, ich kann das selber alles super flüssig spielen, was ich hier als relativer Sax-Anfänger erzähle.
    Altes Chinesisches Sprichwort: "Zu wissen, wie man etwas macht, ist nicht schwer - schwer ist es, es zu machen" :)

    Gruß HeinTS
     
  13. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Hallo Hein,

    keine Eulen, nein, ich werds mir mal in Ruhe anschauen, klingt schlüssig und will in der Praxis ausprobiert werden,
    danke!

    Der Ansatz gefällt mir, das ist mal was ganz konkretes!

    Ich melde mich wieder!

    Gruß
    Saxolina
     
  14. HeinTS

    HeinTS Schaut öfter mal vorbei

    .. freut mich ;-)

    meine Aufzählung der möglichen Akkorde ist natürlich nicht ganz vollständig (fehlen z.B. der Halbverminderte vor einer alterierten V und einige andere ...). Wann man eine Dominante alteriert oder nicht, wird auch nicht beantwortet. Falls diesbezüglich Fragen auftauchen: nur zu, gerne auch per PM


    Gruß
    HeinTS
     
  15. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo,

    was nicht reinkommt, kann auch nicht rauskommen.

    Über Musik die nicht gefällt lässt sich schwer improvisieren.

    Wer den ganzen Tag mainstream tralala radio hört, wird sich schwer tun abends auf der Jamsession zu improvisieren.

    Ich würde davor abraten sich als Anfänger mit Akkordfolgen herumzuschlagen. Zum Experimentieren sind modale Begleitungen gut geeignet....und sie machen Spaß. Dabei kann ein Gefühl für Klänge und Tonleitern entwickelt werden. Nicht in ein Buch schauen was Du dazu spielen "darfst", sondern selbst entscheiden, welche Wirkung die einzelnen 12 Töne haben und wie sie DIR gefallen.

    Nicht was Prof. Dr. Sowieso in seiner berühmten Abhandlung geschrieben hat, ist die erste Instanz, sondern Dein Empfinden.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  16. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Hallo Chris,

    Deine Methode ist etwas für Leute, die vieeeeel Zeit mit dem Saxophon verbringen. Mir würde es helfen, wenn ich ein paar Ideen bekäme, die ich dann verwenden kann.
    Und harmonielehretechnisch gehöre ich nicht mehr zu den Anfängern ;-)

    Wenn ich mal viel Zeit habe, kann ich mir durchaus vorstellen, die Methode "ausprobieren was gut klingt" zu verwenden, ist bestimmt reizvoll und man entwickelt ein ganz besonderes Gefühl für die unterschiedliche Wirkung von Tönen.


    Grüße
    Saxolina
     
  17. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    B.B. King macht seit 1930 nicht viel anderes und hat eine Menge Geld damit verdient... ;-)
     
  18. Amadeus

    Amadeus Ist fast schon zuhause hier

    und John Lee Hooker hat die Bluestonleiter teilweise auch nur rudimentär gespielt, trotzdem haben alle Musikgrößen (siehe seine CDs Mr. Lucky, The Healer und die CD zum Film "Hot Spot") mit ihm zusammen musiziert. Darüber hinaus verwendete er für die meisten Stücke nur die E-Blues Skala. Also noch nicht mal durch einen Wechsel der Tonart zeichnete er sich aus. Worin er sich auszeichnete und das ist das entscheidende ist sein Ausdruck. Der machte ihn zu den ganz Grossen.

    cheers Mo
     
  19. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Ja, der Ausdruck!

    Wie Joe60 schon sagte, manche Leute klingen auch mit nur 3 Tönen richtig gut!

    Aber davon bin ich zumindest weit entfernt. Ich habe ja gar nichts gegen die Bluestonleiter, im Gegenteil, aber so richtig zufrieden bin ich nicht mit dem, was ich da immer spiele. Was natürlich nicht am Tonmaterial an sich liegt :)

    Vielleicht warte ich einfach, bis Nr. 2 im Kindergarten ist und ich wieder Zeit habe, mich der Sache wirklich zu widmen...

    Danke jedenfalls für Eure Diskussionsbeiträge, sehr erhellend!

    @Peter: Ich will ja nicht mal Geld verdienen damit :-D


    Grüße
    Saxolina
     
  20. HeinTS

    HeinTS Schaut öfter mal vorbei

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