Intonation bei Kälte

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Werner, 4.Dezember.2022.

  1. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Hi zusammen, ich hatte heute einen gig im Freien, bei, in Berlin, um Null Grad. Das die Kanne tiefer spielen würde, wusste ich und drückte das Mundstück weit in den Bogen rein, und habe es auch soweit intonatorisch brauchbar hingekriegt. Jedenfalls im oberern Bereich.
    Neu war mir, das die Tiefen noch tiefer waren als der Rest des Horns. So ab Ab, G, Gb in der unteren Oktave war die Kanne nicht mehr in den Griff zu kriegen, auch nicht durch Kieferdruck. Gut, vielleicht hätte ich das MPC noch weiter in den S-Bogen reinbekommen, hätte oben mehr fallen lassen müssen, unten mehr drücken.
    War aber alles soweit ok, oben hat es sich gut angefühlt. Ich hatte nur Impro zu spielen, keine festen Themen (die ich idR singe), und habe den Bereich unter G möglichst vermieden.
    Mich wundert dieses Verhalten des Horns, habe das auch noch nie so beschrieben gefunden.

    Kennt Ihr das? Ggf, wie geht ihr damit um?
     
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  2. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Das Saxophon wird oben schneller warm als unten bzw. wird es das unten evtl. gar nicht. Die kurz Luftsäule bringt das wärmere Metall oben schneller zum schwingen als die lange unten. Das wäre meine Erklärung.
     
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  3. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Das Schwingen des Metalls ist ganz unerheblich. Ein kaltes Instrument wäre sogar kürzer als ein warmes. Eigentlich müsste dadurch die Intonation steigen. Es ist die Luft die ebenfalls abkühlt. Die Dichte nimmt zu, die Schallgeschwindigkeit ab und damit auch die Frequenz bei (annähernd) gleicher Mensur.

    Wenn man das Instrument oben warm spielen kann, dann ist es oben nicht so schlimm wie unten. Ich kenne das vom Adventblasen. Eine gute Intonation ist im Freien und im Winter nicht erreichbar. Besonders ärgerlich, wenn verschiedene Instrumente miteinander spielen sollen. Klarinetten isolieren besser und erwärmen sich vielleicht beim Spiel gleichmäßiger. Tuba und Tenorhorn halten Zimmertemperatur von der letzten Einladung länger. Spätestens wenn sich durch die Feuchtigkeit Eis auf den Polstern bildet, ist es vorbei.

    Das ist vielleicht ein Grund, warum bei Turmbläsern meist gleiche Instrumente spielen.
     
  4. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe mal bei kaltem Wetter auf einem Gig Sopran gespielt. Einmal und nie wieder!
     
  5. scenarnick

    scenarnick Admin

    Ging mir letztes Jahr bei einem Open Air auch so. Erstes Set bei Sonnenuntergang im September ging noch gut, zweites Set gegen 22.30 Uhr, nasskalt. Saxophon nur im allerletzten Stück. Ich bekam die Intonation am Tenor nicht in den Griff...
     
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  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Da hab ich gänzlich unterschiedliche Erfahrung gemacht.
    Während ich mit den Saxophonen (mit in Pausen etwas warme Luft bei geschlossenen Klappen durchgeblasen) auch bei -4 Grad (das war der schlimmste Gig) auf eine halbwegs ordentliche Intonation komme, hab ich bei der Klari überhaupt keine Chance.
    Bei Schülern am Sax ist es da viel schlimmer. Ich führe das auf das Verhältnis Luft/Druck gegen das Blatt zurück, ich hab das Gefühl, da mehr Spielraum zu haben. Muss aber nicht stimmen. Pun intended.
     
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  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das mag funktionieren, wenn man mit relativem Pitch unter Bläsern spielt. Wenn man aber 440 Hz halten muss, geht Klarinette draußen schon bei geringer Kühle oder stetem Luftzug gar nicht mehr. Noch mehr zusammendrücken als ganz fest zusammengedrückt geht halt nicht.o_O
     
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  8. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich spiele häufig in Kirchen (meistens Sopran und/oder Altsaxophon), die inzwischen aus Gründen der Energie-Ersparnis nicht mehr beheizt werden.
    Gefühlt sinkt die Temperatur weiter, so ca. 1 bis 2 Grad pro Monat.
    Mit der Intonation ist das nicht ganz einfach.
    Aber auch wegen der kalten Finger.
    Auch die Organisten sind wenig begeistert, zumal es für eine Orgel alles andere als gut ist, wenn es zu kalt ist.

    Im Freien spielen vermeide ich inzwischen so gut es eben geht.
    Bei 10 Grad oder weniger wird die Intonation einfach grauslig.
    Außerdem lassen sich die Mundstücke so weit gar nicht auf den Korken schieben wenn es nahe an 0 Grad geht.

    Manchmal passiert auch so etwas:
    Ein geplantes, immer sehr schönes Krippenspiel im Freien (mit lebensgroßen Figuren und Aufbauten) wurde kürzlich abgesagt, weil sich aus der verantwortlichen Gruppe zwei Parteien gebildet hatten, die sich verkracht haben.
    Die Streiterei war und ist kindisch, kommt mir aber wegen der Spielerei nicht ganz ungelegen.

    LG
    Mike
     
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  9. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    Bei zunehmender Dichte steigt die Schallgeschwindigkeit.

    LG
    Groot
     
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  10. hoschi

    hoschi Strebt nach Höherem

    habs ähnlich empfunden...
    wir haben immer einen nachbarschafts weihnachtsmarkt gestaltet, imemr draussen, immer kalt/nass...und immer hochmotiviert...
    eine blockflöte, eine ziehharmonika, cajón und mein tenor.
    die 3 instrumente passten schon so nicht artig zusammen,
    aber mit der inbrunst von leckeren glühwein, einigen punschen bekamen wir doch doll lust auf 3-4 lieder zusammen.
    das horn hat gar nicht mehr gepasst, die flöte liess langsam nach, und die verbeibenden 6 stimmen haben umso lauter mitgesungen.
    das cajón hat bis zum schluss druchgehalten;)
     
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  11. Gisheber

    Gisheber Ist fast schon zuhause hier

    @Werner "Neu war mir, das die Tiefen noch tiefer waren als der Rest des Horns." #1

    Das erklärt sich aus der Länge der Luftsäule, welche zum Beispiel beim "tiefen" C doppelt so lang ist als beim "mittleren", kurzen C.

    Wenn du dein Instrument, welches bei Raumtemperatur gut "in sich" stimmt, bei Kälte um zum Beispiel 10 mm kürzer machst (Mundstück reinschieben) damit das kurze C stimmt, dann bräucht es für das tiefe C insgesamt 20 mm damit das tiefe C stimmen würde. Und dann wäre das kurze C zu hoch.

    Gruß
    Klaus
     
  12. Gisheber

    Gisheber Ist fast schon zuhause hier

    @ehopper1 "Ich spiele häufig in Kirchen [...]" #8

    Hier sollte das Zusammenspiel nicht so problematisch sein da die Orgelpfeifen bei Kälte mit den gleichen physikalischen Problemem zu kämpfen habe wie Blasinstrumente: bei kalter Luft-Temperatur der in den Pfeifen wird der Ton ebenfalls tiefer.

    Gruß
    Klaus
     
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  13. Gisheber

    Gisheber Ist fast schon zuhause hier

    @bebob99 "Ein kaltes Instrument wäre sogar kürzer als ein warmes. Eigentlich müsste dadurch die Intonation steigen." in #3

    Das ist auch tatsächlich so. Aber leider ist der der Effekt der Luft-Temperatur (Luft-Säule im Instrument) etwa 10-mal so stark wie der Effekt der der Blech-Verkürzung. Die Schallgeschwindigkeit nimmt bei tiefen Temperaturen dramatisch ab. Dadurch wird die Frequenz tiefer.

    Gruß
    Klaus
     
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  14. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich werde jetzt das Instrument wechseln.

    :D
    Mike
     
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  15. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    die Instrumente sind in aller Regel auf 440/442 Herz bei 21 Grad Celsius gestimmt. Hast du 0 Grad, stimmt das Instrument in sich mit der richtigen Mundstückposition
    immer noch, nur eben nicht mehr auf 440/443 Herz. Stimmt einfach tiefer ein und akzeptiert die Physik. Zudem alle Wind Instrumente das gleiche Problem haben.

    Claus
     
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Die Kaltwindinstrumente (z.B. Akkordeon) haben ein deutlich anderes Problem als die Mundgeblasenen. Es bleibt kompliziert. Die einzige Lehre aus den hier ja eigentlich gut dokumentierten Schwierigkeiten kann eigentlich heißen, ab z.B. 10°C nicht mehr zu spielen.

    Dann sind da aber noch die Unwägbarkeiten des Wetters (z.B. 10° + Wind) und langfristige Verträge. Es gibt einfach Situationen, da muss man durch, weil die Bedingungen halt anders als erwartet sind und man trotzdem seine "Arbeit anbieten" muss, um nicht nur ohne Gage, sondern auch noch ohne Fahrtkostenerstattung und mit "schlechtem Ruf" abzureisen.
     
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  17. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ein gängiger Irrtum bei Schallausbreitung in Luft bei Umgebungsdruck: http://www.sengpielaudio.com/Rechner-schallgeschw.htm

    Hier ist eigentlich nur die Temperatur entscheidend. Die sorgt für unterschiedliche Luftdichte, aber die Differenzdichte rechnet sich wieder heraus.
     
  18. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Als ich das Stück für den Adventskalender eingespielt habe, war mein Keller saukalt. Mein Theo Wanne Brahma HR konnte ich gar nicht weit genug aufschieben, um die Intonation einigermaßen hinzukriegen. Auch mehrmaliges pusten von warmer Luft half da nicht genügend.
    Glücklicherweise habe ich noch mein Saxscape Xtra Dark. Mit dem ging es dann schon deutlich besser.
    Zudem habe ich für die Aufnahme ein Stück mit moderatem Tonumfang gewählt, damit ich die Intonation nicht oben und unten passend zu sehr hinbiegen musste.
     
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  19. SaxFrange

    SaxFrange Ist fast schon zuhause hier

    :) Heute Frischluftübung, südlich von München. Herrliche Wintergegend, Mundstück rein was geht, erst das Fiberred mit der FL Drahtblattschraube, dann Holzblatt mit GF Befestigung - Immer rutschte mir das Blatt nach vorne. Die Finger mögen auch keine - 8° .Die Akkus haben alles gut vertragen. Zoom, Marschall, Tap und Mischer. Respekt allen die mit Hörnern odg. Töne erzeugen und dann noch zusammen. Eine tolle Leistung der Bläser auf den Weihnachtsmärkten.

    Das Playpack war hervorragend ! Dachte kurz so 15 min. geht das.
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  20. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Nix Intonation. Nach der vierten Nummer ist das Sax bei -8 Grad eingefroren. Die Trompeten erstaunlicherweise nicht. Die haben aber auch nicht über drei Kilo Messing zu erwärmen.
    Von Intonation und Klang wären wir bereit gewesen für die ägyptische Nationalhymne.(-:
     
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