Ist die Musik wie eine Fremdsprache?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Hombresaxofón, 22.Juli.2012.

  1. flar

    flar Guest

    Moin, moin
    ich sehe einen Unterschied zwischen dem erlernen einer Fremdsprache und dem erlernen eines Instruments. Wenn wir beginnen eine Fremdsprache zu erlernen beherschen wir bereits unsere Muttersprache, wir sind es gewohnt Laute hervor zu bringen! Wenn uns nun jemannd ganz langsam drei Worte in einer Sprache die wir nicht kennen vorspricht werden wir diese Worte wiederholen können, auch ohne deren Bedeutung zu kennen. Wenn jemannd noch nie ein Saxophon in der Hand gehabt hat und bekommt drei Töne vorgespielt wird er diese nicht wiederholen können, er muß erst einmal lernen wie er sie erzeugen kann. Das macht das erlernen eines Instruments meiner Meinung nach erheblich schwieriger als das erlernen einer Sprache! Eine Altersbegrenzung bei lernen sehe ich nicht, höchstens wie weit man kommt mit dem was man erlernen will. Ich übe seit 31 Jahren meinen Beruf aus und lerne immer wieder was dazu, jeden Tag. Wenn da jemand mit 46 Jahren anfängt wird er das höchst wahrscheinlich nicht einholen können, aber erkönnte durch aus weiter kommen als ich in den ersten zehn Jahren, vielleicht weil er einfach besser lernt, oder mehr Talent hat oder auch ganz einfach besser durch schaut was man braucht und was nicht.
    Für mich ganz persönlich sehe ich das so, wenn ich aufhöre zu lernen könnte auch einer den Deckel zuklappen ;-).

    Viele Grüße Flar
     
  2. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    "Wenn uns nun jemannd ganz langsam drei Worte in einer Sprache die wir nicht kennen vorspricht werden wir diese Worte wiederholen können, auch ohne deren Bedeutung zu kennen. Wenn jemannd noch nie ein Saxophon in der Hand gehabt hat und bekommt drei Töne vorgespielt wird er diese nicht wiederholen können, er muß erst einmal lernen wie er sie erzeugen kann."

    Da würde ich dir mal in Teilen widersprechen wollen.

    Es gibt tatsächlich Menschen, denen kann ich noch so viel richtig vorsagen, die können es aus mannigfaltigen Gründen nicht nachsprechen. Sei es, da sie es nicht hören (ganz schwer bei Sprachfarbe und Rhythmus) oder weil sie es physisch nicht können.
    Warum können manche Menschen das "th" im Englischen nicht sprechen, das hat nichts mit Faulheit zu tun, sie können es einfach nicht. Dabei ist es nur Zungenspitze zwischen die oberen und unteren Schneidezähne leicht einklemmen und unter druckaufbauender Luftabgabe dieselbige wegziehen. Oder gleiches wo ich die Zunge aber nur an die innere Schnittkante der oberen Schneidezähne drücke. (alles sehr theoretisch) Und doch können es viele nicht. Gerade Deutsche tun sich da gerne schwer. Ebenso das rollende r im Englischen, oder das harte rollende r im Spanischen, oder die Nasallaute im Französisch, oder die (s)ch Formung im Schwedischen, oder die Klicklaute im Afrikanischen. Mal am Rande wusstest du, dass wir im Deutschen Knacklaute haben, die es in keiner anderen Sprache gibt und an denen uns Spanier bspw. immer erkennen?

    Das alles spricht dafür, dass wir in der Spracherwerbsphase unserer Entwicklung als Baby (Kleinkind) die Laute, die wir vorgesprochen bekommen üben. --> Stichwort Brabbeln. Wer nicht brabbeln durfte als Kind hat meist Sprachprobleme (ist irgendwo schon mal nachgewiesen worden) Es gibt natürlich ausnahmen, weil warum sonst gibt es Leute, die sowas tortzdem können, obwohl sie vllt. weder brabbeln durften noch die Laute vorgemacht bekamen. Dies sind häufig Leute die absolut hören oder absolut gehört haben und dies dann verloren haben.

    Und genauso gibt es Menschen, die noch nie ein Sax in der Hand gehabt haben und, die die drei vorspielten Töne mit den ersten Versuchen reproduzieren können.

    Das sind die Wunder der Natur, aber was nützt uns das, gar nichts. Üben müssen wir alle, auch unsere Sprache (und nicht zu vergessen die Grammatik)
     
  3. Gast

    Gast Guest

    @Trötomanski

    OK....ich oute mich mal....

    Ich bin inzwischen spezialisiert auf alle Formen der Demenz, des Alzheimers und des Wahnsinns. Wer also vergisst, wie herum er/sie seine Hupe halten muss - kann sich gerne an mich wenden.

    @Clownfisch
    Ja....da ist was dran !
    Ich kenne das Beispiel aus Äthiopien, dass sie dort z.B. das Wort SCHLÜSSEL nicht ausprechen können....es wird immer SCHALLÜSSEL draus, weil sie sowohl in ihrer Schrift wie auch Sprache immer Vokale zwischen den Konsonanten haben.
    ICH dagegen habe mich im Amharischen ( der dortigen Amtssprache) lange Zeit schwergetan 5 verschiedene Rrrrs oder Chhhs zu differenzieren oder auch nur sprechen zu können.
    In solchen Fällen hinkt natürlich der Vergleich FREMDPSRACHE und MUSIK.....denn Musik ist ein Internationales Medium, welches selbst im Bereich von Vierteltönen, Atonalität, schräger Stimmung und ähnlichem - auf einem Instrument leichter zu lernen ist, als im eigenen Kehlkopf und den eigenen Stimmbändern.

    Ich hatte mal ein wahnsinnig fettes Buch über die Musikalischen Gebräuche Afrikas ausgeliehen......da kam das schöne Beispiel vor, dass ein Europäer all die Einheimischen Instrumente ""RICHTIG" stimmte....um mit ihnen zu harmonieren. Die Afrikaner gingen jedoch flugs daher und VERstimmten ihre Instrumente wieder, weil ihnen diese Tonale Passigkeit nicht genug ""akkustischen Reibungseffekt"" hervorbrachte. SOWAS kann man ja lernen.....aber die Klick und RRR-Laute mancher Sprachen wird man evtl nie ganz draufbekommen.....und IMMER einen Akkzent behalten...egal wie gering er auch ausfallen mag.

    Es gibt immer wieder Deutsche, die mich fragen, ob ich aus dem Ruhrpott stamme.....Tja....ich bin zwar dort geboren...jedoch ist meine Familie in meiner frühesten Kindheit schon dort weggezogen....bevor sich meine Sprache überhaut richtig entwickelt hatte. Ich bin dann Englischsprachig aufgewachsen....und schnacke im Deutschen eher ein Norddeutsches Platt oder ein Schwäbisches Genuschel......( oft ein Kauderwelsch aus beidem)...und dennoch erkennen manche meinen Sprachinput aus dem Ruhrpott...was nebenbei einer der wenigen Dialekte ist, den ich GARNICHT nachmachen kann.

    Musikalisch mag das ähnlich sein....man wird IMMER gewisse Akzente behalten.....aber ich denke, gerade auf dem Sax lassen die sich besser kaschieren als in den Stimmbändern ;-) ;-)

    LG

    CBP
     
  4. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Es kommt auch immer darauf an WER einem etwas beibringt!

    Einer der besten europäischen Lehrer, Leader, Direktor und Pädagogen ist Joan Chamorro!

    http://www.youtube.com/watch?v=8HYXaXLkzPk&feature=player_embedded

    http://www.youtube.com/watch?v=b1OMrJCjo1w&feature=player_embedded

    http://www.youtube.com/watch?v=laWbkS2SBMc&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=5PBL2GX5NC0&feature=player_embedded


    http://www.youtube.com/watch?v=Simg8bsU4TQ&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=7WvKb3_ivEY&feature=related


    http://www.youtube.com/watch?v=BhpCXXV7ggQ&feature=related


    Grüße the Steamer
     
  5. Mugger

    Mugger Guest

    Danke, so sehe ich das auch.

    Grüßle
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Ha, da kenne ich ein paar Beispiele!

    Eine meiner derzeitigen Haupt-Bands sind die "Ewood Brothers", bis auf mich über 65-jährige Rentner, die nach ihrem früheren Erwerbsleben nun einer zweiten Karriere als Berufsmusiker nachgehen.

    Gut, keiner von ihnen hat erst kürzlich mit der Musik angefangen, sie sind alle jahrzehntelang geübte ambitionierte Amateure, aber so viel und intensiv wie jetzt haben sie früher nicht gespielt.

    Wir haben inzwischen schon mehrere CDs heraus gebracht, die gut ankommen, spielen nicht gerade wenig und planen eifrig neue Projekte.

    Warum auch nicht?
    Besser als zu Hause rumsitzen, ab und zu die Enkel hüten (die teilweise auch bereits erwachsen sind) und die Ehefrau nerven ist das allemal! :-D


    Viele Grüße,
    Rick
     
  7. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Warum soll ich meinen Akzent kaschieren? Das bin doch ich, der gehört doch zu mir.

    Was wäre ein "Mister Pumpernickel" oder ien Mal Sandock in reinstem Hochdeutsch oder ein Bill Ramsey oder auch ein Karell Gott??


    Cheerio
    tmb
     
  8. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo CPB,
    das kaschieren des Dialekts ist jedoch keine reine Frage der Stimmbänder, spricht der Aussprache, sondern auch der Wortwahl und Grammatik. Selbst bei perfekt standartsprachlicher Aussprache werden sich die meisten Deutschen dennoch einer bestimmten Region zuordnen lassen:)

    "sehen", "kucken", "gucken" oder "schauen" ?

    "Das ist mir" oder "Das gehört mir" ?

    "Ich besuche Dirk" oder "Ich besuche den Dirk" ?

    "Die Butter" oder "Der Butter" ?

    Die meisten Menschen, die aufgrund ihrer Aussprache glauben, keinen Dialekt zu sprechen sind von der Standartsprache doch weiter entfernt, als sie es glauben:))

    Viele Grüße, Dirk
     
  9. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Völlige Zustimmung Dirk!
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Geht mir ebenso - irgendwie bin ich immer dran, irgendwas zu lernen.

    LG, Claudia
     
  11. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Egal, was Du machst, es gibt einen 8-jährigen Chinesen, der es besser kann.
    Ich werde kein Chinesisch mehr lernen und auch kein Charlie Parker werden - so what?
    Auch wenn ich die Fremdsprache nicht mehr perfekt können werde - so what?

    Grüße,

    Wanze
     
  12. Gast

    Gast Guest

    @47mtb

    Nein...man MUSS seinen Akzent ja auch nicht kaschieren...wenn er gefällt und passt.
    Ich dachte hier eben an das Saxlernen im Vergleich zum Fremdsprachen lernen >> wenn ich mit Marschmusik grossgeworden bin und eigentlich eher im Zweivierteltakt denke, kann ich musikalisch eher noch in andere Musikrichtungen umlernen >>( den Akzent kaschieren) als z.B. ein A. Hitler mit seinem kernig rrrollenden R jemals einen Kaugummikauenden Texasakzent lernen könnte.

    ;-)

    CBP
     
  13. Gast

    Gast Guest

    @Dirk

    Ich denke, es kommt dabei weniger auf gewisse Wortwahlen an...
    sondern vorrangig auf den Singsang der Sprache.

    Ob ein Schwabe nun sagt "Des is fei luschdig" > Oder "Das ist aber komisch"....er wird dabei immer den Schwaben verraten.

    Vielleicht hätte ich ""GEISTIGE Stimmbänder" schreiben sollen...denn von so einer sprachlichen Prägung kommt man schwer los.

    LG

    CBP
     
  14. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Bitte nicht Dialekt und Akzent verwechseln!
     
  15. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Ist die Musik wie eine Fremdsprache?

    Direkt betrachtet, behört.... eigentlich nicht!

    Es ist eigentlich die einzige Sprache, die verschiedene Kulturen verbindet.
    Nicht so sehr über die Notation, Harmonielehre etc. eher über das Feeling.

    Die deutsche Auffassung oder Einstellung kann es allerdings zu einer Fremdsprache mutieren lassen.

    Wenn gelegentlich internationale Musiker die Deutschen für `gestelzt`, `verkrampft`, `überkandidelt` und `abgehoben` halten, dann kommt das nicht von ungefähr.

    Obwohl es auf der ganzen Welt Beispiele der einfachen und durchaus gelungenen musikalischen Kommunikation und Darbietung gibt, ein Deutscher ist immer darunter,
    der in der Analyse alles in Grund und Boden sabbelt anstatt sich mal vom Gefühl tragen zu lassen.

    Abgesehen von der Klassik, ist es eigentlich eine Errungenschaft, dass andere die Weltmusik dominieren!

    Man könnte Saxern zurufen, ein bisschen Albert Ayler schadet nicht!

    http://www.youtube.com/watch?v=4Id6N30MuII&feature=related

    [​IMG][​IMG][​IMG]

    Grüße the Steamer
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ist ja lustig das gerade viele amerikanische Jazzmusiker immer wieder von Musik als Sprache reden und diese sich auch in unterschiedlichen Stilen unterscheidet. Da wird auch gerne mal von für gewisse Stile üblichem Vokabular und Grammatik gesprochen. Und ehrlich gesagt nervt das immer mit den Begriffen mit denen immer angeblich Deutsche bezeichnet werden. Ich denke Menschen zu denen diese Adjektive passen findet man überall auf der Welt. Ich kenne zumindest genug Musiker aus anderen Länder auf die das genauso zutrifft. Und ich kenne auch genug Musiker aus anderen Ländern die ihr Instrument ohne Gefühl rein technisch zu Tode spielen. Die Analyse ist wichtig für das Verständnis muss sich aber mit dem vom Gefühl tragen lassen durchaus die Waage halten.
     
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