J.S. Bach und der lange Atem

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von coolie, 22.August.2013.

  1. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Hallo Saxer,

    hier eine Frage an die "Klassiker":
    Im Moment habe ich große Lust, Stücke von J.S. Bach zu spielen. Vor ein paar Tagen nahm ich mir die "Partita in A Moll" vor, für Altsax transponiert in F# Moll. Das ganze Stück besteht aus 16tel Noten und ist ohne (Atem-) Pause notiert.
    Was macht man als Bläser in einem solchen Fall? Lasse ich Noten am Anfang einer Phrase oder am Ende weg?

    LG

    Uli
     
  2. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Zirkularatmung
     
  3. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Ich habe es befürchtet:)
     
  4. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hi Coolie

    Ist zwar kein Lösungsvorschlag - aber das war wohl ursprünglich nicht für Bläser gedacht, oder? Ev für Oboe? Da herrschen dann natürlich andere Luftverhältnisse.

    So wird man wahrscheinlich irgendwo, wo es Sinn macht, eine Note "fressen" müssen um zu Atmen, oder es gäbe eine künstliche Pause.

    Zirkuläratmung, ja, klar, aber das lernt man ja auch nicht mal so auf die Schnelle. Mir hat seinerzeit der Klarinettenlehrer gezeigt, wo man am Besten in Läufen Atmet, aber auch da war es oft schwierig, ohne kleines "Unterbrechen" durchzukommen. Aber beim Sprechen muss man ja auch Atmen und es ergibt sich so eine natürliche Strukturierung.

    Pauschal kann man keine Angaben machen, die Atmung sollte an einer musikalisch sinnvollen Stelle gesetzt werden, zwischen zwei Phrasen. Aber das weisst du wahrscheinlich ja alles auch schon...

    LG
    antonio
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Das ist mir auch schon bei einer Originalkomposition passiert (weiß nichts mehr darüber - laaang ists her). Der Komponist bat im Klappentext ausdrücklich darum, selber nach Bedarf und Geschick Atempausen zu setzen. (Von Zirkularatmung sprach damals noch niemand - Roland Kirk war der einzige Praktizierende und viel Bewunderte weit und breit).

    Herman
     
  6. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Hör die mal bei Youtube verschiedene Versionen an. Man darf ruhig mal eine richtige Atempause einbauen und dann neu ansetzen. Das gibt dem ganzen Stück mehr Ruhe als zu versuchen einem Metronom hinterher zu hetzen.
     
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    matthiAS schrieb:

    So deutlich habe ich es nicht gewagt zu sagen. Ist aber klar auch meine Meinung.
     
  8. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    @antonio: Die Noten sind für Flöte gedacht.
    @alle:
    Danke für eure Kommentare. Ich werde das Stück mal ganz langsam durchspielen und mir geeignete Atempausen markieren.

    Kannten denn Bach und seine Zeitgenossen auch schon die Zirkularatmung?

     
  9. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Ja, aber nur an der Orgel. ;-) Ansonsten bringts MatthiAS gut auf den Punkt.
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    die Partita (erster Satz) ist in der Hinsicht etwas ganz Spezielles.

    Die Kunst besteht genau darin, eben nicht per Zirkularatmung über die 16tel zu rauschen, sondern sinnvoll separierte Phrasen zu finden. Man lernt dann (eigentlich) schnell, dass es beliebig viele wunderschöne Möglichkeiten gibt.

    Dann machen auch die Wiederholungszeichen plötzlich Sinn.

    Übrigens macht es m.E. sehr viel mehr Sinn, die Partita auf dem Sax wie auf der Flöte, dann eben klingend C-moll (auf dem Alt) zu spielen. Dafür ist das Teil geschrieben.

    Gruß,
    Otfried
     
  11. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Genau Otfried, ich habe auch schon viele Cellisten und Geiger gehört, die in die Interpretation der Suiten oder Partiten Mikro-Zäsuren, quasi als "Atempausen", eingebaut haben, um die Musik lebendiger zu gestalten.
     
  12. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Besser nicht. J.S.Bach hat selbst die Lösung in seiner "Gebrauchsanweisung" zur Niederschrift der Inventionen und Sinfonien von 1723 geliefert: "am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen zu erlangen,", was nichts anderes bedeutet als dass die Musik gesanglich bzw. singbar sein soll und eben nicht ein Ablauf atemloser 16tel. Dann ergibt sich die Notwendigkeit des Innehaltens und Luftholens ganz natürlich (auch wenn das an Tasteninstrumenten gerne ignoriert wird). Das war im Barock selbstverständlich, Ausführungszeichen dafür nicht üblich.

    Gruß
    Saxfax



     
  13. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Ich habe mir inzwischen (Tipp von Matthias) einige Youtube Videos mit diesem Stück angeschaut.
    In der Tat machen die Musiker (Flötisten) dort kleine Atempausen.
    Euere Kommentare waren sehr hilfreich.
    Danke!

    Gruß

    Uli
     
  14. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Dieses Thema ist für mich ein sehr frustrierendes Thema.
    Eigentlich will man es recht machen, es geht aber einfach nicht.
    Meine Ohren schaffen es einfach nicht, die eingesogene Luft in die Lungen zu bringen. Es ist schon frustrierend.
    Wenn dann einmal eine Atempause da ist, ist die immer viel zu kurz. Ich schaffe es zwar, die Luft in meinen Lungen zu geniessen, es reicht aber irgendwie nicht, eine Stütze aufzubauen. Die Luft ist einfach am falschen Lungenflügel hängen geblieben...
    Bei gewissen Läufen lasse ich mal eine Note aus und nutze diese zum Atmen. Es reicht dann zwar zum Einatmen aber nicht um Power daraus zu ziehen.
    Für mich also ein äusserst frustrierendes Thema.

    Aber: Wenn man sich als Amatuer damit auseinander setzt lernt man sehr viel.
    Was? Nun, ich sage nur, nehmt Euch vor dem Spielen der Bachsachen auf und wiederholt diesen Prozess nach ein Wochen wieder. Der Unterschied wird Euch vom Sockel hauen.

    Gruss kindofbachisgreat
     
  15. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    Notation ist vor allem eine Gedächtnisstütze für Leute, die sich die Musik nicht merken können :) Im Ernst: Der Versuch, klingende Musik exakt in Schrift umzusetzen, bzw. durch Noten die klingende Musik exakt vorzuschreiben, ist erst jüngeren Datums. Wie geschrieben, ist die Partita offensichtlich nicht auszuführen. "Cantabel" verstehe ich so: Singe die Phrase, dann kommt der natürliche Atem, dann die nächste Phrase. Im Barock ist Musik sehr stark an der Sprache ausgerichtet.
    Gruß
    Wolfgang
     
  16. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Für mich hatte ich hierzu folgende Merker entwickelt:

    1. Richtige Atmung lernen. (Schwangerschaftskurs)
    2. Ich bin keine Maschine und möchte keine werden...
    3. Spiele so, wie du es singen würdest. Also natürliche Pausen machen...
    4. Was keiner hört, kannst du zur Not auch weg lassen. (Symphonisches Blasorchester,...)
    5. Auf den Punkt da sein, ist wichtiger als der Rest.
    6. Du saugst den Ton aus dem Instrument in dir rein und bläst nicht ins Horn.

    Punkt 6 hatte ich von einem Workshop mit Steve Lacy. Die Entwicklung dieser Vorstellungskraft hatte mir ungeheuer geholfen. Ich habe nicht mehr das Gefühl gegen irgendeinen Widerstand zu blasen.

    Aus meiner Sicht ist Frustration nur hinderlich. Ich versuche meine persönlichen Hemmnisse zu akzeptieren und kann mich dann auch über die kleinen Verbesserungen erfreuen.

    Gruß

     
  17. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Bezogen auf den Bach ist dieser Tipp wenig hilfreich, da die Phrasen wohl kaum als gesangsmäßig zu bezeichnen sind.
     
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Stimmt, aber da passt ja dein vorheriger Eintrag!
     
  19. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Wie schon ein paarmal geschrieben wurde, zu Bachs Zeiten wurden keine Artikulation aufgeschrieben. Das lässt Spielraum für Interpretation... falls Deine Interpretation darin besteht, Noten wegzulassen: Auch Ok. :)

    Den Vergleich mit Schwangerschaftsatmung finde ich hier nicht treffend. Bei den schnellen 16tel-Läufen bleibt für mich nur Schnappatmung, wenn ich nicht einen ganzen Takt aussetzen soll.
    (Mal ganz abgesehen von praktischen Problemen. Ich stelle mir das gerade vor, lauter Männer mit ihren schwangeren Frauen und ich mit meinem Sopransax :-D)

    Übrigens vielleicht in dem Zusammenhang ganz interessant: Ich habe gerade Klose: 25 tägliche Übungen gekauft. Der macht z.T. Atemzeichen ganz wo ander, als wo ich sie machen würde. Manchmal ergibt sich dadurch überraschend ein ganz anderer musikalischer Zusammenhang!

    Grüße,

    Wanze

     
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Doch treffend!

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bauchatmung

    "Diese Form der Atmung wird unbewusst eingesetzt, wenn der menschliche Körper entspannt ist, ..."

    Wenn ich eine entspannte Grundatmung habe, kann ich auch ohne Hektik "nachtanken" (Brustatmung).

    Die Atmung ist eine Kombination beider Typen. Frage ist nur, was vorherrscht.

    Töne weglassen nur im Zusammenspiel nicht wenn alleine.

    Gruß
     
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