Jazz, Gesellschaft, Politik und Gefühl

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von ppue, 18.Februar.2016.

  1. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    zwanghaft anders sein - aber ohne persönliche Überzeugung - wie soll das gut sein?
     
    last gefällt das.
  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich glaube durchaus, dass die meisten sehr überzeugt sind von ihrer Modernität.
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Auch Klasse:



    Sehr interessante Stimmung des Tonmaterials in ganzzahligen Verhältnissen, so wie es in den Obertönen vorkommt.
     
    GelöschtesMitglied4288 gefällt das.
  4. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Um es vorweg zu nehmen: Ja, ich bin wohl ein Banause, der es nie lernen wird. Und ein Mindestmaß feinsinnigen Kunstverständnisses fehlt mir auch. Ist wohl nicht mehr zu ändern
    Meine Frage: Habe nur ich den Eindruck, dass die Jungens eigentlich selten miteinander spielen. Da macht jeder so sein Ding, ein Cellist kommt richtig in Schweiss, sieht ganz aufgeregt aus. Warum?.
    Hat gewiss auch etwas mit Hörgewohnheiten zu tun! Vermutlich bin ich zu konventionell, auch der Anblick eines großen blauen Quadrats, 2 x 2 m Acryl auf Leinwand, konnte mich bisher weder in Erstaunen noch in Verzückung versetzen.
    Da jedes Dippchen sein Deckelchen findet, will ich damit keine Daseinsberechtigung absprechen, das sollte klar sein.

    Heute morgen total verketzert
    quax
     
  5. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Jazz ist sicher nicht Tod, erstarrt aber mittlerweile immer mehr in Klischees und Konventionen!
    Die Epigonen des Jazz werden ja nicht deswegen gut bezahlt, bei ihren Auftritten, dass sie neues schaffen, sondern deshalb, weil sie die Erwartung des Publikums erfüllen, in dem sie so spielen, wie man es von ihnen gewähnt ist, Egal ob Redman jun., Potter oder Eric Alexander.

    Für mich ist das Neue und Revolutionäre am Jazz nie neue musikalische Ausdrucksformen im Funktionsharmonischen Kontext gewesen, wenn man mal von der flatted fifth, der Bluesscale absieht, bietet der Jazz harmonisch nichts, was nicht schon in der E-Musik dagewesen wäre.
    Die neue musikalische Ausdrucksform war in erster Linie der Rhythmus, der beim Jazz neu dazu gekommen ist. Swing, Südamerikanische Rhythmen, und später die ungeraden Metren 5/4, 7/8 usw. Oder afrikanische Trommeln mit europäischer Harmonisierung.

    Das eigentlich Neue am Jazz im Vergleich zur Klassik bzw. E-Musik ist die Improvisation, weshalb ich es auch vorziehe, von Improvisierter Musik zu sprechen, im Gegensatz zur Komponierten Musik.
    Dieses improvisatorische Prinzip im Jazz hat meines Erachtens zu einer Demokratisierung der Musik geführt. Jeder, der ein Instrument spielt konnte anfangen mitzureden, und zwar nicht nur in tradierten Formen bei der Reproduktion von Volksliedern, sondern auf mehr oder weniger kreativer Weise durch Improvisation.
    War die Klassik mit ihren Kompositionen ein Produkt Europas, so wurde der Jazz in Amerika populär. Das 20. Jahrhundert war mithin ein von Amerika musikalische geprägte Ära. Diese Ära geht nun langsam zu Ende.
    Der Asiatische und Pazifische Raum wird sicherlich in der Zukunft mehr und mehr Einfluss auf neue Entwicklungen der Musik nehmen. Darüber hinaus wird die Digitalisierung und die Elektronik die Musik stärker beeinflussen. So wird Musik nicht mehr nur noch durch die Kombination von Tönen erzeugt, sondern von der Überlagerung und Vermischung von Samples, also Musikfragmenten. Damit kann jeder, der sich an seinem Computer ein DAW Programm aufspielt Musik machen - die Beherrschung eines Instrumentes ist keine Voraussetzung mehr.

    Ein Musiker, der versucht, die Grenzen der Musik weiter auszuloten und voran zu treiben ist meiner Ansicht nach der Neuseeländische Saxophonist Hayden Chisholm, der sehr interessante Projekte rund um den Globus und auch viel in Deutschland realisiert:







    Auch interessant ist der indische Saxophonist Rudresh Mahanthappa



    Was das Mischen von Samples anbetrifft, ist er immer noch der große Meister - Carl Cox:



    Und einer, der auch völlig Neues macht, mit Steinen, ist Klaus Fessmann:



     
    GelöschtesMitglied7838, Rick und ppue gefällt das.
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Genau! In der DJ und Clubbing Szene findet wirklich neue Musik statt.

    Früher hat der DJ nur aufgelegt, dann angefangen zu vermischen.

    Heute kreiiert der DJ neue Musik durch Sampling, Verfremden, Mischen, etc.

    Was da passiert nehmen wir gar nicht richtig wahr, weil wir altersmäßig viel zu weit weg sind.

    CzG

    Dreas
     
  7. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Klasse Tread! Da gibt es ja ganz viel neues zu hören!

    Interessant ist die Seite des Saxophonisten Philipp Gerschlauer: http://gerschlauermusic.com/home-eng.html#thome

    Er arbeitet mit dem harmonischen System von Harry Partch (Tonskala über 43 Stufen).

    Auf der Seite von Gerschlauer findet man/frau Aufnahmen und die dazugehörigen Noten bzw. Erklärungen zu den Intervallen.
     
  8. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Philipp Gerschlauer ist großartig, danke für den Tipp, Peter!!
     
  9. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier



    Bist nicht der einzige Banause.
    Tut mir leid Leute, mich erinnert das Ganze irgendwie an:



    und was das alles mit Gesellschaft, Politik und vor allem Gefühl zu tun hat kommt vielleicht weiter hinten im Fred noch zur Sprache?
    In einem Nachbarthread war die Rede davon, dass Jazz aufgrund mangelnder Verkaufszahlen tot sei.
    In dem Streben zwanghaft was Neues, möglichst für das gemeine Volk Unverständliches, zu schaffen, wird man so Totgeburten produzieren.
    Aber immerhin beweist man, dass man in hohem Maße intellel ist.
     
    Smoothie, rbur, last und einer weiteren Person gefällt das.
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Heute ist einfach ALLES möglich!

    DasProblem ist eher, dass uns nach so vielen Jahren nur noch wenig überraschen kann. Die Musik hat sich insgesamt vervielfacht.

    Weiterhin bin ich heute in meinem eigenen musikalischen Universum und möchte keine Revolution sondern lediglich Evolution.

    Den Saxophonisten Rudresh Mahanthappa (mag ich!) empfinde ich authentisch und dies ist inzwischen mein größtes persönliches Kriterium.

    Gruß
     
    zwar gefällt das.
  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies zeigt nur, dass es gesellschaftliche Kreise gibt, die spezielle Musik hören, weil es chic ist.
     
  12. last

    last Guest

    Ei, der Daus! Woran mag das wohl liegen? ;)
     
  13. last

    last Guest

    Vielleicht bist Du auch einfach nur dem Hurz nicht auf den Leim gegangen! ;)
     
  14. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Gerade die Reaktion der Zuhörer zeigt doch, das ihnen das Zufällige und nicht in einen Sinnkontext Eingebundene dieser Parodie erkennbar ist. Oder gibt es entsprechende Reaktionen bei "richtigen" Konzerten zeitgenössischer Komponisten?
    Mir sagte mal ein Lehrer, das man auch bei neuer Musik erkennt, wenn sich jemand verspielt. Das scheint mir richtig zu sein.




    http://www.swing-jazz-berlin.de/
     
  15. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Vielleicht ist "Hurz" ja die Zukunft der Musik?

    Einstein hat seine Relativitätstheorie sicher nicht postuliert, mit der Absicht, etwas zwanghaft Neues, möglichst für das gemeine Volk Unverständliches zu schaffen. Für jemand, der sich mit Physik beschäftigt, ist das auch keine Totgeburt.
    Das sollte man auch für Musik gelten lassen und zur Kenntnis nehmen, dass es neben "Herzilein" oder Dieter Bohlen durchaus noch Bereiche gibt, wo die Beschäftigung mit Musik und Klängen auch nach wissenschaftlichen empirischen Kriterien erfolgt und das es Menschen gibt, die sich mit so etwas auseinandersetzen und denen so etwas mitunter sogar gefällt!
    Ob das für Dich intellel ist oder nicht, interessiert in dem Zusammenhang keine Sau!
     
    Rick und Bereckis gefällt das.
  16. last

    last Guest

    Man kann auch hergehen und mit einem Stück Kreide ein Quadrat auf den Asphalt malen und rufen: "Seht her! Dies ist ein Kreis!"
    ...kann man machen. Ist Meinungsfreiheit.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Das ist die Methode der Erzeugung einer Kognitiven Dissonanz, die sowohl bei Gag-Pointen als auch im Horror-Genre auf die Spitze getrieben wird.
    Wie eine Dusche fürs Gehirn, erfrischt und hält den Kopf fit.

    Es gab schon immer vor allem zwei gesellschaftliche Aufgaben der Kunst:
    - Unterhaltung, Zeitvertreib
    - geistige Anregung

    Wenn Du etwas als Kunst ansiehst, dann ist es eben so.
    Der eine bemerkt eine herrliche Landschaft, die zum Träumen anregt, kann sich in den Tiefen des Horizonts verlieren. Der andere sieht bloß Topografie.
     
    Marko74, zwar, last und einer weiteren Person gefällt das.
  18. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Klar, Du musst nur die Metrik anpassen, wo ist das Problem? Bei einem Kreis sind alle Punkte auf dem Umfang gleich weit vom Mittelpunkt entfernt Du musst also nur die passende Metrik nehmen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/P-Norm
    Was dann wie ein Quadrat aussieht, ist der Einheitskreis für die Maximumsnorm. Erstes Semester Mathe ...

    Grüße
    Roland
     
    Woliko und zwar gefällt das.
  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Doch, könntest Du.

    Die Frage ist nur: willst Du das? Nein ist übrigens eine valide Option.

    Grüße
    Roland
     
    zwar und Rick gefällt das.
  20. last

    last Guest

    Sach ich doch - kann man machen. ;)
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden